12520/AB XXIV. GP
Eingelangt am 05.12.2012
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BM für Wirtschaft, Familie und Jugend
Anfragebeantwortung
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Präsidentin des Nationalrates Mag. Barbara PRAMMER Parlament 1017 Wien |
Wien, am 30. November 2012
Geschäftszahl:
BMWFJ-10.101/0314-IM/a/2012
In Beantwortung der schriftlichen parlamentarischen Anfrage Nr. 12721/J betreffend „Braunkohle-Geschäfte der VERBUND AG in der Türkei“, welche die Abgeordneten Mag. Christiane Brunner, Kolleginnen und Kollegen am 5. Oktober 2012 an mich richteten, stelle ich eingangs fest, dass VERBUND seine Anteile an der EnerjiSA mittlerweile abgegeben hat.
Antwort zu den Punkten 1, 2, 5 und 9 der Anfrage:
Die Kapitalerhöhung diente dazu, um auf langfristige Sicht die Eigenkapitalbasis für die Finanzierung von Investitionen zu stärken. VERBUND hat im Zeitraum 2010 bis 2012 Investitionen in Österreich im Ausmaß von insgesamt rund € 1,7 Mrd. getätigt. Rund € 830 Mio. flossen dabei allein in den Ausbau der erneuerbaren Energien (Wasser, Wind), weitere rund € 400 Mio. (in Summe Gesamtinvestitionskosten von € 550 Mio.) in das hocheffiziente Gas-Kombikraftwerk Mellach. In die Netzerweiterung und Netzvorprojekte in Österreich wurden in diesem Zeitraum rund € 430 Mio. investiert.
Der Vorstand der VERBUND AG berichtet dem Aufsichtsrat regelmäßig über alle Änderungen der für den Konzern relevanten strategischen Rahmenbedingungen und stimmt die erforderlichen Anpassungen der Konzernstrategie eng mit dem Aufsichtsrat ab. Der Aufsichtsrat stellt sicher, dass die Interessen der Eigentümer durch eine verantwortungsvolle Unternehmensentwicklung gewahrt werden. VERBUND hat eine klare und auf die Energiewende ausgerichtete Unternehmensstrategie mit Fokus auf Wasserkraft; rund 90 % seiner Erzeugung stammen schon jetzt aus Wasserkraft. Windkraft ist die zweite wesentliche Erzeugungsform. Diese zwei Erzeugungstechnologien sind auch Schwerpunkt in der € 2,4 Mrd. Investitions-Roadmap bis 2016, ergänzt um die Modernisierung des Übertragungsnetzes. In neue Wärmekraftwerke wird nicht investiert. Die wichtigsten Märkte sind Österreich und Deutschland; Süd-Ost Europa bietet mittelfristige Wachstumschancen. Außerdem forciert VERBUND Mehrheitsbeteiligungen im In- und Ausland. In diesem Sinn ist auch die vor kurzem öffentlich bekannt gemachte Übernahme von 100% an acht Wasserkraftwerken (darunter bisherige Gemeinschaftskraftwerke) an Inn und Donau an der Grenze zwischen Österreich und Deutschland zu verstehen; ebenso wie die Abgabe des 50%-Anteils am türkischen Joint Venture EnerjiSA.
Antwort zu den Punkten 3 und 4 der Anfrage:
Unbeschadet der in der Einleitung getroffenen Feststellung betreffen diese Fragen keinen Gegenstand der Vollziehung des Bundesministeriums für Wirtschaft, Familie und Jugend.
Antwort zu den Punkten 6 und 7 der Anfrage:
VERBUND unterstützt die Erreichung der nationalen und internationalen Energie- und Klimaziele. Die Strategie von VERBUND erfährt in diesem Bereich internationale Anerkennung. VERBUND berichtet seit 2006 an das Carbon Disclosure Project detailliert über Treibhausgasemissionen und Investitionen. Die Daten von VERBUND sind auf der Internetseite des Carbon Disclosure Project öffentlich verfügbar.
VERBUND ist im Jahr 2012 mit 91 von 100 Punkten im Disclosure Leadership Index vertreten (neben der Post AG mit 86 Punkten als einziges österreichisches Unternehmen). VERBUND ist 2012 als einziger Energieversorger einer der Country Leader in der DACH-Region sowie Industry Group Leader im ATX (mit 30 Punkten Vorsprung). VERBUND ist ebenfalls im Carbon Performance Leadership Index vertreten.
Antwort zu Punkt 8 der Anfrage:
VERBUND teilt dazu mit: Ein wesentliches Projekt aus dem Investitionsprogramm der Kapitalerhöhung ist das hocheffiziente Gas-Kombikraftwerk Mellach, das fünf alte Kraftwerksanlagen ersetzt. Österreichs modernstes Wärmekraftwerk arbeitet nicht nur unabhängig von äußeren Einflüssen wie jahreszeitlichen Schwankungen oder den Witterungsverhältnissen. Das Gas-Kombikraftwerk Mellach dient auch als Backup Kraftwerk, wenn die Erzeugung aus Wind und Sonne nicht ausreichen, um den Strombedarf zu decken.
Auch die Investitionen in die heimische Wasserkraft tragen wesentlich zum Erreichen der Klimaschutzziele bei. Neben dem Ausbau der Laufwasserkraft (z.B. Kraftwerk Gössendorf, Revitalisierung Pernegg usw.) trägt der Ausbau der Pumpspeicher dazu bei, dass die volatile Einspeisung neuer erneuerbarer Energien (Wind, Photovoltaik) ausgeglichen werden kann. Somit unterstützen das bereits in Betrieb genommene Kraftwerk Limberg II und das in Bau befindliche Kraftwerk Reißeck II den Ausbau neuer erneuerbarer Energien. Zusätzlich investiert VERBUND derzeit in den Ausbau von drei Windparks in Österreich.
Antwort zu Punkt 10 der Anfrage:
VERBUND teilt mit, dass jede Milliarde Euro, die durch VERBUND oder andere Elektrizitätsversorgungsunternehmen investiert wird, zwischen 9.000 (Schätzung von Österreichs Energie) und 15.000 Arbeitsplätze (Schätzung IWI) allein in Österreich schafft.
Antwort zu Punkt 11 der Anfrage:
An Initiativen meines Ressorts, für künftigen Fachkräftebedarf bestmöglich vorzusorgen, sind zu erwähnen:
Ø Lehrlingsförderung:
· Für die betriebliche Lehrstellenförderung (www.lehre-foerdern.at) stehen aus Mitteln des Insolvenz-Entgeltfonds für 2012 rund € 160 Mio. zur Verfügung. Diese besteht aus der Basisförderung für Lehrbetriebe sowie den qualitätsbezogenen Förderarten: Ausbildungsverbünde, Vorbereitungskurse auf die Lehrabschlussprüfung, Weiterbildungen für Ausbilder/innen, Maßnahmen für Lehrlinge mit Lernschwierigkeiten, Prämie bei Bestehen der Lehrabschlussprüfung, Projekte für Mädchen in für sie untypischen Berufen, Förderung von Auslandspraktika sowie neues Coaching-Programm.
· Für die (ergänzende) überbetriebliche Lehrausbildung im Auftrag des AMS sind heuer rund € 140 Mio. budgetiert. Dazu kommen aus AMS-Mitteln noch weitere rund € 21 Mio., die für personenbezogene Förderungen wie z.B. integrative Berufsausbildung zur Verfügung stehen.
Ø Neues Programm Coaching und Beratung für Lehrlinge und Lehrbetriebe (seit Anfang Oktober 2012):
· Vorerst in einer Pilotphase bis Ende 2013 in den Bundesländern Wien, Oberösterreich, Steiermark und Tirol werden Jugendliche (bei Bedarf auch die Ausbilder in den Betrieben) unterstützt und begleitet, wenn ein Lehrling Schwierigkeiten bei der Ausbildung oder im privaten Umfeld hat.
· Die 80 Coaches stehen individuell abgestimmt für kurze Zeit oder, wenn erforderlich, bis zum Ausbildungsabschluss zur Verfügung (Lehrlinge max. 41 Stunden; Ausbilder/innen max. 11 Stunden). Das Coaching besteht aus einem Erstgespräch sowie, wenn erforderlich, vertiefenden Einheiten. Bei besonderem Bedarf können Lehrlinge eine darüber hinausgehende längerfristige Begleitung (bis max. 41 Einheiten) beantragen ("Case Management").
· Ziel ist es, die "drop-out"-Quote zu verringern und die Zahl positiver Abschlüsse durch Ablegen der Lehrabschlussprüfung zu erhöhen.
Ø Berufsbildentwicklung und -modernisierung:
2013 werden z.B. Seilbahntechnik, die Textilberufe oder Lackiertechnik modernisiert, für die Kraftfahrzeugtechnik ist "Elektromobilität" als neues Spezialmodul geplant. 2014 soll etwa die Ausbildung in der Mechatronik neu gestaltet werden.
Ø Berufsinformation:
Tag der Lehre, Teilnahme an Berufsinformationsmessen, Service-Tools wie z.B. die Berufsinformationsplattform www.bic.at.
Ø Unterstützung für Ausbilder/innen in den Betrieben:
Diese erfolgt durch neue Leitfäden für die Gestaltung der Ausbildung im Betrieb und wird u.a. auf der Internet-Plattform www.ausbilder.at seit November 2012 zur Verfügung gestellt.
Ø Qualitätssicherung bei der Lehrabschlussprüfung:
Diese erfolgt durch die im Frühjahr 2012 geschaffene Einrichtung einer "Clearingstelle Lehrabschlussprüfung", welche die Aufgabe hat, bestehende Prüfungsfragen und -beispiele auf ihre Aktualität zu überprüfen und gegebenenfalls zu aktualisieren.
Antwort zu Punkt 12 der Anfrage:
Versorgungssicherheit ist ein primäres Ziel der österreichischen Energiestrategie. Um diese zu gewährleisten, braucht es ein ausgewogenes, auf mehreren Säulen basierendes Technologieportfolio, welches fossile und - in zunehmenden Maße - Erneuerbare Energieträger einsetzt. Daher soll die Diversifizierung der eingesetzten Energieträger weiter verbessert werden - sowohl für fossile als auch Erneuerbare Energieträger.
In der Energiestrategie Österreich ist zwischen 2008 und 2020 eine Steigerung des Einsatzes von Erneuerbaren Energieträgern von 326 PJ auf 395 PJ vorgesehen. Gleichzeitig steigt der Einsatz von Erdgas geringfügig von 187,8 PJ auf 191,2 PJ; der Einsatz von Erdölprodukten sinkt im selben Zeitraum von 444,2 PJ auf 362,3 PJ. Durch den erhöhten Einsatz von Erneuerbaren Energieträgern sinkt die Abhängigkeit von fossilen Importen, es bedarf aber auch der Bereitstellung von flexibel einsetzbarer Ausgleichsenergie. Dabei wird Erdgas aufgrund seiner geringeren CO2-Emissionen zunehmend sonstige Erdölprodukte ersetzen.
Antwort zu den Punkten 13 bis 15 der Anfrage:
Es ist auf das Ökostromgesetz 2012 zu verweisen.
Antwort zu Punkt 16 der Anfrage:
Unbeschadet dessen, dass diese Frage keinen Gegenstand der Vollziehung betrifft, ist dem VERBUND-Geschäftsbericht zu entnehmen:

Eine unterdurchschnittliche Wasserführung führte 2011 zu einer im mehrjährigen Vergleich geringeren Erzeugung aus Wasserkraft.
Antwort zu Punkt 17 der Anfrage:
Unbeschadet dessen, dass diese Frage keinen Gegenstand der Vollziehung betrifft, liegen meinem Ressort dazu keine Daten vor.