2120/A(E) XXIV. GP

Eingebracht am 14.11.2012
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ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

der Abgeordneten Birgit Schatz, Freundinnen und Freunde

 

betreffend Neuausrichtung der Förderstruktur für einen ArbeitnehmerInnen freundlichen und zukunftsfähigen Tourismus

 

 

 

BEGRÜNDUNG

 

Der Tourismus ist eine boomende Branche, doch kaum jemand will und kann dort länger beschäftigt sein. Das ist zunehmend ein Problem auch für die dort tätigen Unternehmen. Arbeitskräftemangel und Arbeit am finanziellen sowie körperlichen Limit wirkt sich letztlich auch auf die Qualität der Dienstleistungen und so auf die Zufriedenheit und das Wohlbefinden der Gäste aus. Arbeit im Tourismus – das bedeutet für einen Großteil der dort Beschäftigten unsichere und kurzfristige Beschäftigung, hohe Stressbelastung, mangelnde Aufstiegschancen, ungünstige und zu lange Arbeitszeiten und zu geringe Entlohnung. Nur ein Viertel aller ArbeitnehmerInnen im Tourismus ist dort ganzjährig beschäftigt. Die durchschnittliche Beschäftigungsdauer beträgt nur 6,5 Monate im Jahr. Es gibt kaum Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten in der Branche, die Vereinbarkeit zwischen Beruf und Familie und Privatleben ist ein ständiger Balanceakt, der oftmals nicht gelingt. Der Arbeitskräftemangel verursacht großen Druck für die im Tourismus Beschäftigten und lässt überlange und auf Dauer gesundheitsschädigende Arbeitszeiten zur Regel werden. Jede/r dritte Arbeitnehmer/in der Branche wünscht sich einen Unternehmens- oder Berufswechsel. Immer weniger junge Menschen sind bereit unter diesen Bedingungen zu arbeiten. Das ist ein enormer Verlust an Möglichkeiten für die Betroffenen, sowie insgesamt ein Desaster für die Qualitätssicherung des Tourismus in Österreich.

 

Im Rahmen des Globale Ethikkodex für Tourismus, der auch die Rechte der Beschäftigten zum Thema hat, setzt sich ihr Ressort dafür ein, Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung im globalen Tourismus zu stärken, doch in Österreich hält sich Ihr diesbezügliches Engagement bisher leider in engen Grenzen. Ein umweltverträglicher, sozialverantwortlicher Tourismus mit zum Beispiel deutlich mehr ganzjährigen Beschäftigungsmöglichkeiten, wird nicht von alleine entstehen, die Politik muss hier viel stärker als bisher gestalterisch eingreifen, unterstützen und ermöglichen. Doch in der aktuellen Tourismusförderung des Bundes reduziert sich die Frage der Qualität auf die Modernisierung der Infrastruktur der Betriebe. Im Sinne des Erhalts und des Ausbaues eines Qualitätstourismus für Gäste und Beschäftigte in Österreich muss die Tourismusförderung des Bundes grundlegend überarbeitet


werden, um die Branche in eine zukunftsfähige Richtung zu bringen und sie zu einem wirklich attraktiven Arbeitsmarkt werden zu lassen.

 

Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgenden

 

 

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

 

 

Der Nationalrat wolle beschließen:

 

 

Der Bundesminister für Wirtschaft, Jugend und Familie wird aufgefordert,

 

 

·        die Tourismusförderung des Bundes grundlegend zu überarbeiten und sie durchgehend nach den Kriterien eines nachhaltigen und sozial verantwortlichen Tourismus auszurichten;

 

·         mehr Förderschienen für Maßnahmen und innovative Projekte, wie etwa Personalentwicklung, Modelle ganzjähriger Beschäftigung oder regionale kooperative Netzwerke zur Verbesserung der Beschäftigungsbedingungen in der Branche zu entwickeln.

 

In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Tourismusaussschuss vorgeschlagen.