3922/J XXIII. GP

Eingelangt am 18.03.2008
Dieser Text wurde elektronisch übermittelt. Abweichungen vom Original sind möglich.

ANFRAGE

 

 

der Abgeordneten Weinzinger, Freundinnen und Freunde

 

an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

 

betreffend Gleichbehandlung von Frauen und Männern an der „Spanischen Hofreitschule“

 

 

Die Gleichbehandlung von Männern und Frauen ist durch österreichisches Recht (Bundesgleichbehandlungsgesetz und Gleichbehandlungsgesetz für die Privatwirtschaft) und durch EU-Vorgaben (Richtlinien zu Gender-Mainstreaming) geregelt und gesetzliche verbindend festgelegt. Daraus ist abzuleiten, dass die Bundesregierung in ihrem Wirkungsbereich daran gebunden ist und auch bei der Vergabe von öffentlichen Förderungen darauf zu achten hat, dass FördernehmerInnen bestehende gesetzliche Vorgaben einhalten.

 

Die Spanische Hofreitschule ist eine Gesellschaft öffentlichen Rechts, die auch nach der rechtlichen Verselbständigung zu 100 Prozent im Eigentum des Bundes verblieben ist und deren MitarbeiterInnenstab zumindest zum Teil dem Beamtendienstrecht unterliegt.

Das Gleichbehandlungsgesetz für Arbeitsverhältnisse in der Privatwirtschaft sieht vor, dass jede Form der Berufsausbildung nicht nur Männern, sondern auch Frauen offen stehen muss. Dies würde bedeuten, dass selbstverständlich die Aufnahme als „Eleve“ und spätere Ausübung des Berufs eines Bereiters/einer Bereiterin an der Spanischen Hofreitschule Frauen und Männern gleichermaßen offenstehen müsste. Faktum ist aber, dass bis zum heutigen Tag keine einzige Frau in die Ausbildung und darauffolgend in das reitende Personal der Spanischen Hofreitschule aufgenommen wurde. Anfragen um Aufnahme als Eleve von interessierten Mädchen/Frauen werden völlig offen mit dem Verweis, dass Frauen an der Spanischen Hofreitschule nicht aufgenommen werden, abgelehnt. Dies steht im übrigen im Widerspruch zu vergleichbaren Einrichtungen wie dem französischen Cadre Noir in Saumur, in dem inzwischen auch Frauen als Bereiterinnen tätig sind.

Frauen in Österreich bleibt damit ein Ausbildungsweg verwehrt, die Berufstätigkeit als Bereiterin an der Spanischen Hofreitschule verwehrt und damit verbunden die Chancen auf ausgezeichnetes Einkommen sowie prestigeträchtige reiterliche Berufserfahrung vorenthalten.

 

Das Beharren auf einer „frauenfreien“ Spanischen Hofreitschule stellt eine klare Diskriminierung von Frauen dar und widerspricht der österreichischen Gleichbehandlungsgesetzgebung.

 

 

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

 

 

ANFRAGE:

 

 

1.      Steht Frauen aus rechtlicher Sicht die Bewerbung um einen Ausbildungsplatz als  Eleve an der Spanischen Hofreitschule offen?
Wenn ja, warum wurden bisher noch keine Frauen aufgenommen?
Wenn nein, welche rechtlichen Gründe sprechen aus Ihrer Sicht dagegen?

 

2.      Halten Sie es für der Gleichbehandlungsgesetzgebung konform, dass Frauen die Aufnahme als Eleve/die Beschäftigung als Bereiterin an der Spanischen Hofreitschule verwehrt wird?

 

3.      Erhalten die Eleven während ihrer Ausbildung ein Gehalt bzw. eine andere finanzielle Abgeltung? Falls ja, in welcher Höhe?

 

4.      Welcher Art von Beschäftigungsverhältnis unterliegen die Eleven?

 


5.      In der Anfragebeantwortung 3724/J XXI.GP wurde angegeben, dass angenommen wird, dass Bewerberinnen aufgrund der langen Ausbildungszeiten ihr Interesse an der Ausbildung an der Spanischen Hofreitschule nicht weiter verfolgt hätten. Gibt es wissenschaftliche Studien, die darauf hindeuten, dass sich Frauen von einer langen Ausbildungsdauer eher abschrecken lassen als Männer?

 

6.      In der Anfragebeantwortung 3724/J XXI.GP wurde angegeben, dass im Rahmen eines „Changemanagementprozesses“ an der Spanischen Hofreitschule für die künftige Aufnahme und Ausbildung von weiblichen Eleven Vorkehrungen getroffen würden. Welche Vorkehrungen sind bisher getroffen worden? Ist die angeführte Kapazitätserweiterung der ausgebildeten Schulpferde und AusbildnerInnen erfolgt?

 

7.      Werden derzeit Maßnahmen zur Aufnahme von Frauen in die spanische Hofreitschule getroffen? Falls ja, welche Maßnahmen werden konkret getroffen?
Falls nein, warum werden keine Maßnahmen getroffen?

 

8.      Sehen Sie ebenfalls so wie die Geschäftsführerin Elisabeth Gürtler „große Widerstände“ gegen Frauen in der spanischen Hofreitschule? Falls ja, welche und was tun Sie dagegen? Falls nein, welche andere Erklärung haben Sie dafür, dass es noch keine Frauen an der spanischen Hofreitschule gibt?

 

9.      Wie ist bei den an der Spanischen Hofreitschule gesamt tätigen DienstnehmerInnen das zahlenmäßige Verhältnis von Frauen und Männern in den jeweiligen Arbeitsgebieten?