71/J XXIII. GP
Eingelangt am 17.11.2006
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Abgeordneten Ing. Mag. Kuzdas
und GenossInnen
an den Bundesminister für Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie
betreffend die „Geschäftsführung in der ÖBB-Postbus GmbH"
Die ÖBB
Postbus GmbH ist das größte Personenbeförderungsunternehmen auf
Österreichs
Straßen.
Das
Unternehmen existiert mittlerweile seit fast 100 Jahren und hat so manch
stürmische Zeit
erlebt.
Die letzten
Jahre wurden geprägt durch zahlreiche gesellschaftsrechtliche
Veränderungen,
Eigentümerwechsel
und unterschiedliche Führungskräfte.
Mit
der Übernahme der Postbus AG durch die ÖBB und der Restrukturierung
der ÖBB
mussten die
Geschäftsführer der ÖBB-Postbus GmbH neu bestellt werden.
Dieses
Auswahl- und Besetzungsverfahren ist still und heimlich über die
Bühne gegangen.
Dem Vernehmen nach
gab es für die lukrativen Positionen 38 BewerberInnen. Über die
Abhaltung eines Hearings oder gar eines Assessment-Verfahren ist nichts
bekannt.
Als
glückliche Gewinner wurden Dr. Paul Frey - ein Mitarbeiter des
Unternehmens - und
Michael Gassauer - vormals Telekom Austria und ein mutmaßlicher
Günstling des
scheidenden
Verkehrsministers - auserkoren. Über die Qualifikation und
Führungsqualitäten
des Letztgenannten gibt es mittlerweile erhebliche Zweifel. Es hat den
Anschein, dass auf
Kosten des Unternehmens keine Anschaffung
zu teuer und kein Vergnügen zu unpassend ist.
Ein
Spiegelbild des Sittenverfalls, der noch immer für Gesprächsstoff im
Unternehmen sorgt,
ist wohl der Besuch
eines Nobel-Etablissements auf Kosten des Unternehmens. Die
Kreditkartenabrechnung eines Mitarbeiters (dem vernehmen nach dürfte sich
das
Unternehmen mittlerweile von diesem
Mitarbeiter getrennt haben) - Kurt H. Perko - zeigt,
dass im Beverly Hills (Anm.: eine noble GoGo-Disco) in der Wiener
Innenstadt ein
vergnüglicher Abend um €
2.250,-- verbracht wurde. Ob dieses Vergnügen dienstlicher Natur
war
oder nur das Ziel hatte, die einschlägigen Verkehrserfahrungen zu
erhöhen, bleibt ein
Geheimnis.
Bei genauer Betrachtung der
Kreditkartenabrechnung (Zeitraum vom 9. 3. 2006 bis 21. 4.
2006) des Herrn Perko kann man u. a. zwei Vinothekbesuche (Kosten €
180,--) und
mindesten fünf Nächtigungen in Wiener Hotels (Kosten € 345,40)
erkennen. Wobei
überraschenderweise festgestellt
werden muss, dass der genannte Mitarbeiter seinen Wohnsitz
im 14. Wiener Gemeindebezirk hat. Eine Nächtigung in einem Wiener
Hotel scheint daher
nicht unvermeidlich - es sei denn, es gibt
andere Motive als eine gesegnete Nachtruhe.
Der Mitarbeiter Kurt
H. Perko war zu dieser Zeit in der ÖBB-Postbus GmbH Leiter des
Qualitätsmanagements und Leiter der
„Regulatory Affairs". Als solcher sind ihm 2 (zwei)
Mitarbeiter unmittelbar zugewiesen. Er berichtet direkt an den
Geschäftsführer Michael
Gassauer.
Gassauer
selbst scheint ein „exzellenter Sparmeister" zu sein. Während
der ersten 11 Monate
seines Wirkens hatte
er für Mitarbeiter immerhin 33 Verwaltungsfahrzeuge angeschafft. So
mancher Manager der ÖBB Postbus GmbH braucht sich mit seinem Dienstfahrzeug
nicht
hinter dem Generaldirektor der Österreichischen Post AG, Dr. Anton Wais
(fast 10-mal so
viele Mitarbeiter) verstecken. Dr. Wais fährt einen vergleichsweise
bescheidenen Audi A6.
Erstaunlich ist auch
die hohe Kilometerleistung, die Hr. Perko mit seinem Fahrzeug
zurücklegte. Er hat in 202
Arbeitstagen immerhin fast 2.400 Liter Diesel verbraucht. Das
Auto, das er damals lenkte ist ein VW Passat Kombi. Er wird vom Werk mit
einem
Durchschnittsverbrauch (Drittelmix) mit 6 bis 7 Litern/100 KM angegeben.
Daraus würde sich beim angeführten
Treibstoffverbrauch eine Fahrleistung von 39.483,00
Kilometer - es sein denn, sein Auto hat einen wesentlich höheren
Durchschnittsverbrauch
oder es laufen einige
Liter Diesel „irrtümlich" in den falschen Tank.
Hr. Perko hatte einen
Bubentraum - er möchte unbedingt selbst einen Bus chauffieren. Diesen
Traum konnte er sich bei der ÖBB-Postbus GmbH reichlich erfüllen. Das
schöne daran ist,
dass diese Traumerfüllung auf Unternehmenskosten und während der
Dienstzeit geschehen
kann.
Wesentlich
schwieriger ist die Erfüllung eines solchen Traumes für einen
Werkstättenmanager der leitenden Kaste
in der Wiener Unternehmenszentrale. Dieser musste
nämlich, nach dem er nach einer ausgelassenen Feier mit
seinesgleichen sich mit dem
Dienstauto auf den
Heimweg gemacht hatte, den Führerschein für einige Zeit bei der
Polizei
deponieren. An sich
ein Fall für die Disziplinarkommission. Da musste sich allerdings
pikanter Weise dieser Beamte in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der
Disziplinarkommission mit sich selbst befassen und streng ins Gericht gehen.
Seit
geraumer Zeit beschafft die ÖBB-Postbus GmbH Busse der Marke MAN. Eine
Ausschreibung
für diese Fahrzeugtype hat es nicht gegeben. Gemäß dem
Bundesvergabegesetz hätte eine Ausschreibung stattfinden müssen.
Bei der
ÖBB-Postbus GmbH aber weiß man, dass die gewählten Busse
ohnehin die Besten
sind. Oder hängt
die Wahl des Lieferanten zufällig damit zusammen, dass der Sohn
(Johannes) von Herrn
Geschäftsführer Gassauer seit einigen Monaten bei der MAN im 23.
Bezirk als Assistent der Verkaufsleitung beschäftigt ist.
Tatsache
ist, dass die so „freihändig" ausgewählten Busse bei der
Auslieferung kaum weniger
als 40 dokumentierte
Mängel (je Bus) aufwiesen. Ein besonderes Ärgernis stellt dabei
offenbar die Ansammlung von Kondenswasser in der Klimaanlage das, die sich ohne
Vorwarnung literweise über Chauffeur und Fahrgästen ergießt.
Ein besseres Preis/Leistungsverhältnis dürften dafür die in Österreich exklusiv vom Postbus
vertriebenen Winterreifen der Marke Matador aufweisen. Um den Reifenverkauf anzukurbeln,
wurden die Pneus zu Dumpingpreisen in großen Mengen verschleudert, bis man kurz vor
Winterbeginn erstaunt vor leeren Lagern stand und den Eigenbedarf nicht mehr decken
konnte. Der eigene Vertriebspartner konnte die notwendigen Mengen auch nicht mehr
nachliefern.
Die heimische Gummikonkurrenz belegte den Preisbrecher Postbus mit einem Lieferboykott.
Erst Mitte November konnten alle Postbusse mit Winterreifen ausgerüstet werden, nachdem
in einer Panikaktion rund um den Erdball Winterreifen gesucht wurden. Mittlerweile wurde
sogar chinesische Winterreifen angekauft und montiert.
Nur das Wetterglück diese Jahrhundertherbstes verhinderte ein Chaos im
Busbetrieb, denn bei früheren Schneefällen hätten die Busse in der Garage bleiben oder mit
Sommerreifen ausfahren müssen.
Haben gar die ÖBB angesichts der neuen Postbusstrategie ihre Bodensee- und
Wolfgangseeschifffahrt voreilig verklopft?
Der Postbus segelt in
neue Geschäftsfelder. Nicht mehr Pendler, Schüler, Wanderer oder
Pensionisten sind Zielgruppen. Nein, eine
neue mit Niveau wird offenbar kühn erschlossen.
Nun bestehen
auch Chancen den Finanzminister von der Swarovsky-Yacht zu locken und
zum Yachting auf der
„Postbusyacht" die in Kroatien vor Anker liegt zu Gast zu haben.
Nach all den „besonderen
Leistungen" für das Unternehmen hat man sich nach langem
Zögern und Hoffen auf eine Trendwende im Verhalten des Herrn Perko
entschlossen, sich
doch von ihm zu trennen. Jedenfalls mit
einer fetten Abfertigung mit Geschenkcharakter. Der
Termin seines Ausscheidens wurde dem Vernehmen nach bewusst so gewählt,
dass noch eine
gewichtige Abfertigung fällig wurde.
Die
unterzeichneten Abgeordneten richten daher an den Bundesminister für
Verkehr,
Innovation und
Technologie nachstehende
Anfrage:
1.
Nach welchen Kriterien wurden die Geschäftsführer der
ÖBB-Postbus GmbH
ausgewählt?
2.
Welche persönliche Merkmale und spezielle Fähigkeiten waren
für die Auswahl
entscheidend?
3.
Warum wurde kein ausführliches Auswahlverfahren (z. B. Assessment
Center)
durchgeführt?
4.
Welche Verteilung der Aufgaben und Verantwortung gibt es im Unternehmen
ÖBB-
Postbus GmbH zwischen
den beiden Geschäftsführern?
5.
Wer ist für die Prüfung der Kreditkartenabrechnung von
Mitarbeitern verantwortlich
und gibt es ein
Vier-Augen-Prinzip?
6.
Wurden die Kreditkartenabrechnungen des Mitarbeiters Kurt H Perko
geprüft, wenn ja
von wem?
7.
Wurden die großzügigen Spesen desselben Mitarbeiters
genehmigt und rückerstattet
und wenn ja in welcher Höhe belaufen sich die Spesenabrechungen des Kurt H
Perko
insgesamt?
8.
Gibt es in der ÖBB-Postbus GmbH eine grundsätzliche Regelung,
welche(r)
Mitarbeiter(in)
Anspruch auf ein Dienstfahrzeug hat?
9.
Nach welchen
Kriterien wurde festgelegt, welche(r) Mitarbeiter(in) Anspruch auf
welches Dienstfahrzeug hat (Fahrzeugtype, Anschaffungshöchstbetrag,
Ausstattungsdetails, usw.)?
10. Wer hat die Tankkartenabrechnung des Kurt H Perko geprüft?
11.
Wie hoch ist/war der tatsächliche Durchschnittsverbrauch des PT 31
in dem Zeitraum,
in dem dieses
Fahrzeug von Kurt H Perko gelenkt wurde?
12.
Wie hoch sind die Kosten, die für die Ausbildung zur Erlangung des
Führerscheines
der Gruppe
„D" für Kurt H Perko angefallen sind?
13.
Wie viele Kilometer hat Kurt H Perko mit Omnibussen der
ÖBB-Postbus GmbH
zurückgelegt und
welche Kosten sind dadurch dem Unternehmen entstanden?
14. Ist es richtig, dass Kurt H Perko das Unternehmen bereits verlassen hat?
15. Nach welchen Gesichtspunkten wurde der Zeitpunkt des Ausscheidens gewählt?
16.
Wie hoch war die gesetzliche Abfertigung und wie hoch war eine
allenfalls gewährte
freiwillige Abfertigung?
17. Wie wurde/wird die freiwillige Abfertigung begründet?
18.
Hat Kurt H Perko die Kosten für die Führerscheinausbildung
und die Spatzierfahrten
mit Omnibussen an das
Unternehmen rückerstattet?
19.
Ist es
richtig, dass einem hochrangigen Werkstättenmanager nach einem Alko-Test -
auf der Fahrt mit dem Dienstfahrzeug - der Führerschein entzogen wurde?
20.
Hat der Werkstättenmanager den Verlust der Lenkerberechtigung dem
Dienstgeber
gemeldet?
21.
Welche Konsequenzen hatte der Verlust der Lenkerberechtigung für
den
Werkstättenmanager?
und
22.
Welche Konsequenzen hat der Verlust der Lenkerberechtigung für
andere Mitarbeiter,
die Kraftfahrzeuge im
Auftrag der ÖBB-Postbus GmbH lenken (z. B.
Omnibuslenker)?
23.
Wann hat es die letzte Ausschreibung für die Beschaffung von
Omnibussen gegeben
(Datum der
Veröffentlichung, Geschäftszahl, welche Bustypen wurden
ausgeschrieben)?
24. Ist es richtig, dass seit einigen Monaten Busse der Type MAN beschafft werden?
25. Im Zuge welches Vergabeverfahrens wurde diese Bustype als Bestbieter ermittelt?
26.
Wie viele Busse dieses Fabrikates wurden ausgeschrieben und wie viele
Busse dieses
Fabrikates wurden in
den letzten Monaten in den Dienst gestellt?
27.
Ist es richtig, dass die neu gelieferte Busse der Type MAN sehr viele
Mängel bei der
Übernahme
aufwiesen, die die Verkehrs- und Betriebssicherheit in Frage stellten?
28. Wie hoch ist der erzielte Deckungsbeitrag durch die billig verkauften Matador-Reifen?
29.
Wie hoch ist der Mehraufwand für aufwendige Beschaffung der
Ersatzreifen und zu
welchen Preisen
konnten die Reifen letztendlich erstanden werden?
30.
Welchen Nutzen erwartet sich die ÖBB-Postbus GmbH von einem
Sponsoring eines
Yachtclubs, dessen
Yacht vor der Küste Kroatiens vor Anker liegt?
31.
Wie hoch ist der Sponsoringbetrag, den der Yachtbesitzer von der
ÖBB-Postbus
GmbH erhalten hat und welche vertraglichen Gegenleistungen sind zu erwarten?
32.
Ist es richtig, dass das letzte Skirennen von Michaela Dorfmeister mit
einem
Sponsorbeitrag
unterstützt wurde?
33.
Ist es richtig, dass es einen Dauer-Sponsorvertrag mit Michaela
Dorfmeister gibt
(gab), der eine
monatliche Zahlung vorsieht? und
34. Wenn ja, wie hoch ist die monatliche Zahlung?
35.
Welche vertragliche Gegenleistung ist von Michaela Dorfmeister zu
erbringen und
welche wurde bereits
erbracht?