15028/AB XXIV. GP
Eingelangt am 03.09.2013
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BM für Unterricht, Kunst und Kultur
Anfragebeantwortung
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Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur
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Frau Präsidentin des Nationalrates Mag. Barbara Prammer Parlament 1017 Wien
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Geschäftszahl: |
BMUKK-10.000/0275-III/4a/2013 |
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Wien, 29. August 2013
Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 15335/J-NR/2013 betreffend Haltungsschäden bei Schulkindern, die die Abg. Stefan Markowitz, Kolleginnen und Kollegen am 3. Juli 2013 an mich richteten, wird wie folgt beantwortet:
Zu Frage 1:
Die Körperhaltung hat zahlreiche Aspekte. Sie wird von individuellen und äußeren Faktoren geprägt. Die körperliche Fitness spielt hier eine große Rolle, der Lebensstil, das Gesundheitsverhalten, das Freizeitverhalten, der Schulweg, ergonomische Aspekte und nicht zuletzt seelische Faktoren. Wie groß mögliche negative Wirkungen des Schultaschengewichts sind, ist als Langzeiteffekt bei dieser Fülle von Einwirkungen und der starken individuellen Komponente der Problematik, auch in Studien nur schwer fassbar.
Projekte und Initiativen, sowohl des Bundesministeriums für Gesundheit als auch des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur, zielen vorrangig auf Bewegungsförderung ab. Erwähnt seien hier der Nationale Aktionsplan Bewegung des Bundesministeriums für Gesundheit und das 10 Punkte Programm des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur für den Ausbau von Bewegung und Sport.
Im Bereich der berufsbildenden höheren Schulen werden im fachpraktischen Unterricht alle Anstrengungen unternommen, nur Arbeiten durchzuführen, wo es nicht zu einseitigen Belastungen und daher zu Haltungsschäden kommen kann. Im Rahmen der Qualitätsprogramme der höheren technischen Lehranstalten wurden beispielsweise in Zusammenarbeit mit der AUVA alle in den Werkstätten befindliche Maschinen und Anlagen hinsichtlich Benutzerfreundlichkeit und Sicherheit überprüft und als Kompendium für alle Werkstätten an allen technisch – gewerblichen Schulen zusammengefasst. Ähnliches gilt für die Augenbelastung im EDV-Unterricht. Im Rahmen der Qualitätsoffensive QIBB wurde für das vergangene Schuljahr ein Schwerpunkt „Bewegung und Sport“ aufgenommen, der einen Ausgleich zur anstrengenden Arbeit im fachpraktischen Bereich bilden soll.
Zu Frage 2:
Der Schulärztliche Dienst des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur gab im vergangenen Jahr beim Forum Umweltbildung eine umfassende Recherche zum Thema Schultaschengewicht und Mobilität (Aspekt des Schulweges) in Auftrag. Der Endbericht liegt vor und soll als Grundlage für ein Folgeprojekt im Jahr 2014 dienen. Die Ergebnisse der Materialienrecherche des Schultaschenprojekts des Forums Umweltbildung lassen sich in der Weise zusammenfassen, dass Schultaschen in den letzten Jahrzehnten schwerer geworden sind. Ihr Gewicht übersteigt häufig die von vielen Medizinerinnen und Medizinern als Obergrenze postulierten 10% bis 12% des Körpergewichts der Kinder und beträgt teilweise über 20%. Schwere Schultaschen trainieren einerseits die Rückenmuskulatur, führen möglicherweise aber gerade bei 6- bis 12-jährigen Kindern zu Gesundheitsschäden, vor allem im Rückenbereich (abhängig auch von der Dauer des Schulwegs). Dadurch können vermehrt Haltungsschwächen und andere Symptome auftreten, die sich auf eine schlechte Muskelskelett-Entwicklung zurückführen lassen. Dieser Zusammenhang ist jedoch laut Dr. Oliver Ludwig (Kid-Check der Universität Saarland) nur dann relevant, wenn die Kinder muskulär nicht fit sind und ihr Nervensystem die zusätzliche Gewichtsbelastung nicht adäquat regeln kann.
Zu Frage 3:
Eine interministerielle Arbeitsgruppe ist aktuell in Kooperation mit der Kinderorthopädie Speising um die Standardisierung der schulärztlichen orthopädischen Untersuchung bemüht. Auch dem Aspekt der Schultasche soll bei der schulärztlichen Untersuchung stärker individuelle Beachtung geschenkt werden.
Das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur bietet im Rahmen der Kooperation mit dem Sportministerium und verschiedensten Sportverbänden Maßnahmen zur Förderung von Bewegung und Sport mit speziellen Kräftigungsübungen an. Die Projekte HOPSI HOPPER, UGOTCHI, „Gesund & Munter“, „Kinder gesund bewegen“ und viele andere mehr werden speziell in den Volksschulen angeboten und sollen Haltungsschäden entgegenwirken.
Im Schulärztlichen Dienst des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur ist für 2014 in Aussicht genommen, die Problematik des Schultaschengewichts unter anderem mit Vertreterinnen und Vertretern der Eltern, der Schülerinnen und Schüler sowie der Lehrkräfte, der Schulerhaltung (Spinde in Klassenzimmern) und der Schulbuchverlage in einem partizipativen „Multi-Stakeholder-Prozess“ aufzuarbeiten. Das diesbezügliche Rundschreiben des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur Nr. 90/1993 zum Gewicht der Schultaschen und Maßnahmen zur Reduktion soll im Rahmen des Projektes überarbeitet bzw. wiederverlautbart werden.
In der Frage des Schultaschengewichts ist jedoch auch der jeweilige Schulstandort gefordert. Sowohl Lehrkräfte als auch Eltern sowie Schülerinnen und Schüler müssen in der Angelegenheit Verantwortung tragen; durch den Kauf und Verwendung einer ergonomischen Schultasche, durch regelmäßige Kontrolle des Inhaltes der Schultasche, durch organisatorische Maßnahmen und Absprachen der Lehrerinnen und Lehrer (zB. Klassenschrank und Klassenregal im allgemeinen Unterrichtsraum, Abstimmung der Unterrichtstätigkeit im Lehrerteam zur Vermeidung des Transportes zu großer Mengen von Unterrichtsmaterialien).
Die Bundesministerin:
Dr. Claudia Schmied eh.