97/J XXIII. GP
Eingelangt am 23.11.2006
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möglich.
Anfrage
der Abgeordneten Maga. Gisela Wurm und GenossInnen
an die Bundesministerin für Justiz
betreffend das fehlende Wachpersonal im Neubau der Strafanstalt Innsbruck
Vier Tage nach der
Nationalratswahl vom 1. Oktober 2006 eröffnete Justizministerin Maga.
Karin
Gastinger den Neubau der Strafanstalt Innsbruck, in welchen Jugendliche und
Häftlinge mit
geringerer Fluchtgefahr übersiedeln sollten. Der 60-Betten-Neubau
beinhaltet eine moderne
Sporthalle, einen Spazierweg am Dach und
ist insgesamt von den äußeren Rahmenbedingungen her
so gestaltet, dass eine erfolgreiche Resozialisierung in höherem
Maß möglich scheint, als dies bei
veralteten Anlagen der Fall ist. Nach Medienberichten (siehe Tiroler
Tageszeitung vom 9.
November 2006) soll der nahezu fertige Zubau zum Ziegelstadel allerdings noch
längere Zeit leer
stehen, da es - welch absurde Situation - an Wachpersonal bzw. deren Ausbildung
fehle. Und eine
derartige Ausbildung dauert ein Jahr. Der
gegenwärtige Anstaltsleiter findet dieses Vorgehen „nicht
logisch" und auch der frühere Anstaltsleiter habe schon auf
dieses Problem hingewiesen und einen
Personalplan gefordert. Nach dem genannten
Medienbericht „mache .... ein Interessenskonflikt
zwischen den verschiedensten
Abteilungen und Unterabteilungen im Finanz- und Justizministerium
die Sache so kompliziert." Die Stellen für die 18 zusätzlichen
Bediensteten seien noch nicht einmal
ausgeschrieben.
Nach
Ansicht der unterzeichneten Abgeordneten stellt die dargestellte Vorgangsweise
nicht gerade
den effizientest möglichen Einsatz von staatlichen Budgetmitteln dar.
Vielmehr musste die Planung
wohl so erfolgen, dass mit Fertigstellung des Neubaus gleichzeitig auch
ausreichend Wachpersonal
vorhanden ist. Die um rund ein Jahr verzögerte Übersiedlung von
Häftlingen bedeutet weiters, dass
durch die schlechteren Resozialisierungsvoraussetzungen eine höhere
Rückfallquote und damit
mehr
Kriminalität und Unsicherheit für die Bevölkerung möglich
erscheint.
Aus all diesen Gründen stellen die unterzeichneten Abgeordneten nachstehende
Anfrage
1)
Wie konnte es dazu kommen, dass für den nahezu fertigen Neubau der
Strafanstalt
Innsbruck kein bzw.
bei weitem nicht ausreichend Wachpersonal zur Verfügung steht?
2)
Ist es richtig, dass die Hauptverantwortung dafür nicht im
Bundesministerium für Justiz,
sondern im
Bundesministerium für Finanzen liegt?
3)
Warum hat man nicht - der Forderung des früheren Anstaltsleiters
entsprechend —
rechtzeitig einen
geeigneten Personalplan erstellt?
4)
Sind Sie der Auffassung, dass im vorliegenden Fall eine Politik des
Sparens am falschen
Platz gegeben ist?
5)
Durch den um rund ein Jahr verzögerten Einzug der Strafgefangenen
in den modernen
Neubau
müssen letztere in weiter entfernten Strafanstalten die Haft absitzen und
können so
nicht
in ihrem gewohnten Wohn- und Lebensumfeld ihre Haftstrafe verbüßen,
werden so
aus dem
Familienzusammenhang gerissen, was die Resozialisierung nachteilig beeinflussen
dürfte. Wie beurteilen Sie die
Resozialisierungserschwernisse, die durch die vorliegende
Situation herbeigeführt werden?
6)
Welche Schritte werden Sie unternehmen, um die geschilderte untragbare
Situation zu
entschärfen und
eine möglichst rasche Lösung des Personalproblems
herbeizuführen?