16/PET XXIII. GP

Eingebracht am 21.06.2007
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Petition

Mag. Johann Maier

ABGEORDNETER ZUM NATIONALRAT
DER REPUBLIK ÖSTERREICH

Parlamentsfraktion

Tel.   40110/0
Fax  40130/3455
http://spoe.parlament.gv.at

Frau

Präsidentin des Nationalrates

Mag.a Barbara PRAMMER

im   Hause

Wien, am 21. Juni 2007

Sehr geehrte Frau Präsidentin!

In der Anlage übermittle ich die Petition „Um- und Ausbau des Hauptbahnhofes Salzburg" im
Sinne des § 100 Abs. 1 Z 1 GOG mit dem Ersuchen um geschäftsordnungsmäßige
Behandlung.

Mit freundlichen Grüßen

Die Sozialdemokratische Parlamentsfraktion

Klub der sozialdemokratischen Abgeordneten zum Nationalrat,

Bundesrat und Europäischen Parlament

Austria -1017 Wien, Parlament


Einreicher: Martin Bischof, Ischlerbahnstr. 20, 5020 Salzburg

Parlamentarische Petition

betreffend

„Um- und Ausbau
des Hauptbahnhofes Salzburg"

Der seit Jahren verschobene Um- und Ausbau des Salzburger Hauptbahnhofes mit geschätzten
Kosten von rund 270 Mio. Euro wurde nun im März 2007 in den ÖBB-Rahmenplan 2007 - 2012
aufgenommen. Damit könnte eine jahrelange Odyssee um den Um- und Ausbau des Salzburger
Hauptbahnhofes ein glückliches Ende finden.

Auf Basis von Expertengutachten und unter Einbindung von Vertretern des Bundes, von Land
und Stadt Salzburg, der ÖBB und anderer Verkehrsunternehmen sowie des Salzburger
Verkehrsverbundes hatte bereits am 19.9.1997 die Salzburger Landesregierung das NAVIS -
Schieneninfrastrakturprogramm beschlossen. Die darin enthaltenen Ausbaupläne sollten u.a. aus
dem Salzburger Hauptbahnhof eine moderne Drehscheibe für den öffentlichen
Schienennahverkehr für den Großraum Salzburg entstehen lassen. Gerade mit der damals von
den ÖBB begonnen Ankündigung einer „Großen Bahnhofsoffensive" ergaben sich für den
Salzburger Hauptbahnhof neue Perspektiven, bislang leider ergebnislos.

Bis zum Ende der XXII.Legislaturperiode war von den vielen innovativen Plänen zum
Schienenverkehrsinfrastrukturausbau in Salzburg nicht mehr viel übrig geblieben:
Streichung von Finanzmitteln, Redimensionierung von Projekten und die Verschiebungen von
Bauterminen in weite Ferne war bis Ende 2006 zum Kennzeichen der österreichischen
Infrastruktur- und Verkehrspolitik geworden. Besonders das Bundesland Salzburg blieb bei
dieser Politik auf der Strecke. Vom baldigen Ausbau bzw. Umbau des Salzburger
Hauptbahnhofes war daher lange Zeit keine Rede mehr. 2009 soll nach den letzten Informationen
der erste Spatenstich erfolgen, obwohl der Verkehrsminister a.D. Hubert Gorbach diesen
Baubeginn in der AB 2429/XXII.GP vom 22.02.2005 noch für Herbst 2005 (!) angekündigt
hatte.

Absolut abzulehnen war daher in diesem Zusammenhang auch die damals vorgesehene ÖBB-


Finanzierung 2003 - 2008 (Bundesbahnstrukturgesetz). Dadurch wurde durch den damaligen BM
für Verkehr, Infrastruktur und Technologie Hubert Gorbach der Um- bzw. Ausbau des
Hauptbahnhofes Salzburg wieder einmal auf die lange Bank geschoben. In Anbetracht der
Drehscheibenfunktion, des Tourismusstandortes sowie der internationalen Bedeutung Salzburgs
eine absolute Fehlentscheidung und damit ein unhaltbarer Zustand.

Damit nicht genug: Die Hochleistungsstrecke auf der Westbahn wurde ausgerechnet zwischen
Salzburg und Attnang-Puchheim zum Flaschenhals und der Ausbau der Tauernbahn sollte erst im
Jahr 2012 fortgesetzt werden. Was tatsächlich erfolgte, war der erfolgreiche Ausbau des
Nahverkehrs im Großraum Salzburg (S-Bahn), aktuell bestätigt durch steigende Fahrgastzahlen
im Jahr 2007. Im Rahmen des beschlossenen Navis-Projektes wartet aber die Verbindung
„Salzburg - Straßwalchen" noch immer auf die Umsetzung.

Zur Zeit fehlt jedenfalls in Salzburg eine zukunftsorientierte integrierte Planung für den
viergleisigen Ausbau der Westbahn (TEN-Magistrale für Europa), den Ausbau der Strecke
Golling - Bischofshofen, den Bahnhofsumbau in Salzburg sowie in Schwarzach, die
Zusammenführung der ÖBB- und Lokalbahngleise am Salzburger Hauptbahnhof, die
Stadt-Regional-Bahn (NAVIS
II) und den offenen S-Bahnausbau (NAVIS I) Salzburg -
Straßwalchen (Nord-Ost-Ast).

Der Salzburger Hauptbahnhof zählt zwar zu den drei wichtigsten und aufkommensstärksten
Bundesländerbahnhöfen in Österreich, befindet sich aber in einem technisch und baulich äußerst
unbefriedigenden Zustand. Mit rund 35.000 Personen die täglich ein-, aus- oder umsteigen,
kommt der Salzburger Bahnhof in der Reihung der wichtigsten Bundesländerbahnhöfe gleich
nach Linz und Graz und liegt noch vor Innsbruck und weit vor Klagenfurt. Der Hauptbahnhof
Salzburg muss sowohl funktionell als auch in der sonstigen Infrastruktur dringend verändert und
durchgehend baulich erneuert werden. Diese durchgehende Erneuerung und Ausfinanzierung von
Bahnhöfen durch die ÖBB gab es bereits in Graz, Linz, Wels, Bregenz, Innsbruck und
Klagenfurt, nicht jedoch in der Landeshauptstadt Salzburg:

Gerade der EU-Beitritt Österreichs und die Aufhebung der Binnengrenzen innerhalb der EU hat
die Rolle Salzburgs und damit auch die Funktion des Salzburger Hauptbahnhofes nachhaltig
verändert. Die bauliche Infrastruktur ist aber weiterhin vor allem von dessen Aufgabe als
Österreichs ehemals wichtigster Grenzbahnhof geprägt: Eine Reihe von Kopfbahnsteigen und
sonstige bauliche Gegebenheiten zur Kontrolle der über die Bundesgrenzen reisenden Fahrgäste


haben dem Rechnung getragen.

Die Situation des Salzburger Hauptbahnhofes stellt sich jedoch mittlerweile völlig anders
dar:

Zum einen in seiner Rolle als zentrales Einfallstor für den Güter- und Personenverkehr auf der
Schiene von Westeuropa nach Österreich und in die Balkanländer. Zum zweiten seine Funktion
als zentrale Drehscheibe für den Nahverkehr im Großraum Salzburg und in der Europaregion
Salzburg/Berchtesgadener Land. Für diese neuen Aufgaben ist der Salzburger Hauptbahnhof
funktionell, technisch und baulich so rasch wie möglich zu adaptieren. Dafür ist eine
grundlegende bauliche und funktionelle Umgestaltung notwendig. Die vielen bestehenden
Kopfbahnsteige müssen zu durchgehenden Bahnsteigen umgebaut werden, damit der Nah-, Fern-
und Güterverkehr optimal abgewickelt werden kann. Nur so kann auch ein verstärkter
Regionalverkehr auf der Schiene von Golling bzw. Straßwalchen nach Taxham/Freilassing und
in den angrenzenden bayerischen Raum, für den Salzburg immer mehr in die Rolle eines
Oberzentrums hineinwächst, effizient und fahrgastfreundlich abgewickelt werden (NAVIS).

Diese Schlussfolgerungen werden unterstrichen durch die Ergebnisse der letzten Volkszählung.
Die Gemeinden um die Stadt Salzburg haben einen starken Zuwachs an Wohnbevölkerung
erfahren. So beträgt beispielsweise der Zuwachs der Bevölkerung im Bezirk Salzburg Umgebung
(Flachgau) rund 15 Prozent. Die Auswirkungen durch den zunehmenden Straßenverkehr (insbes.
dem Pendlerverkehr) in der Stadt Salzburg sind täglich zu erleben und erleiden.

Neben rein funktionellen Umbauten im Gleisbereich ist auch eine bauliche Generalsanierung
dringend notwendig. Der derzeitige bauliche Zustand des Hauptbahnhofes Salzburg stellt kein
Renommee, sondern eher eine Schande für Tourismusstandort und die Kultur- und Festspielstadt
Salzburg dar. Überdies würde ein Um- und Ausbauprojekt Hauptbahnhof Salzburg auch für die
Baubranche wichtige Impulse bedeuten. Aus den dargelegten Gründen muss daher die in der
XXII.GP vorgenommene Projekt- und Finanzierungsrückstellung des Bahnhofsumbaues in
Salzburg grundsätzlich überdacht und rückgängig gemacht werden.


Der unterzeichnete Abgeordnete und der Einreicher ersuchen aufgrund
der vorliegenden Ausführungen die Mitglieder der Österreichischen Bundesregierung und
dabei insbesondere den Bundesminister für Verkehr, Technik und Innovation „den Um-
und Ausbau des Hauptbahnhofes Salzburg" aktiv voranzutreiben und sich in diesem Sinn
dafür einzusetzen, dass

1.                    der Um- und Ausbau des Salzburger Hauptbahnhofes im ÖBB-Rahmenplan 2007 -
2012 verbleibt und so rasch wie möglich umgesetzt wird;

2.         die entsprechenden finanziellen Mitteln für den vorgesehenen Um- und Ausbau des
Salzburger Hauptbahnhofes bereitgestellt werden, damit dieser seiner Funktion als
zentrale Drehscheibe v.a. für den ÖPNV im Großraum Salzburg gerecht werden kann;

3.         auch arbeitsmarktpolitische Maßnahmen und konjunkturfördernde Bundesmittel zur
Belebung der Bauindustrie für dieses Bahnhofsprojekt herangezogen werden können;

4.         bei der zuständigen EU-Generaldirektion finanzielle Mittel beantragt werden, um für
die noch anstehenden Bahninfrastrukturmaßnahmen für die EUREGIO (Salzburg,
Berchtesgadener Land, Traunstein) eine Mitfinanzierung der EU zu erreichen.

Wien, 21. Juni 2007                                                                                            Mag. Johann Maier

Abgeordneter zum Nationalrat