14190/AB XXIV. GP

Eingelangt am 20.06.2013
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BM für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

Anfragebeantwortung

 

 

NIKOLAUS BERLAKOVICH

Bundesminister

 

 

 

 

 

 

 

An die                                                                                                Zl. LE.4.2.4/0059-I/3/2013

Frau Präsidentin

des Nationalrates

Mag.a Barbara Prammer

Parlament

1017 Wien                                                                                        Wien, am 18. JUNI 2013

 

 

 

Gegenstand:   Schriftl. parl. Anfr. d. Abg. z. NR Hannes Weninger, Kolleginnen

                        und Kollegen vom 26. April 2013, Nr. 14613/J, betreffend invasiver

                        Neophyten in Österreich

 

 

 

 

Auf die schriftliche parlamentarische Anfrage der Abgeordneten Hannes Weninger, Kolleginnen und Kollegen vom 26. April 2013, Nr. 14613/J, teile ich Folgendes mit:

 

Zu Frage 1:

 

Im Jahr 2004 wurde von der Nationalen Biodiversitäts-Kommission ein Nationaler Aktionsplan Neobiota beschlossen. Darin enthalten ist auch eine Liste der invasiven, potentiell invasiven sowie der wirtschaftlich und für die Gesundheit der Menschen problematischen Arten. Als gesundheitlich problematische Neophyten werden Ambrosia artemisiifolia (Beifuß-Traubenkraut, „Ragweed“) sowie Heracleum mantegazzianum (Riesen-Bärenklau) genannt.


Details sind in den beiden folgenden Berichten enthalten:

Essl F. & Rabitsch W. 2002: Neobiota in Österreich. Umweltbundesamt, Wien, 432 S., siehe

http://www.umweltbundesamt.at/publikationen/publikationssuche/publikationsdetail/?&pub_id=1356 und

Essl F. & Rabitsch W. 2004: Österreichischer Aktionsplan zu gebietsfremden Arten (Neobiota). BMLFUW, Wien, 26 S., siehe

http://www.umweltbundesamt.at/fileadmin/site/umweltthemen/naturschutz/Neobiota_Dt.pdf

 

Die Ambrosia produziert Pollen, die bei empfindlichen Menschen allergische Reaktionen verursachen können und hat sich vor allem in  den östlichen und südöstlichen Bundesländern etabliert. Die Ambrosia wurde aber bereits in allen Bundesländern nachgewiesen (Forschungsprojekt mit dem Titel „Ausbreitungsbiologie und Management einer extrem allergenen, eingeschleppten Pflanze – Wege und Ursachen der Ausbreitung von Ragweed (Ambrosia artemisiifolia) sowie Möglichkeiten seiner Bekämpfung“ (Nr. 100198). Nähere Details siehe unter http://www.ages.at/ages/ages-akademie/programm/dokumentation/ programm-2011/ragweed-25112011/.

 

Der Saft aller Pflanzenteile des Riesen-Bärenklaus enthält photosensibilisierende Substanzen, die in Verbindung mit Sonnenlicht (UV-Strahlung) zu Hautschäden beim Menschen führen. Ein Auftreten des Riesen-Bärenklaus ist aus allen Bundesländern bekannt.

 

Zu Frage 2:

 

Im Nationalen Aktionsplan Neobiota (2004) werden insgesamt 17 Gefäßpflanzenarten als invasiv und 18 als potenziell invasiv eingestuft, d. h sie stellen eine Gefahr für die Biodiversität dar. Weitere 14 Gefäßpflanzenarten verursachen unterschiedlich große wirtschaftlich relevante Schäden und/oder Probleme für die menschliche Gesundheit.

 

Die Österreichische Waldinventur (ÖWI) stellt in regelmäßigen Abständen Daten zum aktuellen Vorkommen der in Wäldern auftretende Baum- und Straucharten bereit. Das betrifft auch die folgenden, bei Essl & Rabitsch (2002, 2004) als „invasiv“ oder „potenziell invasiv“ aufgelisteten Arten:

 

Invasiv: Eschen-Ahorn (Acer negundo), Götterbaum (Ailanthus altissima), Pennsylvanische Esche (Fraxinus pennsylvanica), Hybrid-Pappel (Populus x canadensis), Robinie (Robinia pseudacacia).


Potenziell invasiv: Schmalblättrige Ölweide (Elaeagnus angustifolia), Gewöhnliche Mahonie (Mahonia aquifolium), Strobe (Pinus strobus), Douglasie (Pseudotsuga menziesii), Flieder (Syringa vulgaris).

 

Zu Frage 3:

 

In einem dreijährigen Forschungsprojekt mit dem Titel „Ausbreitungsbiologie und Management einer extrem allergenen, eingeschleppten Pflanze – Wege und Ursachen der Ausbreitung von Ragweed (Ambrosia artemisiifolia) sowie Möglichkeiten seiner Bekämpfung (Nr. 100198), das vom BMLFUW und acht Bundesländern gefördert wurde, haben BOKU, AGES, NÖLAK, Universität Salzburg und Umweltbundesamt unter der Koordination der Universität für Bodenkultur konkrete und praxistaugliche Bekämpfungsmaßnahmen entwickelt.
Nähere Details siehe unter
http://www.ages.at/ages/ages-akademie/programm/dokumentation/ programm-2011/ragweed-25112011/.

 

Die Bekämpfung des Riesen-Bärenklaus ist grundsätzlich möglich und erprobt.

Zu diesem Thema hat das BMLFUW im Jahr 2001 das Forschungsprojekt Nr. 44002 mit dem Titel „Neophytenstudie im Nationalpark Donauauen“ beauftragt. Weitere Informationen dazu sind unter www.dafne.at und der Projektnummer 44002 zugänglich.

 

In einigen österreichischen Nationalparks laufen erfolgreiche Projekte bzw. Programme zur biologischen Bekämpfung von Neophyten. Beispiele sind die Bekämpfung von Götterbaum, Robinie, etc. im Nationalpark Donauauen, die Bekämpfung der Ölweiden sowie Hybridpappeln im Nationalpark Neusiedler See.

 

Details zu den Erfahrungen bei der Bekämpfung invasiver Neophyten im Zuge von entsprechenden Maßnahmen im Nationalpark Donauauen siehe

http://naturschutzbund.at/auen/auen/gelungene-beispiele/articles/nationalpark-donauauen-neophytenmanagement.html

 

Zur Aufklärung der Risiken durch invasive Neophyten kommt auch der Öffentlichkeitsarbeit große Bedeutung zu. Auf der AGES-Website (http://www.ages.at) werden Informationen (Folder, Steckbriefe) zur Biologie und Ökologie, Bekämpfung und Eindämmung bedeutender invasiver Neophyten zur Verfügung gestellt.


Zu Frage 4 (1):

 

Definitionsgemäß können hier alle bei Essl & Rabitsch (2002, 2004) als „potenziell invasiv“ aufgelisteten Arten aufgeführt werden. Eine Abschätzung, mit welchen weiteren Arten zu rechnen wäre, wird aufgrund der Datenlage in den Nachbarländern Österreichs erschwert. Beispielsweise sind im Datenportal NOBANIS (European Network on Invasive Alien Species, http://www.nobanis.org/ ) keine Daten aus Ungarn, Slowenien, Italien und der Schweiz verfügbar.

 

Im Bericht von Essl & Rabitsch (2004) wird als möglicherweise zusätzlich zu erwartende Art mit allergenen Pollen das Rispenkraut (Iva xanthifolia) genannt, das in der Slowakei schon weit verbreitet vorkommt.

 

Es ist davon auszugehen, dass die prognostizierten Veränderungen des Klimas insbesondere die Ausbreitung wärmebedürftiger, wenig frostharter und mobiler invasiver Neophyten begünstigen wird. Im Rahmen der 2. Ausschreibung zum Austrian Climate Research Programme (ACRP) wurde dazu unter der Koordination der AGES das Forschungsprojekt ClimAllergy (Climate change induced invasion and socio-economic impacts of allergy-inducing plants in Austria) durchgeführt. In diesem Projekt wurde beispielhaft die potenzielle Ausbreitung verschiedener invasiven Neophyten näher untersucht (weitere Informationen unter http://www.klimafonds.gv.at/).

 

Österreich hat sich auch in der Europäischen Union für ein gemeinsames Vorgehen und gegenseitige Information zu eingewanderten gebietsfremden Arten eingesetzt. Die Europäische Kommission hat die Vorlage einer EU Strategie zu Neobiota, einschließlich eines Rechtsinstruments, für das Frühjahr 2013 angekündigt.

 

Zu Frage 4 (2):

 

Der Nationale Aktionsplan Neobiota (2004) zielt insbesondere auf Prävention, d.h. Vermeidung der Einbringung von Neobiota ab, da dies bei weitem die kosten- und ressourcengünstigsten Maßnahmen sind. Es werden Ziele und Maßnahmen zur Aufklärung und Bewusstseinsbildung, zu Forschung und Monitoring sowie zur rechtlichen und organisatorischen Umsetzung empfohlen. Weitere Maßnahmen beziehen sich auf den Aufbau entsprechender Kapazitäten, z.B. auch hinsichtlich der verbesserten nationalen Kooperation und internationalen Zusammenarbeit. Viele der vorgeschlagenen Maßnahmen wurden vom BMLFUW bereits umgesetzt, z.B. die Errichtung einer zentralen Auskunfts- und Informationsstelle zu Neobiota im Umweltbundesamt.


Derzeit wird die „Biodiversitätsstrategie Österreich“ zur Umsetzung der „EU-Biodiversitätsstrategie 2020“ erarbeitet. Ein Teil dieser Biodiversitätsstrategie umfasst auch die Bekämpfung gebietsfremder invasiver Arten. Im Rahmen dieser Arbeiten hat am 14. März 2013 ein Workshop zum Thema „Bekämpfung invasiver gebietsfremder Arten“ stattgefunden, siehe:

http://www.umweltbundesamt.at/umweltsituation/naturschutz/biolat/biodivstrat_2020/ws_invasive_arten/

 

Zu Frage 5:

 

Auf Bundes-, Landes- und lokalen Ebenen werden laufend Maßnahmen gesetzt, mit dem Ziel, Bewusstsein und Wissen zu Neobiota zu stärken. Die Bandbreite reicht von Veranstaltungen, Informationsmaterial, Aktionstagen usw. Im Umweltbundesamt gibt es eine zentrale Auskunfts- und Informationsstelle zu Neobiota und seitens der AGES werden umfassende Informationen zur Biologie und Ökologie, Bekämpfung und Eindämmung bedeutender invasiver Neophyten (Folder, Steckbriefe) auf der AGES-Website www.ages.at zur Verfügung gestellt.

 

Der Bundesminister: