3739/J XXIII. GP

Eingelangt am 05.03.2008
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

der Abgeordneten Morak

Kolleginnen und Kollegen

an den Bundesminister für Soziales und Konsumentenschutz

betreffend der Mehrwertnummern im ORF“

Im Rahmen der 4. Staffel der Sendung Dancing Stars" wird wiederum auf das
System des Publikumsvotings via SMS, bei dem pro abgegebener Stimme f
ür die
Konsumenten ein Betrag von 50 Cent anf
ällt, zurückgegriffen. Ein erheblicher Betrag
kommt dabei dem ORF zu gute. Das gleiche System wurde in der Vergangenheit bei
ähnlich publikumswirksamen Formaten wie Starmania" oder Musical! Die Show"
vom ORF verwendet.

Ohne zu fragen, ob die angesprochenen Sendungsformate den öffentlich-rechtlichen
Auftrag erfüllen, ist aus medien- und sozialpolitischer Sicht, die Frage zu stellen, ob
eine Publikumspartizipation an Sendungen des
öffentlich-rechtlichen Rundfunks
weitere Entgelte zus
ätzlich zu den ORF-Gebühren rechtfertigt. Vor allem
Jugendliche, die ihrem Publikumsliebling oftmals eine Vielzahl von Unterst
ützungs-
SMS senden und so unwissend entgeltliche Mehrwertdienste in Anspruch nehmen,
werden damit in eine Kostenfalle gelockt.

Das System von Mehrwertnummern zieht sich jedoch wie ein roter Faden durch den
öffentlich-rechtlichen Rundfunk ORF und ist nicht nur auf Gewinnspiele und
Unterhaltungsformate (z.B.
Frisch gekocht") beschränkt, sondern ist auch bei
Serviceangeboten zu finden. Gerade im Bereich der Konsumenteninformation wie
z.B. der Auskunft zur digitalen Verbreitung der ORF-Programme ist der telefonische
Kontakt nur
über eine kostenpflichtige Mehrwert-Hotline möglich. Ebenso ist die Ö3-
Servicehotline nur als kostenpflichtige Mehrwertnummer eingerichtet.

Interessanterweise war in den letzten Monaten weder von der Arbeiterkammer, noch
von Ihnen als Konsumentenschutzminister eine Stellungnahme zu dieser Thematik
zu h
ören.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher an den Bundesminister für Soziales
und Konsumentenschutz folgende


Anfrage

1.  Halten Sie es als Bundesminister für Soziales und Konsumentenschutz für
vertretbar, dass der ORF von den Zuseherinnen und Zusehern f
ür die interaktive
Teilnahme an seinen Sendungen, beispielsweise SMS-Abstimmungen,
zus
ätzliche Entgelte verlangt?

2.             Wie beurteilen Sie als Bundesminister für Soziales und Konsumentenschutz
dieses Vorgehen, gerade im Hinblick auf die sozial Schw
ächeren in unserer
Gesellschaft?


3.   SMS werden vor allem von jüngeren Zielgruppen gerne verwendet. Auch die
ORF-Votingaktionen zielen vornehmlich auf einen jugendlichen Adressatenkreis
ab. Wie stehen Sie als Bundesminister f
ür Soziales und Konsumentenschutz zu
der Tatsache, dass der ORF durch SMS-Votings (z.B. Dancing Stars

50 Cent/SMS) vor allem junge und damit einkommensschwächere Gruppen
anzieht?

4.             Es ist bekannt, dass der ORF gerade bei jüngeren Zusehern ein Defizit hat. Ist es
aus Ihrer Sicht als Bundesminister für Soziales und Konsumentenschutz
moralisch vertretbar, dann genau diesen einkommensschwachen, aber f
ür den
ORF als Publikum zukunftstr
ächtigen Personenkreis durch solche interaktiven
Formate zur Kasse zu bitten?

5.             SMS werden bei vielen Mobilfunkanbietern in Paketen wie 1000-Gratis-
SMS/Monat" angeboten und verursachen somit keine variablen Kosten.
Ausgenommen sind davon in der Regel Mehrwert-SMS und SMS ins Ausland.
Wie stehen Sie als Bundesminister f
ür Soziales und Konsumentenschutz dazu,
dass gerade der
öffentlich-rechtliche ORF sich diesen Umstand zu Nutze macht
und f
ür SMS-Votings zusätzliche Entgelte kassiert?

6.             Wie beurteilen Sie die Tatsache, dass durch dieses Vorgehen des öffentlich-
rechtlichen Rundfunks aufgrund erhöhter Telefonrechnungen der
Jugendverschuldung Vorschub geleistet wird?

7.             Eine Mehrwertnummer soll dem Konsumenten in der Regel einen Mehrwert
bringen. Worin besteht konkret der Mehrwert bei Publikums-Votings?

8.             Wie stehen Sie als Bundesminister für Soziales und Konsumentenschutz dazu,
dass ein öffentlich-rechtliches Hörfunkprogramm wie Ö3 nur unter einer
kostenpflichtigen Mehrwertnummer erreichbar ist?

9.             Man kann sich nicht des Eindrucks erwehren, dass die Dienste des ORF, die via
Mehrwertnummern erbracht werden, zunehmen. Wäre es aus
konsumentenschutzrechtlicher Sicht nicht w
ünschenswert, dass eine öffentlich-
rechtliche Einrichtung wie der ORF kostenlos erreichbar ist?

10.Gerade die TV-Digitalisierung hat bei vielen Konsumentinnen und Konsumenten
Fragen aufgeworfen. Wie stehen Sie als Bundesminister für Soziales und
Konsumentenschutz dazu, dass die ORF Digital Infohotline nur
über eine
Mehrwertnummer zu erreichen ist?

11. Die aktuelle Gebührenerhöhung des ORF, die Umstellungskosten auf

Digitalempfang, Informationen über Mehrwertnummern und die Partizipation an
ORF-Programmen via kostenpflichtigen SMS-Votings erreichen in Summe eine
Gesamtbelastung des
österreichischen Konsumenten von zumindest 100 Euro
pro Jahr und Person. Die von Ihnen angedachte 100-Euro-Einmalzahlung w
ürde
durch die vom ORF gesteigerten Anforderungen an das Medienbudget jedes
Einzelnen bereits verbraucht sein. Wie beurteilen Sie daher in diesem Lichte die
von Ihnen vorgeschlagene Ma
ßnahme?


12.   Wieso haben Sie sich als Bundesminister für Soziales und Konsumentenschutz
zum Thema Mehrwertnummern im ORF nicht zu Wort gemeldet?

13.   Wie erklären Sie sich als Bundesminister für Soziales und Konsumentenschutz,
dass die Arbeiterkammer mit ihren Konsumentenschutzinstitutionen zu diesem
Thema nicht öffentlich Stellung bezogen hat?