1478/AB XXIV. GP
Eingelangt am 22.05.2009
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BM für europäische und internationale Angelegenheiten
Anfragebeantwortung
Die
Abgeordneten zum Nationalrat Mag. Ewald Stadler, Kolleginnen und Kollegen haben
am
27.
März 2009 unter der Z1.1504/J-NR/2009 an mich eine schriftliche
parlamentarische
Anfrage betreffend „Durchsetzung österreichischer Interessen auf
Europäischer Ebene durch
die Mitglieder der österreichischen Bundesregierung" gerichtet.
Diese Anfrage beantworte ich wie folgt:
Zu den Fragen 1 bis 14:
Ich verweise
auf meine Beantwortung der parlamentarischen Anfrage Zl. 1478/J-NR/2009
vom 25. März 2009. Eine detaillierte Beantwortung würde einen sehr
großen Recherche- und
Analyseaufwand mit sich bringen und ist daher aus verwaltungsökonomischen
Gründen nicht
möglich. Ich
weise jedoch darauf hin, dass der Nationalrat von den zuständigen
Mitgliedern
der Bundesregierung in Entsprechung der
Verpflichtung gemäß Art.23e Abs. 1 B-VG
laufend
und
umfassend über alle Vorhaben im Rahmen der Europäischen Union (EU)
informiert wird.
Festhalten
möchte ich aber, dass mein Ressort auf Ebene der EU in zahlreichen
Dossiers
österreichische
Interessen durchsetzen konnte:
Die Stabilisierung des westlichen Balkans
ist für Österreich aus außen- und
sicherheitspolitischer Sicht ein ganz
besonderes Anliegen. Das traditionell starke Engagement
meines Ressorts auf europäischer und internationaler Ebene wurde
jüngst in Form der
Ernennung von Botschafter Valentin Inzko zum Hohen Repräsentanten und EU-
Sonderbeauftragten für Bosnien und Herzegowina erneut honoriert. In der
Vergangenheit
traten meine Amtsvorgängerin und ich immer für eine rasche, aber
geregelte Heranführung
der Staaten des Westbalkans an die EU ein. Beim Rat Allgemeine Angelegenheiten
und
Außenbeziehungen (RAA/AB) am 8. Dezember 2008 konnte ich im Falle
Kroatiens eine
Beschlussfassung erreichen, mit der ein vorläufiger
und mit Auflagen versehener Zeitplan für
den Abschluss der kroatischen Beitrittsverhandlungen bis Ende 2009
festgelegt wurde. Mein
Ressort hat sich auch erfolgreich für die neuen Rahmenabkommen der EU mit
Albanien,
Montenegro, Bosnien und Herzegowina und mit Serbien eingesetzt, die die
Stellung
österreichischer Unternehmen in diesen Ländern absichern und den
Handel Österreichs mit
dieser Region ganz konkret fördern. Besonders erwähnen möchte
ich auch, dass Österreich
im Rahmen der EU während des
Kosovo-Statusprozesses eine ganz wesentliche Rolle spielte.
Österreich war nicht nur
Verhandlungsort, sondern stellte mit Botschafter Albert Rohan auch
den stellvertretenden Sonderbeauftragten der Vereinten Nationen (VN) für
den Kosovo.
Die Weiterentwicklung
des humanitären Völkerrechts ist einer meiner außenpolitischen
Schwerpunkte. Österreich, das seit Ende 2006 eine Vorreiterrolle im
internationalen Prozess
für ein Verbot von Streumunition
eingenommen hat, gelang es die zunächst zurückhaltenden
EU-Partner zu einem stärkeren Engagement in dieser Frage zu bewegen.
Letztendlich kam es
im Dezember 2008 zu einer gemeinsamen Forderung der Staats- und Regierungschefs
der EU
nach einer raschen Annahme eines Streumunitionsverbotsprotokolls im
Rahmen der VN-
Konvention über konventionelle Waffen.
Betreffend
die österreichische Mitgliedschaft im Sicherheitsrat der Vereinten
Nationen lege
ich großen Wert
auf ein gemeinsames Vorgehen der EU-Mitglieder in Fragen von Frieden
und Sicherheit. Dies bedeutet, dass
Österreich bei den Debatten in New York zum einen das
jeweilige EU-Engagement in den betroffenen Ländern, besonders bei
Operationen der
Europäischen
Sicherheits- und Verteidigungspolitik, hervorhebt, zum anderen die Partner der
EU über die
aktuellsten Entwicklungen im Sicherheitsrat ständig informiert hält.
So konnte
ich beim RAA/AB am 18. Mai 2009 die Außenminister unmittelbar über
Positionierung des
Sicherheitsrats zur politischen und humanitären Lage in Sri Lanka
informieren und die
weitere Vorgehensweise diskutieren.
Hinsichtlich der
österreichischen Anti-Atompolitik werde ich als Außenminister
weiterhin
allen Versuchen, Nuklearenergie als eine
sichere und nachhaltige Energieform darzustellen,
mit Nachdruck entgegentreten. Dies ist, insbesondere vor dem Hintergrund
der laufenden
Verhandlungen für ein
Post-2012-Klimaabkommen, von höchster Bedeutung. Weiters wird
mein Ressort die Sicherheitsdialoge im Rahmen der bilateralen
Nuklearinformationsabkommen
weiter aktiv fortsetzten, sowie die Einhaltung vereinbarter
Schließungsverpflichtungen besonders problematischer Kernkraftwerke mit
Nachdruck
verfolgen. Mein Ressort tritt zudem
weiterhin auf europäischer Ebene und global für strikteste
Sicherheitsstandards für Nuklearanlagen ein.
Dem Donau- und
Schwarzmeerraum kommt für mich ganz besondere außenpolitische
Bedeutung zu. Beim Europäischen Rat im Juni 2009 werde ich mich
bemühen, dass die
gemeinsam mit meinem rumänischen
Amtskollegen betriebene Initiative zur Entwicklung
einer umfassenden Europäischen Donauraumstrategie in die Tat
umgesetzt wird.
Grundsätzlich
ist zu sagen, dass Österreichs Vertreterinnen und Vertreter in den
Ratssitzungen und in den dem Rat
vorgelagerten Gremien - wenn es aus österreichischer Sicht
erforderlich und sinnvoll erscheint - Änderungsvorschläge
einbringen, die gemeinsam mit
Vorschlägen anderer Mitgliedstaaten verhandelt werden. Seitens der
österreichischen
Vertreter wird einem Gesamtergebnis jedenfalls nur dann zugestimmt, wenn dieses
im
Hinblick auf die bestehende österreichische Interessenslage im Sinne eines
vernünftigen und
akzeptablen Gesamtkompromisses tragbar ist. Im Bereich der Gemeinsamen
Außen- und
Sicherheitspolitik wird die große Mehrheit der Beschlüsse im Konsens
gefasst.
Zu Frage 15:
Ich
verweise auf meine Beantwortung der parlamentarische Anfrage Zl. 1236/J-NR/2009
vom
10. März 2009. Darüber hinaus habe ich bis zum Anfragezeitpunkt auch
an der Tagung des
RAA/AB vom 16.
März 2009 teilgenommen, wofür ich einen Linienflug um € 620,50
in
Anspruch genommen habe. Für diese Dienstreise ergeben sich Gesamtkosten
von € 661,90.