4561/AB XXIII. GP

Eingelangt am 05.08.2008
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BM für Unterricht, Kunst und Kultur

Anfragebeantwortung

Bundesministerium für

Unterricht, Kunst und Kultur

 

 

 

 

Frau

Präsidentin des Nationalrates

Mag. Barbara Prammer

Parlament

1017 Wien

 

Geschäftszahl:

BMUKK-10.000/0199-III/4a/2008

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wien, 4. August 2008

 

 

Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 4781/J-NR/2008 betreffend Präventionsarbeit zum Thema Zwangsehe, die die Abg. Mag. Brigid Weinzinger, Freundinnen und Freunde am 10. Juli 2008 an mich richteten, wird wie folgt beantwortet:

 

Zu Fragen 1 und 2:

In Zusammenhang mit den in den Jahren 2005/2006 seitens des damaligen Bundesministeriums für Gesundheit und Frauen koordinierten Aktivitäten zum Thema „Traditionsbedingte Gewalt gegen Frauen“ wurde zur Information und Bewusstseinsbildung ein eigener Internet-Folder für die Homepage des Ressorts erstellt, der neben der beabsichtigten Thematisierung und Sensi­bilisierung auch Hinweise zu Beratungsstellen und Literaturtipps enthält (http://www.bmukk.gv.at/medienpool/13107/fl_zwangsheirat.pdf). Seitens des Ressorts wurde ferner die Erstellung eines Unterrichtsmaterials zum Thema „Zwangsheirat“ in Auftrag gegeben, das allen Schulen und Lehrkräften zur Verfügung steht und unter http://www.politik-lernen.at/_data/pdf/zwangsheirat_webversion.pdf abgerufen werden kann; die Erstellung des Unterrichtsmaterials ist mit einem halben Personenmonat zu bemessen. Ebenfalls auf der Homepage von Zentrum polis sind im Rahmen der Suchfunktion mit dem Stichwort „Zwangs­heirat“ sowohl weitere Materialien als auch Veranstaltungen zum Thema abrufbar. Weitere spezifische Informationen zu diesem Thema finden sich auch auf dem seit März 2007 bestehen­den Portal „Gender + Schule“, das zwischen 10.000 und 14.000 Zugriffe pro Monat verzeichnen kann: http://www.gender.schule.at/index.php?TITEL=Gender+++Bildung&artikel=1&kthid=10585.

 

Darüber hinaus ist der Verein Orient Express (in Wien) beauftragt worden, an Schulen Workshops zur Information und Sensibilisierung bezüglich des Themas „Zwangsverheiratung“ durchzuführen:

-     2006: 5.000 Euro;

      14 Workshops an Pflichtschulen, höheren berufsbildenden Schulen und Berufsschulen; 351 direkt erreichte Schülerinnen und Schüler.

-     2007: 10.000 Euro;

      20 Workshops an Pflichtschulen, berufsbildenden Schulen und Berufsschulen; 406 direkt erreichte Schülerinnen und Schüler.

      12 Workshops mit Frauen/Müttern; 134 Personen erreicht.

      13 Workshops für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren; 377 Personen erreicht.

-     2008: 20.000 Euro;

      Der diesbezügliche Bericht wird Anfang 2009 vorliegen.

 

In einer eben fertig gestellten Umfrage in vier Bundesländern (Landesschulräte, Mädchen­beratungsstellen, Beratungsstellen für Migrantinnen und Migranten) wurde das Thema „Zwang-sehe“ ebenfalls mitberücksichtigt. Es ist beabsichtigt, die Ergebnisse (voraussichtlich über das Portal „Gender + Schule“) einem breiteren Kreis zugänglich zu machen. Weiters laufen bis Ende dieses Jahres zwei Studien („Zusammen Leben Lernen in der Schule. Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund in Österreich“ und „Gelebte Schulpartnerschaft: Für eine Kultur der Begegnung in der Schule. Interkulturelle Eltern-Lehrerinnen und Lehrer-Kooperation“); auch hier wird auf Zwangsehen Bezug genommen. Eine Verbreitung der Ergebnisse ist geplant.

 

Zu Fragen 3 und 4:

Das Thema ist in den Curricula der Studiengänge zur Erlangung eines (zusätzlichen) Lehramtes der einzelnen Pädagogischen Hochschulen nicht explizit ausgewiesen. Im Wege von Schwer­punktsetzungen bzw. in der Umsetzung des Bildungszieles „Interkulturelle Pädagogik“ ist es jeder Pädagogischen Hochschule in ihrem autonomen Bereich möglich diesen Themenbereich zu bearbeiten. Im Rahmen der Lehrerinnen- und Lehrerfortbildung ist eine Behandlung des Themas als Fragestellung im Rahmen interkultureller, interreligiöser, soziologischer oder kultur­vergleichender Themenansätze im Zusammenhang mit einschlägigem Informationsmaterial sowie diversen Kampagnenformen zur Bewusstseinstrategie möglich; siehe dazu auch die Ausführungen zu Fragen 1 und 2. Berührungspunkte in fortbildungsrelevanten Angeboten (bezogen auf Präventionsziele in Schulen) sind: Nutzung aktueller Anlässe; Unterrichtsprinzipien wie Sexualerziehung, Politische Bildung bzw. Gleichstellung von Mann und Frau; Inhaltliche Behandlung im Rahmen von geschichtlichen/sozialkundlichen und verwandten Bereichen (Grundrechte, Menschenrechte, Eherecht) sowie in migrationsbezogenen Themen.

 

 

 

Die Bundesministerin:

 

Dr. Claudia Schmied eh.