10486/AB XXIV. GP

Eingelangt am 18.04.2012
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BM für Gesundheit

Anfragebeantwortung

 

 

Frau

Präsidentin des Nationalrates

Mag.a Barbara Prammer

Parlament

1017 Wien

Alois Stöger

Bundesminister

 

 

 

 

GZ: BMG-11001/0035-I/A/15/2012

Wien, am 17. April 2012

 

 

 

Sehr geehrte Frau Präsidentin!

 

Ich beantworte die an mich gerichtete schriftliche parlamentarische

Anfrage Nr. 10665/J des Abgeordneten Ing. Heinz-Peter Hackl und weiterer Abgeordneter nach den mir vorliegenden Informationen wie folgt:

 

Einleitend ist zunächst Folgendes festzuhalten:

Das Schmallenberg-Virus ist ein neues Virus, das bis zum Stichtag 1.3.2012 in Belgien, Deutschland, Italien, Frankreich, Großbritannien, Luxemburg und den Niederlanden nachgewiesen wurde. Die Ansteckung von Tier zu Tier erfolgt über Stechmücken. Da die Krankheit bei adulten Tieren meist nur mit milden Symptomen (Durchfall, Fieber und Milchleistungsrückgang) oder gänzlich ohne erkennbare Symptome verläuft, wurde das Virus erst im Rahmen von Nachforschungen des deutschen Friedrich-Löffler-Institutes (FLI) auf Grund gehäuft auftretender Fälle von missgebildeten Schaf- und Ziegenlämmern im Winter 2011/2012 identifiziert. Man geht von einer Ansteckung der trächtigen Elterntiere im Sommer/Herbst 2011 aus. Die Infektion von Tieren während der Trächtigkeit kann zur Geburt von Lämmern, Zicklein und Kälbern mit schwerwiegenden Missbildungen oder Totgeburten führen, welche auch Verletzungen des Muttertieres bei Schwergeburten verursachen können.

 

Folgende typische Missbildungen von Neonaten wurden bisher beschrieben:

-       Unbewegliche Gliedmaßen durch eine Versteifung der Gelenke

-       Gliedmaßen mit abnormaler Winkelung

-       Verkrümmte Wirbelsäule

-       Fehlhaltung des Kopfes (Kopf z.B. zur Seite oder nach hinten gebeugt)

-       Wasserkopf

 

Fragen 1 bis 3:

In Österreich wurde das Schmallenberg-Virus bisher nicht nachgewiesen.

 

Fragen 4 und 5:

Da es sich um eine neu entdeckte Tierkrankheit handelt, gibt es dazu bisher keine humanspezifischen Forschungsergebnisse. Mittels Genomanalysen des Schmallenberg-Virus wurde eine sehr hohe Übereinstimmung mit Viren der Simbu-Serogruppe (Shamonda-, Akabane-Viren) festgestellt. Diese Viren treten in Teilen Asiens seit langem auf und stellen für Menschen keine Gefahr dar.

Trotz der vermuteten Viruszirkulation bereits im Sommer/Herbst des letzten Jahres sind bisher selbst in den stark betroffenen Regionen keine Symptome beim Menschen aufgetreten.

Sowohl das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) als auch das Office International Epizootique (OIE) gehen nicht von einer Gefährdung der menschlichen Gesundheit aus.

 

Fragen 6 bis 8:

Mit Stand 27.2.2012 wurden folgende Zahlen*) berichtet:

-       D:        751 Betriebe (Rinder, Schafe, Ziegen)

-       NL:      123 Fälle (Rinder, Schafe, Ziegen)

-       BE:      165  Betriebe (Rinder, Schafe, Ziegen)

-       UK:      83 Betriebe (Rinder, Schafe)

-       F:         277 Betriebe (Rinder, Schafe, Ziegen)

-       I:          1 Fall (Ziege)

-       Lux:     1 Fall (Schaf)

 

*)  Da es für diese Krankheit derzeit keine europaweit einheitlichen Bestimmungen hinsichtlich einer exakten Falldefinition gibt, bestehen Unterschiede in den gelisteten Meldungen (D, BE, UK, F: Angabe von betroffenen Betrieben, NL, I, LUX: Angabe von Fällen).

 


Frage 9:

Durch die Übertragung des Virus mittels Insekten und auf Grund der grenznah aufgetretenen Fälle wird das künftige Auftreten von Fällen auch in Österreich als wahrscheinlich angesehen.

 

Fragen 10 und 11:

Es wird eine harmonisierte Vorgehensweise aller EU-Staaten angestrebt - sowohl hinsichtlich der Überwachung und Meldung, als auch hinsichtlich einer allfälligen Bekämpfung der Krankheit.

Seitens des Bundesministeriums für Gesundheit wurden die Veterinärbehörden der

Bundesländer und die österreichischen Zuchtorganisationen um erhöhte Aufmerksamkeit ersucht, um ein allfälliges Auftreten des Schmallenberg-Virus raschestmöglich feststellen zu können. Im nationalen Referenzlabor (AGES) wurden die erforderlichen Untersuchungsmethoden bereits etabliert, um gegebenfalls auch rasch eine entsprechende Diagnostik durchzuführen. Ein Projekt zur Untersuchung von Aborten, Miss- und Fehlgeburten auf Schmallenberg-Virus wird derzeit von meinem Ressort in Zusammenarbeit mit der AGES vorbereitet.