3740/J XXIII. GP

Eingelangt am 06.03.2008
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

der Abgeordneten Morak

Kolleginnen und Kollegen

an den Bundesminister für Soziales und Konsumentenschutz

betreffend Erhöhung der ORF-Gebühren“

In den vergangenen Tagen und Wochen wurde die Teuerungswelle intensiv
diskutiert. Einen Anteil an der steigenden Inflation hat unter anderem auch die
erneute Erh
öhung der ORF-Gebühren. Jeder Haushalt mit einem empfangsbereiten
Fernsehgerät muss jetzt 181 Euro/Jahr an den ORF zahlen. In der Stiftungsrats-
sitzung vom 02.02.2008 wurde mit einer knappen Mehrheit mit 16 Stimmen eine
ORF-Geb
ührenerhöhung um 9,4 Prozent beschlossen. Der ORF erhält dadurch im
Jahr 2008 rund 23 Mio. Euro, ab dem Jahr 2009 j
ährlich rund 41 Mio. Euro mehr an
Programmentgelten. Diese Erh
öhung war aufgrund der hohen, beim ORF
vorhandenen, R
ücklagen von ca. 90 Mio. Euro nicht zwingend notwendig und wurde
von vielen Seiten kritisiert. Das ORF-Programmentgelt steigt durch die Erh
öhung pro
Monat und Haushalt um 1,30 Euro netto. Inklusive der steigenden Länderabgaben
und Bundesanteile kommt man auf einen Betrag bis zu 24 pro Monat. Trotz dieser
erheblichen Erh
öhung des ORF-Programmentgelts fehlt laut kolportierten Aussagen
des ORF-Stiftungsrates eine umfassende Strategie für die Zukunft des ORF.

Beschäftigte der Arbeiterkammer, die wohl auch dem Konsumentenschutz
verpflichtet sein sollten, haben im Stiftungsrat, zur Verwunderung vieler, einer
Erh
öhung der Rundfunkgebühren zugestimmt. Rund ein Drittel der österreichischen
Einkommensbezieher muss mit weniger als 1.000,-- Euro im Monat auskommen. Die
angesprochene Erh
öhung der ORF-Gebühren um ca. 20 Euro/Jahr trifft daher diese
Personengruppe besonders hart. Neben der Teuerung bei Gas, Strom und
Lebensmitteln stellt dies eine weitere erhebliche Belastung f
ür viele
Österreicherinnen und Österreicher dar.

Das Abstimmungsverhalten der Angehörigen der Arbeiterkammer in den Gremien
des ORF ist den Bed
ürfnissen der Konsumenten und deren Schutzinteressen nicht
zutr
äglich. Da Sie sich in der jüngeren Vergangenheit als Minister für Soziales und
Konsumentenschutz oftmals in
ökonomischen Fragen und Fragen der
Armutsbek
ämpfung zu Wort gemeldet haben, verwundert es, dass sie nicht in dieser
Angelegenheit ihre Stimme erhoben haben.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher an den Bundesminister für Soziales
und Konsumentenschutz folgende


Anfrage

1.                Wie stehen Sie grundsätzlich zum Thema Konsumentenschutz?

2.                Wie beurteilen Sie aus konsumentenpolitischer Sicht das
Abstimmungsverhalten der beiden Vertreter der Arbeiterkammer im Hinblick
auf die Geb
ührenerhöhung im ORF-Stiftungsrat?


3.                Halten Sie es aus sozialpolitischer Sicht für richtig, dass kleinere
Einkommensbezieher, die nur knapp nicht in den Genuss einer
Rundfunkgeb
ührenbefreiung kommen, jetzt pro Jahr im österreichischen
Durchschnitt etwa 20 Euro mehr für den ORF bezahlen müssen?

4.            Viele Pensionistinnen und Pensionisten fallen nicht unter die
Geb
ührenbefreiung und spüren daher die Gebührenerhöhung des ORF
besonders schmerzhaft in ihrer Geldb
örse. Wie stehen Sie dazu, dass ein
Monat nach der gew
ährten Pensionserhöhung ein beträchtlicher Teil davon
wieder zugunsten erhöhter ORF-Gebühren aufgebraucht ist?

5.            In den vergangenen Tagen wurde immer wieder berichtet, dass Sie als
Sozialminister eine Einmahlzahlung von 100,- Euro f
ür kleinere
Einkommensbezieher fordern. Wie stehen Sie zu einer ORF-
Geb
ührenerhöhung, die ein Fünftel dieser Zahlung sofort wieder aufbraucht?

6.            Wie erklären Sie sich, dass auch die Arbeiterkammer und ihre
Konsumentenschutzgremien, sowie der Verein f
ür Konsumenten-Information
keine Stellungnahme zu dieser Thematik abgegeben haben?

7.            Ist Ihnen in ihrer Funktion als Bundesminister für Soziales und
Konsumentenschutz bewusst, dass diese Geb
ührenerhöhung auch zu einem
Anstieg der Inflationsrate beiträgt?

8.            Wie beurteilen Sie dieses Faktum?

9.            Sie haben in der jüngeren Vergangenheit durch Ihre Stellungnahmen eine
breit angelegte Auffassung von sozialer Verantwortung gezeigt. Warum
schweigen Sie hier als Minister f
ür Soziales und Konsumentenschutz, wenn
eine massive Gebührenerhöhung vorgenommen wird?

10.    Sollten Sie als zuständiger Minister nicht gegen jedwede Form von
Geb
ührenerhöhungen und Verteuerungen zulasten der Konsumentinnen und
Konsumenten eintreten?