17/J XXIII. GP
Eingelangt am 30.10.2006
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Abgeordneten Mag. Ruth Becher
und GenossInnen
an die Bundesministerin für Inneres
betreffend Exekutivbeamte in Wien-Donaustadt im 1. Halbjahr 2006
Die Anfragebeantwortung 4474/AB XXII. GP.-NR der
Innenministerin zur
Kriminalitätsentwicklung
in der Donaustadt zeigt eines ganz klar: Die verfehlte
Sicherheitspolitik
in den letzten sechs Jahren. Das lässt sich an der Zahl der geklärten
Straftaten sehr gut
nachzeichnen. Weist doch die Beantwortung für den 146.000 Einwohner
zählenden 22. Wiener Gemeindebezirk
einen historischer Tiefstand bei der Aufklärungsquote
aus. Noch nie wurden in der Donaustadt
so wenige Straftaten aufgeklärt wie im ersten
Halbjahr 2006: Vor sechs Jahren waren
es mit 39,1 Prozent rund zwei Fünftel der
Kriminalitätsdelikte, die einer
Aufklärung zugeführt werden konnten, zwischen Jänner und
Juni dieses Jahres sind es mit 26,1 Prozent um 13 Prozentpunkte weniger.
Diesem
dramatischen Absinken aufgeklärter Fälle steht ein
besorgniserregender Anstieg der
Kriminalität gegenüber führt.
7.920 Straftaten wurden im ersten Halbjahr 2006 verübt. Das
sind um 45,6 Prozent mehr als vor sechs Jahren. 66,2 Prozent beträgt
insgesamt der Anstieg
der strafbaren Handlungen gegen fremdes Vermögen. Die
Diebstähle haben sich seit 2000 in
der Donaustadt mit plus 197,1 Prozent nahezu
verdoppelt, die Diebstähle mit Einbruch sind
im gleichen Zeitraum gar um 235,2
Prozent in die Höhe geschnellt und die Raubüberfälle sind
von 24 auf 104 Straftaten um mehr als das Vierfache angestiegen. Nicht
einmal jeder zehnte
Einbruch, nämlich 9,12 Prozent, konnte
dabei in den ersten sechs Monaten des Jahres 2006
von der Polizei aufgeklärt
werden, bei den Einbruchsdiebstählen ist die Bilanz noch
verheerender. Hier konnten bislang nur 2,4 Prozent aufgeklärt
werden.
Der Rückgang der Aufklärungsquote und der
Anstieg der Straftaten kommt nicht
überraschend.
Denn das Stadtpolizeikommando Donaustadt wird seit Jahren personell
ausgehungert.
Laut vorliegenden Informationen sind derzeit 199 PolizistInnen im 22. Bezirk
im
exekutiven Außendienst tätig. Eine Zahl, die angesichts der enormen
Zunahme der
Straftaten eindeutig
zuwenig ist. Dass nur mehr etwas mehr als ein Viertel aller Kriminalfälle
aufgeklärt werden, kommt nicht von irgendwo, sondern hängt
ursächlich mit der völlig
falschen
Personalpolitik des Innenministeriums zusammen.
Statt dem rasanten Ansteigen der Verbrechenskurve mit mehr PolizistInnen
den Kampf
anzusagen,
wurde in der Ära Schüssel beim Donaustädter Polizeiapparat der
Sparstift
angesetzt.
Hierfür nur zwei Beispiele: Erstens klafft eine große Lücke
zwischen den für das
Stadtpolizeikommando Donaustadt
vorgesehenen Exekutivplanstellen und den tatsächlich vor
Ort zum Einsatz kommenden PolizistInnen. In der Anfragebeantwortung 4129/AB XXII. GP.-
NR
schreibt die Innenministerin, dass mit Stand 1.1.2006 255 Exekutivplanstellen
systemisiert
waren, tatsächlich sind es aber nur 199 ExekutivbeamtInnen, die in der
Donaustadt im Einsatz
sind. Eine Aufstockung um diese Differenz ist ein Gebot der Stunde.
Als zweiten Punkt sind die ausgemusterten
PolizeischülerInnen zu nennen: Zweimal, im März
und
August, wurden im Jahr 2006 in Wien PolizeischülerInnen ausgemustert, und
genau
zweimal wurden der
Donaustädter Exekutive keine AbsolventInnen der Grundausbildung
zugeteilt. Zusätzliche
ExekutivbeamtInnen hätte das Stadtpolizeikommando aber bitter nötig.
Denn dort herrscht massive
Arbeitsüberlastung. 60 bis 70 Überstunden pro Kopf sind gang
und gäbe. Überstunden, die
nicht notwendig wären. Denn das Geld, das dafür aufgewendet
wird, ließe sich sinnvoller investieren - nämlich in
zusätzliche Polizistinnen und Polizisten.
Damit wäre der Sicherheit und den überarbeiteten Einsatzkräften
gedient.
Die unterzeichneten Abgeordneten richten in diesem Zusammenhang an die
Bundesministerin
für Inneres
nachstehende
Anfrage:
1.
Wie viele Planstellen bestanden beim Stadtpolizeikommando Donaustadt mit
30.06.
und 30.09.2006?
2.
Wie viele BeamtInnen waren mit 30.06. und 30.09.2006 dem
Stadtpolizeikommando
Donaustadt
zugewiesen?
3.
Wie viele ExekutivbeamtInnen versahen mit 1.1.2006 und 30.09.2006, das
heißt
abzüglich
jener an andere Dienstbehörden abgegebenen oder karenzierten BeamtInnen
sowie
sich in Mutterschutz befindlichen BeamtInnen, tatsächlich ihren Dienst im
22.
Bezirk?
4.
Wie viele
Planstellen bestanden jeweils bei den Stadtpolizeikommanden Innere Stadt,
Landstraße, Margareten, Josefstadt,
Favoriten, Simmering, Meidling,
Fünfhaus,
Ottakring, Döbling, Brigittenau, Floridsdorf und Liesing mit 30.06. und
30.09.2006?
5.
Wie viele
BeamtInnen waren mit
30.06. und 30.09.2006
jeweils den
Stadtpolizeikommanden
Innere Stadt, Landstraße, Margareten, Josefstadt, Favoriten,
Simmering,
Meidling, Fünfhaus, Ottakring, Döbling, Brigittenau, Floridsdorf und
Liesing zugewiesen?
6.
Wie viele ExekutivbeamtInnen versahen mit 30.06. und 30.09.2006,
das heißt
abzüglich jener
an andere Dienstbehörden abgegebenen oder karenzierten BeamtInnen
sowie sich in Mutterschutz befindlichen
BeamtInnen, tatsächlich jeweils ihren Dienst
bei den Stadtpolizeikommanden Innere
Stadt, Landstraße, Margareten, Josefstadt,
Favoriten,
Simmering, Meidling, Fünfhaus,
Ottakring, Döbling, Brigittenau,
Floridsdorf und Liesing?
7.
Wie viele Planstellen bestanden jeweils bei den 14 Bereichsabteilungen
der Wiener
Sicherheitswache
mit jeweils 30.06. und 30.09.2000, 2001, 2002, 2003, 2004 und
2005?
8.
Wie viele BeamtInnen waren mit jeweils 30.06. und 30.09.2000, 2001,
2002, 2003,
2004
und 2005 den 14 Bereichsabteilungen der Wiener Sicherheitswache zugewiesen?
9.
Wie viele ExekutivbeamtInnen versahen mit 30.06. und 30.09.2000, 2001,
2002,
2003,
2004 und 2005, das
heißt abzüglich jener an
andere Dienstbehörden
abgegebenen
oder karenzierten BeamtInnen sowie sich in Mutterschutz befindlichen
BeamtInnen,
tatsächlich ihren Dienst in den 14 Sicherheitswache Bereichsabteilungen
Wiens?
10.
Wie viele
ExekutivbeamtInnen der Stadtpolizeikommanden Innere Stadt, Landstraße,
Margareten, Josefstadt, Favoriten,
Simmering, Meidling, Fünfhaus,
Ottakring,
Döbling, Brigittenau, Floridsdorf,
Donaustadt und Liesing absolvieren mit Stichtag
30.09.2006 den Grundausbildungslehrgang für dienstführende
ExekutivbeamtInnen
(GAL E2a) (bitte nach Stadtpolizeikommanden auflisten)?
11.
Wurden die unter
10. beauskunfteten ExekutivbeamtInnen
den jeweiligen
Stadtpolizeikommanden
durch andere PolizistInnen ersetzt?
12. Wenn ja, in welchem Ausmaß (bitte nach Stadtpolizeikommanden aufgliedern)?
13. Wenn nein warum nicht?
14. Wann erfolgt/en die Ausmusterung/en des/der unter 10. angeführten E2a-Kurse/s?
15. Wie viele PolizeischülerInnen sind mit 30.09.2006 in Wien in Ausbildung?
16.
Wann erfolgt die Ausmusterung der unter 15. beauskunfteten E
2c-AbsolventInnen
nach
Exekutivdienststellen der jeweiligen Stadtpolizeikommanden?
17.
Wie viele der unter 15. beauskunfteten ausgemusterten
PolizeischülerInnen werden
jeweils den einzelnen
Stadtpolizeikommanden zugewiesen?
18.
Wie hoch war die Pro-Kopf-Belastung der jeweils beim
Stadtpolizeikommando Innere
Stadt, Landstraße, Margareten, Josefstadt, Favoriten, Simmering,
Meidling, Fünfhaus,
Ottakring,
Döbling, Brigittenau, Floridsdorf, Donaustadt und Liesing im Monat
September
2000, 2001, 2002, 2003, 2004, 2005
und 2006 tatsächlich Dienst
versehenden
ExekutivbeamtInnen?
19.
Im Zuge der
Umsetzung der
Kriminaldienstrichtlinie (KDR) wurden
im
Stadtpolizeikommando
Donaustadt 13 uniformierte BeamtInnen vom exekutiven
Außendienst
abgezogen. Als „Kriminalbeamte
in Uniform" finden sie nun
Verwendung
in der Aktenbearbeitung und in Häftlingseinvernahmen sowie für die
erkennungsdienstliche
Behandlung im Arrest - und dies ohne Ausbildung und
Schulung. Für diese im exekutiven Außendienst
fehlenden 13 BeamtInnen gibt es
keinen
Ersatz. Ein weiteres Mal wird dadurch die Sicherheit der in Donaustadt
lebenden
Bevölkerung beeinträchtigt, ein weiteres Mal werden hierdurch die
Dienst
versehenden BeamtInnen belastet. Wie rechtfertigten Sie diese Maßnahme?
20.
Aufgrund des Personalmangels im Stadtpolizeikommandos Donaustadt wurde
in den
Nachtstunden
zwischen 1.00 und 6.00 Uhr die Präsenz der Funkwagen von sechs auf
vier reduziert.
Welche Gründe können Sie für dieses Vorgehen anführen?
21.
Wie viele Planstellen bestehen beim Kriminalkommissariat Nord, West,
Mitte, Süd
und
Ost mit 30.06. und 30.09.2006, wie viele BeamtInnen waren davon mit 30.06. und
30.09.2006 jeweils
den fünf Kriminalkommissariaten zugewiesen?
22. Wie viele BeamtInnen versahen
davon mit 30.06. und 30.09.2006, das heißt abzüglich
der an andere Dienststellen abgegebenen oder
karenzierten BeamtInnen, tatsächlich
ihren Dienst im Kriminalkommissariat Nord, West, Mitte, Süd und
Ost?