1111/J XXIII. GP
Eingelangt am 28.06.2007
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Abgeordneten Franz Morak
Kolleginnen und Kollegen
an den Bundeskanzler
betreffend Kampagne gegen den Chefredakteur der Wiener Zeitung
In den letzten Wochen wurde regelmäßig von SPÖ-Organisationen und -Exponenten in einer konzentrierten Kampagne ohne Rücksicht auf Meinungs- und Pressefreiheit der Rücktritt des Chefredakteurs der „Wiener Zeitung" verlangt. Als Höhepunkt dieser Kampagne gegen einen profilierten und anerkannten Journalisten sind der Illustrierten „News" der Dienstvertrag des Chefredakteurs zugespielt und veröffentlicht worden. Penibel werden einzelne Vertragsbedingungen aufgelistet. Das bedeutet eine grobe Verletzung des Datenschutzgesetzes. Es erhebt sich die Frage, wie Sie als Eigentümervertreter und Herausgeber der „Wiener Zeitung" dazu stehen und welche Schritte Sie eingeleitet haben, um hier die Interessen des Blattes und jene des Chefredakteurs gegen diese Angriffe zu wahren.
Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher an den Bundskanzler folgende
Anfrage:
1.
Wie ist es aus Ihrer Sicht zu bewerten, dass datenschutzrechtlich geschützte
Daten über Vertragsbedingungen des Arbeitgebers,
an dessen Spitze Sie
stehen, in den Medien veröffentlicht
wurden?
2.
In welcher
Form werden Sie als zuständiger
Ressortminister auf die bisher
krasseste Verletzung des Datenschutzes im öffentlichen
Bereich reagieren?
3.
In welcher
Form sind Sie Ihren Schutzpflichten als Arbeitgeber und
Herausgeber gemäß
Arbeitsrecht gegenüber dem Chefredakteur der „Wiener
Zeitung" nachgekommen?
4.
Welche Untersuchungen haben Sie eingeleitet, um herauszufinden, wer aus
Ihrem Verantwortungsbereich diese Verletzung des Datenschutzgesetzes zu
verantworten hat?
5.
Welche Konsequenzen werden Sie ziehen, falls sich anhand konkreter
Details
herausstellen sollte,
dass der Vertrag aus dem Bundeskanzleramt an die
Öffentlichkeit gelangt ist?
6.
Beabsichtigen Sie, die Forderungen von SPÖ-Exponenten
zu erfüllen und den
Chefredakteur der „Wiener Zeitung" aus seinem Amt zu
entfernen?
7.
Garantieren
Sie weiterhin die vollkommene redaktionelle Unabhängigkeit der
„Wiener
Zeitung"?
8. Wie stehen Sie zur Freiheit der Presse?
9.
Wie stehen Sie
zu den Äußerungen von Minister Buchinger gegenüber der
„Wiener Zeitung" und
Chefredakteur Unterberger?
10.
Wie stehen Sie zu der Aussage von Minister Buchinger, man dürfe Satiren
zur
Situation des Landes nicht „in einem offiziellen
Organ der Republik Österreich"
veröffentlichet?
11.
Gibt es auch für Sie zwei Arten von Pressefreiheit, eine für im
Eigentum der
Republik stehende
Zeitungen und eine andere für
sonstige Medien?
12.
Glauben Sie, dass die Äußerungen von
Minister Buchinger sowie jene von
anderen SPÖ Exponenten dem Unternehmen „Wiener
Zeitung" zuträglich
sind?
13.
Wie gedenken sie die Unabhängigkeit der „Wiener
Zeitung" und seines
Chefredakteurs gegen
die Angriffe eines Ihrer Minister zu stärken?
14.
Hat der gegenwärtige Chefredakteur der „Wiener
Zeitung" einen „Traum-
Dienstvertrag"?
15.
Stimmt es, dass der gegenwärtige Chefredakteur der „Wiener
Zeitung"
einschließlich aller Zulagen, deutlich weniger
verdient als die von
sozialdemokratischen Bundeskanzlern
angestellten Chefredakteure?