1975/J XXIII. GP

Eingelangt am 09.11.2007
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein
und weiterer Abgeordneter

an die Bundesministerin für Gesundheit, Familie und Jugend

betreffend der gehäuften Anzahl von Legionellenerkrankungen in österreichischen Spitälern

In den vergangenen Wochen ist in mehreren Spitälern (Rudolfstiftung, LKH-Feldkirch, Wilheminenspital) vermehrt Legionellenbefall festgestellt worden. Zahlreiche Personen sind an dem gefährlichen Erreger erkrankt, einige gestorben.

Legionellen sind Erreger einer schweren und oft tödlich verlaufenden Lungenentzündung. Infektionsgefahr besteht vor allem für ältere Menschen oder Personen mit geschwächtem Immunsystem überall dort, wo warmes Wasser vorkommt, also in Whirlpools, Saunen und in der Nähe von Kühltürmen, etc.

Besonders erschreckend bei diesen Fällen ist, dass es sich hierbei um Infektionen handelt, die sich ohnehin schon kranke Menschen im Spital geholt haben, das eigentlich für ihre Genesung zuständig wäre.

Die Rathauskorrespondenz schreibt in diesem Zusammenhang in einer Aussendung: Nachdem im Wasser eines Kühlturms in der Krankenanstalt Rudolfsstiftung Legionellen entdeckt worden sind, ist noch am Montag auch die gesamte Klimaanlage des Spitals komplett desinfiziert worden. Diese Maßnahme erfolgte umgehend und vorsorglich. Denn für die PatientInnen des Hauses ging von dieser Quelle zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr aus. Das Kühlwasser des Turms speist nämlich weder die Klimaanlage noch kam es zu irgendeinem Zeitpunkt mit PatientInnen in Berührung. Es dient in dem hohen Teil des Gebäudes ausschließlich der Kühlung der Klimaanlage selbst. In den vergangenen Tagen wiesen zwei PatientInnen und drei MitarbeiterInnen der Rudolfsstiftung Symptome der Legionellen-Krankheit auf. Sie sind aber nicht schwer erkrankt. Die Kühltürme können als Ursache dafür ebenso ausgeschlossen werden, wie auch das Wasserleitungs-System des Hauses. Dieses war trotz negativer Wasserproben aus Sicherheitsgründen ebenfalls sofort gründlich desinfiziert worden.“

Die Rathauskorrespondenz schreibt weiters: "In der Rudolfsstiftung wurden nach dem Bekanntwerden sofort alle erforderlichen Hygiene-Maßnahmen für einen solchen Fall eingeleitet. Entnommene Proben aus dem Wassersystem der Anstalt erbrachten ein negatives Ergebnis. Dennoch waren sofort sämtliche Leitungen ausreichend mit Heißwasser durchspült worden. Eine solche Maßnahme führt zur sicheren Abtötung aller entsprechenden Keime.“ Analog dazu wurden die Maßnahmen im ebenfalls betroffenen Wilheminenspital durchgeführt.

 

Der KAV wiederum schreibt in einer Aussendung: In Wien wurde im vergangenen August bei zehn Menschen eine Infektion mit Legionellen diagnostiziert. Seitdem werde jeder Patient, der mit einer schwereren Atemwegserkrankung in die Rudolfstiftung komme mit Hilfe eines Schnelltests auf die Lungenkrankheit überprüft, sagte die Sprecherin.“

Weiters berichtet der Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) in einer Aussendung: In der Wiener Krankenanstalt Rudolfstiftung ist am 17. September 2007 eine 86 jährige Frau an den Folgen einer Legionelleninfektion gestorben. Bereits bei Aufnahme der Patientin wegen einer Lungenentzündung, am 9. September, wurde eine Infektion mit dem Bakterium diagnostiziert. Auffallend ist das zeitliche Zusammentreffen des Legionellenbefalls in der Rudolfstiftung und der angeblich bereits vorhandenen Infektion betreffender Dame.

Die Rathauskorrespondenz verlautet weiters: Die regelmäßige Überprüfung der Leitungssysteme gehört zu den standardisierten Hygienemaßnahmen in jedem KAV-Krankenhaus. Im Wilhelminenspital war die letzte Kontrolle am 19. September 2005. Die gezogenen Proben waren eindeutig negativ. Die Wasserleitungen der KAV-Spitäler werden ebenfalls regelmäßig mit hohem technischen Aufwand durchgespült. Erst Anfang des Jahres wurden im Wilhelminenspital die Ventile der Leitungen ausgetauscht.“ Bei kontaminierten Anlagen wie dem Wilheminenspital gibt es eine sogenannte wiederkehrende Prüfung" die vierteljährlich durchgeführt werden muss, wie sie in der ÖNORM 5019 nachlesen können.

Der KAV gab auch bekannt: Insgesamt gibt es derzeit in Wien zehn Legionellose-Fälle, die allesamt im August erkrankten. Zwei weitere Erkrankungen seien im Juli aufgetreten, so der KAV. 2006 waren im August zwei, im Juli vier Legionellen-Fälle in Wien zu beklagen. Die außergewöhnlich hohe Zahl an heuer Erkrankten sei möglicherweise auf die hohe Temperatur im Sommer zurückzuführen, hieß es in der Aussendung."

Ende August war eine betagte Patientin im Landeskrankenhaus Feldkirch an einer von Legionellen verursachten Lungenentzündung gestorben. Die Frau war durch ihre Grunderkrankung geschwächt und anfällig für die Infektion. Nach dem Fall wurde die Brauchwasseranlage des Krankenhauses desinfiziert und überprüft. Diese Untersuchungen ergaben nun, dass der Bakterien-Typ bei Patientin und Krankenhaus identisch war, sich die Frau also höchstwahrscheinlich im LKH mit Legionellen infiziert hatte. Seitens des Spitals heißt es, dass alle möglichen Vorsorgemaßnahmen getroffen worden waren. Sowohl die technischen Maßnahmen zum Schutz vor Legionellen-Infektionen als auch der patientenspezifische Schutz seien korrekt und der Norm entsprechend durchgeführt worden.


In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an die Bundesministerin für Gesundheit, Familie und Jugend folgende

Anfrage:

1)            Ist es für kranke Menschen seit Ihrem Amtsantritt gefährlicher geworden sich in ein Spital zu begeben?

2)            Versagt hier ihre Aufsichtspflicht, bzw. bestehen ungenügende gesetzliche Regelungen zur Vorsorge gegen Legionellenbefall?

3)            Die Statistiken der AGES zeigen, dass die Zahl der Legionellenerkrankungen deutlich im Steigen ist. Der letzte Jahresbericht stammt allerdings aus dem Jahre 2005. Was tun Sie um dieser besorgniserregenden Tendenz entgegen zu wirken?

4)            Wann ist mit dem nächsten Jahresbericht der AGES zu rechnen?

5)            Wie erklären Sie sich den stetigen Anstieg von Legionellenerkrankungen in Österreich?

6)            Sind    neben    den    genannten    Spitälern    Rudolfstiftung,    LKH-Feldkirch, Wilheminenspital  weitere  österreichische  Krankenhäuser von  Legionellen betroffen?

a. Wenn ja, welche?

7)            Wenn für die Patienten in der Krankenanstalt Rudolfsstiftung zu keiner Zeit eine Gefahr bestand, wieso sind dennoch einige erkrankt?

8)            Wenn   die   Kühltürme   und   das   Trinkwasser  führende   System   in   der Krankenanstalt Rudolfsstiftung als Infektionsquelle ausgeschlossen werden können und die Klimaanlage ebenfalls nicht betroffen war, wie konnten sich die Patienten dann anstecken?

9)            Ist Ihnen bekannt, dass die Spülung mit Heißwasser bei weitem nicht ausreicht,  um  ein  derart großes  und  komplexes  Krankenhaus wie die Rudolfstiftung oder das Wilheminenspital zu entkeimen?

10)Weiters ist diese Maßnahme technisch undurchführbar, da es in öffentlich zugänglichen Gebäuden einen gesetzlich vorgeschriebenen Verbrühungsschutz gibt und daher das Wasser nicht heißer als 35 Grad werden darf und kann. Die angesprochenen Bakterien können allerdings erst ab 70 Grad bei drei minütigem Bespülen abgetötet werden. Es ist daher davon auszugehen, dass die Maßnahmen zur Entkeimung unzureichend waren. Wann und wie erfolgt einen Entkeimung, die diesen Namen auch verdient?

11)ÖNORM B 5019 sieht für solche Fälle eine - auch laut Trinkwasserverordnung zugelassene - chemische Spülung vor, die allerdings teurer ist als eine sinnlose Heißwasserspülung. Ist diese durchgeführt worden, oder ist hier auf dem Rücken der Patienten und Angestellten gespart worden?


12)Deutet diese ungewöhnliche Maßnahme des KAV (Schnelltests) darauf hin, dass man in der Rudolfstiftung die Legionellen immer noch nicht im Griff hat und weitere Erkrankungen fürchtet?

13)ln wie vielen anderen österreichischen Spitälern wird diese Maßnahme derzeit noch angewendet?

14)lst es billiger die Schnelltests zu finanzieren oder eine gründliche chemische Spülung nach ÖNORM B5019 vorzunehmen?

15)Können Sie ausschließen, dass es sich bei der o.a. 86 jährigen Frau um eine Fehldiagnose handelt, bzw. hätte sich betreffende Dame bereits vorher in der Rudolfstiftung bei ambulanten Terminen oder vorangegangenen Aufnahmen infizieren können?

16)Entspricht Ihrer Ansicht nach ein zwei Jahre zurückliegender Test der ÖNORM 5019?

9) Was haben höheren Außentemperaturen bei einem (hoffentlich) geschlossenes Wassersystem in einem Spital mit einer außergewöhnlich hohen Zahl an Erkrankten zu tun?

10)Wenn die hohen Temperaturen tatsächlich Grund für die gehäuften Legionellenfälle sind, ist das nichts anderes als der Beweis dafür, dass die wasserführenden Systeme in diesen Spitälern dringend erneuert werden müssen?

11) Haben Sie mit den Spitalsbetreibern bereits diesbezügliche Gespräche geführt?

12)Wenn im Landeskrankenhaus Feldkirch alles angeblich normgerecht durchgeführt wurde und dennoch eine Infizierung stattgefunden hat, gibt es nur zwei Möglichkeiten: a) die Maßnahmen wurden unzureichend durchgeführt, oder b) die Normen entsprechen nicht den tatsächlichen Anforderungen. Was gedenken Sie diesbezüglich zu unternehmen?