14478/AB XXIV. GP
Eingelangt am 17.07.2013
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BM für Gesundheit
Anfragebeantwortung

Alois Stöger
Bundesminister
Frau
Präsidentin des Nationalrates
Mag.a Barbara Prammer
Parlament
1017 Wien
GZ: BMG-11001/0159-I/A/15/2013
Wien, am 16. Juli 2013
Sehr geehrte Frau Präsidentin!
Ich beantworte die an mich gerichtete schriftliche parlamentarische
Anfrage Nr. 14929/J des Abgeordneten Josef A. Riemer und weiterer Abgeordneter nach den mir vorliegenden Informationen wie folgt:
Frage 1:
Wildfleisch wird in Österreich von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) routinemäßig auf Radioaktivität untersucht. Daneben werden von meinem Ressort regelmäßig Studien zur radioaktiven Belastung von Wildfleisch in Auftrag gegeben.
Im Rahmen des Routineprogramms wurden von der AGES in den letzten fünf Jahren etwa 350 Wildfleischproben auf Radioaktivität untersucht. In etwa 35 Prozent der untersuchten Proben wurde kein Cäsium-137 nachgewiesen, in etwa 34 Prozent der Proben lagen die Cäsium-137-Werte unter 10 Bq/kg, in etwa 26 Prozent der Proben zwischen 10 und 100 Bq/kg und in etwa fünf Prozent der Proben zwischen 100 und 600 Bq/kg. Lediglich in zwei Proben wurden Cäsium-137-Werte von über 600 Bq/kg gefunden (720 bzw. 921 Bq/kg).
Im Jahr 2007 wurde die AGES von meinem Ressort mit einer Studie zur „Erhebung der radioaktiven Belastung von Wildbret“ beauftragt. Von den knapp 500 im Rahmen dieser Studie untersuchten Proben wiesen 19 einen Cäsium-137-Wert von über 600 Bq/kg auf (11 Rehproben und 8 Wildschweinproben).
Nach Wildarten zusammengefasst wurden folgende Cäsium-137-Werte in Bq/kg ermittelt:
|
|
Wildschwein |
Sikawild |
Rotwild |
Reh |
Mufflon |
Gamswild |
|
Minimum |
n.n. |
9 |
n.n. |
n.n. |
n.n. |
n.n. |
|
Maximum |
5795 |
225 |
404 |
3021 |
206 |
387 |
|
Mittelwert |
250 |
81 |
23 |
126 |
69 |
85 |
n.n. ... nicht nachgewiesen
Die im Rahmen dieser Studie untersuchten Proben stammen überwiegend aus Regionen, die vom Tschernobylunfall relativ stark betroffen waren. Die ermittelten Werte sind daher nicht für ganz Österreich repräsentativ. Die Studie hat gezeigt, dass in österreichischem Wildfleisch durchaus noch Cäsium-137-Werte über 600 Bq/kg gefunden werden, für eine strahlenhygienische Bewertung sind jedoch die Mittelwerte aussagekräftiger als die Maximalwerte. Die Cäsium-137-Mittelwerte liegen aber selbst in höher belasteten Regionen bei allen untersuchten Wildarten deutlich unter 600 Bq/kg.
Im Jahr 2012 hat die AGES im Auftrag meines Ressorts eine Studie zur „Cäsium-137-Belastung von Wildschweinen“ durchgeführt. Dabei wurden insgesamt 227 Proben aus Niederösterreich, Oberösterreich, der Steiermark und dem Burgenland untersucht. Der dabei für Cäsium-137 gefundene Mittelwert liegt bei etwa 16 Bq/kg, der Maximalwert bei 408 Bq/kg. Die Werte dieser Studie liegen somit deutlich niedriger als jene der Studie aus 2007, bei der für Wildschweinfleisch ein Mittelwert von 250 Bq/kg und ein Maximalwert von 5795 Bq/kg gefunden wurden. Der Grund dafür ist, dass 2007 bevorzugt Wild aus höher belasteten Regionen untersucht wurde.
Frage 2:
Die im Rahmen des Routineprogrammes von der AGES untersuchten Proben stammen in der Regel von Wildfleisch, das für den österreichischen Handel bestimmt ist. Auch die im Rahmen der Studie „Cäsium-137-Belastung von Wildschweinen“ analysierten Proben stammten alle von Wildschweinen, deren Fleisch in den österreichischen Handel gekommen ist.
Die im Rahmen der Studie „Erhebung der radioaktiven Belastung von Wildbret“ untersuchten Proben wurden der AGES vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien zur Verfügung gestellt.
Frage 3:
Nein.
Frage 4:
Nur im ersten Jahr nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl kam es zu einer nennenswerten Strahlenbelastung der österreichischen Bevölkerung. Durch verschiedene behördliche Vorsorgemaßnahmen, insbesondere durch das Verbot des Inverkehrbringens von kontaminierter Milch und kontaminiertem Freilandgemüse konnte die mittlere Strahlendosis für die österreichische Bevölkerung aber selbst im ersten Jahr nach dem Unfall deutlich unter 1 mSv gehalten werden (zum Vergleich: die mittlere Strahlenbelastung aufgrund der natürlichen Radioaktivität und der kosmischen Strahlung beträgt für die österreichische Bevölkerung etwa 3 mSv pro Jahr).
Schon ab dem zweiten Jahr nach dem Tschernobylunfall war die Strahlenbelastung für die Bevölkerung weitaus geringer. Sie liegt nunmehr bereits seit vielen Jahren im Mittel deutlich unter 0,01 mSv pro Jahr.
Der Reaktorunfall von Tschernobyl hat für die österreichische Bevölkerung somit insgesamt zu einer mittleren Strahlenbelastung von weniger als 1 mSv pro Person geführt. Ob Strahlendosen in diesem relativ niedrigen Bereich Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit haben, ist mit den derzeit zur Verfügung stehenden wissenschaftlichen Methoden nicht endgültig zu klären. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass mögliche gesundheitliche Auswirkungen in diesem Dosisbereich gering sind.