63/J XXIII. GP

Eingelangt am 17.11.2006
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

der Abgeordneten Mag. Johann Maier

und GenossInnen

an die Bundesministerin für Gesundheit und Frauen

betreffend „Lebensmitteluntersuchungen auf Pflanzenschutzmitteln (Pestizide) -

Ergebnisse - Risikobewertung"

AGES und das Bundesministerium für Gesundheit und Frauen haben in den letzten Jahren kaum
über Ergebnisse von Lebensmitteluntersuchungen auf Pestizide berichtet. Die AK-Tirol wie auch
zahlreiche NGO's haben immer wieder konkret über Pestizidbelastungen bei Lebensmittel
berichtet (Mehrfachbelastungen).

Der Fachzeitschrift „Ernährung Nr. 9/2006" war nachstehender Kurzbericht zu entnehmen.
„Über die Analytik von Pestiziden in Lebensmitteln sprach Dr. Michael Gartner (Gartner &LVA
Analytik GmbH, Wien). Unter Verwendung der DGF
Methode S 19 wurden 2005 etwa 2000
Proben mit GC-MS untersucht. 45 % davon waren unbelastet, 22 % enthielten ein Pestizid, 12 %
zwei Pestizide und 0,4 % 14 Pestizide. Die Bestimmungsgrenze liegt bei 3 ppb. Bei 8 % der Bio-
Proben wurde eine Überschreitung des Höchstwertes festgestellt. Diese trat bei Paprika,
Trauben, Erdäpfel, Paradeiser oder Nektarinen auf. Häufige Ursachen sind Kontaminationen
durch Kisten oder Kontaminationen aus Lagern. Die Identifizierung der Pestizide erfolgt aus
Full-Scan Chromatogrammen unter Anwendung einer Deconvolution Reporting Software und
unter simultaner Quantifizierung von parallel erhobenen SIM-Daten. Durch die Software werden
Vorschläge erarbeitet, die verifiziert werden müssen. Zur Bestimmung einer bestimmten Gruppe
von Pestiziden wurde für Bio-Getreide eine Screeningmethode entwickelt, die auf einer
SPDE/GC-MS-Methode beruht. Nach diesem Prinzip werden nun auch Phthalate untersucht.
Eine Verringerung der Nachweisgrenze erfolgt unter Verwendung großer Einspritzvolumina
(30μl) nach der Thermodesorptionsanalyse (TDAS)."

Vor dem Einsatz illegaler Pestizide in einigen EU-Staaten warnten Ende Juli 2006
griechische Agrar-Experten. Die Schädlingsbekämpfungsmittel würden noch dazu in zu
hohen Dosierungen auf Gemüse versprüht, was sie zu einem noch größeren Risiko für die
Gesundheit der Konsumenten mache. Dies berichtete die Athener Zeitung Kathimerini
unter Berufung auf den griechischen Verband der Landwirtschaftswissenschaftler (POSG).
Die unzulässigen Pestizide stammen offenbar überwiegend aus China. Untersuchungen der
Universität Thessaloniki bestätigen den Verdacht. Chemiker der Hochschule überprüften


Gemüse, das auf griechischen Wochenmärkten und in Lebensmittelabteilungen angeboten wurde.
Dabei stellte sich heraus, dass Import-Produkte aus anderen EU-Ländern und der Türkei sogar
noch stärker belastet waren als griechisches Gemüse.

125 Proben 13 verschiedener Sorten untersuchten die Wissenschaftler. Bei 28 Prozent der
griechischen und 39 Prozent der Import-Waren wurden unzulässig hohe Rückstände von
Pestiziden festgestellt, in 17 Prozent aller Fälle sogar mehr als eine Substanz. Besonders
alarmierend aber ist: In 96 Prozent der beanstandeten Produkte wurden Spuren von
Pflanzenschutzmitteln gefunden, die in der EU verboten sind.

Auch die Universität Gießen untersuchte 2005 sogar die Globalisierung unserer Ernährung
an zwei Beispielen: Geflügelfleisch aus Brasilien und Trauben aus Südafrika. Denn der Import
von Geflügelfleisch hat stark zugenommen und Pestizidrückstände bei Trauben sorgen vielfach
für Schlagzeilen. Erstaunliches Ergebnis: Die Lebensmittelproduktion ist innerhalb der EU nicht
sicherer als etwa auf der Südhalbkugel. Südafrika beispielsweise hat ein gutes Kontrollsystem.
Bei der Untersuchung auf Pestizide wurden zulässige Höchstmengen eingehalten. In Italien
hingegen wurden Grenzwerte um bis zu 47 Prozent überschritten. Griechische und spanische
Trauben trugen einen Cocktail verschiedener Pestizide in sich. Zwar blieben einzelne Wirkstoffe
in erlaubten Grenzen. Verbraucherschützer warnen indes vor nicht erforschten Auswirkungen
solcher Mixturen.

Die unterzeichneten Abgeordneten richten daher an die Bundesministerin für Gesundheit und
Frauen nachstehende

Anfrage:

1.    Welche Pestizid-Schwerpunktaktionen wurden 2003, 2004 und 2005 bei Lebensmitteln
durchgeführt? Welche Ergebnisse erbrachten diese Schwerpunktaktionen?

2.                                     Wie hoch war die Gesamtzahl der LM-Proben, die in den Jahren 2003, 2004 und 2005 in
Österreich gezogen und auf Pflanzenschutzmitteln (Pestizide) durch die AGES untersucht
wurden? Welche Produkte (Lebensmitteln) wurden dabei gezogen (Aufschlüsselung auf
Jahre und Lebensmittel sowie differenziert nach heimischen, europäischen und aus
Drittstatten importierten Lebensmitteln)?

3.                                     Auf welche einzelnen Pflanzenschutzmittel wurden diese Proben in den drei Jahren
untersucht (Aufschlüsselung auf Jahre und Pflanzenschutzmitteln)? Auf welche nicht
zugelassenen Pflanzenschutzmittel wurden diese Proben in den drei Jahren untersucht
(Aufschlüsselung auf Jahre und Pflanzenschutzmitteln)?


4.                  Wie groß war die Anzahl der untersuchten Proben ohne bestimmbare Rückstände
(Aufschlüsselung auf Jahre und Lebensmittel sowie differenziert nach heimischen,
europäischen und aus Drittstatten importierten Lebensmitteln)?

5.                                     Wie groß war die Anzahl an untersuchten Proben mit bestimmbaren Rückständen ohne
Höchstwertüberschreitungen (Aufschlüsselung auf Jahre und Lebensmittel sowie
differenziert nach heimischen, europäischen und aus Drittstatten importierten
Lebensmitteln)? Welche konkreten behördlichen Maßnahmen wurden jeweils ergriffen?
Welche Pflanzenschutzmittel wurden jeweils nachgewiesen?

6.                                     Wie groß war die Anzahl an untersuchten Proben mit bestimmbaren Rückständen und mit
Höchstwertüberschreitungen (Aufschlüsselung auf Jahre und Lebensmittel sowie
differenziert nach heimischen, europäischen und aus Drittstatten importierten
Lebensmitteln)?

7.                                     Welche konkreten behördlichen Maßnahmen wurden jeweils ergriffen? Welche
Pflanzenschutzmittel wurden jeweils nachgewiesen? Welche waren nicht zugelassen? In
welchen Fällen erfolgte eine Warnung nach § 25a LMG?

8.                                     Wie groß war in diesen Jahren die Anzahl der untersuchten Proben mit mehr als einem
nachgewiesenen Pflanzenschutzmittel (Aufschlüsselung auf Jahre und Lebensmittel sowie
differenziert nach heimischen, europäischen und aus Drittstatten importierten
Lebensmitteln)?

9.                                     Wie groß war in diesen Jahren die Anzahl der untersuchten Proben mit mehr als zwei
nachgewiesenen Pflanzenschutzmitteln (Aufschlüsselung auf Jahre und Lebensmittel
sowie differenziert nach heimischen, europäischen und aus Drittstatten importierten
Lebensmitteln)?

10.                              Wie groß war in diesen Jahren die Anzahl der untersuchten Proben mit mehr als drei
nachgewiesenen Pflanzenschutzmitteln (Aufschlüsselung auf Jahre und Lebensmittel
sowie differenziert nach heimischen, europäischen und aus Drittstatten importierten
Lebensmitteln)?

11.                              Wie groß war in diesen Jahren die Anzahl der untersuchten Proben mit mehr als vier
nachgewiesenen Pflanzenschutzmitteln (Aufschlüsselung auf Jahre und Lebensmittel
sowie differenziert nach heimischen, europäischen und aus Drittstatten importierten
Lebensmitteln)?


12.                             Wie groß war in diesen Jahren die Anzahl der untersuchten Proben mit mehr als fünf
nachgewiesenen Pflanzenschutzmitteln (Aufschlüsselung auf Jahre und Lebensmittel
sowie differenziert nach heimischen, europäischen und aus Drittstatten importierten
Lebensmitteln)?

13.                             Wie groß war in diesen Jahren die Anzahl der untersuchten Proben mit mehr als sechs
nachgewiesenen Pflanzenschutzmitteln (Aufschlüsselung auf Jahre und Lebensmittel
sowie differenziert nach heimischen, europäischen und aus Drittstatten importierten
Lebensmitteln)?

14.                             Wie groß war in diesen Jahren die Anzahl der untersuchten Proben mit mehr als sieben
nachgewiesenen Pflanzenschutzmitteln (Aufschlüsselung auf Jahre und Lebensmittel
sowie differenziert nach heimischen, europäischen und aus Drittstatten importierten
Lebensmitteln)?

15.                             Wie groß war in diesen Jahren die Anzahl der untersuchten Proben mit mehr als acht
nachgewiesenen Pflanzenschutzmittel
( Aufschlüsselung auf Jahre und Lebensmittel
sowie differenziert nach heimischen, europäischen und aus Drittstatten importierten
Lebensmitteln)?

16.                             Wie groß war in diesen Jahren die Anzahl der untersuchten Proben mit mehr als neun
nachgewiesenen Pflanzenschutzmitteln (Aufschlüsselung auf Jahre und Lebensmittel
sowie differenziert nach heimischen, europäischen und aus Drittstatten importierten
Lebensmitteln)?

17.                             Wie groß war in diesen Jahren die Anzahl der untersuchten Proben mit mehr als zehn
nachgewiesenen Pflanzenschutzmitteln (Aufschlüsselung auf Jahre und Lebensmittel
sowie differenziert nach heimischen, europäischen und aus Drittstatten importierten
Lebensmitteln)?

18.                             Wie groß war in diesen Jahren die Anzahl der untersuchten Proben mit mehr als fünfzehn
nachgewiesenen Pflanzenschutzmitteln (Aufschlüsselung auf Jahre und Lebensmittel
sowie differenziert nach heimischen, europäischen und aus Drittstatten importierten
Lebensmitteln)?

19.                             In wie vielen und welchen Fällen wurden in diesen Jahren bei diesen Analysen in der EU
bzw. in Österreich nicht zugelassene Pflanzenschutzmittel nachgewiesen


(Aufschlüsselung auf Jahre und Lebensmittel sowie differenziert nach heimischen,
europäischen und aus Drittstatten importierten Lebensmitteln)?

20.              Welche waren dies (ersuche um namentliche Angabe)? Welche konkreten behördlichen
Maßnahmen wurden jeweils in diesen Fällen ergriffen?

21.              Unterstützen Sie die Forderung der AK-Tirol nach Einführung von Summengrenzwerten?
Wenn nein, warum nicht?

22.              Wie werden konkret „Messunsicherheiten" beim Untersuchungsergebnis (Analyse) und
beim Gutachten berücksichtigt? Wie schlägt sich dies konkret bei der Risikobewertung
nieder?

23.              In welcher Form erfolgt bei Pestiziden in Lebensmitteln die Risikobewertung durch die
AGES? In welchen Erlässen, Dienstanweisungen etc. ist dies geregelt?

24.                              Welche konkrete Haltung hat Ihr Ressort zur geplanten EU-Verordnung über das
Inverkehrbringen von Pflanzenschutzmitteln eingenommen?

25.                              Welche konkrete Haltung hat Ihr Ressort zur Richtlinie über einen Aktionsrahmen der
Gemeinschaft für den nachhaltigen Einsatz von Pestiziden eingenommen?

26.                              Welche Pestizid-Probleme sehen Sie aktuell bei aus Drittstaaten importierten
Lebensmitteln? Sehen Sie beispielsweise einen Handlungsbedarf bei den Kontrollen
durch den Zoll?