11078/AB XXIV. GP

Eingelangt am 29.05.2012
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BM für Gesundheit

Anfragebeantwortung

Alois Stöger

Bundesminister

 

Frau

Präsidentin des Nationalrates

Mag.a Barbara Prammer

Parlament

1017 Wien    

 

 

 

GZ: BMG-11001/0085-I/A/15/2012

Wien, am 24. Mai 2012

 

 

Sehr geehrte Frau Präsidentin!

 

Ich beantworte die an mich gerichtete schriftliche parlamentarische

Anfrage Nr. 11296/J der Abgeordneten Hackl, Kitzmüller, Dr. Belakowitsch-Jenewein und weiterer Abgeordneter nach den mir vorliegenden Informationen wie folgt:

 

Fragen 1 und 2:

Laut den Daten des österreichischen Ernährungsberichts 2008 ist das Ernährungs-verhalten von Kindern und Jugendlichen in Österreich nicht zufriedenstellend und daher mit den Ergebnissen der angesprochenen Marktuntersuchung vergleichbar.

 

Um die Ernährungsgewohnheiten der österreichischen Bevölkerung im Interesse der Prävention ernährungsbedingter nicht übertragbarer Erkrankungen nachhaltig zu verbessern, habe ich bereits im Jahr 2009 den Nationalen Aktionsplan Ernährung, kurz NAP.e, initiiert. Der Entwurf des NAP.e wurde unter Einbindung zahlreicher Expert/inn/en erarbeitet, im Laufe des Jahres 2010 einem breiten öffentlichen Konsultationsprozess unterzogen und im Gesundheitsausschuss des Nationalrates diskutiert. Der NAP.e wurde letztlich im Jänner 2011 vom Ministerrat angenommen. Der Ernährungsaktionsplan ist ein dynamisches Strategie- und Handlungspapier und eine umfassende Dokumentation von gesetzten, laufenden und geplanten Maßnahmen im Ernährungsbereich, der regelmäßig aktualisiert wird. Die erste Überarbeitung liegt seit Februar 2012 vor und überzeugt vor allem durch die stark gewachsene Maßnahmendokumentation. Der NAP.e wird somit als zentrales Dokumentationsinstrument bereits breit angenommen. Diese neue Transparenz soll auch dazu beitragen, dass weitere Maßnahmen besser geplant und koordiniert werden und so die begrenzt zur Verfügung stehenden Mittel zielgerichtet und effizient zum Einsatz kommen. Weitere Informationen zum NAP.e sind auf der Homepage des Gesundheitsministeriums verfügbar (www.bmg.gv.at/home/Schwerpunkte/Ernaehrung/).

 

Zu meiner kompetenten und ausgewogenen Beratung in allen gesundheitsrelevanten Ernährungsfragen wurde Ende 2010 auch die nationale Ernährungskommission (NEK) installiert, in der alle relevanten, in Österreich mit Ernährung und Gesundheitsförderung befassten Gruppen vertreten sind und die seither regelmäßig tagte (bisher sechs Plenumssitzungen und zahlreiche Arbeitsgruppensitzungen). Die NEK beschäftig sich unter anderem auch mit Fragen der optimalen Kinderernährung bzw. mit Fragen, wie die Ernährung der Kinder real verbessert werden kann.

 

Oberste Ziele des NAP.e sind eine Verminderung von Fehl-, Mangel- und Überernährung sowie eine Trendumkehr von Übergewicht und Adipositas bis 2020.

Als eine der ersten Maßnahmen in diesem Bereich ist das in Kooperation mit dem Hauptverband der Sozialversicherungsträger und der AGES durchgeführte Projekt des Bundesministeriums für Gesundheit „Richtig essen von Anfang an“ zu erwähnen, im Rahmen dessen erstmals in Österreich einheitliche Beikost-Guidelines erarbeitet wurden. Die Broschüre „Babys erstes Löffelchen“ stellt die wichtigsten Informationen auch für Laien verständlich dar und kann beim Bundesministerium für Gesundheit kostenlos bezogen werden. Diese Broschüre zählt zu den erfolgreichsten Publikationen des Bundesministeriums für Gesundheit und wurde im letzten Jahr über 70.000-mal verschickt. Derzeit werden im Rahmen dieses Projektes und im Zuge der österreichischen Vorsorgestrategie finanziert aus Mitteln der Bundesgesundheitsagentur österreichweit von den Gebietskrankenkassen bzw. den Ländern auch Ernährungsworkshops für Schwangere und Jungeltern durchgeführt. Durch die Beikost-Guidelines und die Beratungsoffensive soll Säuglingen bereits von Anfang an ein gesunder und optimaler Start ermöglicht werden. Unterstützend wirken die schon erwähnte Beikostbroschüre, die Stillbroschüre, der Informationsfolder zur Schwangerenpyramide und die Begleitbroschüre zum Mutter-Kind-Pass, die bei der letzten Überarbeitung mit Ernährungsinformationen ergänzt wurde (und nunmehr auch frei von Lebensmittel- bzw. Kindernährmittelwerbung ist).


Generell zählen die Informationsbroschüren meines Hauses zum Thema Ernährung zu den am meisten nachgefragten Materialien im Bundesministerium für Gesundheit-Bürgerservice. Von den 15 am häufigsten bestellten Informationsmaterialien im Jahr 2011 befassen sich 13 mit dem Thema Ernährung.

 

Die Aktivitäten des Ressorts umfassen aber nicht nur Information und Aufklärung sondern verstärkt auch Initiativen zur Verbesserung der Verhältnisse. Ich habe bereits 2009 die Transfettsäuren-Verordnung erlassen, durch welche ein Konsum von gesundheitsschädlichen Mengen dieser Fettsäuren über Lebensmittel in Österreich verlässlich verhindert wird. Hier werden insbesondere auch Kinder geschützt, da diese eine geringere Toleranzgrenze für Transfettsäuren haben bzw. Untersuchungen aufgezeigt haben, dass insbesondere bei Kindern beliebte Lebensmitteln hohe Transfettsäuregehalte aufwiesen. Mit den österreichischen gewerblichen Bäcker/innen wurde eine Vereinbarung zur Salzreduktion in Brot und Gebäck vertraglich festgehalten, die seit gut einem Jahr (bis Ende 2015) auch schrittweise umgesetzt wird (so dass den Konsument/inn/en die Reduktion geschmacklich nicht auffällt). Auch hiervon profitieren wegen der niedrigeren verträglichen Salzmenge bei Kindern und deren in der Regel im Vergleich zu Erwachsenen auch relativ gesehen höheren Konsums dieser Produkte Kinder ganz besonders.

Derzeit wird an der Optimierung der Verpflegungssituation im schulischen Bereich gearbeitet. Mit der „Leitlinie Schulbuffet“ sind seit Sommer 2011 erstmalig national präzisierte Empfehlungen für ein gesundheitsförderliches Speisen- und Getränkeangebot an Schulbuffets vorhanden. Die Leitlinie und regelmäßig aktualisierte Praxisleitfäden zur unterstützenden Umsetzung sind auf der BMG-Homepage veröffentlicht (www.bmg.gv.at/home/Schwerpunkte/Ernaehrung/Empfehlungen/Leitlinie_Schulbuffet).

 

Mit der Initiative „Unser Schulbuffet“  wird die „Leitlinie Schulbuffet“ nun österreichweit in die Praxis umgesetzt. Der Startschuss der Initiative, die bis Ende 2013 läuft, erfolgte im Jänner 2012: Schulbuffetbetriebe werden kostenlos bei der Umstellung auf ein gesundheitsförderliches Angebot unterstützt, z.B. durch ein mobiles Beratungsteam vor Ort, eine Hotline, ein Praxishandbuch, Öffentlichkeitsarbeit und zahlreiche praxistaugliche Unterstützungsmaterialien. Das Angebot wird sehr gut angenommen. Nach nur vier Monaten nach dem offiziellen Start der Initiative machen bereits ca. 150 Buffetbetriebe aktiv mit. Knapp 60 Buffets wurden bereits ausgezeichnet, weil sie die Vorgaben der Leitlinie umgesetzt haben. Derzeit profitieren somit schon ca. 40.000 Schüler/innen (sowie eine nicht näher definierbare Zahl von Lehrer/innen und anderem Schulpersonal) von optimierten Buffets. Alle Informationen zur Initiative und die Möglichkeit für Buffetbetriebe, sich anzumelden (zusätzlich zur telefonischen Anmeldung), finden sich unter www.unserschulbuffet.at.

 

Hinsichtlich Werbung, die sich an Kinder richtet, verweise ich auf den „Verhaltenskodex der österreichischen Rundfunkveranstalter hinsichtlich unangebrachter audiovisueller kommerzieller Kommunikation in Zusammenhang mit Kindersendungen und Lebensmittel“. In diesem Zusammenhang habe ich veranlasst, dass eine Arbeitsgruppe im Rahmen der Nationalen Ernährungskommission einen Vorschlag zur Präzisierung und Konkretisierung dieses Papiers ausarbeitet. Auch auf die Möglichkeit, sich über (vermutete) unangebrachte Werbung beim österreichischen Werberat zu beschweren, möchte ich hinweisen (http://www.werberat.or.at/).

 

Fragen 3 bis 6:

Ich teile die diesen Fragen zu entnehmende kritische Haltung, darf aber diesbezüglich auf die Zuständigkeit des Herrn Bundesministers für Wirtschaft, Familie und Jugend verweisen.