3509/J XXIII. GP

Eingelangt am 01.02.2008
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ANFRAGE

 

der Abgeordneten Hradecsni, Freundinnen und Freunde

 

an den Bundeskanzler

 

betreffend Neuerliche Belastung für FernsehkonsumentInnen durch Einstellung der Betacrypt-Verschlüsselung

 

Nach der mit vielen Mühen und Kosten verbundenen Umstellung auf DVB-T kommt nun die nächste Neuerung auf ca. 160.000 Fernseh-Haushalte zu.

BesitzerInnen alter Decoder-Boxen, die über Satellitenempfang schon vor der DVB-T Umstellung den ORF digital empfangen haben, müssen völlig umrüsten. Da der ORF von der Betacrypt-Verschlüsselung auf Crypto-Works-Karten umstellt, sind die Betroffenen nicht nur gezwungen neue SAT-Receiver zu kaufen, sondern müssen auch noch eine neue Verschlüsselungskarte in Höhe von € 45,00 kaufen und zusätzlich € 18,00 Freischaltgebühr bezahlen.

 

Aus den spärlichen Informationen des ORF bzw. der ORS geht nicht hervor, ob man sich ernsthaft um eine Verlängerung der bestehenden Verschlüsselungsmöglichkeit bemüht hat. Angeblich sind die Lizenzen ausgelaufen, das Betacrypt-Verschlüsselungssystem wurde nicht mehr gewartet.

So hat aber beispielsweise der Privatsender PREMIERE darauf bestanden, dass beim Wechsel auf das neue Verschlüsselungssystem Nagravision Aladin die alten Receiver mit eingebautem Betacrypt nicht gegen neue Aladin Receiver ausgetauscht werden müssen.

 

Ob die Wartung überhaupt notwendig ist oder ob auch eine Verlängerung der Lizenz möglich gewesen wäre, ist unklar.

 

Bereits seit April 2003 bietet der ORF die Verschlüsselung über Cryptoworks an. Im Zuge dessen gab es bereits einmal eine Umtauschaktion von Betrcyptkarten auf Cryptoworkskarten inklusive kostenloser Freischaltung sowie Preisnachlässe für Receiver. Da es momentan keine anderslautenden Ankündigungen gibt, ist davon auszugehen, dass es für diejenigen, die nun ihre Geräte austauschen müssen, keinerlei Unterstützung mehr gibt.

 

 

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

 

 

ANFRAGE:

 

1.      Wie viele Haushalte genau sind von der Einstellung der Betacrypt-Verschlüsselung betroffen?

 

2.      Wie verteilen sich die betroffenen Haushalte auf die Bundesländer?

 

3.      Seit wann sendet der ORF über Satellit ausschließlich verschlüsselt?

 

4.      Wann genau hat sich der ORF sich zu einem Wechsel zu Cryptoworks entschieden?

 

5.      Hat sich der ORF darum bemüht, dass alte Receiver mit Betacrypt-Verschlüsselung auch bei einem Wechsel weiterlaufen können?

 

6.      Stimmt es, dass dem ORF auch das Nachfolgesystem Betacrypt 2 angeboten wurde?

6.1.           Wenn ja, wäre dann auch ein Austausch der alten Betacrypt-Receiver und Karten notwendig gewesen?

 

7.      Wer ist derzeit Lizenznehmer von Betacrypt 1?

7.1.           Hat der ORF mit dem derzeitigen Lizenznehmer Kontakt aufgenommen und sich um eine Verlängerung der Lizenz bemüht?

7.2.           Wenn nein, wieso?

 

8.      Stimmt es, dass die Betacrypt-Receiver noch zu Weihnachten 2002 im Elektrohandel mit als „ORF tauglich“ extra promotet und massenweise verkauft wurden?

 

9.      Wieso gibt es jetzt bei der endgültigen Abschaltung keine Unterstützung für die Betroffenen?

 

10.    In welcher Höhe belaufen sich die Einnahmen des ORF durch diese Umstellungsaktion?

 

11.    Ist der endgültige Zeitpunkt der Abschaltung (Mai 2008) nicht kontraproduktiv für den ORF, da ihm dadurch potentielle Seher der Fußball EM 2008 entgehen?

 

12.    Ist es zutreffend, dass selbst wenn man aufgrund einer alten Verschlüsselungskarte keinen ORF mehr empfangen kann, trotzdem die GIS-Gebühr zu bezahlen hat?

 

13.    Laut Gerüchten denken die deutschen Privatsender auch über eine Verschlüsselung nach, wollen dann aber auf das Verschlüsselungssystem Nagravision von PREMIERE setzen. Droht hier der nächste Wechsel des Verschlüsselungssystems oder wäre das vom ORF verwendete Cryptoworks damit kompatibel?