55/J XXIII. GP
Eingelangt am 09.11.2006
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
des Abgeordneten Mag. Johann Maier
und GenossInnen
an die Bundesministerin für Inneres
betreffend „Illegale Pflanzenschutzmittel in Österreich (z.B. Steiermark) - Gerichtliche
Strafanzeigen und Gerichtsverfahren"
In Österreich sind derzeit
illegale Importe (und illegale Anwendung) von Pflanzenschutzmittel
ein großes Problem. Österreichs Polizei suchte beispielsweise im
Dezember 2005 53 Tonnen von
hochgiftigen und verbotenen
Pflanzenschutzmitteln (Pestizide), die in der Steiermark (Gemeinde
Krottenbrunn) durch das BAES zwar behördlich vorläufig
beschlagnahmt wurden (weil sie nicht
zugelassen waren), aber kurz darauf aus einem von der BAES versiegelten Lager
„verschwunden" sind. Obwohl keine Proben durch die Behörden
gezogen wurden (mit
nachfolgenden Analysen), erwartete sich BM DI Pröll in einer Rede
gegenüber dem Nationalrat
keinen Pardon für einen Importeur (bzw. Händlers) der den guten Ruf
der österreichischen
Landwirtschaft gefährdet.
„.......... Kriminelle Machenschaften werden auch von mir und von den Behörden in diesem Land
sicher nicht gedeckt. Wir sind
dabei, mit der Staatsanwaltschaft und mit den Anzeigen nach
Aufdeckung dieses Vertriebsringes durch das Bundesamt für
Ernährungssicherheit Punkt für
Punkt jeden Einzelnen, der dabei beteiligt ist, der entsprechenden rechtlichen
Verantwortung
zuzuführen, meine sehr geehrten Damen
und Herren (Beifall bei der ÖVP.
Kein Pardon für jemanden, der durch illegale Tätigkeit, durch
kriminelle Machenschaften den
guten Ruf der österreichischen
Lebensmittel- und Nahrungsproduktion und den der Bäuerinnen
und Bauern gefährdet! Die Kontrolle funktioniert und Europa kann sich ein
Beispiel nehmen an
dem, wie Österreich diese Frage
beantwortet hat....... "
Die
Namen dieser beschlagnahmten Pflanzenschutzmittel wurden von der BAES unter
Hinweis
auf die Amtsverschwiegenheit bzw. Datenschutz der Öffentlichkeit nicht
bekannt gegeben. Dem
BAES lag damals auch
kein Hinweis vor, „dass unter Bauern ein Handel mit unerlaubten
Pflanzenschutzmitteln betrieben wird" (siehe Antwort BM DI Pröll in
der AB Pirklhuber).
Anders der AGES
Bereichsleiter Leopold Girsch am 27.10.2005 gegenüber der APA: „Durch
diese verstärkte Kontrolltätigkeit sei ein Netzwerk von
Vertriebsschienen aufgedeckt worden,
die auch nicht zugelassene Produkte in Verkehr gebracht haben."
Wohin
die beschlagnahmten - zum Großteil illegalen - Pflanzenschutzmittel aus
Krottenbrunn
verschwunden sind,
konnte auch dieser nicht erklären. Das Bundeskriminalamt vermutete
allerdings weitere derartige Lager in Österreich. Die Staatsanwaltschaft
Graz hat in dieser
Angelegenheit das Landespolizeikommando Steiermark mit der Durchführung
von
Sachverhaltsermittlungen beauftragt. Gerichtlich strafbare Tatbestände
sind im
Pflanzenschutzmittelgesetz nicht normiert,
es gelten somit die allgemeinen Bestimmungen des
Strafgesetzbuches (StGB).
Auch in der AB 4580 von 13.09.2006 wurden die Vorfälle in Krottenbrunn und der
Verfahrensstand durch den Landwirtschaftsminister nicht aufgeklärt. Die Fragen 44 - 47 wurden
nicht beantwortet:
„Zu den Fragen 44 und 45:
Gemäß PMG 1997 besteht keine Mitteilungspflicht des Landeskriminalamtes Steiermark oder der
Staatsanwaltschaft Graz gegenüber dem BAES. Details sind daher nicht bekannt.
Zu den Fragen 46 und 47:
Gemäß PMG 1997 wurden durch das BAES 65 vorläufige Beschlagnahmen nicht zugelassener
Pflanzenschutzmittel durchgeführt und diese 65 vorläufigen Beschlagnahmen bei der örtlich
zuständigen Bezirksverwaltungsbehörde zur Anzeige gebracht. Es wurde eine Anzeige nach dem
Strafgesetzbuch erstattet."
Die
unterzeichneten Abgeordneten richten daher an die Bundesministerin für
Inneres
nachstehende
Anfrage:
1. Wurden im
Rahmen der amtlichen Pflanzenschutzmittelkontrollen in den Jahren 2005 und
2006 weitere illegale
Händlerringe und Pflanzenschutzmittellager aufgedeckt und zur
Anzeige gebracht?
Wenn ja, wie viele waren dies?
Welche Delikte wurden jeweils angezeigt (Auflistung auf Bundesländer und Jahre)?
2. Welche konkreten Ergebnisse erbrachten die
Ermittlungen des Landespolizeikommandos
bzw. des Landeskriminalamtes Steiermark in der im Einleitungstext
beschriebenen
Kriminalfall Krottenbrunn?
3. Wurde eine Strafanzeige (Vollanzeige) auch durch
das Landespolizeikommando
erstattet?
Wenn ja, wie
wurden die (beiden) Strafanzeigen, die dazu bei der StA Graz erstattet
wurden bei Gericht,
erledigt? Welche Delikte wurden konkret angezeigt?
4. Kam es zu gerichtlichen Strafverfahren?
Wenn nein, warum nicht?
Wenn ja, gegen wie viele Personen ist der Stand dieser Verfahren?
5. Welche konkreten behördlichen
Maßnahmen wurden gegen den Importeur bzw. Händler
ergriffen, der in der Gemeinde Krottendorf u.a. die in Österreich
nicht zugelassenen
Pflanzenschutzmittel lagerte?
6. Wurden gegen diesen Importeur bzw. Händler
u.a. Verwaltungsstrafanzeigen nach dem
Pflanzenschutzmittelgesetz o.ä. erstattet?
Wenn
ja, gegen wie viele Personen wurden in diesem Zusammenhang
Verwaltungsstrafanzeige
erstattet?
7. Wie ist der Stand dieser Verfahren bzw. was war das Ergebnis dieser Verfahren?
8. Konnte durch die Sicherheitsbehörden bereits
herausgefunden werden, wohin die
beschlagnahmten Pflanzenschutzmittel „verschwunden" sind?
Wenn nicht, warum nicht?
Wenn ja, wer war dafür verantwortlich und wie wurden diese Pflanzenschutzmittel in
Folge verwendet?