11621/AB XXIV. GP
Eingelangt am 06.08.2012
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
BM für europäische und internationale Angelegenheiten
Anfragebeantwortung
Die
Abgeordneten zum Nationalrat Petra Bayr, Kolleginnen und Kollegen, haben am 6.
Juni
2012 unter der Zl. 1181l/J-NR/2012 an mich eine schriftliche parlamentarische
Anfrage
betreffend „die
Erstellung von Länder- und Regionalstrategien der Österreichischen
Entwicklungszusammenarbeit“ gerichtet.
Diese Anfrage beantworte ich wie folgt.
Zu Frage 1:
Landesstrategiedokumente liegen für alle Schwerpunktländer der
Entwicklungszusammenarbeit
(EZA) mit Ausnahme von Burkina Faso vor. Für Burkina Faso
ist
ein Memorandum über das Kooperationsprogramm 2008-2013
vorhanden.
Für
Zentralamerika besteht ein Regionalstrategiedokument. Für alle anderen im
Dreijahresprogramm
erwähnten Regionen gibt es strategische Vorgaben.
Zu Frage 2:
Sämtliche
Empfehlungen werden als wertvolle Anregung betrachtet. Im Sinne einer
ganzheitlichen entwicklungspolitischen
Strategie wird nunmehr verstärkt Augenmerk auf das
spezifische österreichische Kooperationspotential, mögliche
Synergien sowie diverse
Akzentuierungen (z.B. teilsektorielle und vor allem regionale
Schwerpunktsetzungen)
gerichtet.
Die Umsetzung der Empfehlungen der Peer Review ist als laufender Prozess zu
verstehen, an dem
alle Beteiligten aktiv mitarbeiten müssen. Für eine Reihe von
Partnerländern steht die Ausarbeitung
neuer Strategiedokumente an.
Zu den Fragen 3 und 4:
Das Bundesministerium für
europäische und internationale Angelegenheiten (BMeiA) ko-
ordiniert die österreichische
Entwicklungspolitik und plant die Österreichische Entwicklungs-
zusammenarbeit (OEZA). Für die Umsetzung der konkreten Programme
und Projekte ist die
Austrian Development Agency (ADA) verantwortlich.
Zu Frage 5:
Die
Erstellung von Länder- und Regionalstrategien beruht auf den Zielen und
Prinzipien des
österreichischen EZA-Gesetzes, den Grundsätzen der EU (European
Consensus, Agenda for
Change), den Vorgaben
des DAC (Entwicklungshilfeausschuss der Organisation für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) und der internationalen
Gemeinschaft
(Paris Declaration, Millenniumsentwicklungsziele etc.) sowie in einem hohen
Maß auf den
Entwicklungszielen und Grundsätzen der Partnerländer.
Zu Frage 6:
Länder- und
Regionalstrategien werden von einem vom BMeiA koordinierten,
interdisziplinären und
inter-institutionellen Arbeitsteam vorgeschlagen und nach
Beschlussfassung allen übrigen Beteiligten kommuniziert.
Zu Frage 7:
Je nach Land, Region und
entwicklungspolitischer Positionierung der OEZA wird in den
Strategien auch ein geeigneter Methoden-
bzw. Instrumentenmix vorgeschlagen. Mechanis-
men des Joint Monitoring (wie etwa Planungsworkshops und Mid-Term
Reviews) sowie
gemeinsame (BMeiA-ADA) Missionen vor Ort
haben sich für die Qualität des strategischen
Managements als besonders wertvoll erwiesen.
Zu Frage 8:
Die Prinzipien der
Ganzheitlichkeit sowie der Policy Coherence for Development (PCD)
werden in Österreich durch die Involvierung der verschiedenen Sektionen
des BMeiA, der
ADA sowie durch die Befassung anderer Ressorts und Beteiligter bei der
Erstellung der
Strategien
sichergestellt. Bei der Umsetzung vor Ort obliegt die Wahrnehmung der Prinzipien
der Ganzheitlichkeit
den LeiterInnen und ProgrammreferentInnen der Koordinationsbüros.
Zu Frage 9:
In
Entsprechung der DAC Empfehlungen wird an einer verstärkten Ergebnis- und
Wirkungs-
orientierung der OEZA
gearbeitet. So wird im Rahmen der Erarbeitung von Landes- und
Regionalstrategien regelmäßig
ein Managementrahmen mit definierten Zielen und messbaren
Indikatoren, der den besonderen entwicklungspolitischen Interessen und
dem Profil der
OEZA angepasst ist und auch auf die zu erzielenden Resultate Bezug nimmt,
vorgegeben.
Weiters wird bei der Erstellung neuer Strategiedokumente die Evaluierung
bestehender
Dokumente berücksichtigt.
Zu den Fragen 10 und 11:
Die
Auftakt- und Abschlusssitzungen eines Strategieerarbeitungsprozesses sowie die
Work-
shops vor Ort fanden bisher immer in breitester Abstimmung mit allen
Beteiligten (inklusive
anderer Geber) statt.
Eine wichtige Funktion haben die Koordinationsbüros inne, die das
Networking im jeweils betroffenen Staat pflegen.
Zu den Fragen 12 und 13:
Über
Erfolge und allfällige Probleme im Rahmen des österreichischen
Engagements wird im
Rahmen der
Quartalsberichte der Koordinationsbüros, in den Dienstreiseberichten sowie
gegebenenfalls auch in den Länderteams berichtet.
Über
die Erstellung von Länder- und Regionalstrategien wird kontinuierlich auch
auf der
Webpage der OEZA www.entwicklung.at informiert.
Zu den Fragen 14 und 15:
Empfehlungen
internationaler Evaluierungen stellen eine wichtige Erkenntnisquelle dar. So
werden sämtliche Dokumente
stärker an die Erfordernisse der Paris Declaration angepasst.
Dies soll im Wesentlichen durch die Formulierung von Zielen und entsprechenden
Resultaten
mit quantitativen Indikatoren sowie durch eine Bezugnahme auf Ziele und
erreichte Resultate
in der vorhergehenden Programmperiode erreicht werden.
Österreich
wird von Seiten internationaler Evaluierungen bescheinigt, über
bemerkenswerte
Kapazitäten zu
verfügen, wenn es darum geht, mit kleinen Einheiten in spezifischen
Arbeitsumgebungen innovative Lösung zu
entwickeln. Schon allein aus diesem Grund wird
die Schaffung von Systemen des
gemeinsamen Lernens in Zukunft weiter verstärkt werden.
Grundsätzlich konzentriert sich
das BMeiA nun verstärkt auf die strategischen Vorgaben an
die ADA, auf die Verdichtung der Berichterstattung, auf die
Berücksichtigung neuer
Akzentuierungen sowie darüber hinaus auf die Kohärenzagenda (PCD).
Zu den Fragen 16 bis 18:
Die Region Südkaukasus
umfasst die Schwerpunktländer Georgien und Armenien. Die
Landesstrategie Georgien steht vor der
Beschlussfassung, die Landesstrategie Armenien
befindet sich in Vorbereitung.
Die Auswahl erfolgte nach
außen- und entwicklungspolitischen Kriterien. Georgien und
Armenien zählen zu den ärmsten
Ländern Europas. Die Anbindung des Schwarzmeerraums
an den Donauraum ist ein wichtiges außenpolitisches Anliegen
Österreichs.
Zu den Fragen 19 und 20:
In den
Strategieentwicklungsprozess für die beiden Landesstrategien Georgien und
Armenien
sind alle
Bundesministerien sowie relevante andere Stakeholder (wie Österreichische
Energieagentur, BIM/Ludwig Boltzmann Institut für Menschenrechte,
WKO/Wirtschaftskammer Österreich,
Österreichische Entwicklungsbank, etc.) einschließlich
Vertreter der Zivilgesellschaft eingebunden. Im Sinne einer
Stärkung der Kohärenz durch
frühzeitige Identifizierung
bzw. Nutzung von Synergien stand bisher vor allem der
Informationsaustausch über bisherige
und geplante Maßnahmen der verschiedenen Akteure in
Georgien und Armenien im Vordergrund.
Zu Frage 21:
Das verstärkte
Engagement im Südkaukasus bei gleichzeitigem Rückzug aus den
traditionellen Regionen hat vor allem sozioökonomische Gründe. Die
soziale und
wirtschaftliche Entwicklung im
Südkaukasus ist deutlich hinter jener der meisten Westbalkan-
Länder zurück geblieben. Der Rückzug aus Zentralamerika
erfolgte, weil die
sozioökonomische und die politische Entwicklungsdynamik der Region
fortgeschrittener zu
sehen sind und neue Kooperationsinstrumente wie Wirtschaftspartnerschaften,
Mischfinanzierungen sowie „soft loans“ Platz greifen.