3851/J XXIII. GP

Eingelangt am 13.03.2008
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

der Abgeordneten Lichtenecker, Freundinnen und Freunde

an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

betreffend Müllverbrennungsanlagen in Österreich

In den bestehenden Müllverbrennungsanlagen kann eine Abfallmenge von rund 1,6 Mio Tonnen verbrannt werden, würden die geplanten Anlagen alle realisiert werden, so käme eine Kapazität von rund 1,5 Mio Tonnen hinzu, in Summe würde das eine Kapazität von 3,1 Mio Tonnen Abfall ausmachen (siehe Tabelle unten).

Der Abfallwirtschaftsplan des BMLFUJW vom Jahre 2006 rechnet für das Jahr 2009 mit einem Restmüllaufkommen von 1, 5 Mio Tonnen, insgesamt rechnet man an1,665 Mio Tonnen Abfällen, die in thermischen" Anlagen verbrannt werden können. Es stellt sich daher dringlich die Frage, welchen Müll die geplanten MVA verbrennen werden. Die Kapazitäten können nämlich nur ausgeschöpft werden, wenn in hohen Mengen Müll importiert wird. Dafür haben die von Lärm und Luftschadstoffen beeinträchtigten Nachbarn und Nachbarinnen dieser Anlagen wenig Verständnis und entspricht dies auch nicht dem Grundsatz der entstehungsnahen Entsorgung, wie er in der Abfallrichtlinie festgelegt ist.

 

MVA bestehend

Kapazität in Tonnen pro Jahr  It Abfallwirtschaftsplan 2006,     S 88

2005 ts verbrannte Abfallmenge It UBA-Bericht 2007, S 6

Flötzersteig/Wien

200.000

208.797

Spittelau/Wien

270.000

258.256

Simmeringer Haide 1-3/Wien

Nicht erwähnt

178.097

Simmeringer Haide 4/Wien

110.00

101.842

Wels I/OÖ

75.000

-

Wels II/OÖ

230.000

126.264 (I und II)

Arnoldstein/Ktn

80.000

81.663

Lenzing/OÖ

300.000

299.552

Niklasdorf/Stmk

100.000

77.585

Zwentendorf/NÖ

300.000

Nicht erwähnt

Summe

1.665.000

 

MVA geplant

Diverse Quellen

 

Pfaffenau/Wien

250.000

 

Dürnrohr Erweiterung

225.000

 

Zistersdorf/NÖ

130.000

 

 

Heiligenkreuz/Bgl

325.000

 

 

Frohnleiten/Stmk

450.000

 

 

Linz/OÖ

165.564

 

 

Summe

1.545.564

 

 

Besonders drastisch ist etwa die Diskrepanz zwischen geplanter Kapazität und Müllaufkommen in Burgenland. Die geplante Müllverbrennungsanlage Heiligenkreuz    soll eine Kapazität von 325.000 Tonnen haben, das Restmüllaufkommen aus Haushalten im Burgenland betrug im Jahre 2006 rd 33.000 Tonnen, also etwa ein Zehntel der Kapazität.

Immer mehr werden Müllverbrennungsanlagen offenbar zum Zweck der Energieerzeugung gebaut. Die hohen Förderungen für CO2-Vermeidung und die Tatsache, dass Strom aus Müllverbrennungsanlagen als Ökostrom eingestuft wird,     sind mit verantwortlich für diese Weichenstellung. Es stellt sich nun dringlich die    Frage, wie sauber - in einer integrativen Sicht - diese Energieerzeugung in      Verhältnis zu anderen Energieträgern ist.

Dieser MVA-Wildwuchs ist freilich auch von SPÖ und ÖVP zu verantworten, da eine echte Abfallwirtschaftsplanung im AWG nicht vorgesehen ist. Auch die Landes-Abfallwirtschaftsgesetze binden nicht hinreichend deutlich oder nur zum Teil die Genehmigung einer MVA an eine vorherige Standortausweisung im Verordnungswege.

Da selbst die Angaben des Abfallwirtschaftsplans 2006, der Studie    Abfallverbrennung in Österreich“, veröffentlicht 2007 sowie der UVP-Dokumentation    des UBA divergierende Angaben zu Kapazität bzw nicht vergleichbare Kenndaten zu  den einzelnen MVA angeben, werden entsprechende Angaben erbeten.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

ANFRAGE:

1.                         Wie viel Abfall in Tonnen pro Jahr dürfen die bestehenden Müllverbrennungsanlagen (Fötzersteig, Spittelau, Simmeringer Haide, Wels, Arnoldstein, Lenzing, Niklasdorf, Zwentendorf) jeweils verbrennen, um welche Abfallarten handelt es sich dabei?

2.                         Wie hoch ist das Restmüllaufkommen in den Bundesländern jeweils und wie wird dieser Restmüll derzeit entsorgt (Anlagenart - MVA und Mitverbrennung,     Standort und Menge)?

3.                         Aus all den im Motiven teil genannten Daten geht hervor, dass keine weiteren Müllverbrennungsanlagen notwendig sind, jedenfalls nicht die geplanten Kapazitäten. Welche Möglichkeiten haben Sie bzw die Behörden erster Instanz, Anträge auf Genehmigung von MVA abzulehnen, weil sie nicht den abfallwirtschaftlichen Notwendigkeiten Österreichs entsprechen?

4.                         a)     Welche Investitionsförderungen können MVA-Betreiberlnnen aus den

diversen Förderungstiteln des Bundes (Umweltförderungsgesetz etc)

lukrieren und wie viel Prozent der Investitionskosten werden dadurch jeweils abgegolten?

b)                         Bekommen MVA gratis Emissionszertifikate in der Periode 2008 bis    2012?

c)                          Wie viele MVA haben in welchem Ausmaß Ökostrom-Förderungen im Jahre 2007 erhalten?

 

5.                            Müllimporte sind ohne Ihre Genehmigung nicht möglich. Was werden Sie tun, um dem Prinzip der verursachernahen Entsorgung zu entsprechen?

6.                            a)     Aus welchen Gebieten und von welchen Vertragspartnern soll der Müll für

die MVA Heiligenkreuz kommen?

b)     Wie können im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprüfung die Verkehrsemissionen der Anlage (An- und Abtransport des Mülls) berechnet werden, wenn in den Einreichunterlagen die Herkunftsorte des Mülls nicht genannt werden?