544/J XXIII. GP
Eingelangt am 22.03.2007
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der
Abgeordneten Steier und GenossInnen
an den Bundeskanzler
betreffend
digitales Fernsehen - Stromverbrauch der DVB-T-Boxen (Set-Top-
Boxen)
Die österreichische Bundesregierung hat mit dem
Privatfernsehgesetz 2001 die
Umstellung auf digitales österreichisches
Fernsehen beschlossen. Seit 26. Oktober
2006 erfolgt die schrittweise Umstellung auf die digitale Verbreitung (DVB-T,
Digital
Video Broadcasting) von ORF1, ORF2 und ATV über Antenne. Mit 5.3.2007 hat die
endgültige Abschaltung des analogen
Antennen-TV im Westen begonnen und wird
sich im Verlauf des Jahres Richtung Osten fortsetzen. Der Ausbauplan sieht vor,
dass bis 2008 rund 90 % und bis 2010 95 %
der österreichischen Haushalte mit dem
digitalen
Antennensignal versorgt sein sollen.
Von der
Umstellung auf digitales Fernsehen sind rund 40% der österreichischen
TV-
Konsumentlnnen
betroffen - und zwar all jene Haushalte, die über Dach-
oder
Zimmerantenne
oder über analogen Satellitenempfang Programme empfangen; das
sind insgesamt rund 1
Million Geräte. Damit der Bildschirm nicht
schwarz bleibt,
benötigen diese Haushalte entweder
eine DVB-T Box bzw. ein TV-Gerät
mit
integriertem DVB-T Tuner, um weiterhin ORF
und ATV über Antenne zu empfangen
zu können bzw. müssen eine DVB-T Box zwischen Antenne
und TV- Gerät schalten
oder eine digitale
SAT-Anlage mit ORF Smart Card anschaffen.
Aus Mitteln
des Digitalisierungsfonds sind Förderungen für den
Umstieg auf DVB-T
vorgesehen: Anspruch
auf eine finanzielle Unterstützung
von 40 € besteht
- für alle von
der Rundfunkgebühr befreiten Haushalte, die ORF und ATV über
Antenne empfangen
(bis 2010) und
- bis 15.1.2007 für die ersten
100.000 InteressentInnen, die auf DVB-T Endgeräte mit
farbigen DVB-T Prüfzeichen vom TÜV Österreich umgestiegen sind.
„Die zwangsweise Umstellung der österreichischen Haushalte auf das digitale
Fernsehen DVB-T hat einen schalen Beigeschmack: Die dafür benötigten DVB-T-
Boxen sind enorme Stromfresser. Experten schätzen, dass die in Österreich
benötigten Kästchen jährlich soviel Strom verbrauchen wie 40.000
Haushalte",
berichtet der
Kurier in seiner Ausgabe vom 10.3.2007. In einem Konsument-Test
Ende 2006 schnitten der Großteil der
geprüften DVB-T zertifizierten Empfangsgeräte
nur durchschnittlich
ab; vor allem fehlt beim Großteil
der Geräte die Angabe von
Stromverbrauch in Betrieb und Standby (http://www.dvb-t.at/wie-empfangen/dvb-t-
empfangsgeraete/dvb-t-zertifizierte-empfangsgeraete.html).
Beim Entwurf des
Zertifizierungsmodells für
Empfangsgeräte, das 2005 von
Rundfunkveranstaltern und der ORS in Zusammenarbeit mit der RTR-GmbH und
unter Einbeziehung der Endgerätehersteller
im Rahmen einer europaweiten
Konsultation erarbeitet wurde, dürfte
offensichtlich ausschließlich auf
einwandfreien
Empfang und weniger auf Energieeffizienz der Geräte geachtet
worden sein.
Die
Digitalisierung des Fernsehens läuft derzeit offensichtlich den
Bestrebungen zum
Stromsparen entgegen:
die DVB-T-Boxen (Set-Top-Boxen) variieren im
Stromverbrauch erheblich, viele Modelle verfügen über keinen Ausschalter und
verbrauchen daher im
Dauer-Standby zusätzlich unnötige
Energie. Abgesehen
davon
wird für jedes Empfangsgerät im Haushalt - egal
ob Fernseher oder
Videorekorder - jeweils eine eigene Set-Top-Box benötigt.
Die unterzeichneten Abgeordneten richten an den Bundeskanzler nachstehende
Anfrage:
1.
Der Zugang zum
digitalen Fernsehen verursacht den KonsumentInnen
mehrfachen finanziellen Aufwand: neben den
Kosten für die Umrüstung auch
höhere Energiekosten pro Haushalt - da die
dafür notwendigen DVB-T bzw.
sog. Set-top-Boxen in Betrieb und Standby
zusätzlich viel Strom verbrauchen.
Sind diese Aspekte
bei der Vorbereitung der Umstellung von analogem auf
digitales Fernsehen aus Ihrer Sicht in den vergangenen Jahren ausreichend
bedacht worden?
2.
Ihr Vorgänger hat in 4367/AB ausgeführt, dass im
Jahr 2005 von
Rundfunkveranstaltern
und ORS in Kooperation mit RTR-GmbH unter
Einbeziehung der Endgerätehersteller
im Rahmen einer europaweiten
Konsultation Anforderungen an die Empfangsgeräte
formuliert wurden, um
den ungestörten und benutzerfreundlichen Empfang des digitalen
Angebots
sicherzustellen.
Gab es Vorgaben bezüglich Energieeffizienz der Geräte und
wenn ja, welche?
3.
Existieren Berechnungen oder Schätzungen, um wie viel
der österreichische
Stromverbrauch durch
die erforderliche Umrüstung der Haushalte für das
digitale Fernsehen ansteigen wird?
4.
Sind Empfehlungen zur Kennzeichnung vorgesehen, damit die
KonsumentInnen ihrer Kaufentscheidung auch die Energieeffizienz der Geräte
zugrunde legen können? Wenn ja, wer wird für die
Kennzeichnung
verantwortlich sein?
5.
Ist eine Kennzeichnung von Stromverbrauch in Betrieb und Standby auch für
die
nicht zertifizierten DVB-T-Boxen vorgesehen?