3343/J XXIII. GP

Eingelangt am 17.01.2008
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

der Abgeordneten Haidlmayr, Brosz, Freundinnen und Freunde

an den Bundeskanzler

betreffend barrierefreie Stadien auch nach der Fußball-EM 2008

Die UEFA schreibt vor, dass Stadien, in denen Fußballeuropa- oder -weltmeisterschaften
ausgetragen werden, barrierefrei beroll- und benutzbar sein m
üssen. Wie viele barrierefrei
erreich- und benutzbare Sitz- und Rollstuhlstellplätze für Menschen mit Behinderungen
vorhanden sein m
üssen, ist ebenso vorgeschrieben, wie die Tatsache, dass das
Vorhandensein von barrierefrei benutzbaren WC-Anlagen sichergestellt sein muss.

Auch Österreich hat die Umsetzung dieser Vorschriften sicherzustellen und muss daher
f
ür die EM 2008 die Austragungsstadien entsprechend adaptieren. Dazu gehört auch das
Ernst-Happel-Stadion. In diesem Stadion m
üssen neben barrierefrei beroll- und
benutzbaren WC-Anlagen auch Rollstuhlstellplätze in den Rängen geschaffen werden.
Dies wird dadurch sichergestellt, dass links und rechts vom Marathontor entsprechende
Rampen montiert werden, die sicherstellen, dass die Rollstuhlstellpl
ätze barrierefrei
erreichbar und benutzbar sind, sowie in gleichem Ausma
ß von Witterungseinflüssen
gesch
ützt sind, wie die nicht barrierefrei erreichbaren Rangplätze auch.

Wie jedoch bekannt wurde, sollen diese barrierefrei erreich- und benutzbaren Rangplätze
nach der EM 2008 wieder unbenutzbar gemacht werden, indem die Auffahrtsrampen zu
diesen Pl
ätzen einfach wieder abmontiert werden.

Als Ersatz werden, wie das Sportamt der Stadt Wien mitteilte, Podeste am Boden
aufgestellt, RollstuhlbenutzerInnen k
önnten dann auf der ein Meter hohen Bühne
Stellpl
ätze haben, die sicherstellen, dass RollstuhlbenutzerInnen zwar über die
Werbefl
ächen hinwegsehen, bei Regen- und Schneefall gibt es aber für diese Menschen
keinen Schutz. RollstuhlbenutzerInnen, die bei Regen und Schnee nicht nass werden
wollen, k
önnen sich dann wie vorher die Plätze in den Nischen der Stadionmauer teilen,
dort ist es zwar etwas trockener, daf
ür sehen aber die RollstuhlbenutzerInnen nichts mehr,
weil dann wieder die Werbebanner zwar weiter entfernt, aber trotzdem vor ihren Augen
platziert sind.

Sie haben in der parlamentarischen Fragestunde auf meine Frage geantwortet, dass Sie
sicherstellen werden, dass alle für die EM 2008 neu geschaffenen barrierefrei
benutzbaren Rangpl
ätze in den Stadien auch nach der EM 2008 unverändert und
vollzählig erhalten bleiben, insbesondere auch jene im Ernst-Happel-Stadion.


Ihr Staatssekretär Reinhold Lopatka brüstete sich noch im August 2007 mit der Aussage,
dass es mit Beginn der EM 2008 Verbesserungen f
ür Menschen mit Behinderungen auch
im Ernst-Happel-Stadion geben wird. Unter anderem werden zwei Auffahrtsrampen (links
und rechts vom Marathontor) zu den Rangplätzen für RollstuhlbenutzerInnen gebaut.
Nach kritischen Fragen von Menschen mit Behinderungen gestand Lopatka ein, dass
diese Rampen nur f
ür die Austragungsdauer der EM 2008 aufgebaut werden, weil -

Begründung Lopatka, Das Ernst- Happel-Stadion steht mit seiner aus dem Jahr 1931
stammenden Bausubstanz unter Denkmalschutz und lasse daher nur wenig Spielraum
zu".

Das Bundesdenkmalamt (BDA) dementiert jedoch in einem Schreiben an die ÖAR wie
folgt:

Antwort des Bundesdenkmalamtes:

Für die Erweiterungen und Adaptierungen des Stadions ergingen seitens des
Bundesdenkmalamtes zwei Bescheide in den Jahren 2003 und 2006. Nach ha.
Kenntnisstand erfolgte die Einreichung im Bereich der Sanit
ärgruppen,
Gastronomie etc. auf Grundlage eines von der UEFA an die Stadt Wien übergebenen
Forderungskataloges.

Wie sich die zuständige Landeskonservatorin erinnert, wurde die
Behindertengerechtigkeit seitens der Architekten nicht eigens thematisiert, sodass
sich das Bundesdenkmalamt sogar veranlasst sah, auf die Notwendigkeit der
Akkordierung mit den Behindertenorganisationen hinzuweisen.

Es ist bedauerlich, dass in diesem Zusammenhang immer wieder die Schuld auf das
Bundesdenkmalamt abgewälzt wird.“

Wien, 30. August 2007

Spiele der EM 2008 werden in Österreich an folgenden Orten ausgetragen:

         Ernst-Happel-Stadion (Wien): Das größte Stadion mit 49.825 Sitzplätzen wird für die
EM auf 53.008 Pl
ätze ausgebaut und erreicht somit die höchste Klassifizierung des
Europäischen Fußballverbandes UEFA-ein Fünfsternestadion". Nach der
Europameisterschaft wird die Vergrößerung wieder rückgängig gemacht, um wieder für
die Leichtathletik Platz zu machen. In diesem Stadion gibt es drei Gruppenspiele, zwei
Viertelfinalspiele, eines der Halbfinalspiele sowie das Finale.

         Tivoli-Stadion (Innsbruck): Dieses Stadion wurde erst im Jahr 2000 eröffnet und wird
für die EURO 2008 auf 30.000 Sitzplätze erweitert - wird aber ebenfalls nach der EM
wieder r
ückgängig gemacht. Geplant sind drei Gruppenspiele der EM. Auf einem
10.000 m2 großen Areal befindet sich die Arkade mit Club-Räumen, Fitness-Studios
und Sportgesch
äften.

         Wörtherseestadion (Klagenfurt): Neben dem Wörthersee liegend fasst dieses Stadion
f
ür die EM 30.000 Zuseher. Drei Gruppenspiele sollen in dem für 2007 zu eröffnendem
Stadion ausgetragen werden. Geplant sind auch eine Fußballakademie und ein
Ballsportzentrum.

         EM-Stadion Wals-Siezenheim (Salzburg): Mit mehr als 30.000 Plätzen (normalerweise
ca. 19.000) werden hier drei Gruppenspiele ausgetragen.


Zwei Stadien(Ernst-Happel-Stadion, Tivoli-Stadion ) werden für die EM 2008 vergrößert
und nach der EM wieder rückgebaut.

Bei den anderen beiden Stadien (Wörtherseestadion, EM-Stadion Wals-Siezenheim) ist
die Frage des Rückbaus ungeklärt.

 

 

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

ANFRAGE:

1.   Wie viele barrierefreie Rollstuhlstellplätze werden im EM-Stadion in Wals-
Siezenheim in Salzburg bei der EM 2008 angeboten?

1.1   Wie viele dieser barrierefreien Rollstuhlstellplätze sollen nach der EM 2008
wieder beseitigt werden?

1.2                      Wie viele dieser barrierefreien Rollstuhlstellplätze befinden sich auf den
Rängen?

1.3                      Wie viele dieser barrierefreien Rollstuhlstellplätze, die sich auf den Rängen
befinden, sollen nach der EM 2008 wieder beseitigt werden?

1.4                      Was werden Sie konkret tun, damit diese Plätze auf den Rängen zur Gänze
erhalten bleiben, damit sichergestellt ist, dass RollstuhlbenutzerInnen auch
über die EM 2008 hinaus nicht mehr aus der Dackelperspektive, sondern so
wie Menschen, die nicht RollstuhlbenutzerInnen sind, von den Rängen aus
die angebotenen Veranstaltungen sehen k
önnen.

2.   Wie viele barrierefreie Rollstuhlstellplätze werden im Wörtherseestadion in
Klagenfurt bei der EM 2008 angeboten?

2.1                       Wie viele dieser barrierefreien Rollstuhlstellplätze sollen nach der EM 2008
wieder beseitigt werden?

2.2                       Wie viele dieser barrierefreien Rollstuhlstellplätze befinden sich auf den
Rängen?

2.3                       Wie viele dieser barrierefreien Rollstuhlstellplätze, die sich auf den Rängen
befinden, sollen nach der EM 2008 wieder beseitigt werden?

2.4                       Was werden Sie konkret tun, damit diese Plätze auf den Rängen zur Gänze
erhalten bleiben, damit sichergestellt ist, dass RollstuhlbenutzerInnen auch
über die EM 2008 hinaus nicht mehr aus der Dackelperspektive, sondern so
wie Menschen, die nicht RollstuhlbenutzerInnen sind, von den Rängen aus
die angebotenen Veranstaltungen sehen k
önnen.


3.  Wie viele barrierefreie Rollstuhlstellplätze werden im Tivoli-Stadion in Innsbruck
bei der EM 2008 angeboten?

3.1                       Wie viele dieser barrierefreien Rollstuhlstellplätze sollen nach der EM 2008
wieder beseitigt werden?

3.2                       Wie viele dieser barrierefreien Rollstuhlstellplätze befinden sich auf den
Rängen?

3.3                       Wie viele dieser barrierefreien Rollstuhlstellplätze, die sich auf den Rängen
befinden, sollen nach der EM 2008 wieder beseitigt werden?

3.4.   Was werden Sie konkret tun, damit diese Plätze auf den Rängen zur Gänze
erhalten bleiben, damit sichergestellt ist, dass RollstuhlbenutzerInnen auch
über die EM 2008 hinaus nicht mehr aus der Dackelperspektive, sondern so
wie Menschen, die nicht RollstuhlbenutzerInnen sind, von den Rängen aus
die angebotenen Veranstaltungen sehen k
önnen.

4. Wie viele barrierefreie Rollstuhlstellplätze werden im Ernst-Happel-Stadion in Wien
bei der EM 2008 angeboten?

4.1   Wie viele dieser barrierefreien Rollstuhlstellplätze sollen nach der EM 2008
wieder beseitigt werden?

4.2          Wie viele dieser barrierefreien Rollstuhlstellplätze befinden sich auf den
Rängen?

4.3          Wie viele dieser barrierefreien Rollstuhlstellplätze, die sich auf den Rängen
befinden, sollen nach der EM 2008 wieder beseitigt werden?

4.4          Was werden Sie konkret tun, damit diese Plätze auf den Rängen zur Gänze
erhalten bleiben, damit sichergestellt ist, dass RollstuhlbenutzerInnen auch
über die EM 2008 hinaus nicht mehr aus der Dackelperspektive, sondern so
wie Menschen, die nicht RollstuhlbenutzerInnen sind, von den Rängen aus
die angebotenen Veranstaltungen sehen k
önnen.

 

4.5             Wie klären Sie den Konflikt zwischen Ihren Staatssekretär und dem
Bundesdenkmalamt?

4.6             Werden Sie als Ergebnis auf jeden Fall Ihr Versprechen einlösen, dass die
neu geschaffenen Rangpl
ätze (durch die beiden Rampen beim Marathontor)
zur Gänze erhalten bleiben?

Wenn ja:      Gibt es darüber bereits schriftliche Vereinbarungen mit dem
Bundeskanzleramt, der Stadt Wien und dem
Bundesdenkmalamt?

Wenn ja:       Sind Sie bereit, die Kopien dieser Vereinbarungen der Anfrage
als Beilage zur Verf
ügung zu stellen?

Wenn nein:   Warum nicht?