11866/AB XXIV. GP

Eingelangt am 21.08.2012
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BM für Frauen und öffentlichen Dienst

Anfragebeantwortung

An die

Präsidentin des Nationalrats

MagBarbara PRAMMER

Parlament

 1017     W i e n                                                    

 GZ: BKA-353.290/0073-I/4/2012                                            Wien, am         August 2012

 

 

 

 

Sehr geehrte Frau Präsidentin!

 

 

 

Die Abgeordneten zum Nationalrat Windbüchler-Souschill, Freundinnen und Freunde haben am 25. Juni 2012 unter der Nr. 12075/J an mich eine schriftliche parlamentari­sche Anfrage betreffend Mädchen und Frauen bei der Feuerwehr gerichtet.

 

Diese Anfrage beantworte ich wie folgt:

 

Zu den Fragen 1 bis 5:

Ø  Ist Ihrem Ressort bekannt, auch wenn die Zuständigkeit für die Belange der Feu­erwehr nicht im Aufgabenbereich der Bundesregierung liegt, jedoch die österrei­chweite frauenpolitische Frage eine essentielle ist, welche Feuerwehren Mädchen und Frauen tatsächlich und nachhaltig fördern und ermächtigen, selbstbewusst Teil der Feuerwehr zu sein?

Wenn ja, welche? Gibt es regionale bzw. länderspezifische Unterschiede? Wenn ja, welche? Welche Maßnahmen setzen jene positiv herauszuhebende Feuer­wehren um Mädchen und Frauen zu fördern?

Wenn nein, wieso nicht? Wird es in Zukunft solche Erhebungen geben? Wie wer­den die Verbesserungsvorschläge und Ankündigungen, zu finden in der Anfrage­beantwortung des Ministeriums für Frauenangelegenheiten vom 25.10.2010 zu 6228/AB, tatsächlich umgesetzt?

Ø  Seit Jahren stagniert der Frauenanteil bei den Feuerwehren bei unter 5%. Welche Faktoren würden sich insgesamt positiv auf einen höheren Frauen- und Mäd­chenanteil bei der Feuerwehr auswirken? Wie können Frauen und Mädchen ganz gezielt für eine Tätigkeit bei der Feuerwehr interessiert werden? Welche europäi­schen/internationalen Studienergebnisse können hier zu Rate gezogen werden?

Ø  In der Anfragebeantwortung 6281/J vom 25. Oktober 2010 wird von Seiten der Frauenministerin klar gesagt, dass es im (Führungs-) Kompetenzbereich der/des FeuerwehrkommandantIn und der/des zuständigen Gruppen- bzw. Zugskomman­dantIn liege, spezielle Programme für eine gezielte aktive Förderung von Frauen und Mädchen zu entwickeln. In welcher Form hat das Ministerium für Frauenan­gelegenheiten hier unterstützend eingegriffen und mitgewirkt?

Ø  Durch welche Maßnahmen könnten mögliche Diskriminierungen (Vorurteile wie „die können ja nicht den Schlauch halten“, fehlende Sanitäranlagen, Mobbing, etc.) von Mädchen und Frauen bei der Feuerwehr abgestellt werden? Staatssekretär Sebastian Kurz unterstützt zurzeit gezielt die aktive Teilhabe von Menschen mit Migrationshintergrund unter anderem bei der Feuerwehr. Das Pro­jekt „Zusammen: Österreich“ soll für das verstärkte Engagement junger Migrantin­nen und Migranten in Vereinen und anderen ehrenamtlichen Organisationen wer­ben. Was passiert von Seiten des Frauenministeriums, gerade Mädchen dazu zu bewegen ihre Freizeit bei der Feuerwehr zu verbringen und somit die Geschlech­terrollen aufzubrechen für eine Gesellschaft, die Mädchen und Frauen ermächtigt und stärkt?

Ø  Wie wird im Bereich der Subventionierung der Feuerwehren Gender Budgeting auf Bundes-, Landes- und auf Gemeindeebene umgesetzt? Wie funktioniert in diesem Bereich die Kontrolle?

 

Wie die Anfrage festhält, liegen die Angelegenheit der Freiwilligen Feuerwehr nicht im Aufgabengebiet der Frauenministerin. Dennoch habe ich meine Position in der Beantwortung der parlamentarischen Anfrage Nr. 6281/J, auf die Sie sich beziehen, ausführlich dargelegt. In Ergänzung dazu möchte ich feststellen, dass mir eine Ein­flussnahme auf die – oftmals als Verein konstituierten Freiwilligen Feuerwehren - nur im Rahmen der aufgrund des Bundesministeriengesetzes übertragenen Aufgaben möglich ist. So obliegt mir die Koordination in Angelegenheiten des Gender Main­streaming, innerhalb derer ich versuche, Frauenanliegen in alle Lebensbereiche – auch die der FF – hineinzutragen.

 

Es ist meine primäre Zielsetzung, Frauen ein selbstbestimmtes Leben zu ermögli­chen, weshalb ich mein vordringliches Augenmerk auf strukturelle Benachteiligungen im Arbeits- und Einkommensbereich lege. Ich sehe es als meine Aufgabe, darauf hinzuwirken, dass weibliche Lebenszusammenhänge, die oftmals gekennzeichnet sind durch Zeiten der Kindererziehung, Pflegearbeit, einem unterbrochenen Erwerbs­verlauf und geringeren Versicherungszeiten, besser berücksichtigt werden.

 

Frauen erledigen immer noch 2/3 der unbezahlten Familien- und Hausarbeit. Dies ist auch der Grund, weshalb sich Frauen anteilsmäßig weniger in der formellen Freiwilli­genarbeit - zu der auch die Freiwillige Feuerwehr gehört - engagieren. Dies geht so­wohl aus dem Freiwilligenbericht als auch aus der Zeitverwendungsstudie hervor. Die geringere Beteiligung von Frauen ist daher nicht als Defizit zu sehen, sondern im Kontext ihrer Mehrfachtätigkeit.

 

Bei der unbezahlten Familien- und Hausarbeit wäre auch meiner Meinung nach an­zusetzen, um Frauen und Mädchen zu ermächtigen, vermehrt formelle Freiwilligen­tätigkeit annehmen zu können

 

Abschließend möchte ich auf eine Dissertation an der Sozial- und Wirtschaftswissen­schaftlichen Fakultät der Johannes Kepler Universität Linz „ ‚Gut Wehr!‘ und die Hel­dInnen von Heute: Empirische Analysen zur Gleichstellung im Feuerwehrwesen“ aufmerksam machen, welche besagt, dass die höchsten Frauenanteile Feuerwehr­wachen aufweisen, die langfristig Rekrutierungsstrategien anwenden. Standardi­sierte, validierte Aufnahmetests und Trainingsangebote erhöhen die Erfolgsquote.

 

 

Mit freundlichen Grüßen