2626/J XXIII. GP
Eingelangt am 06.12.2007
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der
Abgeordneten Mag. Melitta Trunk, Mag. Christine Muttonen, Stauber
und
GenossInnen
an die Bundesministerin für
Gesundheit, Familie und Jugend
betreffend „Komatrinken und die
Vorbildwirkung von Politikern"
Auf heftige öffentliche
Kritik ist ein vor kurzer Zeit erfolgter Disco-Besuch des Kärntner
Landeshauptmannes Dr. Jörg Haider in Spittal/Drau gestoßen, die den
Landeshauptmann in
feuchtfröhlicher Stimmung mit Jugendlichen nach einer
„99-Cent-Party" zeigen (siehe dazu
beiliegenden Artikel und Fotos von „profil" Nr. 59/07 vom
3.12.2007).
Die
Kärntner SPÖ-Vorsitzende und Landeshauptmann-Stellvertreterin Gaby
Schaunig
bezeichnete Haiders
Verhalten „eines Landeshauptmannes absolut unwürdig".
Die
Jugendsprecherin der SPÖ, Landtagsabgeordnete Beate Prettner führte
dazu aus: „In Zeiten,
wo beinahe täglich ein Kind in alkoholisiertem, lebensbedrohlichem
Zustand in Kärntner
Krankenhäuser
eingeliefert wird, eine Saufparty mit jungen Menschen zu besuchen, zeuge von
absoluter Ignoranz", so Prettner schockiert. „Der Kärntner
Landtag versucht redlich mit
Bewusstseinsbildung, Änderung des Jugendschutzgesetzes und
verstärkten Kontrollen die
Situation zu verbessern und mit einem
Schlag werde seitens Haider jedes Bemühen ad absurdum
geführt ...Das Bild, das hier vom Landeshauptmann geschaffen wird,
ist katastrophal:, Wenn ihr
dazu gehören wollt, müsst ihr mit
mir mithalten können (mitsaufen)'". (Meldung Nr. 182OTS II
vom
3.12.2007)
Auch von der
ÖVP-Jugend kommt scharfe Kritik: Die geschäftsführende
Landesobfrau der
Jungen Volkspartei Kärnten, Julia Schaar, führt aus: „Es ist
ein äußerst verantwortungsloses
Signal, welches der Landeshauptmann dadurch aussendet. Anstatt gegenüber
Alkoholkonsum
wirksam zu werden, zeigt er sich mit dieser
Gruppe von Jugendlichen auch noch solidarisch ...
Doch wenn es um Wählerstimmen geht, vergisst Haider schnell alle
Prinzipien, wie sich immer
wieder herausstellt. Er hat dem jungen Mann auf dem Foto wohl kaum die
politischen
Standpunkte des BZÖ dargelegt. "
Im
„Standard" vom 4.12.2007 kommentiert Hans Rauscher die Affäre
folgendermaßen: „Haider
legt die Hand
auf die nackte Hüfte eines Burschen. Haider presst den Kopf eines Burschen
an
sich etc. Sein Pressesprecher meint, Haider habe keine Berührungsangst mit
der Jugend. Das
sieht man. Ein Spitzenpolitiker Ende
fünfzig, selig grinsend, in einer großzügigen Auslegung des
Burschenschaftsliedes ,0h, alte
Burschenherrlichkeit'. Was immer da zu sehen ist, es ist auf
jeden Fall eines: lächerlich ..."
Auf Initiative der
Erstunterzeichnerinnen dieser Anfrage, der SP-Freizeit- und
Tourismussprecherin Nationalrätin Melitta Trunk und der Kultursprecherin
Nationalrätin
Christine Muttonen gab es am 4.12.2007 im
Parlament einen einstimmigen Beschluss betreffend
„Ausweispflicht für Jugendliche" bei Alkoholkonsum und
wirksame Sanktionen, wie hohe
Geldstrafen bis hin zum Entzug der
Gewerbeberechtigung bei mehrmaligem Zuwiderhandeln für
die Gastronomie. Die Ausweispflicht sei eine präventive
Maßnahme gegen den
Genussmittelmissbrauch, wie das
„Komatrinken" bei Jugendlichen. Und in Meldung Nr. 74 OTS
II
vom
5.12.2007 führt Trunk weiter aus: ,Neben wirksamen gesetzlichen
Maßnahmen ist vor
allem die Bewusstseinsbildung wichtig und ich bin sehr froh
darüber, dass sich die überwiegende
Mehrheit der österreichischen Gastronomie- und Gewerbebetriebe dem
Engagement zum Schutz
vor allem der
Jugendlichen und dem Kampf gegen exzessiven Alkoholmissbrauch anschließen
...Die jahrelangen Bemühungen der
Kärntner Jugendreferentin, Landeshauptmann-
Stellvertreterin Gaby Schaunig zum Schutz der Jugendlichen vor Alkohol
haben damit auch auf
Bundesebene eine konkrete Umsetzung
erfahren. "
Da das Verhalten des Kärntner
Landeshauptmannes im geschilderten Zusammenhang in einem
deutlichen Widerspruch zur dargelegten notwendigen
Bewusstseinsbildung bei Jugendlichen und
Gastronomen zu stehen scheint und da zum Schutz der Jugend vor den
Gefahren des
Komatrinkens auch auf Bundesebene geeignete Maßnahmen notwendig sind,
stellen die
unterzeichneten Abgeordneten an die Bundesministerin für Gesundheit,
Familie und Jugend
nachstehende
Anfrage:
1. Wie beurteilen Sie aus gesundheitspolitischer Sicht
die Ausweispflicht für Jugendliche bei
Alkoholkonsum und die damit zusammenhängende Frage von wirksamen
Sanktionen, wie hohe
Geldstrafen
bis hin zum Entzug der Gewerbeberechtigung bei mehrmaligem Zuwiderhandeln?
2.
Welche Möglichkeiten sehen Sie durch Bewusstseinsbildung bei
Jugendlichen und
Gastronomen
eine wirksame Einschränkung des sogenannten „Komatrinkens"
herbeizuführen?
3.
Wie beurteilen Sie das in der Anfrage geschilderte Verhalten des
Kärntner Landeshauptmannes
angesichts
des Bestrebens der Bundesregierung, möglichst wirksam gegen das
Komatrinken
vorzugehen?