16/JPR XXIII. GP
Eingelangt am 06.07.2007
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Abgeordneten Glawischnig-Piesczek, Freundinnen und Freunde
an die Präsidentin des Nationalrats
betreffend den jüdischen Friedhof in Wien-Währing
Der Journalist Charles E.
Ritterbrand schrieb in der NZZ vom 15. 2. 2006: „Der jüdische
Friedhof in Wien-Währing dokumentiert die Blüte des jüdischen
Bürgertums in der Haupt-
stadt der Donaumonarchie im 19. Jahrhundert. Das historische Monument ist kaum
bekannt
und dem Verfall preisgeben, sein künftiges Schicksal ist ungewiss."
Dieser Befund ist ein
trauriger Beleg für die Missachtung der Würde eines der
größten Biedermeierfriedhöfe Mit-
teleuropas. Per Gesetz steht der Friedhof zwar wie alle Einrichtungen
anerkannter Religions-
gemeinschaften unter Denkmalschutz, viel
genützt hat ihm das allerdings bis jetzt nicht - und
dies, obwohl Österreich im Washingtoner Abkommen von 2001
Unterstützung für die Restau-
rierung und Erhaltung jüdischer Friedhöfe zusagte.
Im März
dieses Jahres haben Sie, Frau Nationalratspräsidentin, im Standard angekündigt,
der
Währinger
Friedhof habe für sie „höchste Priorität", und er
müsse „im Brennpunkt unserer
Aufmerksamkeit stehen". Sie haben
dabei die Versäumnisse der letzten Jahre scharf kritisiert
und „ehest" zahlreiche Schritte angekündigt. Da Sie
darüber hinaus betonten, es sei
entscheidend, dass „nicht noch zusätzliche Zeit verstreicht",
scheint der aktuelle Stand der
Dinge für die Öffentlichkeit von besonderem Interesse.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
ANFRAGE:
1.
Was haben Sie bisher alles für die Rettung des jüdischen
Friedhofs in Währing ver-
anlasst?
2. Gibt es die von Ihnen angekündigte Arbeitsgruppe bereits?
2 a. Wenn ja, wer sind die Mitglieder dieser Arbeitsgruppe?
3. Liegt
das angekündigte Gesamtkonzept zur Erhaltung aller österreichischen
jüdi-
schen Friedhöfe bereits vor?
3 a. Wenn ja, skizzieren Sie bitte kurz den Inhalt.
3 b. Wann wird das Gesamtkonzept der Öffentlichkeit präsentiert?
4. Existiert der von Ihnen anvisierte Prioritätenkatalog bereits?
4 a. Wenn ja, bitte skizzieren sie kurz den Inhalt.
4 b. Wann wird der Prioritätenkatalog der Öffentlichkeit präsentiert?
5.
Wie hoch sind die geschätzten Gesamtkosten für die
Restaurierung des jüdischen
Friedhofs
Währing?
6. Wird die Friedhofsrestaurierung über den Nationalfonds abgewickelt?
6 a. Wer ist dafür die konkrete Ansprechperson?
7. Was
haben die Gespräche mit dem Finanzminister und den Verantwortlichen der
Stadt Wien konkret ergeben? Gibt es nun zusätzliche zweckgewidmete Gelder
für
den Nationalfonds?
7 a. Wenn ja, in welcher Höhe?
8.
Wie sieht der Zeitplan für die geplanten Schritte zur Rettung des
jüdischen Friedhofs
in Währing aus?
9.
Sie haben
erklärt, die anderen jüdischen Friedhöfe in Österreich
könnten durchaus
ein bisschen nach hinten verschoben werden.
Was ist darunter konkret zu verstehen?
Wann und in welcher Reihenfolge wird mit den Maßnahmen zur Restaurierung
und
Erhaltung der Friedhöfe begonnen?
10.
In Deutschland
gibt es seit 1956 eine Vereinbarung zwischen Bund, Ländern und
Gemeinden bezüglich der Pflege
jüdischer Friedhöfe. Sollte dies nicht auch das Ziel
für Österreich sein?
11.
Wie lange wird
Ihrer Meinung nach das Schild mit der Aufschrift „Betreten des
Friedhofes aus sicherheitstechnischen
Gründen verboten!" am jüdischen Friedhof in
Währing noch Gültigkeit haben?