23/J XXIII. GP
Eingelangt am 31.10.2006
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Abgeordneten Mag. Johann Maier
und GenossInnen
an die Bundesministerin für Inneres
betreffend „Nationalsozialistische Gewaltverbrechen - Aufklärung in Österreich durch das
Innenministerium"
Mit
der AB 2357 XXII.GP vom 03.02.2005 wurden neben den Fragen zur „Ermordung
von über
4000 italienischen
Soldaten auf Kefalonia durch die deutsche Wehrmacht" auch Fragen zu
österreichische NS-Verbrecher gestellt
Gefragt
wurde bei der zit. diesbezügliche Anfrage u.a. auch nach dem Stand der
Ermittlungen
gegen noch nicht
verurteilte NS-Kriegsverbrecher aus Österreich. Folgende Stellungnahme
wurde damals in Ihrer Antwort
übermittelt:
„Dem
Bundesministerium für Inneres wurden vom Bundesministerium für Justiz
insgesamt 181
Namen von Österreichern übermittelt, die nach Ansicht des
Simon-Wiesenthal-Centers Jerusalem
in Verbrechen
gegen die Menschlichkeit verwickelt gewesen sein könnten. Das
Bundesministerium für Inneres wurde mit der Ausforschung noch lebender
Personen, die
Feststellung deren Wohnortes und um
Übermittlung weiterführender Hinweise oder Erkenntnisse
zu diesen Personen bzw. angeführten Einheiten und Vorfällen befasst.
"
Über
Veranlassungen und Maßnahmen wurde durch das BMI bislang nicht berichtet.
Auch nach
dem Gedenkjahr 2005
wurden dem Fragesteller keine weiteren Informationen durch das BMI
bekannt, durch die dieser grauenvolle Teil
europäischer Vergangenheit aufgehellt worden wäre.
Daher ist auch die Stellungnahme des Simon-Wiesenthal-Center von Mitte
April 2006 nicht
verwunderlich:
Das
Simon-Wiesenthal-Center in Jerusalem stellte Österreich in seinem
Jahresbericht über
die weltweite gerichtliche Verfolgung von Nazi-Verbrechern ein vernichtendes
Zeugnis aus:
Österreich
hat es im Betrachtungszeitraum April 2005/06 wie in den Vorjahren
unterlassen, bekannte und in
Österreich lebende Kriegsverbrecher vor Gericht zu bringen.
Hingegen hat es in diesem Zeitraum 16 Verurteilungen von bzw. acht Anklagen
gegen Nazi-
Verbrecher gegeben - vor allem in den USA, Italien und Polen.
So wurde am
12. Oktober 2006 in Italien der heute 84 jährige Max Milde in Abwesenheit
zu
lebenslanger Haft
verurteilt. Milde war 1944 als Mitglied der Panzereinheit Altmann am
Massaker
in Civitella (Toskana) beteiligt. Dort fand ein Massenmord statt. SS- Soldaten
hatten in
diesem Ort 207
Zivilisten durch Genickschüsse getötet.
Nachdem die
Ausforschungen von lebenden Personen, deren Einvernahmen und die
Übermittelung der Ergebnisse insbesondere durch Rechtshilfeersuchen an die
Zentrale Stelle
Ludwigsburg bzw. an jene deutschen Staatsanwaltschaften, die mit den genannten
Kriegsverbrechen im Zusammenhag stehende Strafverfahren geführt haben oder
aktuell noch
führen, um konkrete Hinweise auf noch nicht verjährte Straftaten zu
erlangen (die den
Betroffenen zur Last gelegt werden
können) durch das BMI abgeschlossen sein dürften, ergeben
sich natürlich weitere Fragen.
Aus der zit.
Anfragebeantwortung ergibt sich (Antworten zu den Fragen 33 - 36), dass vorerst
sieben noch lebende Verdächtige ausgeforscht werden konnte.
Die
unterzeichneten Abgeordneten richten daher an die Bundesministerin für
Inneres
nachstehende
Anfrage:
1. Wie viele Namen wurden dem
Bundesministerium für Inneres vom Bundesministerium für
Justiz übermittelt? Wie viele lebende Personen, die nach Ansicht des
Simon-Wiesenthal-
Centers Jerusalem in Verbrechen gegen die
Menschlichkeit verwickelt sein könnten, konnten
nach Übermittelung der Namenslisten durch das Bundesministerium für
Inneres in Österreich
ausgeforscht werden (Aufschlüsselung auf Bundesländer)?
2.
Welche Hinweise oder Erkenntnisse zu diesen Personen bzw.
angeführten Einheiten und
Vorfälle konnten
durch das BMI dem Simon-Wiesenthal-Center übermittelt werden? Zu
welchen Schlussfolgerungen führten
diese?
3.
Welche
Hinweise oder Erkenntnisse zu diesen Personen bzw. angeführten Einheiten
und
Vorfälle konnten durch das BMI dem
Bundesministerium für Justiz übermittelt werden? Zu
welchen Schlussfolgerungen führten diese?
4.
Welche Verbrechen werden den ausgeforschten lebenden Personen konkret
durch das Simon-
Wiesenthal-Center vorgeworfen?
5.
Welche Verbrechen werden den ausgeforschten lebenden Personen konkret
durch das BMI
vorgeworfen?
6.
Wie beurteilen Sie den zit. Jahresbericht des Simon-Wiesenthal-Centers?
Hat Österreich bei
der Verfolgung von
Naziverbrechern versagt? Wenn nein, warum nicht?