645/J XXIII. GP

Eingelangt am 11.04.2007
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Anfrage

der Abgeordneten Zwerschitz, Freundinnen und Freunde

an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

betreffend Situation der Bäuerinnen in Österreich

Eine Studie vom Österreichischen Institut für Familienforschung zur Situation der
Bäuerinnen in Österreich 2006", an der 1.166 Bäuerinnen zwischen 23 und 83
Jahren aus allen Bundesl
ändern teilnahmen, hat die wachsende
Betriebsverantwortung der Bäuerinnen (42% der Betriebe sind auf die Bäuerin allein
angeschrieben) best
ätigt. Innerhalb der Familie jedoch behalten die meisten
B
äuerinnen eine typisch weibliche Rolle (88% übernehmen die anfallenden
Haushaltst
ätigkeiten, 77% die Kinderbetreuung und 78% die Pflege kranker
Angehöriger zu 78%).

Das traditionelle Bild der Großfamilie am Bauernhof scheint auf vielen Höfen
durchaus noch Alltag zu sein: 40% leben mit mindestens einem Schwiegerelternteil
und 28% mit einem Elternteil zusammen. In 35% lebt die Schwiegermutter am
selben Hof. Allerdings wird gerade das Zusammenleben mit den Schwiegereltern
von 59% als belastend empfunden.

Als positiv wird die Naturverbundenheit" des Berufes bewertet. Unzufriedenheit
herrscht hingegen wegen mangelnder Be- und Entlohnung für die geleistete Arbeit,
finanzieller Abhängigkeit von den Förderungen und geringer gesellschaftlicher
Anerkennungen für die geleistete Arbeit. Kritisch wird von den Bäuerinnen auch die
mediale Darstellung (Pr
äsenz und Wahrheitsgehalt) ihrer Situation als Bäuerin
gesehen.

Im Regierungsprogramm ist zu lesen; Bereits auf rund 40 % der österreichischen
H
öfe sind Frauen als Betriebsführerinnen ausgewiesen, dies erfordert spezielle Aus-
und Fortbildungsschwerpunkte. Eine verstärkte Einbindung in den politischen,
wirtschaftlichen und sozialen Entscheidungsproze
ß und somit in politische Gremien
ist daher von großer Bedeutung. Um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu
verbessern, ist ein verst
ärktes Angebot von Teilzeitbeschäftigung für
Kindererziehung, aber auch ein fl
ächendeckendes praxistaugliches Angebot zur
Kinderbetreuung notwendig."

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

 


ANFRAGE:

1.             Welche politischen Schlüsse ziehen Sie aus dem Ergebnis der Studie?

2.             Welche politischen Impulse geben Sie zur Schaffung einer
partnerschaftlichen und gerechten Arbeitsteilung auf den Bauernhöfen?

3.             Welche Maßnahmen ergreifen Sie im Bereich der Agrarpolitik, um dem
Umstand Rechnung zu tragen, dass bereits 42% der Betriebsführerlnnen
Bäuerinnen sind?

4.             Durch welche konkreten Maßnahmen stellen Sie sicher, dass der Stellenwert
der B
äuerinnen im gesamten Programm Ländliche Entwicklung 2007 bis 2013
entsprechend berücksichtigt wird (bitte um Angaben der Maßnahmen und der
daf
ür zur Verfügung stehenden Mittel)?

5.             Inwiefern wird bei der Investitionsoffensive im Programm Ländliche
Entwicklung der Umstand ber
ücksichtigt, dass Frauen - wie in Studien
bestätigt - ein anderes Investitionsverhalten wie Männer zeigen (Wettbewerb
und Risikoverhalten stehen weniger im Vordergrund, sondern kleinere
ma
ßgeschneiderte Investitionen)?

6.             Welche frauenspezifischen, konkreten Aus- und Fortbildungsschwerpunkte
sollen - wie im Regierungsprogramm angek
ündigt - gesetzt werden?

7.             Welches Angebot für Kinderbetreuung soll - wie im Regierungsprogramm
angek
ündigt - im ländlichen Raum geschaffen werden?

8.             Bäuerinnen sind trotz ihrer wichtigen Rolle auf den Bauernhöfen und im
l
ändlichen Raum in agrarpolitischen Entscheidungsgremien drastisch
unterrepr
äsentiert. Durch welche Maßnahmen sollen Bäuerinnen - wie im
Regierungsprogramm angekündigt - in den politischen, wirtschaftlichen und
sozialen Entscheidungsproze
ß eingebunden werden?

9.             Durch welche Maßnahmen werden Sie dazu beizutragen, dass der Arbeit der
Bäuerinnen eine gesellschaftlich höhere Anerkennung zukommt und ihre
Lebenssituation in der
Öffentlichkeit der Realität entsprechend dargestellt
wird?

10. Wie viele Frauen sind im BMLFUW in leitenden Positionen (oberste
Verwaltungsstellen, Abteilungsleiterinnen)?