1174/J XXIII. GP
Eingelangt am 05.07.2007
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Abgeordneten Murauer
Kolleginnen und Kollegen
an den Bundesminister für Landesverteidigung
betreffend offene Fragen zu dem Vergleich mit der Eurofighter GmbH
In den Medien sind
unterschiedlichste Aussagen zum Zustandekommen des von
Bundesminister Darabos ausgehandelten Vergleichs betreffend den Kauf der
Eurofighter enthalten, welche in ihrer
Gesamtheit ein verwirrendes Bild ergeben und
bezeichnend für die unbefriedigende
Vorgangsweise des Ministers sind.
Die
Tageszeitung „Kurier" berichtet am Sonntag, den
01.07.2007, dass es Mitte Mai
fast einen Abbruch
der Verhandlungen mit Eurofighter gegeben habe: „So erinnert
sich Darabos: „Der Jethersteller bot nur 200 Mio.
€ Rabatt, aber ohne
Stückzahlreduktion."
Darauf sei er, Darabos, vom Verhandlungstisch aufgestanden
und gegangen."
Der „Kurier" berichtet weiter: „Es kam wieder Bewegung in die
Gespräche. Am
24. Mai einigte sich der Heereschef mit Eurofighter auf den Vergleich, der
vergangene Woche bekannt wurde: 15 statt 18
Eurofighter, geringere Betriebskosten
und weniger moderne Maschinen."
Ähnlich berichtet das „Profil" vom 2. Juli 2007:
Profil:„Das heißt, es lag am 24. Mai schon der Deal vor, den Sie nun abgeschlossen
haben?"
Darabos: „Es gab noch keine Zustimmung meinerseits, aber er lag grundsätzlich vor.
Ich habe aber schriftlich vereinbart, dass er erst in Kraft tritt, wenn ich zustimme. Ich
hatte also ein Art Rücktrittsrecht."
Hingegen berichtet die
Tageszeitung „Die Presse" am Montag, den 2.
Juli 2007:
„Der Deal war erst am Freitag
perfekt. Verteidigungsminister Darabos konnte den
Vergleich über die
Abfangjägerbeschaffung der ÖVP am
Mittwoch nicht vorlegen. Da
war er noch
nicht unterzeichnet."
Weiters berichtet „Die Presse":
„Als
Verteidigungsminister Norbert Darabos vorigen Mittwoch angekündigt hat,
den
Vergleich mit Eurofighter über den Kauf von 15
statt 18 Abfangjägern endgültig zu
fixieren,
waren die Verhandlungen noch nicht beendet. Erst Freitag Abend, nach
einem neuneinhalbstündigen Verhandlungsmarathon, stand die Einigung mit
Eurofighter fest."
Die
unterzeichneten Abgeordneten stellen daher an den Bundesminister für
Landesverteidigung folgende
Anfrage:
1. Welche Medienberichte stimmen?
2. Wann lag der Vergleich mit Eurofighter GmbH inhaltlich fertig vor?
3.
Stimmt es, dass die Eurofighter GmbH Ihnen einen Rabatt von 200 Mio. € ohne
Stückzahlreduktion
anbot?
4.
Wenn dies nicht stimmt, warum haben Sie dann diesen Bericht der
Tageszeitung
„Kurier"
nicht dementiert?
5.
Wenn dies stimmt, wie lautet der genaue Inhalt dieses Vorschlages der
Eurofighter GmbH?
6.
Laut
Medienberichten werden nur 250 Mio. €
von den insgesamt 370 Mio. €
Reduktionen durch Änderung der ursprünglichen Kaufverträge wirksam. So
werden pro reduziertem Eurofighter je 50
Mio. € schlagend, für den
Verzicht auf
die Tranche 2 ca. 60
Mio. € und für den Verzicht auf das
Infrarotschutzsystem
und sonstige Ausrüstungen 40 Mio. €. Der Rest von 120 Mio. € ist eine
Reduktion der künftigen
Betriebskosten bzw. des Service-Support-Vertrages.
Wie können Sie derartige gravierende
Leistungsreduktionen, die nur eine
Reduktion des Kaufpreises um 250 Mio. € ergeben, gegenüber
dem von der
Firma Eurofighter GmbH angebotenen Rabatt
von 200 Mio. € bei gleich
bleibender Stückzahl rechtfertigen?
7.
Warum haben Sie bei der Reduktion von 18 auf 15 Eurofighter
Stornokosten pro
Flugzeug im Ausmaß von einem Drittel des Neupreises in Kauf
genommen?
8.
Wenn das Verhandlungsergebnis bereits am 24. Mai 2007 vorgelegen ist,
warum
haben Sie den
Bundesminister für Finanzen bis zur umstrittenen
Sitzung des
Ministerrates am 28. Juni 2007 nicht schriftlich informiert?
9.
Wann werden Sie den Vergleich dem Bundesminister für Finanzen
schriftlich
vorlegen?
10.
Ist Ihnen
bekannt, dass Sie gemäß den Bestimmungen des
Bundeshaushaltsgesetzes vor Abschluss eines derartigen Vergleiches
verpflichtet sind, das Einvernehmen mit dem
Bundesminister für Finanzen
herbeizuführen?
Ist dies erfolgt?
11. Haben Sie bereits das
Einvernehmen mit dem Bundesminister für Finanzen
betreffend den
Vergleich hergestellt?
Wenn ja, wann ist das erfolgt?
12.
Wie lautet die Geschäftszahl des Aktes, mit dem das
Einvernehmen mit dem
Bundesminister für Finanzen hergestellt wurde?
13.
Wann wurde dieser Akt im Bundesministerium für
Landesverteidigung
genehmigt?
14.
Wann wurde dieser Einvernehmensakt dem Bundesministerium für Finanzen
vorgelegt?
15. Wann hat der Bundesminister für Finanzen dem Vergleichsergebnis zugestimmt?
16.
Haben Sie die Finanzprokuratur in die Vergleichsverhandlungen
miteingebunden?
Wenn nein, warum nicht?
17. Wer hat von Ihrem Ressort an den Vergleichsverhandlungen teilgenommen?
18.
Haben Sie bei den Vergleichsverhandlungen die kaufmännische
Abteilung,
welche den ursprünglichen Eurofightervertrag abgeschlossen
und unterzeichnet
hat, beigezogen?
Wenn nein, warum nicht?
19. Haben Sie bei den
Vergleichsverhandlungen den für die technischen Fragen, wie
Lufttüchtigkeit und technische Ausstattung der
Flugzeuge, zuständigen
Materialstab Luft eingebunden?
Wenn nein, warum nicht?
20. Haben Sie bei den
Vergleichsverhandlungen die begleitende Kontrolle Ihres
Ministeriums, nämlich die interne Revision,
eingebunden?
Wenn nein, warum nicht?
21. Haben Sie überhaupt
Experten Ihres Ministeriums in die
Vergleichsverhandlungen
eingebunden?
Wenn ja, welche?
22. Ist Ihnen bewusst, dass - wenn Sie keinen der zuständigen Beamten Ihres
Ressorts eingebunden haben - diese
Vorgangsweise als äußerst
eigenartig
bezeichnet werden muss?