161/J XXIII. GP

Eingelangt am 13.12.2006
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ANFRAGE

 

des Abgeordneten Pirklhuber, Freundinnen und Freunde

 

an die Bundesministerin für Gesundheit und Frauen

 

betreffend Unfruchtbarkeit und Gesundheitsgefährdung durch Pestizide

 

 

Die „Gesellschaft zur Förderung von Wissenschaft und Forschung“ (Rhomberg) warnt bereits im Jahr 2002 vor der zunehmenden Unfruchtbarkeit durch Umweltgifte und den Schadstoffeinflüssen auf das Kind im Mutterleib. Es wird darauf hingewiesen, dass der Hauptaufnahmepfad langlebiger Gifte über die Ernährung erfolgt. Die Rückkehr zu Produkten aus dem biologischen Landbau wird als eine der wichtigsten Maßnahmen, die UmweltmedizinerInnen empfehlen können, angesehen.

 

150 österreichische KinderärztInnen, AllgemeinmedizinerInnen, SportärztInnen und GynäkologInnen haben sich zu einer Plattform „Ärzte für schadstoff-freie Nahrung“ zusammengeschlossen und verfolgen u.a. das Ziel, Wechselwirkungen zwischen Ernährung, Schadstoffbelastung und Gesundheit zu untersuchen und die Öffentlichkeit über die Auswirkungen von chemischen und synthetischen Zusätzen sowie Schadstoffen in Nahrungsmitteln zu informieren. Sie plädieren u.a. für eine gesundheitsfördernde Ernährung und zeigen auf, dass der Verzicht auf chemische Mittel in der Landwirtschaft (biologischer Landbau) eine gute Grundlage für die Etablierung einer gesunden und biologischen Ernährung sei. Sie fordern den Verzicht auf die Verwendung von chemischen und synthetischen Zusätzen bei Nahrungsmitteln sowie eine ständige Minimierung der Schadstoffbelastung in der gesamten Produktionskette – vom Feld bis zum Teller.

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

 

ANFRAGE:

 

 

1.      Welche Konsequenzen ergreifen Sie aufgrund des Kenntnisstandes der Wissenschaft, dass die Pestizide auf den Hormonhaushalt wirken und eine wesentliche Folge der permanenten Aufnahme von Pestiziden eine mögliche Unfruchtbarkeit sei?

 

2.      Wurden Studien zu diesem Themenbereich von Ihnen in Auftrag gegeben bzw. auf welche sonstigen Forschungsergebnisse stützen Sie sich, um geeignete Maßnahmen zu setzen?

 

3.      Gibt es wissenschaftliche Erkenntnisse über die Auswirkungen von Pestiziden bei Bäuerinnen und Bauern, die häufig damit hantieren? Wenn ja, welche und welche Maßnahmen ergreifen Sie zum Schutz der AnwenderInnen von Pestiziden?

 

4.      Wie hoch ist der Anteil aller Paare in Österreich, die ungewollt kinderlos sind?

 

5.      Wie hat sich der Anteil der unfreiwillig kinderlosen Paare in den letzten fünf Jahrzehnten in Österreich entwickelt und worauf führen Sie das zurück?

 

6.      Welche wesentlichen schädlichen Auswirkungen hat die Aufnahme von Pestiziden auf das Zentralnervensystem (Schlafstörungen, psychische Erkrankungen etc.)?

 

7.      Welche möglichen Auswirkungen hat die Aufnahmen von Pestiziden auf die Entstehung von Krebserkrankungen?

 

8.      Welche möglichen Auswirkungen hat die Aufnahme von Pestiziden auf Allergien?

 

9.      Besonders pestizidbelastet ist Obst und Gemüse. Welche Maßnahmen ergreifen Sie diesbezüglich zum Schutz der KonsumentInnen?

 

10.    Wie viele Lebensmittelproben wurden im Rahmen der amtlichen Lebensmittelüberwachung in den Jahren 2000 bis jetzt auf Rückstände von Pestiziden geprüft?

 

11.    Wie viele dieser Proben waren mit Rückständen von Pestiziden bis zum jeweiligen Grenzwert belastet?

 

12.    Wie viele dieser Proben waren mit Rückständen von mehr als einem Pestizid belastet?

 

13.    Wie viele dieser Proben waren mit in Österreich nicht zugelassenen Pestiziden belastet?

 

14.    Welche Maßnahmen ergreifen Sie aufgrund des Hinweises der Kammer für Arbeiter und Angestellte für Tirol, dass die Anzahl der verwendeten Pestizide in einem nicht mehr zu tolerierendem Ausmaß gestiegen sei (wurden im Jahr 2003 nur ein bis drei Pestizide pro Probe festgestellt, so ist diese Zahl ab dem Jahr 2005 auf bis zu 15 verschiedene Pestizide angestiegen)?

 

15.    Gibt es einen Zusammenhang zwischen der drastisch ansteigenden Anzahl der verwendeten Pestizide und der Änderung des Pflanzenschutzmittelgesetzes, wonach alle in Deutschland und den Niederlanden zugelassenen Pestizide mit einem Schlag und ohne weitere Überprüfung auch in Österreich zugelassen wurden? Wenn nein, wie erklären Sie sonst den dramatischen Anstieg der verwendeten Pestizide in Österreich?

 

16.    Wie begründen Sie, dass die toxikologische Bewertung der Rückstände stets nur auf der Basis von Einzelsubstanzen stattfindet und mögliche additive oder sogar einander verstärkende Wirkungen nicht berücksichtigt werden?

 

17.    Wie beurteilen Sie die Meinung aus Fachkreisen, dass Mehrfachrückstände von Pflanzenschutzmitteln problematisch sind?

 

18.    Werden Sie zum Thema  „Summationswirkung von Multipestizidrückständen“ eine Studie in Auftrag geben bzw. Forschungsmittel zur Verfügung stellen? Wenn nein, warum nicht?

 

19.    Werden Sie Summengrenzwerte für ähnlich wirkende Pestizide festlegen? Wenn nein, welche gesetzlichen Maßnahmen werden Sie treffen, um dem Problem von Mehrfachrückständen von Pestiziden bei Obst und Gemüse entgegenzuwirken?

 

20.    Welche Aktivitäten setzen Sie, um die Öffentlichkeit über die Auswirkungen von chemischen und synthetischen Zusätzen sowie Schadstoffen in Nahrungsmitteln zu informieren?

 

21.    Welche Maßnahmen werden Sie ergreifen, um die KonsumentInnen darüber zu informieren, dass der Verzicht auf chemisch-synthetische Betriebsmittel in der Landwirtschaft als Voraussetzung für die Erzeugung biologischer Lebensmittel (Biolandbau) eine gute Grundlage für die Etablierung einer gesunden Ernährung ist?

 

22.    Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um die Schadstoffbelastung in der gesamten Produktionskette zu minimieren?