3606/J XXIII. GP
Eingelangt am 27.02.2008
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Anfrage
des Abgeordneten Mag. Andreas Schieder und GenossInnen
an die Bundesministerin für europäische und internationale Angelegenheiten
betreffend „Sachstandsbericht bezüglich des Aufbaus eines Europäischen Auswärtigen Dienstes (EAD)".
Der Reformvertrag der EU („Vertrag von Lissabon zur Änderung des Vertrags über die Europäische Union und des Vertrags zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft") sieht als eine von mehreren Innovationen die Einführung eines „Hohen Vertreters der Union für Außen- und Sicherheitspolitik („EU-Außenminister"; Art. 13a) vor, der künftig die Position der Europäischen Union im Bereich der gemeinsamen Sicherheits- und Außenpolitik (GASP) vertreten soll.
Im Art. 13a (3) heißt es dazu:
„Bei der Erfüllung seines Auftrags stützt sich der Hohe Vertreter auf einen Europäischen Auswärtigen Dienst. Dieser Dienst arbeitet mit den diplomatischen Diensten der Mitgliedstaaten zusammen und umfasst Beamte aus den einschlägigen Abteilungen des Generalsekretariats des Rates und der Kommission sowie abgeordnetes Personal der nationalen diplomatischen Dienste. Die Organisation und die Arbeitsweise des Europäischen Auswärtigen Dienstes werden durch einen Beschluss des Rates festgelegt. Der Rat beschließt auf Vorschlag des Hohen Vertreters nach Anhörung des Europäischen Parlaments und nach Zustimmung der Kommission."
Gemäß der Erklärung, die der Schlussakte der Regierungskonferenz beigefügt ist, wird der Generalsekretär des Rates und Hohe Vertreter für die GASP gemeinsam mit Kommission und Mitgliedstaaten die Vorarbeiten zur Errichtung des EAD einleiten, sobald der Vertrag von Lissabon unterzeichnet worden ist. Ein Teil dieser Vorarbeiten wurde bereits nach der Unterzeichnung des „Verfassungsvertrages" geleistet (vergleiche „Europäischer Auswärtiger Dienst - Gemeinsamer Sachstandsbericht des Generalsekretärs/ Hohen Vertreters und der Kommission für den europäischen Rat", 9. Juni 2005, 9956/05).
Die Einrichtung eines EAD wird entscheidende Auswirkungen auf den österreichischen diplomatischen Dienst haben. Dies betrifft sowohl den Bereich der Zusammenarbeit von EAD und Außenamt/ BMeiA als auch die Gestaltung von Ausbildung und Laufbahnplanung von österreichischen DiplomatInnen.
Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher in diesem Zusammenhang an die Bundesministerin für europäische und internationale Angelegenheiten nachstehende:
ANFRAGE:
1. Welche Überlegungen gibt es im BMeiA zur geplanten Zusammenarbeit des EAD insbesondere mit diplomatischen Diensten der Mitgliedsstaaten?
2. Wie ist der aktuelle Informationsstand des BMeiA bezüglich der Vorbereitungsarbeiten des Hohen Vertreters Javier Solana, der Kommission und des Rat bezüglich des Europäischen Auswärtigen Dienstes?
3. Welche Aufgaben sollen die so genannten „EU-Botschaften" (aufbauend auf dem Netzwerk der derzeitigen Delegationen der Kommission) in Drittstaaten übernehmen?
4. Wo liegt der Unterschied zu den diplomatischen Vertretungen der Mitgliedstaaten?
5. Wie soll sich die Zusammenarbeit und der Informationsaustausch zwischen diplomatischen Vertretungen der Mitgliedstaaten und der jeweiligen künftigen „Unionsdelegation" bzw. dem EAD gestalten?
6. Wie beurteilen Sie den Vorschlag des Europäischen Parlaments, eine Europäische Diplomatische Akademie einzurichten? Halten Sie eine solche Entwicklung für wünschenswert - gesetzt den Fall, dass die Finanzierung gesichert ist - oder bevorzugen Sie eine ausschließliche Fortführung der österreichischen Ausbildungsstrukturen mit einer Veränderung der Schwerpunktsetzung?
7. An welche Schwerpunktsetzung in der österreichischen Ausbildung wird gedacht?
8. Welche Überlegungen und Positionen gibt es in Ihrem Ministerium um die Berücksichtigung von Personal des EAD aus dem österreichischen diplomatischen Dienst zu fördern (z.B. spezifische Weiterbildungsmaßnahmen um die Qualifikationsprofile der österreichischen MitarbeiterInnen des Auswärtigen Dienstes zu stärken, budgetäre Vorkehrungen)?
9. Welche Überlegungen und Positionen gibt es in Ihrem Ministerium bezüglich Finanzierung der Personalkosten, insbesondere eines „österreichischen Kontingents", des EAD?
10. Welcher Zeitplan ist Ihren Informationen zufolge nach heutigem Stand für den Aufbau des EAD vorgesehen?