923/A(E) XXIV. GP

Eingebracht am 11.12.2009
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ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

 

 

der Abgeordneten Zanger, Dr. Kurzmann

und anderer Abgeordneter

 

betreffend K2-Zentrums für Luftfahrttechnik in der Region Aichfeld/Murboden

 

In der Steiermark gibt es zwei unterschiedliche Zugänge zur Luftfahrtindustrie: Einerseits die zahlenmäßig überwiegenden Dienstleister und Produzenten, die an (Sub-)Systemhersteller liefern und andererseits Unternehmen, die direkt an Luftfahrzeugen Leistungen erbringen.

 

Diese Leistungen, z.B.

·        Design von Bauteilen, Bauteilgruppen oder gesamten Systemen

·        Prototyping von Bauteilen, Bauteilgruppen oder gesamten Systemen

·        Zertifizierung und Zulassung von Änderungen (major/minor changes) an Bauteilen, Bauteilgruppen oder gesamten Systemen

·        Flugtüchtigkeits- und Zulassungsprüfungen (continued airworthiness management)

·        sowie Wartungsoperationen gemäß EASA Part 145

bedingen grundsätzlich spezifische Zertifizierungen durch die EASA oder durch von der EASA beauftragte Behörden (z.B. Austro Control).

 

Unternehmen, die derartige Zertifizierungen aufweisen, sind in Österreich nur in eingeschränktem Ausmaß vorhanden und daher überaus wichtige Technologieträger.

 

Das F&E-Potential bzw. Ausbildungskapazitäten solcher Unternehmen nachhaltig zu unterstützen, um dieses Wissen anderen Unternehmen zugänglich zu machen, kann ein weiterer Weg zur Stärkung der Branche im regionalen und nationalen Kontext werden.

 

In einem aktuellen Beispiel wurde durch eine Ausbildungskooperation erfolgreich die Zusammenarbeit zwischen einem Design-Unternehmen gemäß EASA Part 21 J und einem nicht-EASA-zertifizierten, aber gemäß anderen Qualitätsstandards geeigneten Unternehmen, eingeleitet. Mitarbeiter des nicht EASA-zertifizierten Unternehmens werden bei der Part 21 J-Organisation auf deren Systemen ausgebildet und arbeiten aktiv bei der Abwicklung von Aufträgen mit. Nach Abschluss der Ausbildung werden diese Mitarbeiter Subaufträge im Bereich des Komponentendesigns gemäß den zertifizierten Standards abwickeln und ihr diesbezügliches Wissen im nicht-zertifizierten Unternehmen weitervermitteln, um Kapazitäten zu erweitern und mittel- bis langfristig die Voraussetzungen für (Teil-) Zertifizierungen nach EASA zu erlangen.

 

International herrscht z.B. in vielen Segmenten eine weitgehend schwer zu befriedigende Nachfrage nach erfahrenen und gut ausgebildeten Compliance Verification Engineers (CVEs). Investitionen in diese Ausbildungsnischen sowie z.B. in zertifiziertes Wartungspersonal (C/B1/B2-personal) oder in EASA Part 66-Ausbildungseinheiten sind eine Grundvoraussetzung für zukünftige Lenkungsmaßnahmen, wenn Systemhersteller oder spezialisierte Wartungsbetriebe zu Investitionen in den Standort ermutigt werden sollen.

 

Ein damit in Zusammenhang stehender Aspekt ist der Vergleich der Kapazitäten des Lehrganges Luftfahrt an der FH Joanneum mit dem schwedischen FH-Ausbildungsmodell für die Luftfahrtindustrie. Die grundsätzlich sehr gute Ausbildung an der FH Joanneum in diesem Bereich wird dadurch eingeschränkt, dass Absolventen des Lehrganges bei den entsprechenden Arbeitgeberbetrieben in der Regel nicht sofort als EASA-zertifizierte Fachkräfte eingesetzt werden können, sondern erst die einschlägige Ausbildung im Rahmen der Beschäftigung und die notwendige Erfahrung erwerben müssen.

 

In Schweden beispielsweise erhalten die Absolventen der einschlägigen FH-Studiengänge bereits im Rahmen einer erfolgreichen Ausbildung entsprechende Zulassungen nach EASA-Standards und sind daher für die Arbeitgeberbetriebe sofort in zertifizierten Bereichen einsetzbar.

 

Mittelfristig wäre es sicherlich vorteilhaft, eine ähnliche Systematik auch an der FH Joanneum zu etablieren.

 

Es ergeben sich aus den angedachten Möglichkeiten sicherlich einige nachhaltige Ansätze für die Weiterentwicklung in der Steiermark und im speziellen in der Region Aichfeld/Murboden.

 

·        gute technische Grundausbildungsbasis in der Steiermark: TUG, Montanuni Leoben, FH Joanneum;

·        Produzenten/Dienstleister in der Luftfahrtbranche brauchen in erster Linie zertifizierbares/zertifiziertes Personal (fast alle der FH-Joanneum-Luftfahrt-Absolventen verlassen die Steiermark - um Berufserfahrung und damit die Grundlage für Zertifizierungen bzw. um notwendige postgraduelle Qualifizierungen zu erlangen);

·        die Weiterentwicklung des Standortes Steiermark ist über Qualifizierungsmaßnahmen ab Schul-/Studienabschluss erreichbar;

·        potentielle Einstiegsszenarien für Unternehmen in die Luftfahrtindustrie ergeben sich auf Grundlage des Grades von Qualifizierung, Zertifizierung und Internationalisierung (z.B. Fremdsprachen im Fachbereich, Umsetzung von international branchenüblichen Geschäftsabwicklungen etc.);

·        Schaffung einer regionalen Wertschöpfungskette: ein zertifiziertes Unternehmen (das die Produktverantwortung gegenüber dem Kunden trägt) kauft Leistungen von Unternehmen zu, die sich konform zu dessen Qualitäts-/Zertifikatsrichtlinien verhalten (diese erlangen dann nach einigen Jahren selbst die Zertifizierungsgrundlagen, weil sie aus dem angewandten System Erfahrung sammeln); diese Wertschöpfungskette (F&E, Prototyping, Zulassungsverfahren und Serienmanufaktur) kann sich durch eine koordinierende Instanz oder durch einzelne Unternehmensinitiativen ergeben;

·        ein Kompetenzzentrum zur Bündelung von Interessen und Kapazitäten kann

o       Qualifizierungsmodelle erarbeiten und anbieten, um gezielt benötigte Personalstrukturen am Markt bereitzustellen bzw. selbst task-managementartige Strukturen schaffen, um Kompetenzdefizite auszugleichen;

o       Grundlagen und Modelle für Qualifizierungsmaßnahmen für Produzenten/Dienstleister/Ausbildungsinstitutionen erarbeiten und anwenden;

o       F&E-Bereiche, die für die Branchenentwicklung notwendig sind/sein werden, unternehmensneutral entwickeln und marktkonform einspeisen;

o       die Zusammenarbeit von branchenaktiven Unternehmen in der Erschließung neuer Technologiesektoren koordinieren und verstärken.

 

Die FPÖ spricht sich für ein neues Förderungsprogramm für die Luftfahrtbetriebe in der Steiermark aus.

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

 

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

 

Der Nationalrat wolle beschließen:

 

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, im Rahmen des Programms COMET die Schaffung eines K2-Zentrums für Luftfahrttechnik in der Region Aichfeld/Murboden sicherzustellen.“

 

 

In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Ausschuss für Forschung, Innovation und Technologie vorgeschlagen.