584/J XXIII. GP
Eingelangt am 29.03.2007
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Abgeordneten Dr.
Kurzmann,
Kolleginnen und
Kollegen
An das
Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten
betreffend die
Gleichstellung des Deutschen als Arbeitssprache in der EU
Am
04. Feber 2007 erschien in der Tageszeitung „Die Presse" folgender
Artikel über den
Gebrauch der
deutschen Sprache im EU - Parlament:
Berlin drängt seine Sprache in die EU
Deutschland will Deutsch, Österreich aber Englisch in den EU-Institutionen forcieren.
VON REGINA PÖLL
BERLIN. Angela Merkel hat es
vorgemacht: Ihre Antrittsrede im Europaparlament hat die derzeitige EU-
Ratsvorsitzende und deutsche Kanzlerin kürzlich auf Deutsch gehalten. Und
erst mehrere Stunden später in
Englisch und Französisch auflegen
lassen, klagten Beamte und Korrespondenten in Straßburg. Die Briten waren
"not amused", die Franzosen irritiert. Doch es war Ausdruck
der jüngsten Initiative der deutschen EU-
Präsidentschaft, die eigene Sprache nicht nur als Amtssprache in der EU
durchzusetzen, sondern sie neben
Englisch und Französisch auch als Arbeitssprache in EU-Papieren und
Verhandlungen stärker zu etablieren.
"Deutsch kommt zu kurz, das ist einstimmige
Auffassung", meint Willi Stächele, Europaminister von Baden-
Württemberg, am Dienstag bei einer
Tagung der "Initiative Deutsche Sprache" und des
Außenministeriums in
Berlin. Stächele: "Was nicht verstanden wird, bringt keine
Akzeptanz für Europa." Und es bedeute
beispielsweise für kleine Unternehmer
Nachteile, wenn ihnen EU-weite Ausschreibungen nicht in Deutsch zur
Verfügung stünden. Die Zahlen würden für mehr
EU-Papiere in Deutsch sprechen, erläuterte Ulrich Ammon,
Linguistik-Professor in Duisburg: Die meisten EU-Bürger haben Deutsch als
Muttersprache (siehe Kasten).
Warum Englisch und
Französisch trotzdem viel stärker vertreten sind? Dazu Christof
Eichert für die "Initiative
Deutsche Sprache":
Großbritannien betreibe seit Jahrzehnten eine "aktive
Sprachpolitik", und Frankreich lade
"hunderte EU-Beamte zu Sprachkursen in seine Schlösser ein".
Das deutsche Goethe-Institut will nun gleichziehen.
Es setzt auf seine mehr als 10.000 Deutschkurse im
Ausland. Außerdem soll Deutsch zweite
Fremdsprache an mehr Schulen der Europäischen Union werden. Die
neue Generation an EU-Beamten soll mit einem Verständnis für
die deutsche Sprache aufwachsen.
Österreich will Kosten sparen
Die hohen Kosten sind es,
warum Wien den deutschen Vorstoß nicht unterstützt. Österreich
forciert eher eine
breite Verwendung von Englisch.
"Es wäre erstrebenswert, würden alle nur noch auf Englisch
verhandeln",
meint Florian Haug vom Außenministerium - freilich nur "aus
Gründen der Sparsamkeit und Effektivität".
In
Brüssel bleibt man zum Sprachen-Vorstoß der deutschen Regierung
gelassen. Indem man
die amtlichen
Dokumente auf Deutsch bereitstellt, entspreche man bereits den Vorgaben,
heißt es in der EU-Kommission.
Daher richten wir an Sie, Frau Bundesminister, folgende Fragen:
1)
Teilen Sie Willi Stächeies Meinung, dass es beispielsweise
für kleine Unternehmer
Nachteile bringt,
wenn ihnen EU-weite Ausschreibungen nicht in Deutsch zur
Verfügung stünden?
2)
Halten Sie es
für gerechtfertigt, einen Wettbewerbsnachteil für
österreichische
Unternehmen (EU-weite Ausschreibungen) in
Kauf zu nehmen, um Kosten für die
Erweiterung des deutschen Sprachgebrauchs in der EU zu sparen?
3)
Warum halten Sie es für effizienter, wenn nur noch auf Englisch
verhandelt werden
würde, wenn doch
die meisten EU-Bürger Deutsch als Muttersprache haben?
4)
Wird die
österreichische Bundesregierung die Initiative der deutschen
Ratspräsidentschaft unterstützen,
Deutsch auch als Arbeitssprache neben Englisch und
Französisch, in der EU, durchzusetzen?