11199/AB XXIV. GP
Eingelangt am 15.06.2012
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BM für Wissenschaft und Forschung
Anfragebeantwortung
BMWF-10.000/0128-III/4a/2012
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Frau Präsidentin des Nationalrates Mag. Barbara Prammer Parlament 1017 Wien Wien, 15. Juni 2012
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Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr.
11353/J-NR/2012 betreffend Abschaffung des
Bachelor Studiums "Internationale Entwicklung", die die Abgeordneten
Petra Bayr, Kolleginnen und Kollegen am 17. April 2012 an mich richteten, wird –
nach Einholung einer Stellungnahme der Universität Wien zu Frage 1 –
wie folgt beantwortet:
Vorab ist festzustellen, dass die Behauptung, das Studium „Internationale Entwicklung“ bestehe derzeit aus einem Bachelor- und einem Masterstudium, nicht korrekt ist. Tatsächlich wird im Sommersemester 2012 nur das Bachelorstudium „Internationale Entwicklung“ an der Universität Wien angeboten.
Grundsätzlich gilt: Die Universität
Wien erhält vom Bund für eine dreijährige Periode ein Globalbudget
für die von der Universität zu erbringenden Leistungen, die
entsprechend dem Profil und den Aufgaben der Universität festzulegen sind.
Die Leistungen der Universität umfassen als Kernleistung auch das gesamte
Studienangebot. Die internen Detail-Ressourcen-entscheidungen sind
Angelegenheit der Universität selbst. Eine Bedarfssteigerung in einem
Bereich zieht Mittel aus einem anderen Bereich ab; dies ist ein logischer
Mechanismus bei feststehenden Ressourcen. Die Auflassung sowie Einrichtung
neuer Studien ist durchaus üblich und dient der Innovation des Hochschulsystems
auch im Sinne einer Weiterentwicklung in Richtung Profilschärfung der Universität.
Aus der Kommunikation des Rektorats der
Universität Wien geht klar hervor, dass die
Universität den Beschluss, das Bachelorstudium „Internationale
Entwicklung“ einzustellen,
aufgrund von fachlichen Überlegungen in Zusammenhang mit einer
Qualitäts- und Ressourcenplanung gefasst hat. Zeitgleich mit der
Einstellung des Bachelorstudiums „Internationale
Entwicklung“ wird ein Masterstudium „Internationale
Entwicklung“ eingerichtet werden.
Zu Frage 1a:
„Auf Basis der berechneten gegenwärtigen
Gesamtkosten (vgl. Frage 1b) fallen bezogen auf das Studienjahr 2010/11 pro
belegtem Studium Kosten in der Höhe von ca. € 990,--; pro
prüfungsaktivem Studium Kosten in der Höhe von ca. € 1.870,--;
und pro Studienabschluss
Kosten in der Höhe von ca. € 12.770,-- an.
Die relativ geringen Kosten pro Studium
deuten auf zwei gravierende Probleme hin, nämlich
relativ viele nicht prüfungsaktive Studierende (vgl. die Kosten pro
prüfungsaktivem Studium)
sowie eine angespannte Betreuungsrelation. Die Einführung eines
Masterstudiums zusätzlich zum Bachelorstudium würde die
Betreuungsrelation weiter verschlechtern. Angesichts der
Tatsache, dass gegenwärtig zudem noch mehr als 1.000 Studierende im
auslaufenden Diplomstudium zugelassen sind und für ihren Abschluss,
insbesondere für die Diplomarbeit, Betreuung brauchen, wäre die
Einrichtung von Bachelor plus Master aus Sicht der Universität Wien
unverantwortlich. Die vergleichsweise hohen Kosten pro Abschluss weisen auf die
geringen
Abschlusszahlen hin.“
Zu Frage 1b:
„Auf Basis der gegenwärtigen Ausstattung (Personal, Lehrbudget, Sachkosten und Investitionen, inkl. Gemeinkostenanteil) fallen im Studienjahr 2011/12 Gesamtkosten von ca. € 2,950.000,-- an.
Vor dem Hintergrund stark steigender Studierendenzahlen lassen sich vertretbare Betreuungsrelationen nicht nachhaltig sicherstellen.
Nimmt man die Betreuungsrelationen, die dem
Modell einer Studienplatzfinanzierung – wie es die Arbeitsgruppe bestehend
aus Vertreter/innen des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung
sowie der UNIKO erarbeitet hat – zugrunde liegen, als Zielwerte, so
fielen in der
Umsetzungsphase 1 für Bachelor- und Masterstudium „Internationale
Entwicklung“ Kosten in der Höhe von jährlich € 10,200.000,--,
im Vollausbau Kosten in der Höhe von jährlich € 16,700.000,--
an. Angesichts der derzeitigen Gesamtsituation der Universität Wien im
Hinblick auf nicht
zufriedenstellende Betreuungssituationen auch in anderen Studien ist eine
Mittelausstattung in dieser Höhe gegenwärtig nicht möglich.“
Zu Frage 1c:
„Die Mittel werden für das
planmäßig im Wintersemester 2012/13 eingerichtete Masterstudium
„Internationale Entwicklung“ verwendet, kommen also weiterhin
ausschließlich der „Inter-nationalen Entwicklung“ zugute. Mit
dieser Umschichtung von Mitteln soll die Qualität des
Studiums gesteigert werden.“
Zu Fragen 1d und 1e:
„Da der Master „Internationale Entwicklung“ noch nicht eingerichtet ist, fallen außer Entwicklungskosten in Form von Arbeitszeit des Universitätspersonals gegenwärtig noch keine Kosten an. Der Master soll planmäßig im Wintersemester 2012/13 beginnen.“
Zu Fragen 2 bis 4:
Gemäß Universitätsgesetz 2002
setzt die Zulassung zu einem Masterstudium den Abschluss eines fachlich in Frage
kommenden Bachelorstudiums voraus. Nach den Planungen der Universität Wien
werden für die Zulassung zum Masterstudium „Internationale
Entwicklung“ einige
sozial- und wirtschaftswissenschaftliche Bachelorstudien für eine
Zulassung relevant sein,
sofern in deren Rahmen die Erweiterungscurricula „Internationale
Entwicklung“ bzw. deren
Inhalte im Rahmen von Wahlfächern absolviert wurden. Die Frage nach dem
Angebot des
Studiums „Internationale Entwicklung“ in vollständiger Form
stellt sich daher aus Sicht des
Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung nicht.
Zu Frage 5:
Ähnlich wie beim auslaufenden Diplomstudium „Internationale Entwicklung“ wird die Universität Wien dafür Sorge tragen, dass die Studierenden des Bachelorstudiums „Internationale Entwicklung“ ihr Studium jedenfalls in angemessener Zeit beenden können.
Zu Frage 6:
Die Abstimmung des Studienangebots liegt im Bereich der Universitäten.
Zu Frage 7:
Ein Blick über Österreich hinaus zeigt Beispiele für Studienprogramme „Internationale Entwicklung“ mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen (z.B.: „International Development (Studies)“, „Development Studies“, „Internationale Beziehungen und Entwicklungspolitik“, „Internationale Wirtschaft & Entwicklung“) an vielen Universitäten in ganz Europa. Diese Universitäten bieten das Studienprogramm vielfach ausschließlich auf Masterebene an und erlauben, wie an der Universität Wien geplant, einen Zugang hierzu von mehreren Bachelorprogrammen.
Zu Frage 8:
Studierende mit Interesse an der
„Internationalen Entwicklung“ können eines von mehreren
Bachelorstudien absolvieren, welche als Grundstudium für das Masterstudium
„Internationale Entwicklung“ zugelassen werden. Darauf aufbauend
können die Studierenden das Master-studium belegen (siehe Antwort zu den
Fragen 2 bis 4).
Der Bundesminister:
o.Univ.-Prof. Dr. Karlheinz Töchterle e.h.