1981/J XXIII. GP
Eingelangt am 09.11.2007
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der
Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein,
und weiterer
Abgeordneter
an die Bundesministerin für Gesundheit, Familie und Jugend
betreffend Gefährdung durch wirkungslose Husten- und Schnupfenmittel für Kinder
Eltern tun ihren Kindern nichts Gutes, wenn sie ihnen Hustensaft geben. Zu diesem Schluss kam die US-Medikamentenbehörde FDA in einer aufsehenerregenden Entscheidung. Nicht nur, dass es keinen einzigen Beweis für deren Wirksamkeit gebe - die Mitteln seien für Kinder unter sechs Jahren gefährlich, warnt die FDA ausdrücklich.
Rezeptfreie Medikamente, wie sie Millionen Eltern auf der ganzen Welt ihren Kindern bei Husten und Erkältungen geben, helfen nichts und sind für unter Sechsjährige gefährlich. Zu diesem Schluss kam die US-Medikamentenbehörde FDA nach der Anhörung von Experten.
In der mit Spannung erwarteten Entscheidung wird ausdrücklich vor allen Mitteln mit abschwellender, schleimlösender und den Hustenreiz stillender Wirkung sowie Antihistaminika gewarnt. Die Pharmaindustrie reagierte mit einem Aufschrei. Laut den Firmen sind die Mittel sicher. Dass laut offiziellen Zahlen zwischen 1969 und 2006 mindestens 114 Kinder nach der Einnahme von Hustenmitteln starben, wurde aber nicht dementiert. Aus der Sicht der Industrie sind daran jedoch Eltern schuld, die ihren Kindern zu hohe Dosen gegeben hätten.
Die Industrie fürchtet gewaltige Einbußen. Allein in den USA machen Hustenmittel jährlich Umsätze von 311 Mio. Dollar (218 Mio. Euro). Doch die Branche plagt offenbar ohnehin das schlechte Gewissen: Acht Tage vor der FDA-Empfehlung verschwanden 14 Medikamente aus dem Handel.
Zugleich betonte die von der Pharmaindustrie betriebene Gesellschaft für Verbrauchergesundheit (CHPA), dass die 14 - bisher führenden - frei verkäuflichen Mittel gegen Husten und Schnupfen bei korrekter Dosierung absolut sicher seien.
Dass die Medikamente sicher seien, ist jedoch kaum mehr als eine Behauptung denn Studien über die Wirkung der Medikamente bei Kindern gibt es einfach nicht. In den letzten 50 Jahren gab es demnach nur elf einschlägige Studien, bei denen Kinder berücksichtigt wurden. Keine der elf Studien hat jedoch einen Beweis erbracht, dass die Medikamente überhaupt irgendeine positive Wirkung haben. Vier der bestverkauften Mittel wurden zudem nie auch nur an einem einzigen Kind getestet - worauf die FDA selbst schon 1972 aufmerksam machte.
Die nunmehrige Warnung der FDA geht auf eine Forderung einer Gruppe von Kinderärzten zurück, den Verkauf von Husten- und Schnupfenmittel für Kinder überhaupt zu verbieten. Ihr Wortführer Joshua Sharfstein nannte die FDA-Entscheidung einen "Sieg für die Gesundheit der Kinder".
Unschädliche und effektive Hustenmittel für Kinder gibt es demnach einfach nicht. Die Gesundheitsexpertin Patricia Jackson Allen erklärte in ihrer Anhörung vor der FDA, normale Kinder hätten eben sechs- bis achtmal im Jahr eine Verkühlung. Und was Kinder dann vor allem brauchten, sei der Trost der Eltern.
In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an die Bundesministerin für Gesundheit, Familie und Jugend folgende
Anfrage:
1. Ist dem Gesundheitsministerium diese Entscheidung der FDA bekannt?
2. Hat diese Entscheidung irgendwelche Auswirkungen auf die EU und im speziellen auf Österreich?
3. Wird diese Entscheidung zukünftig Auswirkungen in Österreich zeitigen?
4. Ist Ihnen bekannt welche 14 Medikamente aus dem Handel verschwunden sind?
5. Sind davon auch Medikamente betroffen, die in gleicher Zusammensetzung auch in Österreich am Markt waren oder noch sind?
6. Wenn ein, in den USA vom Markt genommenes Medikament in Österreich nach wie vor verkauft wird, ist geplant, dieses auch in Österreich vom Markt zu nehmen,
a. Wenn ja, wann?
b. Wenn nein, warum nicht?
7. Ist Ihnen bekannt, dass es kaum einschlägige Studien diese Medikamente betreffend gibt und das die wenigen keinen Beweis erbracht haben, dass die Medikamente überhaupt irgendeine positive Wirkung haben?
8. Wie viele derartige Medikamente gibt es in Österreich?
9. Wie viele davon sind frei verkäuflich?
10. Wie viele davon bekommt man auf Rezept?
11. Sind Ihnen auch in Österreich Fälle von unter 6jährigen bekannt, die an einer Überdosierung erkrankt sind?
12. Ist Ihnen bekannt, dass diese Medikamente für unter Sechsjährige gefährlich sind?
13. Wie viele der derzeit in Österreich am Markt befindlichen Medikamente werden auch unter Sechsjährigen verschrieben?