4992/J XXIII. GP

Eingelangt am 23.09.2008
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Anfrage

der Abgeordneten Lunacek, Freundinnen und Freunde

an den Bundeskanzler

betreffend Stand der EU-Vertragsverletzungsverfahren gegen Österreich

Um eine zügige Umsetzung europäischer Rechtsakte zu gewährleisten, bedarf es
einer strukturierten Information des Parlamentes zum Stand der
Vertragsverletzungsverfahren, die von Seiten der Europ
äischen Kommission
gegen
über Österreich aktuell offen sind.

Wünschenswert wäre auch eine laufende strukturierte Information der Öffentlichkeit
über anhängige Vertragsverletzungsverfahren. Die diesbezüglichen Schreiben der
Kommission und
Österreichs sind nicht allgemein verfügbar. Dies wäre insbesondere
auch wünschenswert, weil diese Verfahren oft auf BürgerInnenbeschwerden
zurückgehen, die mit hohem professionellen und finanziellen Einsatz erstellt wurden.
Diese Intransparenz wird mit dem Datenschutz, dem Amtsgeheimnis oder der
Staatsr
äson - man stehe quasi im Vorfeld eines Gerichtsverfahrens gegen die
Republik bzw in quasi Vergleichsverhandlungen - begründet. Dem ist zu entgegnen,
dass personenbezogene Daten in den Dokumenten unleserlich gemacht werden
k
önnen. Die Vertretung österreichischer Interessen kann nur im Rahmen der
Gesetze legitim sind, f
ür eine primitive Verzögerungstaktik ist kein Raum. Insofern ist
es unverständlich, warum Mahnschreiben und die Antworten Österreichs und der
sonstige Briefwechsel f
ür die BürgerInnen nicht zugänglich sein sollten. Die aktuelle
Geheimniskr
ämerei lässt den Verdacht aufkommen, dass hier im Vorverfahren auch
EU-rechtswidrige Kuhh
ändel Platz greifen. Hinzuweisen ist auch auf das Erkenntnis
des EuGH vom Dezember 2007 (Rechtssache C-64-05 P), worin dieser zum
Ausdruck brachte, dass es gem
äß der Verordnung über den Zugang der
Öffentlichkeit zu den Dokumenten der Organe, nicht im Belieben der
Mitgliedsstaaten liege, die Weitergabe von Dokumenten durch die EU-Organe zu
verhindern. Wenn dann muss sich der Mitgliedsstaat auf die taxativen
Ausnahmegr
ünde für die Verweigerung des Dokumentenzugangs gemäß der
Verordnung berufen k
önnen.

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende


ANFRAGE:

1)       Welche und wie viele Beschwerde- bzw. Vertragsverletzungsverfahren sind
derzeit gegen
Österreich seitens der EU-Kommission anhängig? Bitte fügen Sie eine
vollst
ändige Liste der Verfahren, gegliedert nach Verfahrensstufen (1 .Stufe
Mahnschreiben der EK, 2.Stufe - begründete Stellungnahme der EK und 3.Stufe -
Klage vor dem EuGH) und einer Beschreibung des jeweiligen Falles mit Nummer,
Betreff, Datum, national verpflichtete Gebietskörperschaft/Behörde etc. bei.

2)       Werden Sie für eine strukturierte Information der Öffentlichkeit und des
Parlaments
über laufende Vertragsverletzungsverfahren samt Veröffentlichung der
relevanten Dokumente Sorge tragen?

3)       Wenn nein, wie begründen Sie Ihre Verweigerung der strukturierten Information
der Öffentlichkeit?