1151/AB XXIV. GP

Eingelangt am 30.04.2009
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BM für Unterricht, Kunst und Kultur

Anfragebeantwortung

Bundesministerium für

Unterricht, Kunst und Kultur

 

 

 

 

Frau

Präsidentin des Nationalrates

Mag. Barbara Prammer

Parlament

1017 Wien

 

 

 

 

Geschäftszahl:

BMUKK-10.000/108-III/4a/2009

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

                      Wien, 22. April 2009

 

 

Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 1411/J-NR/2009 betreffend Volkskundemuseum Wien, die die Abg. Mag. Heidemarie Unterreiner, Kolleginnen und Kollegen am 17. März 2009 an mich richteten, wird wie folgt beantwortet:

 

Zu Frage 1:

Die „Institution Volkskundemuseum“ ist im Rahmen der „Sammlung Österreich“ von eminenter kulturpolitischer und identitätsstiftender Bedeutung. Nicht nur die gewaltige Zahl und künstlerische Vielfalt der Sammlungsobjekte ist es, die dem Österreichischen Museum für Volkskunde einen ganz besonderen Platz im Rahmen des Konzertes der europäischen Museen für Volkskunde einräumt, vielmehr ist es die Tatsache, dass das Museum über das Gesamtgebiet der früheren Österreichisch-Ungarischen Monarchie als Sammelbereich verfügte und diese Bestände sich heute im Besitz des Museums befinden. Darüber hinaus ist das Museum die Schnittstelle zum immateriellen Kulturerbe Österreichs und somit eine der originären Quellen der österreichischen Identität.

 

Zu Fragen 2 bis 5:

Für Museen und museale Einrichtungen, die sich der Volkskunde widmen, wurden seit dem Jahre 1998 insgesamt EUR 8.181.608,82 an Fördermitteln eingesetzt. Da für die Jahre vor 1998 keine elektronisch aufbereiteten Daten vorhanden sind, die eine derartige Auswertung ermöglichen, wird um Verständnis ersucht, dass von einer zehn Jahre zurückreichenden händischen Recherche aufgrund des damit verbundenen ungebührlich hohen Verwaltungsaufwandes Abstand genommen wird. Die Verteilung dieser finanziellen Mittel auf die einzelnen Museen und musealen Einrichtungen kann der angeschlossenen Beilage entnommen werden. Auf den inhaltlichen und organisatorischen Bereich dieser Museen und musealen Einrichtungen hat und nimmt das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur keinerlei Einfluss.

 

Für das Österreichische Museum für Volkskunde in Wien mit dem ihm angeschlossenen Ethnographischen Museum Schloss Kittsee wurden von 1998 bis 2008 insgesamt EUR 5.890.582,14 an Fördermitteln aufgewendet. Darüber hinaus wurden für die im Volkskundemuseum beschäftigten Bundesbediensteten auch die entsprechenden Personalmittel durch den Bund aufgewendet. Für andere in Wien beheimatete Museen, die sich der Volkskunde widmen, wurden in diesem Zeitraum insgesamt EUR 44.190,55 aufgewendet.

 

Zu Frage 6:

Die derzeitige Diskussion betreffend „Sanierung“ oder „Fusionierung“ im Zusammenhang mit dem Österreichischen Museum für Volkskunde ist eine höchst notwendige und vordringliche. Der Zustand des Gebäudes (Gartenpalais Schönborn) in welchem sich das Museum heute befindet, ist besorgniserregend. Obwohl das Museum kein solches des Bundes ist, sondern Museum eines Träger-Vereins (Verein für Volkskunde), hat der Bund seit jeher auf Basis der Erkenntnis der Wichtigkeit des Museums für die österreichische Identität hohe Beträge aus Fördermitteln für Ausgestaltung, Personal und Betrieb des Hauses zur Verfügung gestellt. Auch im Falle der Schließung des Museums würden die Sammlungen an den Bund fallen, wodurch eine „Zuständigkeit“ in jedem Fall gegeben ist.

 

Zu Frage 7:

Derzeit arbeitet eine Arbeitsgruppe an möglichen zukünftigen Szenarien für das
Österreichische Museum für Volkskunde. Bisher scheint eine Verschmelzung mit dem Museum für Völkerkunde einer der effizientesten, innovativsten und nachhaltigsten Lösungsansätze zu sein. Einem solchen „neuen Museum“ läge ein ganz neues museumspolitisches Konzept zugrunde, wonach die im 19. Jahrhundert zwischen „eigen“ und „fremd“ (europäische und außereuropäische Ethnologien) unterschiedenen Sammlungs- und Vermittlungsansätze erstmals weltweit zu einem integrativen Gesamtansatz entwickelt würden. Die herausragende gesellschaftspolitische Aufgabe eines solchen „neuen Museums“ könnte insbesondere das Begreifen der bereichernden globalen Vielfalt der modernen Gesellschaft sein. Durch aktive Einbindung von europäischen und außereuropäischen Migrantinnen- und Migranten-Kommunitäten könnte ein solches Haus zum Nukleus einer Diskussionsplattform betreffend kulturelle Friktionen und Brüche, aber auch zur Förderung des wechselseitigen Verständnisses des Prozesses der Integration ganz wesentlich beitragen. Jedenfalls kann ein Lösungsansatz für künftige Szenarien nur von inhaltlichen Aspekten ausgehen.

 

Zu Frage 8:

Neben den Gesprächen der Leitung des Österreichischen Museums für Volkskunde und unterschiedlichen informellen Kontaktaufnahmen seitens des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur mit Vertreterinnen und Vertretern der Stadt Wien ist vor Aufnahme eines formellen Dialoges über die Zukunft des Museums das Ergebnis der Arbeit der eingesetzten Arbeitsgruppe, bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern des Österreichischen Museums für Volkskunde und dem Völkerkunde Museum abzuwarten.

 

Zu Frage 9:

Diese Frage kann nur seitens der Stadt Wien beantwortet werden.

 

Beilage

 

 

Die Bundesministerin:

 

Dr. Claudia Schmied eh.


 

 

 

 

 

 

 

Anmerkung der Parlamentsdirektion:

 

Die vom Bundesministerium übermittelten Anlagen stehen nur als Image (siehe Anfragebeantwortung gescannt) zur Verfügung.