15/ABPR XXIII. GP

Eingelangt am 24.07.2007
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Nationalratspräsidentin

Anfragebeantwortung

Die Abgeordnete Theresia Haidlmayr, Kolleginnen und Kollegen haben am 19. Juni 2007 an die Präsidentin des Nationalrates die schriftliche Anfrage 9/JPR betreffend Etappenplan Bundesbauten gestellt.

Diese Anfrage beantworte ich wie folgt:

Einleitend möchte ich betonen, dass mir die Anliegen von behinderten Menschen ein besonderes Anliegen und die im Parlament gefassten Beschlüsse gerade hier mit besonderer Sensibilität umzusetzen sind. Da das historische Parlamentsgebäude keine Tauglichkeit auf barrierefreie Nutzung aufweist, wird die Umsetzung des BGStG 2006 eine große technische Herausforderung darstellen. Selbstverständlich wird bei Umbauten wie der Rampe oder kompletten Neuadaptierungen wie das Palais Epstein oder auch kleineren Bauvorhaben, der gegenständlichen Frage besonderes Augenmerk geschenkt.

 


Den Anliegen von behinderten Menschen soll aber nicht nur im baulichen Bereich entgegengekommen werden. So wird derzeit die Aufstellung eines taktilen Parlamentsmodells für Blinde und Sehbehinderte beim Pallas Athene Brunnen bzw. im Gebäudeinneren geprüft. Auch Begehungen des Gebäudes mit Vertreterinnen und Vertretern des Blindenverbands haben stattgefunden, die zu Verbesserungsvorschlägen geführt haben, die ich umsetzen möchte, wie z.B. eine Wegbeschreibung für Blinde auf der Homepage der Parlamentsdirektion oder eigene Hausführungen für blinde und sehbehinderte Menschen anzubieten.

Als nächster Schritt ist die Parlamentsdirektion beauftragt, die Situation für Hörbehinderte zu analysieren und Verbesserungen im Einvernehmen mit den zuständigen Organisationen vorzuschlagen.

 

Zu Frage 1):

Der Etappenplan für das Parlamentsgebäude wurde zeitgerecht erarbeitet und dem ÖAR (Österreichische Arbeitsgemeinschaft für Rehabilitation) vorgelegt. Im Feber dieses Jahres wurde die Kurzfassung des Etappenplans dem dafür zuständigen Sozialministerium übermittelt.

Die erste von zehn Etappen wurde von mir zur Ausführung im Rahmen des Bauprogramms 2007 bereits freigegeben. Diese Maßnahmen betreffen einerseits den Umbau des ehem. Postaufzugs zum barrierefreien Aufzug mit der zugehörigen Errichtung von Rampen und andererseits die Errichtung von Evakuierungssammelplätzen im 1. Obergeschoß. Ziel dabei ist, vom neuen Haupteingang barrierefrei und ohne Umsteigen das 1. OG zu erreichen und im Evakuierungsfall auch wieder verlassen zu können.

Das Hauptaugenmerk der weiteren Etappen liegt in der weiteren vertikalen und horizontalen Erschließbarkeit des Gebäudes, wobei die beiden Projekte Umbau Nationalratssitzungssaal und die vorangehende Adaptierung des BV-Saales dahingehend genützt werden sollen, gerade diese Bereiche barrierefrei zu erschließen.

 


Zu Frage 2):

Im Anhang stelle ich gerne die Kurzfassung dieses Etappenplanes zur Verfügung. Sollte darüber hinaus ein Informationsbedürfnis bestehen, lade ich Sie ein, in die Langfassung in der Parlamentsdirektion, Technische Gebäudeverwaltung Einsicht zu nehmen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Anlage


REPUBLIK ÖSTERREICH Parlamentsdirektion

INFORMATION

zum Stufenplan "Umsetzung des Bundesbehindertengleichstellungsgesetzes BGStG 2006"

Ziel dieses Bundesgesetzes ist es, die Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen zu beseitigen oder zu verhindern und damit Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt am Leben in der Gesellschaft teilhaben zu lassen und ihnen eine selbstbestimmte Lebensführung zu ermöglichen.

Das historische Parlamentsgebäude entspricht als ganze bauliche Einheit nicht der im BGStG 2006 geforderten Barrierefreiheit; es weist in all seinen Geschossen keine den gültigen Normen und Vorschriften entsprechende Barrierefreiheit vor. Es ist weder eine barrierefreie Erreichbarkeit noch Evakuierung möglich.

Barrierefrei nutzbar im Sinne des Gesetzes sind

                 das neugeschaffene Besucherzentrum,

                 der Großteil der neuen Räumlichkeiten in der Rampe,

                 die Eingangs- und Erdgeschoßräume des Hauptgebäudes im Bereich des Eingangs Tor Schmerlingplatz Mitte" und Tor 3",

                 die Eingangs- und Erdgeschoßräume im Haus Reichsratsstraße 1,

                 das Palais Epstein,

                 der Eingangsbereich im Haus Löwelstraße 12.

Ein Stufenplan für das Parlamentsgebäude soll in zehn Jahresetappen eine barrierefreie Nutzung mittels organisatorischen Mitteln einerseits, andererseits mit baulichen Maßnahmen ermöglichen, wobei als oberste Priorität die Erreichbarkeit und Evakuierung des Hauptgeschosses/1. OG des Parlamentsgebäudes definiert wurde. Anzumerken ist, dass ein historisches Gebäude nur bedingt nach den Grundsätzen der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit umrüstbar ist und somit das Schwergewicht aller Maßnahmen notwendigerweise auf das 1. OG mit den Verhandlungssälen und Ausschusslokalen gelegt wurde.


 

Für das Parlamentsgebäude sieht die erste Etappe für 2007 folgende Schritte vor:

                 Schaffung einer vertikalen und horizontalen barrierefreien Entfluchtungsmöglichkeit aus dem 1. Obergeschoss des Hauptgebäudes an der Ringseite durch den Umbau des ehemaligen Postaufzuges    vom    Erdgeschoss/Eingangsniveau,    Erdgeschoss/Büroniveau    zum    1. Obergeschoss.

                 Einbau  einer Rampe  zum  Niveau des Wirtschaftshof 8/Mittelbau zur selbstständigen Nutzung des Erdgeschossniveaus.

                 Schaffung von Evakuierungssammelplätzen im 1. OG.

Im Rahmen der in Aussicht gestellten Bauprojekte Umbau des Nationalratssitzungssaales und die Adaptierung des Bundesversammlungssaales als Ausweichquartier sollen die Maßnahmen zur vertikalen und horizontalen Erschließung fortgesetzt werden. Sollten diese Projekte nicht oder nicht zeitgerecht in Auftrag gegeben werden, so müssten die einzelnen Maßnahmen aus den Raum- und Funktionsprogrammen heraus genommen und als Einzelprojekte umgesetzt werden. Ohne dem Wettbewerb vorzugreifen, sollen z.B. in den Innenhöfen Aufzugsanlagen errichtet werden oder im Zuge der Adaptierung des BV-Saales der Aufzug im Nordtrakt des Gebäudes erneuert und den Erfordernissen angepasst werden.

Nachstehend ist der Stufenplan der Jahresetappen zusammen gefasst:

2007

•        Paket von Maßnahmen für die vertikale und horizontale Zugänglichkeit und Evakuierung des

1. OG (s.o.) zum Haupteingang

•        Schaffung und Ausstattung der Warteplätze für Behinderte im Alarmfall im 1. OG

 


 

2008

                Paket von Maßnahmen für den Zugang, Erreichbarkeit und Evakuierung aller Ebenen des BV-Saales

                Horizontale Hauptverbindungswege vom Haupteingang bis zum Bundesratssaal und BV- Saal

                Sanitärräume im 1. OG

                Umbau der Wirtschaftstore zu barrierefreien Fluchttüren (Sicherstellung eines barrierefreien Fluchtweges im EG über Wirtschaftstore 1, 2, 3 und 4)

                Adaptierung Feststiegen

 

2009

                Paket von Maßnahmen für die barrierefreie Nutzung des BV-Saales (interner Umbau)

                Umbau der vier bestehenden Aufzüge  bei den Toren 1, 2, 3 und 4 zur Erreichbarkeit aller Ebenen

                Sicherstellung der barrierefreien Fluchtwege in und aus den Wirtschaftshöfen

                Paket von Maßnahmen für die barrierefreie Zugänglichkeit der Büros der Präsidenten im 1. OG

                Gesamtmaßnahmenpaket anlässlich der Sanierung des NR-Sitzungssaales

2010

                Paket von Maßnahmen für die barrierefreie Nutzung der Lokale I, II, IV und VI

                Barrierefreie Zugänglichkeit der Büros der Parlamentsdirektion im 1. OG

2011

                Maßnahmen für die barrierefreie Nutzung der Büroräume und Klubräume im EG

                Maßnahmen für die barrierefreie Nutzung der Lokale V und VIII, des Empfangssalons und des Sprechzimmers

                Taktile und sonst. Markierungen an den Handläufen bei den Stahlstiegen, als Zugänge zu den Büroräumen im 2. OG aus dem 1 .OG

 


 

2012

                 Umbau-Maßnahmen an den Türen von und zur Säulenhalle, Teil 1

                 Ausstattung der Büroräume im 1. OG

                 Barrierefreie Zugänglichkeit und Nutzung der Besprechungszimmer im 2. OG ringseitig

2013

                 Umbau-Maßnahmen an den Türen von und zur Säulenhalle, Teil 2

                 Barrierefreie Zugänglichkeit und Nutzung der Büroräume im 2. OG reichsratsstraßenseitig

                 Infrastruktur (Sanitärräume) im 2. OG ringseitig

2014

                 Barrierefreie Ausstattung der Büroräume im 1. OG und 2. OG Reichsratsstraße Nord

                 Infrastruktur (Sanitärräume) für die Büros im 2. OG

 

 

2015

                 Barrierefreie Ausstattung der Büroräume im 1. OG rathausplatzseitig

                 Maßnahmen für die barrierefreie Zugänglichkeit und Nutzung des Lokals Via

                 Zusätzlicher Eingang für die Cafeteria

 

 

 

 


KURZFASSUNG DES STUFENPLANES GEMÄSS BGStG 2006

2007

•        Paket   von   Maßnahmen   für   die   vertikale   und   horizontale   Zugänglichkeit   und

Evakuierung des 1. OG (s.o.) zum Haupteingang

•        Schaffung und Ausstattung der Warteplätze für Behinderte im Alarmfall im 1. OG

2008

                 Paket von Maßnahmen für den Zugang, Erreichbarkeit und Evakuierung aller Ebenen des BV-Saales

                 Horizontale Hauptverbindungswege vom Haupteingang bis zum Bundesratssaal und BV-Saal

                 Sanitärräume im 1. OG

                 Umbau   der  Wirtschaftstore   zu   barrierefreien   Fluchttüren   (Sicherstellung   eines barrierefreien Fluchtweges im EG über Wirtschaftstore 1, 2, 3 und 4)

                 Adaptierung Feststiegen

2009

                 Paket von Maßnahmen für die barrierefreie Nutzung des BV-Saales (interner Umbau)

                 Umbau der vier bestehenden Aufzüge  bei den Toren 1, 2, 3 und 4 zur Erreichbarkeit aller Ebenen

                 Sicherstellung der barrierefreien Fluchtwege in und aus den Wirtschaftshöfen

                 Paket von Maßnahmen für die barrierefreie Zugänglichkeit der Büros der Präsidenten im 1. OG

                 Gesamtmaßnahmenpaket anlässlich der Sanierung des NR-Sitzungssaales

2010

                 Paket von Maßnahmen für die barrierefreie Nutzung der Lokale I, II, IV und VI

                 Barrierefreie Zugänglichkeit der Büros der Parlamentsdirektion im 1. OG

2011

                 Maßnahmen für die barrierefreie Nutzung der Büroräume und Klubräume im EG

                 Maßnahmen für die barrierefreie Nutzung der Lokale V und VIII, des Empfangssalons und des Sprechzimmers


•        Taktile und sonst. Markierungen an den Handläufen bei den Stahlstiegen, als Zugänge zu den Büroräumen im 2. OG aus dem 1.OG

2012

                 Umbau-Maßnahmen an den Türen von und zur Säulenhalle, Teil 1

                 Ausstattung der Büroräume im 1. OG

                 Barrierefreie Zugänglichkeit und Nutzung der Besprechungszimmer im 2. OG ringseitig

2013

                 Umbau-Maßnahmen an den Türen von und zur Säulenhalle, Teil 2

                 Barrierefreie    Zugänglichkeit     und     Nutzung     der     Büroräume     im     2.     OG reichsratsstraßenseitig

                 Infrastruktur (Sanitärräume) im 2. OG ringseitig

2014

                 Barrierefreie Ausstattung der Büroräume im 1. OG und 2. OG Reichsratsstraße Nord

                 Infrastruktur (Sanitärräume) für die Büros im 2. OG

2015

                 Barrierefreie Ausstattung der Büroräume im 1. OG rathausplatzseitig

                 Maßnahmen für die barrierefreie Zugänglichkeit und Nutzung des Lokals Via

                 Zusätzlicher Eingang für die Cafeteria

 

 

 

 

 

 

 

 

 


XXIII. GP.-NR

            9  /JPR

19. Juni 2007

ANFRAGE

der Abgeordneten Haidlmayr, Freundinnen und Freunde

an die Präsidentenin des Nationalrats

betreffend Etappenplan Bundesbauten

Im § 8 Abs.2 des Bundes-Behindertengleichstellungsgesetzes verpflichtet sich der Bund, die geeigneten und konkret erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, um Menschen mit Behinderungen den Zugang zu seinen Leistungen und Angeboten zu ermöglichen. Insbesondere hat er bis zum 31. Dezember 2006 nach Anhörung der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (ÖAR) einen Plan zum Abbau baulicher Barrieren für die von ihm genutzten Gebäude zu erstellen und die etappenweise Umsetzung vorzusehen (Etappenplan Bundesbauten).

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

ANFRAGE:

1)  Wurde von ihrem Ministeriums bereits ein Etappenplan zum Abbau baulicher Barrieren für Gebäude, die in den Bereich Ihres Ministeriums fallen, erstellt? Wenn ja, an wen wurde der Etappenplan zur Abnahme übermittelt?

Wenn nein, warum nicht?

2)  Sind Sie bereit, diesen Etappenplan auch dem Parlament zur Verfügung zu stellen?

Wenn ja, bitte um Beilage zur Anfragebeantwortung.

Wenn nein, warum nicht?