4089/AB XXIII. GP
Eingelangt am 13.06.2008
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möglich.
BM für europäische und internationale Angelegenheiten
Anfragebeantwortung
Die
Abgeordneten zum Nationalrat Mag.a Ulrike Lunacek, Kolleginnen und
Kollegen haben
am 18. April 2008 unter der Zl. 4119/J-NR/2008 an mich eine schriftliche
parlamentarische
Anfrage betreffend
„Anrechenbarkeit des Tschad-Einsatzes als Teil der österreichischen
EZA-Leistungen angesichts so gut wie nicht vorhandener Erhöhungen anderer
EZA-
Mittel" gerichtet.
Diese Anfrage beantworte ich wie folgt:
Zu den Fragen 1 bis 5:
Die Kriterien für die
Anrechenbarkeit von Ausgaben als offizielle Entwicklungshilfe (ODA)
werden vom Entwicklungshilfekomitee der
Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit
und Entwicklung (OECD-DAC) festgelegt und sind für alle Staaten gleich.
Die Entscheidung,
ob Ausgaben als offizielle Entwicklungshilfe angerechnet werden, wird
somit nicht von
Österreich getroffen.
Die
Anrechenbarkeit der Kosten von Friedensmissionen als ODA hängt laut den
geltenden
Melderichtlinien
des OECD-DAC vom jeweiligen Mandat der Mission ab. Zur Klärung der
Frage, ob der
EUFOR-Einsatz im Tschad diesen Kriterien entspricht, hat die für die
Einmeldung der österreichischen ODA zuständige Austrian Development
Agency (ADA)
Ende letzten Jahres bei der Statistikabteilung der OECD nachgefragt und die
Auskunft
erhalten, dass die Tschad-Mission eine Friedensmission sei und Beiträge
dazu daher im
Rahmen der geltenden Regeln des OECD-DAC
als ODA anrechenbar sind.
Die
EUFOR-Mission im Tschad hat auf Basis der Sicherheitsrats-Resolution 1778
(2007) der
Vereinten Nationen
(VN) einen humanitären Charakter: Aufgabe der Mission ist der Schutz
von Flüchtlingen und intern Vertriebenen sowie die Verbesserung der
Sicherheitslage, um
humanitäre Hilfsleistungen zu erleichtern.
Aufgrund
dieses humanitären Charakters entspricht die Mission auch den Zielen der
österreichischen
Entwicklungszusammenarbeit (OEZA). So sieht auch das aktuelle
OEZA-Dreijahresprogramm humanitäre Hilfe in Form von
Sofortmaßnahmen,
Wiederaufbauprojekten und Präventionsprojekten vor.
In
Übereinstimmung mit den Melderichtlinien des OECD-DAC hat Österreich
in seiner
Vorausmeldung für das Jahr 2007 einen Betrag von € 840.000 für
die Tschad-Mission
einberichtet. Die Bestätigung der
tatsächlichen Anrechenbarkeit durch das OECD-DAC
erfolgt jedoch erst im Herbst 2008 im Rahmen der Bekanntgabe der ODA-Leistungen
aller
DAC-Mitglieder. Die Daten des Jahres 2008 werden erst im Frühjahr
2009 erhoben.
Hinsichtlich der Gesamtkosten des
Tschad-Einsatzes des Österreichischen Bundesheeres
verweise ich auf die Beantwortung der
parlamentarischen Anfrage Zl. 4120/J-NR/2008 durch
den Bundesminister für Landesverteidigung.
Zu den Fragen 6 und 7:
Die Anrechenbarkeit
von Teilen der Kosten des Tschad-Einsatzes als ODA führt zu keinerlei
Reduzierung anderer ODA-Mittel. Sie hat
daher auch keine Auswirkungen auf österreichische
Leistungen im Rahmen der aktuellen Nahrungsmittelkrise.
Wie
bereits im Regierungsprogramm festgehalten, bekennt sich die Bundesregierung zu
den
Beschlüssen des
EU-Rates, wonach bis 2010 ein Anteil von 0,51% des
Bruttonationaleinkommens für Leistungen der EZA verwendet werden sollen.
Als für
Entwicklungszusammenarbeit
ressortzuständige Ministerin ist mir die Anhebung gestaltbarer
Mittel ein Anliegen. Die Höhe der österreichischen EZA-Mittel
wird im Rahmen der
Budgetverhandlungen 2009/2010 festzulegen sein.
Zu den Fragen 8 und 9:
Humanitäre Hilfe
wird von der internationalen Gebergemeinschaft durchaus als Bestandteil
der Entwicklungszusammenarbeit gesehen. Ein
sicheres Umfeld ist jedenfalls Voraussetzung
für eine nachhaltige Wirksamkeit von Entwicklungszusammenarbeit.
Der Tschad ist kein
Schwerpunktland der OEZA. Im Sinne der Empfehlungen des
OECD-DAC und aus Gründen der
„aid effectiveness" konzentrieren wir die im Wege der
ADA umgesetzte bilaterale Entwicklungszusammenarbeit weiterhin auf die
bestehenden
Schwerpunktländer und -regionen sowie auf eine beschränkte Zahl von
Sektoren, die von
unseren Partnerländern nachgefragt werden und bei denen wir auch
einen komparativen
Vorteil besitzen.