4667/AB XXIII. GP

Eingelangt am 01.09.2008
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BM für Wissenschaft und Forschung

Anfragebeantwortung

                                                                                                                                              

 

 

 

 

 

                                                                                                                                BMWF-10.000/190-Pers./Org.e/2008

 

Frau

Präsidentin des Nationalrates

Mag. Barbara Prammer

Parlament

1017 Wien

 

 

Wien, 1. September 2008

 

 

 

Die schriftliche parlamentarische AnfrageNr. 4673/J-NR/2008 betreffend österreichische Studienrealität, die die Abgeordneten Josef Broukal, Kolleginnen und Kollegen am 2. Juli 2008 an mich richteten, wird wie folgt beantwortet:

 

 

 

Zu Frage 1:

Das aktuelle Verhältnis von Lehrenden und Studierenden in absoluten Zahlen ist der beiliegenden Tabelle zu entnehmen.

Hierzu ist festzuhalten, dass eine reale Betreuungssituation nicht unmittelbar abzulesen ist. Der Betreuungsbedarf differiert sehr stark etwa zwischen Bachelor, Master und PhD, aber auch in den einzelnen Abschnitten. Auch ist die Betreuungsintensität in den einzelnen Fächern teilweise sehr unterschiedlich, worauf bei der Interpretation solcher absoluten Zahlen Rücksicht zu nehmen ist.

 

Zu Fragen 2 und 3:

Aufgrund der überwiegenden Kausalzusammenhänge zwischen fehlenden Lehrveranstaltungs-angeboten und unverschuldeter Studienverzögerung können die zu Frage 4 angeführten Zahlen analog herangezogen werden.

 

Zu Fragen 4 und 7:

Im Zeitraum vom 1. Jänner 2007 bis Stichtag 31. Juli 2008 (die Datenerfassung durch die Studierendenanwaltschaft erfolgt nach Jahren und nicht nach Studienjahren) sind bei der Studierendenanwaltschaft insgesamt neun Fälle zum Themenkreis „mangelndes Lehr-veranstaltungsangebot/Studienzeitverzögerung(en)“ eingelangt, davon drei, bei denen die Personen die Studierendenanwaltschaft für mehrere Betroffene bzw. einen größeren Personenkreis kontaktierte. Im Zeitraum vom 1. Jänner 2004 bis 31. Dezember 2007 gab es insgesamt 105 Fälle zu diesem Thema, davon 19 Fälle, die mehrere Personen bzw. einen größeren Personenkreis betrafen.

 

Eine Tabelle, die die diesbezüglichen Fälle aufgeschlüsselt nach Universitäten und Studienrichtungen erfasst, ist angeschlossen (Beilage 2).

 

Zu Frage 5:

Das Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung verfügt über keine Einzelfall-Statistik zu dieser Frage.

 

Zu Frage 6:

Hierzu liegen keine Daten vor, da eine „Wartelistenführung“ weder bei der Studierenden-anwaltschaft noch bei den für die Universitäten zuständigen Abteilungen ein Erhebungs-gegenstand ist. Aus Erfahrungen ist bekannt, dass an jenen Universitäten, an denen eine übergroße Nachfrage einem zu geringen Angebot gegenübersteht, von den studienrechtlich verantwortlichen Organen bzw. den von diesen dafür eingesetzten Personen und Einrichtungen so genannte „dynamische“ Wartelisten geführt werden, automatisierten Nachrückfunktionen und Stichtagen versehene Dateien, welche nach Maßgabe der verfügbaren Mittel und/oder Nachdotationen die Einrichtung zusätzlicher Lehrveranstaltungsangebote generiert.

 

Zu Frage 8:

Ergebnisse einer Studie zu den Ursachen des Studienabbruches werden voraussichtlich Ende dieses Jahres vorliegen.

 

Ein Wechsel des Studiums oder der Hochschule wurde im Rahmen der Studierenden-Sozialerhebung 2006 von 21,9% der Studierenden angegeben, 2002 waren es noch 27,5%. Bei den Gründen für den Wechsel rangieren eine bessere Studienorganisation und weniger überfüllte Lehrveranstaltungen im mittleren Bereich der Nennungen (siehe angeschlossene Beilage 3). Erfolgte allerdings der Wechsel von einer Universität an eine Fachhochschule, so wird der Wechsel primär mit Studienorganisation 68,2%), enttäuschten Erwartungen an das vorherige Studium  (57,0%), besseren Arbeitsmarktchancen  (54,9%), weniger überfüllten Lehrveranstaltungen (55,6%) und der Erwartung einer besseren Betreuung durch Lehrende (52,7%) begründet.

 

Der Bundesminister:

Dr. Johannes Hahn e.h.

 

 

Beilagen

 


 

 

BEILAGE 1

 

Tabelle 1: Verhältnis von ordentlichen Studierenden zu Lehrenden, Wintersemester 2007

Professor/innen: Verwendungen 11, 12 und 13 gemäß Bildungsdokumentationsverordnung Universitäten (BidokVUni)

Professor/innen und Assistent/inn/en: Verwendungen 11, 12, 13, 14, 15, 16 und 17 gemäß BidokVUni

Quelle: Datenmeldungen der Universitäten auf Basis BidokVUni

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

BEILAGE 2

 

 

2004

 

 

 

Bildungseinrichtung

Studienrichtung                                              Anzahl

Johannes Kepler Universität Linz

BWL

1

 

Johannes Kepler Universität Linz

Wirtschaftswissenschaften

1

 

Karl Franzens Universität Graz

BWL

1

 

Karl Franzens Universität Graz

Musikwissenschaften

1

 

Karl Franzens Universität Graz

Rechtswissenschaften

2

 

Leopold Franzens Universität Innsbruck

BWL

1

 

Leopold Franzens Universität Innsbruck

Pädagogik

1

 

Leopold Franzens Universität Innsbruck

SOWI

3

 

Leopold Franzens Universität Innsbruck

Wirtschaftswissenschaften

2

 

Medizinische Universität Graz

Humanmedizin (Warteliste 2. Abschnitt)

X

 

Medizinische Universität Graz

Zahnmedizin

1

 

Medizinische Universität Innsbruck

Humanmedizin

3

 

Medizinische Universität Wien

Humanmedizin (Warteliste 2. Abschnitt)

X

 

Technische Universität Wien

 

1

 

Universität für Musik und darstellende Kunst Wien

1

 

Universität Salzburg

Kommunikationswissenschaften

1

 

Universität Salzburg

 

1

 

Universität Wien

BWL

1

 

Universität Wien

Dolmetsch

2

 

Universität Wien

Kommunikationswissenschaften

13

 

Universität Wien

Lehramt

1

 

Universität Wien

Pädagogik

1

 

Universität Wien

Pharmazie

1

 

Universität Wien

Politikwissenschaften

1

 

Universität Wien

Publizistik

3

 

Universität Wien

Rechtswissenschaften

1

 

Universität Wien

Soziologie

5

 

Universität Wien

Spanisch

1

 

Universität Wien

Sportwissenschaften

1

 

Universität Wien

Translationswissenschaften

1

 

Universität Wien

 

1

 

Wirtschaftsuniversität Wien

 

1

 

 

 

 

 

2005

 

 

 

Bildungseinrichtung

Studienrichtung

 

 

Leopold Franzens Universität Innsbruck

SOWI

2

 

Leopold Franzens Universität Innsbruck

Sportwissenschaften

1

 

Leopold Franzens Universität Innsbruck

Pädagogik

1

 

Medizinische Universität Graz

Humanmedizin (Warteliste 2. Abschnitt)

X

 

Medizinische Universität Wien

Humanmedizin

5

 

Medizinische Universität Wien

Humanmedizin, 107 PAX (Warteliste 2. Abschnitt)

X

 

Medizinische Universität Wien

Zahnmedizin

1

 

Universität für Bodenkultur

 

1

 

Universität Klagenfurt

Psychologie

2

 

Universität Wien

Geschichte

1

 

Universität Wien

Pädagogik

1

 

Universität Wien

Pädagogik, 200 PAX

X

 

Universität Wien

Politikwissenschaften

2

 

Universität Wien

Soziologie

1

 

Universität Wien

 

2

 

Veterinärmedizinische Universität Wien

 

1

 

Wirtschaftsuniversität Wien

Internationale Betriebswirschaftslehre

1

 

Wirtschaftsuniversität Wien

 

2

 

 

 

 

 

2006

 

 

 

Bildungseinrichtung

Studienrichtung

 

 

Johannes Kepler Universität Linz

Rechtswissenschaften

1

 

Karl Franzens Universität Graz

mehrere PAX, Warteliste

X

 

Karl Franzens Universität Graz

 

1

 

Medizinische Universität Graz

Humanmedizin, 109 PAX

X

 

Medizinische Universität Graz

Humanmedizin, mehr als 100 PAX

X

 

Medizinische Universität Graz

Humanmedizin, 130 PAX (Warteliste 2. Abschnitt)

X

 

Medizinische Universität Graz

Zahnmedizin

1

 

Medizinische Universität Graz

 

4

 

Medizinische Universität Innsbruck

Humanmedizin

1

 

Medizinische Universität Innsbruck

Humanmedizin, 14 PAX (Warteliste 2. Abschnitt)

X

 

Medizinische Universität Wien

240 PAX (Warteliste 2. Abschnitt)

X

 

Medizinische Universität Wien

Humanmedizin

2

 

Medizinische Universität Wien

Humanmedizin

 

 

Medizinische Universität Wien

Humanmedizin, 224 PAX

X

 

Medizinische Universität Wien

Humanmedizin (Warteliste 2. Abschnitt)

X

 

Medizinische Universität Wien

Humanmedizin (Warteliste 2. Abschnitt)

X

 

Medizinische Universität Wien

Zahnmedizin

2

 

Medizinische Universität Wien

Zahnmedizin, 5 PAX

X

 

Medizinische Universität Wien

Zahnmedizin, 30 PAX

X

 

Medizinische Universität Wien

Zahnmedizin, 35 PAX

X

 

Medizinische Universität Wien

 

4

 

Universität Wien

BWL

1

 

Universität Wien

Kommunikationswissenschaften

1

 

Veterinärmedizinische Universität Wien

 

1

 

Wirtschaftsuniversität Wien

 

1

 

 

 

 

 

2007

 

 

 

Bildungseinrichtung

Studienrichtung

 

 

Leopold Franzens Universität Innsbruck

BWL

1

 

Leopold Franzens Universität Innsbruck

Volkswirtschaftslehre

1

 

Medizinische Universität Wien

Humanmedizin (Warteliste 2. Abschnitt)

X

 

Medizinische Universität Wien

Humanmedizin (Warteliste 2. Abschnitt)

X

 

 

 

 

 

2008

 

 

 

Bildungseinrichtung

Studienrichtung

 

 

Karl Franzens Universität Graz

BWL

1

 

Kunstuniversität Graz

Schauspiel

1

 

Medizinische Universität Wien

Humanmedizin, 202 PAX

X

 

Medizinische Universität Wien

Zahnmedizin

1

 

Universität Salzburg

Psychologie

1

 

Universität Wien

Sportwissenschaften

2

 

Universität Wien

Translationswissenschaften

1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Anmerkung:

 

 

 

 X kennzeichnet Anbringen für mehrere Personen

 

 

 

 

 

 

 

Bericht Studierenden-Sozialerhebung 2006:                                                  BEILAGE 3

Tabelle 48 Gründe für einen Wechsel der Hochschule nach Art des Wechsels

 

 

Von Uni an Uni

Von FH an Uni

Von Uni an FH

Gesamt

Meine Interessen haben sich geändert.

54,6%

55,1%

43,4%

58,4%

Meine Erwartungen an das vorherige Studium wurden nicht erfüllt.

50,3%

51,7%

57,0%

56,3%

Ich erwarte mir vom derzeitigen Studium bessere Arbeitsmarktchancen.

23,5%

24,0%

54,9%

27,2%

Mein derzeitiges Studium ist besser organisiert als das vorherige.

22,1%

4,1%

68,2%

23,5%

In meinem vorherigen Studium war ich unzureichend über Inhalt und Organisation informiert.

20,6%

17,8%

31,8%

22,6%

Mein derzeitiges Studium ist besser mit meiner Erwerbstätigkeit vereinbar.

15,8%

22,6%

36,7%

19,8%

Ich erwarte mir beim derzeitigen Studium bessere Betreuung durch Lehrende.

19,1%

10,3%

52,7%

18,6%

Ich erwarte mir beim derzeitigen Studium weniger überfüllte Lehrveranstaltungen.

16,0%

1,5%

55,6%

18,3%

Ich erwarte mir beim derzeitigen Studium bessere Infrastruktur/ Ausstattung.

17,0%

4,4%

43,9%

14,4%

Mein derzeitiges Studium ist weniger verschult als das vorherige.

12,2%

42,1%

3,4%

13,6%

Ich habe die Aufnahmeprüfung für mein derzeitiges Studium endlich geschafft.1)

38,2%

19,9%

3,9%

10,9%

Ich erwarte mir im derzeitigen Studium höhere Leistungsanforderungen.

11,6%

13,5%

12,7%

10,5%

Familiäre Gründe (z.B. Kinderbetreuung).

10,7%

4,2%

7,1%

7,3%

Ich erwarte mir im derzeitigen Studium niedrigere Leistungsanforderungen.

5,0%

12,7%

2,6%

7,0%

In meinem vorherigen Studium habe ich die Studieneingangsphase nicht geschafft.

5,8%

1,7%

5,3%

5,5%

Gesundheitliche Gründe.

2,6%

3,6%

2,3%

2,9%

Mein derzeitiges Studium ist besser mit meinen Betreuungspflichten vereinbar.

2,2%

1,0%

2,5%

2,6%

Ich wurde an einer österreichischen FH exmatrikuliert.

---

12,7%

---

1,1%

Ø Zahl der Nennungen

2,9

2,8

4,8

3,3

 

Mehrfachnennungen möglich. Im Falle von mehreren Wechseln wurden die Befragten gebeten, die Fragen auf den letzten Studienwechsel zu beziehen. Gesamt bezieht sich auf alle Studierenden mit Studienwechsel. Reihung nach dem Gesamtanteil der Nennungen des jeweiligen Grundes.

1) Nur Studierende an Kunstuniversitäten oder FH-Studiengängen. Quelle: Studierenden-Sozialerhebung 2006.