15161/AB XXIV. GP
Eingelangt am 05.09.2013
Dieser Text wurde elektronisch übermittelt. Abweichungen vom Original sind
möglich.
BM für Unterricht, Kunst und Kultur
Anfragebeantwortung
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Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur
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Frau Präsidentin des Nationalrates Mag. Barbara Prammer Parlament 1017 Wien
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Geschäftszahl: |
BMUKK-10.000/0290-III/4a/2013 |
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Wien, 2. September 2013
Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 15484/J-NR/2013 betreffend Initiativen zur Leseförderung durch das BMUKK, die die Abg. Christine Marek, Kolleginnen und Kollegen am 5. Juli 2013 an mich richteten, wird wie folgt beantwortet:
Vorausgeschickt wird, dass das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur mit seiner Leseförderungsstrategie aktuell drei Hauptziele verfolgt, nämlich
- die Kulturtechnik „Lesen“ im Sinne des Aufbaus und der Erweiterung von Kompetenzen und des Entstehens von Haltungen ab dem Kindergartenalter über die gesamte Bildungslaufbahn an allen Schularten, in allen Schulstufen und in allen Unterrichtsgegenständen hinweg wirkungsvoll zu verankern,
- bei allen Pädagoginnen und Pädagogen lesedidaktische Kompetenzen zu sichern und diagnostische Kompetenz grundzulegen und
- die Pädagoginnen und Pädagogen für die bibliothekspädagogische Arbeit zu sensibilisieren.
Der dahinterliegende Begriff von „Literacy“ ist ein Sammelbegriff für Lese-, Erzähl- und Schriftkultur, der „Text- und Sinnverständnis, sprachliche Abstraktionsfähigkeit, Erzähl- und Lesefreude, Vertrautheit mit Büchern, Schreiben und sich schriftlich ausdrücken können“ umfasst. Lesen ist einer der wesentlichen Kompetenzbereiche in den Bildungsstandards. Lesekompetenz ermöglicht es den Schülerinnen und Schülern, Texte unterschiedlicher Art in ihren Aussagen, ihren Absichten und in ihrer formalen Struktur zu verstehen, sie in einen größeren sinnstiftenden Zusammenhang einzuordnen sowie in der Lage zu sein, Texte für verschiedene Zwecke sachgerecht und zielgerichtet zu nutzen und zu produzieren. Für alle Schularten gilt, dass der Literacy-Begriff des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur den kompetenten Umgang mit einer Vielfalt an Texten anspricht, welche sich durch Sprache, Form, Struktur, Funktion, Textgattung und Trägermedium unterscheiden, sowie an den kompetenten Umgang mit multimodalen Texten heranführt, welche Sprache, Bild, Ton und Bewegung, analoge und digitale Technologien auf unterschiedliche Weise verknüpfen.
Zu Fragen 1 bis 14:
Zu den Fragen 1 bis 14 wird vor Eingang auf die einzelnen Schularten bemerkt, dass die explizit genannten Aktionen thematisch weitergeführt werden und das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur zusätzlich zu einer Bindung an Schularten bzw. Schulstufen mit Hilfe der Lesenetzwerke (wie Österreichischer Buchklub der Jugend, Österreichisches Bibliothekswerk) und seinen Leseförderungsmaßnahmen die Kulturtechnik Lesen einerseits in allen Schularten, auf allen Altersstufen und in allen Unterrichtsgegenständen sowie auch im außerschulischen Bereich verankert, um neben der Schule in weiteren Sozialisationsfeldern (vorrangig Familie und Peer Group) förderliche Haltungen zur Bedeutung des Lesens aufzubauen, und andererseits nicht nur auf Lehrkräfte in engeren Sinn beschränkt, sondern etwa auch auf Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen (im Sinne einer Förderung der Vorläuferfertigkeiten bzw. des Entstehens einer leseförderlichen Haltung), Horterzieherinnen und -erzieher oder Freizeitpädagoginnen und -pädagogen sowie die gesamte Pädagoginnen- und Pädagogenaus-, fort- und -weiterbildung, ausdehnt.
In diesem Zusammenhang wird auf Grundsatzerlass Leseerziehung, Rundschreiben Nr. 11/2013, hingewiesen, der in einem breiten partizipativen Prozess mit dem Anspruch, sowohl deskriptiv erfolgreiche österreichische Lesefördermaßnahmen abzubilden und zu deren Durchführung anzuregen, als auch präskriptiv auf (den Erwerb) jene(r) Kompetenzen abzuzielen, die Expertinnen und Experten für notwendig erachten, entstanden ist. Er bezieht sich auf das Unterrichtsprinzip Leseerziehung: Dieses trägt zur Verwirklichung jener Bildungs- und Erziehungsaufgaben bei, die nicht einem Unterrichtsgegenstand oder wenigen Unterrichtsgegenständen zugeordnet werden, sondern die fächerübergreifend im Miteinander vieler oder aller Unterrichtsgegenstände wirksam werden. Die Umsetzung der Unterrichtsprinzipien erfordert eine Koordination der einzelnen Unterrichtsgegenstände unter Nutzung vieler Querverbindungen. Bildungs- und Erziehungsauftrag ist es, der Leseerziehung in allen Unterrichtsgegenständen in allen Schularten und auf allen Schulstufen in Verbindung mit den anderen Unterrichtsprinzipien besondere Bedeutung zu geben. Lesen meint in diesem Zusammenhang das verstehende Verarbeiten von Texten, in denen Schrift allein oder in Verbindung mit multimodalen Elementen (Bild, Logo, Töne, Film etc.) auftritt. Lesen fördert den Erwerb und die Verwendung von Sprache in ihrer Funktion als Medium des Denkens, des Informationsaustausches und der Gestaltung von Beziehungen. Leseerziehung als die Vermittlung von Textrezeption und Textproduktion ist ein integrierender Bestandteil der Grundschule und ein wesentlicher Bestandteil einer umfassenden Sprachförderung. Sie ist eine zentrale Bildungs- und Lehraufgabe des Unterrichtsgegenstandes Deutsch; sie ist darüber hinaus in allen Schularten, auf allen Schulstufen und Unterrichtsgegenständen sowie in den Lehrplänen als Unterrichtsprinzip festgelegt. Lesekompetenz muss nach dem Erwerb der basalen Lesefertigkeiten auch domänenspezifisch (im Deutschunterricht) bzw. fachspezifisch (in allen Unterrichtsgegenständen) erworben und weiter entwickelt werden. Leseerziehung unterstützt den Lern- und Entwicklungsprozess, der sowohl auf der Ebene der Lesemotivation als auch auf der Ebene der Lesekompetenz kontinuierlich begleitet werden muss. Überlegungen zur Leseerziehung sind integrativer Bestandteil beim Entwickeln von Lehrinhalten.
Im Sinne eines Maßnahmenmonitorings erstellt das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur weiters jährlich eine österreichweite Übersicht über schulspezifische Maßnahmensetzungen.
Die dort beschriebenen Leseereignisse sind solche
- zur Steigerung des Lesemotivation: Dies betrifft Lese(start)wochen oder Lesenächte, -tage, -abende und -stunden, die am Standort oder (über)regional stattfinden;
Wettbewerbe jeder Art (Marathons, Memorys, Puzzles, Rallyes) und allenfalls damit verbundene Zertifizierungen („Leseführerschein“) bieten Anreize; Begegnungen (mit vorlesenden Autorinnen und Autoren, Eltern, Großeltern, anderen Schülerinnen und Schüler) und der Wechsel der Lernorte (ins Theater gehen, eine andere Schulklasse besuchen) sind motivationssteigernd; Die szenische Darstellung des Gelesenen in Form von Rollenspielen, dem „literarischen Café“ oder als Detektivspiel scheint beliebt; Die Produktion von Texten, Büchern, elektronischem Content und das Eingehen von „Lesepartnerschaften“ (zB. mit einem Kindergarten) werden mitunter genannt;
- zur Initiierung eines kontinuierliches Leseverhaltens: Dies betrifft das nachhaltige und schließlich selbstverständliche Einbauen des Lesens in den Alltag;
Das „Lesen in allen Unterrichtsgegenständen“ etwa stellt eine Ausweitung über den Deutschunterricht hinaus dar; Die an eine definierte „Lesezeit“ gebundenen Maßnahmen (seien es die täglichen „Fünf Minuten zum Superleser“, die „50-Minuten-Scouts,“ die „eine Stunde pro Woche“, das tägliche „Lesefrühstück“) erzeugen an den Schulen Nachhaltigkeit; Inhaltliche Kontinuität entsteht, weil einzelne Schulen über einen längeren Zeitraum hindurch Sachtexte mit Fragen versehen und so zum besseren Leseverständnis in Sachtexten hinführen;
- zur Schulung der Lesetechnik: Dies betrifft geeignete Einzelmaßnahmen zum Kompetenzaufbau und bedient sich dazu entweder fertiger Produkte (Kieler Leseaufbau, Celeco, Oriolus, Veritas Lesetrainer, Fröhler Lesekartei) oder formuliert Arbeitsaufträge, die mit selbsterstelltem Material oder fertigen „Instrumenten“ Blickspannenerweiterungstraining, rhythmisches Lesen, Lesefluss, laut Lesen bieten;
- zur Einbindung der Schul- und Gemeindebibliotheken: Dies betrifft Materialienpakete („Bücherkoffer“), Maßnahmen („Leseanimation in der Bibliothek“) und Vernetzungsformen (mit der Gemeindebibliothek, dem Deutschunterricht, der Klassenbibliothek) zur Förderung einer leseaffinen Haltung;
- zur Individualisierung beim Lesetraining: Dies betrifft an die Einzelne bzw. den Einzelnen gerichtete Maßnahmen, die im oder neben dem regulären Deutschunterricht (als Förderstunden, Lesequalitätsstunde usw.) stattfinden und auf das Screening, aus dem die individuell geeignete Maßnahme abgeleitet werden kann, folgen;
Auch wenn sie „gebündelt“ stattfinden (Intensivkurse, Förderstunden) erreichen sie das Individuum; Daneben sind auch andere Vorgangsweisen geeignet Stärken zu stärken und Schwächen zu schwächen (Portfolios, das Präsentieren von Lieblingslektüre, einen „Lesevertrag“ eingehen, den Stoff nach Neigung wählen); Nicht immer sind Lehrkräfte und Schülerinnen bzw. Schüler die Partner, manchmal sind Lese-Buddies, Leseomas/-opas beteiligt; In jedem Fall geht es um die individualisierte Aufgabe, die neben persönlichen Vorlieben, auch persönliche Bedürfnisse (Geschlechtsspezifische Leseförderung, Leseförderung in der Erstsprache …) bedeuten kann; Wichtigste Partner bei dieser Form der schülerbezogenen Leseförderung sind die Eltern.
Die Standorte planen gemeinsam mit der Schulaufsicht ihre Leseaktivitäten: Im vergangenen Jahr wurden – im Sinne einer Planung „über den Tag hinaus“, wie den Prozessverläufen bei „Schulqualität Allgemeinbildung – SQA“ und „Qualität in der Berufsbildung – QIBB“ eigen ist – von einigen Bundesländern künftige Ziele dargestellt (etwa „Bibliotheksführerschein“) und Desiderata für eine „zeitgemäße Lehrerfortbildung“ formuliert, die unter anderem „Fortbildungen hinsichtlich Informeller Kompetenzmessung (IKM)-Testungen“ beinhalten sollen.
Weiters ist im Kontext Lesen und Bildungsstandards darauf hinzuweisen, dass deren Entwicklung 2002 begonnen wurde und diese mit BGBl. I Nr. 117/2008 bzw. BGBl. II Nr. 1/2009 verankert wurden. Bildungsstandards wurden zunächst für „Lesen“ für die dritte und in der Folge für die vierte Schulstufe entwickelt. Die Bildungsstandards orientieren sich am Lehrplan und konkretisieren dessen Forderungen. Es sind Regel- und keine Mindeststandards, durch ein Kompetenzmodell begründet und sie dienen nicht der Leistungsbeurteilung. Allen österreichischen Volksschulen und allen weiterführenden Schulen (Hauptschulen, Neuen Mittelschulen, Unterstufen der allgemein bildenden höheren Schulen) sowie den ausbildenden Pädagogischen Hochschulen wurde das „Praxishandbuch für Deutsch, Lesen, Schreiben 4. Schulstufe“ zur Verfügung gestellt. In diesem Praxishandbuch finden sich viele Aufgabenbeispiele, wie Kinder die entsprechende Lesekompetenz entwickeln können bzw. wie diese von den Lehrerinnen und Lehrern gefördert werden kann. Hinsichtlich der Aus- und Fortbildung im Speziellen wird auf die Beantwortung der Frage 22 verwiesen.
Was die „verlässliche Volksschule“ und „Lesefit“ anbelangt ist zu bemerken, dass der Schwerpunkt „verlässliche Volkschule“ zur weiteren Qualitätsentwicklung in wesentlichen Aufgabenbereichen der Volksschule thematisch weitergeführt wird, wodurch die Verlässlichkeit nicht nur bestätigt, sondern weiter verbessert wird. In der Grundschule (hier besonders in der Schuleingangsphase) muss eine Fokussierung auf die Buchstabe-Laut-Beziehung und das Entwickeln des Wortschatzes gesichert erfolgen (basale Leseförderung, verbunden mit Sprach- und Leseförderung sowie mit der Ausrichtung auf die Family Literacy-Strategie). Die Aktion „Lesefit“ wird ebenfalls thematisch weitergeführt.
Für die Grundschule werden nachfolgend exemplarisch Aktionen und Maßnahmen, Instrumente und Materialien genannt, die eine Fortsetzung/Ausweitung der benannten Leseinitiativen darstellen:
- Aktionen der Lesenetzwerke: Es wird auf Lesenetzwerkaktionen wie etwa „Geschichtedrachen“ (http://www.geschichtendrache.at/ticket/buchklub/index.mc) hingewiesen. Diese Aktion ist für Klassen/Schulen konzipiert, um Vorlesen und miteinander Lesen in Schule und Familie zu fördern und Kinder nachhaltig zum Lesen zu führen. In Klassen- oder Schulprojekten werden die von den Kindern ausgewählten Lieblingsgeschichten präsentiert.
- Thematische Weiterführung der Aktion „Lesefit“: Die Aktion „Lesefit“ wird thematisch weitergeführt (http://www.buchklub.at/Buchklub/Buchklub-Medien/Medien-Uebersicht/LESEFIT.html) und es bietet der Österreichische Buchklub der Jugend entsprechende Materialien für verschiedene Altersstufen an (zB. neues audiovisuelles Trainingsprogramm „Lesen lernen - Lesen können“ Materialien für Lehrkräfte: Darin wird gezeigt, wie der Leselernprozess bei Kindern verläuft, wie aus Leseproben der „Status“ der Kinder erfasst und wie Fördermaterial zielführend eingesetzt wird. Das Trainingsprogramm enthält eine umfangreiche Sammlung von Fördermaterialien für die Klasse, Leseproben und Leseanalysen, Kopiervorlagen und Übungsanweisungen. Das Lehr- und Lernmaterial wurde den Einrichtungen der Lehreraus- und -fortbildung sowie den allgemein bildenden Pflichtschulen zur Verfügung gestellt.
- Kriterienkatalog „Deutsch, Grundstufe I, Minimalforderungen“: Der in Anwendung befindliche „Kriterienkatalog Deutsch, Grundstufe I, Minimalforderungen“ bildet für Lehrende eine Grundlage für Unterrichtsplanung mit dem Ziel einer Individualisierung des Unterrichts, dh. die Berücksichtigung der unterschiedlichen Stufen des Leseverständnisses durch Bereitstellen unterschiedlicher Lesemedien und Textarten, durch die Beachtung geschlechtsspezifischer Aspekte und der Thematik der Lesekompetenz zweisprachiger Schülerinnen und Schüler sowie durch die Erstellung von Leseprofilen und die effektive Förderung der schwachen Leserinnen und Leser.
- Lese-CD „celeco“: Eine Lese-CD namens „celeco“ zur Erleichterung des Leseprozesses wurde im Rahmen der Koordinationsstelle Lesen – KsL (vgl. die Ausführungen im Rahmen der Beantwortung der Frage 27) vorgestellt und Demoversionen an die Landeskoordinatorinnen und -koordinatoren verteilt.
- „Lesestern-Aktion“ in den Zeitschriften des Österreichischen Jugendrotkreuzes: Parallel zur Einführung von Lesestandards wurden im Rahmen der Lesestern-Aktion in den Lehrerservices (www.lehrerservice.at) zu den Zeitschriften des Verlags Jungösterreich („Mini-Spatzenpost“; „Spatzenpost“; „Kleines Volk“, „Jungösterreich“) spezielle Aufgaben angeboten, die sich an den Lesestandards Deutsch-Lesen der 4. Schulstufe orientieren. Die Lesestern-Aktion bietet Hilfen für ein gezieltes Training wichtiger Teilkompetenzen des Lesens an. Die Aufgabenstellungen der Leseübungen verfolgen den Zweck, die Kinder ab der 1. Schulstufe durch kindgemäße Aufgaben kontinuierlich auf die Anforderungen der Lesestandards der 4. Schulstufe hin vorzubereiten. Damit will die Lesestern-Aktion einen Beitrag zum systematischen Aufbau grundlegender Fertigkeiten im Umgang mit Texten für die Teilbereiche Lesemotivation, Lesefertigkeit, Inhaltserschließung, Textverständnis, gestaltendes und handelndes Umsetzen von Texten sowie Untersuchen sprachlicher und formaler Gegebenheiten in Texten leisten.
- Leseübungen in der „Mini-Spatzenpost“: Die Aufgabenstellungen der Leseübungen für die „Mini-Spatzenpost“ (1. Schulstufe) führen die Kinder von der Arbeit mit Lauten, Buchstaben, Wörtern und Sätzen behutsam zum sinnerfassenden und sinnverstehenden Lesen sowie zum Umgang mit einfachen Texten hin. Dabei wird vor allem auf spiel- und handlungsorientierte Aufgabenstellungen geachtet. Indem die Kinder die einzelnen Leseübungen durcharbeiten, erhalten sie selbst, aber auch die Lehrerinnen und Lehrer Informationen darüber, was schon beherrscht wird und welche Aufgabenarten noch trainiert werden sollten. Dadurch wird ein gezieltes, individuelles Lesetraining ermöglicht.
- Leseportfolio für die Grundschule: Ab dem Schuljahr 2006/07 wurde von namhaften österreichischen Lesedidaktikerinnen und -didaktikern ein Portfolio für die Grundschule entwickelt und an ausgewählten Schulen praktisch erprobt. Ziel der Erprobung waren die Optimierung des Portfolios sowie das Gewinnen von Multiplikatorinnen und Multiplikatoren. Darüber hinaus sollten Hinweise auf notwendige Unterstützungsmaßnahmen gegeben werden. Diese Unterstützungsmaßnahmen sollten nicht nur dem Leseunterricht zugutekommen, sondern den gesamten Unterricht beeinflussen, da das Portfoliokonzept nicht auf Lesen beschränkt ist.
Hinsichtlich „Lesefit“ an Hauptschulen und Neuen Mittelschulen ist vorweg darauf hinzuweisen, dass an diesen Schularten die basalen Kompetenzen gesichert und die aufbauenden Kompetenzen erworben werden. Die Schülerinnen und Schüler werden dazu hingeführt Texte mit unterschiedlicher Länge, Komplexität und unterschiedlichem Inhalt sinnerfassend und sinngestaltend zu lesen und aus Texten zu lernen und Wissen zu erwerben, sich selbstständig geeignete Texte verfügbar zu machen und sich mit Lesestoff kognitiv und emotional auseinander zu setzen und sich zu involvieren. Es wird auch darauf abgezielt, dass sie sich vermehrt mit Texten kritisch und/oder kreativ auseinander setzen und sie kommentieren, bewerten, beurteilen, bearbeiten und vergleichen sowie sich über Gelesenes und mit Hilfe von Texten mit anderen Personen austauschen.
Nachfolgend werden exemplarisch Aktionen und Maßnahmen, Instrumente und Materialien genannt, die auch eine Fortsetzung/Ausweitung der benannten Leseinitiative darstellen:
- Thematische Weiterführung der Aktion „Lesefit“: 2003 startete die damalige Hauptschulabteilung des Ministeriums – in Abstimmung mit der Aktion „Lesefit“ – eine breit angelegte Initiative, die ua. in das Rundschreiben Nr. 19/2004 „Stärkung der Lesekompetenz der Hauptschülerinnen und Hauptschüler; Empfehlung zum schrittweisen Ausbau von Maßnahmen auf verschiedenen Ebenen des Schulwesens“ einflossen. Thematisch wird die Lesefit-Aktion weitergeführt (http://www.buchklub.at/Buchklub/Buchklub-Medien/Medien-Uebersicht/LESEFIT.html) und es bietet der Österreichische Buchklub der Jugend entsprechende Materialien für verschiedene Altersstufen an. Das Lesefit-Lesetrainingsprogramm des Veritas-Verlags auf CD-ROM verbessert die Lesefertigkeit und schafft damit die Chance auf neue Lesefreude. Abwechslungsreiche Übungen, wie Augengymnastik, fehlerfreies und ausdrucksvolles Lesen, schneller und besser lesen und das Gelesene verstehen, sorgen für motivierendes Lesetraining.
- Publikationsreihe „Bausteine des Lesens“ für die Sekundarstufe I ab 2006/07: Zur Stärkung der Lesekompetenz der 10- bis 14-Jährigen entstanden im Schuljahr 2006/07 die „Bausteine des Lesens“ im Rahmen der bundesweiten Veranstaltungsreihe „Lesepädagogik und Qualitätsmanagement“. Sie knüpfen an die unterschiedlichen Dimensionen von Lesekompetenz an und geben praktische Anregungen für den Unterricht mit dem Ziel, Lehrerinnen und Lehrern im Sinne eines erweiterten Lesebegriffes ein praxisnahes Konzept zum schrittweisen Ausbau der grundlegenden Schlüsselkompetenz Lesen – basierend auf individuellen Leseprofilen der Schülerinnen und Schüler – in die Hand zu geben.
- Projekt „Neue Wege zur Lesekompetenz“: 2007 wurde im Rahmen des Netzwerks innovativer Schulen das Projekt „Neue Wege zur Lesekompetenz“ begonnen, das sich primär einem niederschwelligen, fächerübergreifenden und individuellen Zugang zum Lesen sowie dem Aufbau einer entsprechenden schulischen Umgebung, einer die Lesemotivation begünstigenden Schulkultur, widmete. Dieses Projekt (später aufgrund eines breiteren Ansatzes unter dem Titel „Sprache“ geführt) brachte unterschiedliche schulpraktische Materialien hervor und entwickelte ein hohes Maß an bundesweiter und regionaler Vernetzung und ist bis dato Impulsgeberin verschiedener (Kooperations-)Projekte sowie Angebote der Lehrerinnen- und Lehrerfortbildung.
- „Sprachsensibler Fachunterricht für eine chancengerechte Wissensvermittlung in Deutsch als Unterrichtssprache“: Im Auftrag der damaligen Hauptschulabteilung des Ministeriums startete das Österreichische Sprachenzentrum (ÖSZ) 2011 die Initiative „Sprachsensibler Fachunterricht für eine chancengerechte Wissensvermittlung in Deutsch als Unterrichtssprache“ (CHAWID). Dies hat zum Ziel, Fachlehrkräfte mit sprachsensiblen Unterrichtsmaterialien für die Aufbereitung von Inhalten im Sinne der Verständlichkeit und damit der Chancengerechtigkeit und Integration/sozialem Lernen zu unterstützen. Im Fokus dieser Maßnahme stehen alle Schülerinnen und Schüler mit Sprach- und auch Leseschwächen, insbesondere auch solche mit anderen Erstsprachen als Deutsch. Aktuell bietet das ÖSZ Unterrichtsmaterialien und bundesweite Seminare für Lehrpersonen zu diesem Thema an. Diese Maßnahme stößt in den Neuen Mittelschulen (NMS) auf großes Interesse und soll im kommenden Jahr weiter ausgebaut werden. Ebenso findet das Europäische Sprachenportfolio für die Mittelstufe (ESP-M), das nicht zuletzt auch der Leseförderung dient, zusehends mehr Verbreitung an den NMS.
- Maßnahmen und Projekte zur Lese- und Sprachförderung an Neuen Mittelschulen: Leseförderung war nicht nur Thema im letzten Nationalen Bildungsbericht 2012. Im Bereich der Neuen Mittelschulen (NMS) werden zahlreiche Maßnahmen und Projekte zur Lese- und Sprachförderung an den Schulstandorten gesetzt, mit dem Ziel der Steigerung des Leseverständnisses und der Lesemotivation aller Schülerinnen und Schüler. Der Herausforderung, Materialien für die NMS zu entwickeln, wurde etwa mit der Gestaltung des Schulbuchs „Deutschstunde NEU – das Lesebuch“ aus dem Veritas-Verlag nachgekommen, es ist eng mit dem Sprachbuch vernetzt, aber auch als unabhängiges Lesebuch einsetzbar; sein Schwerpunkt liegt auf Lesen und Lesetraining, es fördert Lesekompetenz. Die im Buch enthaltenen Arbeitsaufträge bereiten auf Bildungsstandards-Überprüfungen vor, mit Hörbeispielen wird der Kompetenzbereich Hören gefördert.
Neben den individuellen Förderungsmaßnahmen in allen Unterrichtsgegenständen setzen die einzelnen Schulstandorte zahlreiche Initiativen und vielfältige Angebote, um die Leseförderung voranzutreiben, wie etwa Lesekreise, Lesen in allen Fächern, Dichterwerkstätten, Schreibwerkstätten. Darüber hinaus gibt es verstärkt Leseprojekte mit Hilfe externer Expertinnen und Experten (zB. Lesepaten) und Kooperationen mit städtischen Büchereien.
- Integration von Leseförderung in allen Gegenständen: Grundsätzlich wird die Integration von Leseförderung in allen Gegenständen angestrebt. Im Herbst 2013 wird daher als nächster Schritt eine Handreichung für Schulbuchautorinnen und -autoren publiziert, die sich dem Anliegen „Lesen in allen Fächern“ auf der Sekundarstufe I widmet und verschiedene Anregungen und Grundlagen für die Implementierung von Leselernstrategien in allen Unterrichtsgegenständen bietet.
Hinsichtlich der Polytechnischen Schulen verdeutlicht die 2006 erschienene Broschüre „Lesen können – Lernen können“ den Schwerpunkt Lesen an dieser Schulart, den besonderen Stellenwert des sinnerfassenden Lesens im Unterricht aller Gegenstände sowie in den Fachbereichen hinsichtlich des beruflichen Einstiegs der Absolventinnen und Absolventen der Polytechnischen Schulen. Unter Bezug auf die „5 Buchklub-Lesestufen“ und den Grundlagen von „Lesen fördern“ wurde den Lehrerinnen und Lehrern mit dieser methodisch-didaktisch aufbereiteten Sammlung von Sachtexten eine Unterstützung für praxisbezogenen und fächerübergreifenden Einsatz geboten.
Der erwähnte Stellenwert der Leseförderung an der Polytechnischen Schule lässt sich weiters anhand des Beispiels Wien skizzieren: Zu Schuljahresbeginn werden spezielle Leseförderprogramme erstellt und mit der Schulaufsicht kommuniziert bzw. genau dargestellt, wie Leseförderung am jeweiligen Standort durchgeführt wird (zB. Einrichtung zusätzlicher Leseförderstunden, intensive Förderung während des Unterrichts, Veranstaltung einer intensiven Lesewoche).
Der Akzent in den allgemein bildenden höheren Schulen (AHS) liegt auf dem Erwerb der fachspezifischen Lesekompetenz und bezieht sich auf Texte, die im Unterricht der Sachfächer verwendet werden und die gekennzeichnet sind durch hohe Informationsdichte, Abkürzungen und Fachbegriffe sowie komplexe Satzgefüge. Als ein Beispiel sei auf „Lesestrategien im Chemieunterricht“ hingewiesen http://www.literacy.at/fileadmin/literacy/redaktion/pdf/Chemie_Lesestrategie.pdf. Nachfolgend wird hingewiesen auf:
- Fördermaßnahmen im Unterricht sowie Förderkurse: Ausgehend vom Salzburger Lesescreening (SLS) fanden an den AHS zahlreiche Fördermaßnahmen im Unterricht sowie gezielte Förderkurse statt. Den Schulen wurden Unterrichtsmaterialien zur Leseförderung speziell im naturwissenschaftlichen Bereich angeboten, um die gemeinsame Verantwortung aller Lehrerinnen und Lehrer sichtbar zu machen.
- Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung: Im Rahmen von Fortbildungsveranstaltungen wurden Schulbibliothekarinnen und -bibliothekare mit entsprechenden Maßnahmen zur Leseförderung vertraut gemacht. Mehrere Symposien zum Thema „Literacy“ wurden veranstaltet, um auch den Einsatz moderner Medien zur Leseförderung zu propagieren.
- Integration von Leseförderung in allen Gegenständen: Grundsätzlich wird die Integration von Leseförderung in allen Gegenständen angestrebt. Im Herbst 2013 wird daher als nächster Schritt eine Handreichung für Schulbuchautorinnen und -autoren publiziert, die sich dem Anliegen „Lesen in allen Fächern“ auf der Sekundarstufe I widmet und verschiedene Anregungen und Grundlagen für die Implementierung von Leselernstrategien in allen Unterrichtsgegenständen bietet.
- Unterstützungsinstrumente zur „Vorwissenschaftlichen Arbeit“ auf der Sekundarstufe II: Ausgehend von der verpflichtenden „Vorwissenschaftlichen Arbeit“ als Teil der neuen Reifeprüfung (ab 2014/15) wurden umfassende Maßnahmen zur Erhöhung der Textkompetenz in der Sekundarstufe II gesetzt. Es wurde eine eigene Website http://www.ahs-vwa.at eingerichtet, die allen Lehrkräften sowie Schülerinnen und Schülern zur Verfügung steht und als Unterstützungsinstrument fungieren soll.
Im Bereich der berufsbildenden mittleren und höheren Schulen auf der Sekundarstufe II findet eine allgemeine Verstärkung der Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen von Deutschlehrkräften (Lesestrategien, Lesetechniken, Deutsch als Fremdsprache, Deutsch als Zweitsprache, Umgang mit Diagnoseverfahren) statt, jedoch bestehen keine speziellen Programme oder Schwerpunkte zur Leseförderung. „Leseverständnis“ wird in allen Gegenständen (insbesondere Textaufgaben in Angewandter Mathematik) miteinbezogen. Für den kontinuierlichen Aufbau von Lese-, Recherche-, Methoden- und Informationskompetenz in Hinblick auf die Diplomarbeit innerhalb der Reife- und Diplomprüfung kommt der Schulbibliothek als Ressource eine wichtige Bedeutung zu.
Hinsichtlich der Bildungsanstalten für Kindergartenpädagogik wird darauf hingewiesen, dass im Rahmen der Ausbildung besonderes Augenmerk auf eine Förderung der Vorläuferfertigkeiten bzw. des Entstehens einer leseförderlichen Haltung im Hinblick auf das künftige Berufsfeld gelegt wird. Wesentlich erscheint es die Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen auch zur entsprechenden „Elternbildung“ bzw. Stärkung der Erziehungsberechtigten zu befähigen, da davon auszugehen ist, dass Reime, Lieder, Fingerspiele und das Entdecken von Büchern und Geschichten zur Lesemotivation entscheidend beiträgt.
Vor dem Hintergrund gegebener knapper Zeitressourcen (in Form von Förderunterricht, Freigegenständen oder verbindlichen bzw. unverbindlichen Übungen) an den Berufsschulen und deren vielfältigen Organisationsformen wird in Wien beispielsweise seit mehreren Jahren die unverbindliche Übung „Medientraining“ angeboten, die eine Forcierung der Lesekompetenz zum Inhalt hat. Bis dato gab es auch eine enge Kooperation mit dem Buchklub. Die Beteiligung von Berufsschulen an Bewerben wie „Lese-Award“ zeigt engagierte Projekte und Erfolge.
Zu Fragen 15 und 16:
Schulen werden darin unterstützt, für Kinder mit anderer Erstsprache als Deutsch oder für genderspezifische Leseförderung lesefördernde Maßnahmen zu setzen und nach soziokulturellen sowie alters- und entwicklungsspezifischen Voraussetzungen zu differenzieren bzw. individuelle, etwa genderspezifische, Leseinteressen zu berücksichtigen und zu fördern. Lesekompetenzen müssen den individuellen Voraussetzungen und Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler (zB. Berücksichtigung von soziokultureller und lebensweltlicher Heterogenität, Mehrsprachigkeit und Interkulturalität) entsprechend differenziert erworben werden.
Die Lernvoraussetzungen von Schülerinnen und Schülern, deren Familiensprache mit der Bildungssprache Deutsch nicht ident ist, werden – vor allem in den ersten Lernjahren und im Zuge der Alphabetisierung auf Deutsch – berücksichtigt. Wenn es die Klassenzusammensetzung erlaubt und entsprechende Lehrkräfte zur Verfügung stehen, erfolgt Alphabetisierung unter Einbeziehung der Erstsprache bzw. eine zweisprachige Alphabetisierung. Sprachensteckbriefe dazu sind derzeit in 20 Sprachen verfügbar.
Um das Thema Lesen mit Kindern mit anderer Erstsprache als Deutsch an die Klassenlehrkräfte im Volksschulbereich vermehrt heranzubringen, wurde ein Fortbildungsangebot erstellt.
Für den berufsbildenden kaufmännischen Bereich wird auf die spezielle Förderung von Schülerinnen und Schülern mit Defiziten im Wege der unverbindlichen Übung „Unterstützendes Sprachtraining Deutsch (USD)“, in der insbesondere Leseförderung durchgeführt wird, und auf „Kompetenzorientiertes, eigenverantwortliches Lernen (KOEL)“ hingewiesen, das unter anderem ebenfalls für Leseförderung und andere Defizite in der Unterrichtssprache verwendet wird, hingewiesen.
Gendertypische Präferenzen und Lesemodi werden im Sinne einer entsprechenden Differenzierung im Textangebot oder in der Aufgabenstellung unterstützt, während gleichzeitig schrittweise an einer Erweiterung der Lesehaltungen über bestehende Geschlechterstereotypien hinaus gearbeitet wird. Hinsichtlich einer Sensibilisierung von Lehrerinnen und Lehrern für geschlechtsspezifische Leseförderung wird auf die Beantwortung der Frage 23 verwiesen.
Zu Frage 17:
Für die in der außerschulischen Jugendarbeit erfolgten Maßnahmensetzungen liegen dem Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur auch mangels Zuständigkeit keine Ergebnisse vor, für schulisches Lernen wird auf die Beantwortung der Fragen 1 bis 14 verwiesen.
Zu Frage 18:
Leseförderung ist für alle Schularten Leitthema bei Schulaufsichtskonferenzen und in der Qualitätsarbeit (Schulqualität Allgemeinbildung – SQA und Qualität in der Berufsbildung – QIBB). Speziell bei der Empfehlung der Fördermaßnahmen (zB. nach Anwendung des SLS) kommt der Schulaufsicht beratende und begleitende Rolle zu, die entsprechend wahrgenommen wird.
Zu Fragen 19 und 20:
Die Stärkung der Rolle der Schulbibliothek als ein multimediales Lern- und Informationszentrum, in dem mit verschiedenen, relevanten Medien vernetzt gearbeitet wird, ist eines der wichtigsten Themen in der Leseförderstrategie des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur, das die „Buch.Zeit“ Wels als einer unter den Pädagoginnen und Pädagogen bekannten und beliebten Servicestelle, in der sich pädagogisches Expertentum und Umsetzungsorientiertheit vereinen, eingesetzt hat. Durch diese Einrichtung erfolgt laufend Beratung von Pädagoginnen und Pädagogen bezüglich des Auf- und Ausbaus von Schulbibliotheken, des Bestandsausbaues der Medien sowie der Fragen zur Leseförderung.
Schulbibliotheken ermöglichen allen Schülerinnen und Schülern unabhängig von familiären Ressourcen den Zugang zu Medien und damit die Möglichkeit, die multimediale und multimodale Vielfalt an Themen und Texten entdecken und ausprobieren zu können. Schulbibliotheken stellen auch Bücher und andere Medien in den Herkunftssprachen der Schülerinnen und Schüler zur Verfügung. Schulbibliotheken sind zentrale Lernorte, welche die Rahmenbedingungen für forschendes Lernen, für offene Lernformen, fachübergreifendes Lernen und Projektunterricht schaffen und damit einen wichtigen Beitrag zur Schulqualität leisten.
Schulbibliotheken sind nicht nur Stätte des Wissenserwerbes, sondern Orte, an denen Lesen als soziale und kulturelle Praxis erfahrbar wird. Schulbibliotheken werden in allen Schularten und -stufen sowie Unterrichtsgegenständen unterrichtsbegleitend genutzt. Zudem sollen sie den Schülerinnen und Schülern Möglichkeiten und Anregungen zur individuellen Lektüre und der Entlehnung von Büchern und Medien bieten. Kinder- und Jugendliteratur bzw. altersadäquate Texte können mittels verschiedener Medien (Bücher, Zeitungen, Zeitschriften, Magazine, Comics, digitaler Speichermedien, Internet etc.) und vielfältiger Vermittlungsformen (Hörspiel, multimediale und interaktive Umsetzungen von Literatur in Form aktueller digitaler Darstellungsmöglichkeiten wie ausgewählte Filme, Computerspiele etc.) in allen Schularten und -stufen angeboten werden. Es ist das Wesen der Schulbibliothek, über die unterrichtsbegleitende Funktion hinaus, den Schülerinnen und Schülern Möglichkeiten und Anregungen zum weiterführenden Lesen und zur Nutzung aller Medien zu geben. An österreichischen Schulen sind hoch motivierte und gut ausgebildete Schulbibliothekarinnen und -bibliothekare tätig, die mit den Kolleginnen und Kollegen anderer Schulen in Austausch stehen und Fortbildungen nutzen.
Bei allen Planungen von Bau- und Sanierungsvorhaben an allgemein bildenden höheren Schulen kommt der Schulbibliothek als zentralem Lernort des selbständigen Wissenserwerbs mit Hilfe (multimedialer) Medien und der Kommunikation große Bedeutung zu. Es wurden 22 neue Schulbibliotheken seit 2007 als „zentrale Schulbibliothek an höheren Schulen unter Mitarbeit von Schülerinnen und Schülern“ genehmigt. Bei weiteren 8 Schulen wurde eine Änderung der Größenordnung (größeres Medienangebot, mehr betreute Öffnungszeit) vorgenommen. Im Zeitraum seit 2007 wurden im Zuge von Neu-, Zu- und Umbaumaßnahmen an allgemein bildenden höheren Schulen 37 Schulbibliotheken adaptiert bzw. neu eingerichtet. Im Zuge von Neu-, Zu- und Umbaumaßnahmen an berufsbildenden mittleren und höheren Schulen wurden ab dem Jahr 1999 dem Raumprogramm entsprechend 77 Bibliotheken (HAK: 27, HTL:18, HUM: 16, BSZ: 14, BAKIP: 2) errichtet und eingerichtet.
Zu Frage 21:
Projekte zur Leseerziehung und Leseförderung sowie zur Verbesserung der Lesekompetenz des Österreichischen Buchklubs der Jugend wurden im Jahr 2007 mit EUR 60.000,00, in den Jahren 2008 bis 2012 jeweils mit EUR 65.000,00 und im Jahr 2013 bislang mit EUR 30.000,00 gefördert.
Dem Büchereiverband Österreich wurden für das Projekt „Österreich liest – Treffpunkt Bibliothek“ im Jahr 2007 EUR 156.284,27, im Jahr 2008 EUR 156.187,00, im Jahr 2009 EUR 154.087,00, im Jahr 2010 EUR 152.333,00, im Jahr 2011 EUR 120.000,00 und im Jahr 2012 EUR 133.860,00 an Fördermitteln ausbezahlt; Für 2013 sind EUR 120.000,00 vorgesehen. Ferner erhielt der Büchereiverband Österreich projektbezogen Lese- und Literaturförderung im Jahr 2007 in Höhe von EUR 60.000,00 sowie in den Jahren 2008 bis 2012 jeweils in Höhe von EUR 66.000,00; Für 2013 sind EUR 66.000,00 vorgesehen.
Dem Österreichischen Bibliothekswerk wurden im Rahmen von Basisförderungen für Projekte wie „Leselandschaft“ und die der Fortbildung und Beratung von Schulbibliotheken dienenden „Bibliotheksnachrichten“ in den Jahren 2007 bis 2009 jeweils EUR 100.000, im Jahr 2010 EUR 117.400, in den Jahren 2011 und 2012 jeweils EUR 118.000,00 und im Jahr 2013 bislang EUR 68.000,00 ausbezahlt.
Die Buchmesse BuchWien wurde für die Lesefestwoche, den Schwerpunkt 2009 „Neue Medien“ und das Kinder- und Jugendprogramm im Jahr 2008 mit EUR 35.000,00, im Jahr 2009 und im Jahr 2010 jeweils mit EUR 49.500,00 sowie im Jahr 2011 und im Jahr 2012 jeweils mit EUR 50.000,00 gefördert.
Der Verein „I geh Lesen“ wurde für CD-ROM Sachtexte und das Projekt „Wenn wir die Chance dazu hätten“ im Jahr 2007 mit Fördermitteln in Höhe von EUR 460,00 und EUR 3.000,00 unterstützt. Für Lesematerialien für 10-12jährige und 13-15jährige wurden dem Verein „I geh Lesen“ im Jahr 2008 Fördermittel in Höhe von EUR 5.000,00 und für die Werkstattreihe „AbenteuerSchreiben“ im Jahr 2009 Fördermittel in Höhe von EUR 2.500,00 ausbezahlt.
Das Projekt „Medienpuzzle“ der Buchkultur Verlagsgesellschaft m.b.H. wurde im Jahr 2007 mit EUR 20.000,00 und das Projekt „Literaturinformation an Schulbibliotheken“ im Jahr 2008 mit EUR 7.689,60 und im Jahr 2009 mit EUR 2.500,00 gefördert.
Für das Projekt „LesepartnerInnen“ wurden dem Institut Neulandschulen im Jahr 2007 Fördermittel in Höhe von EUR 200,00 ausbezahlt.
An das Institut für bilinguale Leseanimation wurden im Jahr 2011 für das Familien-Lernhilfe-Projekt „Das mobile Buch“ Fördermittel in Höhe von EUR 3.000,00 ausbezahlt.
Für das Projekt „Leseförderung in der schulischen Kinder- und Jugendarbeit“ wurden an die Kinderfreunde Österreich im Jahr 2012 Fördermittel in Höhe von EUR 10.000,00 ausbezahlt.
Das Forum Katholischer Erwachsenenbildung wurde für Initiativen zur Sprach- und Leseförderung in der Elternbildung im Jahr 2012 mit EUR 58.000,00 und im Jahr 2013 bislang mit EUR 42.700,00 gefördert.
Für das Projekt „Schreiben und Lesen lernen leicht gemacht - Praxisbuch für KursleiterInnen“ erhielt der Verein „biv-integrativ - Akademie für integrative Bildung“ im Jahr 2009 Fördermittel in Höhe von EUR 14.993,00 und im Jahr 2010 Fördermittel in Höhe von EUR 8.240,00.
Für das Projekt „StadtLesen – Lesen im urbanen Raum“ wurden der Innovationswerkstatt Sebastian Mettler im Jahr 2009 Fördermittel in Höhe von EUR 25.000,00 und im Jahr 2010 für das Projekt „StadtLesen 2012“ in Höhe von EUR 3.000,00 ausbezahlt.
Zu Frage 22:
Unter Hinweis auf die allgemeinen Ausführungen in Beantwortung der Fragen 1 bis 14 ist zu bemerken, dass das „Lesen“ als methodisch-didaktisches Thema in der Lehrerinnenaus- und -fortbildung behandelt wurde und wird, die Pädagogische Hochschulen innerhalb des Ziel- und Leistungsplanes „Leseförderung“ als Leitthema realisieren und im Bereich der Ausbildung die Grundlagen und Voraussetzungen für den Erwerb des Lesens und Schreibens Inhalte vornehmlich der Deutsch-Didaktik-Lehrveranstaltungen im Rahmen der von den Pädagogischen Hochschulen zur erlassenden Curricula sind.
Ferner findet zum Aufbau und zur Absicherung der entsprechenden Kompetenzen der Pädagoginnen und Pädagogen im Zusammenhang mit den Bildungsstandards adressatenzentriert (schulintern, schulübergreifend, regional, bundesländerweise oder bundesweit bzw. trägerbezogen) Fortbildung statt. Dabei kommt der Koordinationsstelle Lesen (KsL) – sie plant und strukturiert Fortbildungsmaßnahmen und führt jährlich ein Symposium durch, das unter anderem in Workshops Projektplanung ermöglicht – eine bedeutende Rolle zu.
Ein Rahmencurriculum für einen
Lehrgang zur Ausbildung von Lesepädagoginnen und
-pädagogen wurde vor einiger Zeit auf Initiative der ua. für
Grundschule zuständigen Abteilung des Ministeriums mit der
Koordinationsstelle Lesen (KsL) mit dem Ziel konzipiert: Ein/e
Lese-Pädagoge/Pädagogin an „jedem“ Standort auch als
Anlaufstelle für Kolleginnen und Kollegen sowie als Multiplikatorin bzw.
Multiplikator an der eigenen Schule. Der Lehrgang umfasst 5 Bereiche:
Leselernprozess, Förderung der Lesekompetenz auf Basis der
Individualisierung, Lesemotivation, Lehrplan, Angewandtes Lesen.
An den Pädagogischen Hochschulen erfolgt gezielte Forschung, deren Ergebnisse in der Lehre disseminiert und diskutiert werden.
Besonders bedeutsam erscheint es dem Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur, das auch für die Ausbildung der Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen zuständig ist, die Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen zur entsprechenden „Elternbildung“ bzw. Stärkung der Erziehungsberechtigten zu befähigen, da davon auszugehen ist, dass Reime, Lieder, Fingerspiele und das Entdecken von Büchern und Geschichten zur Lesemotivation entscheidend beiträgt.
Zu Frage 23:
Neben den in der Beantwortung der vorstehenden aber auch nachfolgenden Fragen genannten Maßnahmen wurde vor dem Hintergrund der Ergebnisse internationaler Vergleichsstudien und zur Sicherstellung einer geschlechtersensiblen Leseförderung 2007 die Publikation „Gender und Lesen. Geschlechtersensible Leseförderung: Daten, Hintergründe und Förderungsansätze“ (http://www.bmukk.gv.at/medienpool/15230/genderlesenwebfassung.pdf) vom Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur herausgegeben. Die Publikation „Gender und Lesen“ liefert wissenschaftliche Grundlagen für die Auseinandersetzung mit Geschlechterdifferenzen beim Lesen sowie Prinzipien und Praxisanregungen für eine geschlechtersensible Leseförderung durch Lehrerinnen und Lehrer, die Burschen fördert, aber die Mädchen nicht benachteiligt.
2009 wurde weiters die Publikation “Praxismappe Lesen. Unterrichtsbeispiele für die Förderung der Lesemotivation von Mädchen und Buben in der 5. und 6. Schulstufe.“ vom Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur herausgegeben (http://pubshop.bmukk.gv.at/detail.aspx?id=364).
Zu Frage 24:
Dazu wird auf die teilweise auch zu anderen Fragen bereits erfolgten Anmerkungen zur Rolle der Schulaufsicht, zur Qualitätsarbeit (Schulqualität Allgemeinbildung – SQA und Qualität in der Berufsbildung – QIBB) und zur Thematisierung der Leseerziehung in Konferenzen hingewiesen. Besondere Aufgaben kommen dabei der Koordinationsstelle Lesen (KsL) zu.
Die Begleitung für die allgemein bildenden höheren Schulen und die Sekundarstufe II erfolgte zusätzlich durch die Expertinnen und Experten der Pädagogischen Hochschulen. Im Rahmen von entsprechenden Veranstaltungen wurden Rückmeldungen, Informationsaustausch und weiterführende Konzeptionen dargelegt. Kostenintensive Evaluationen wurden aufgrund der budgetären Rahmenbedingungen nicht durchgeführt.
Zu Frage 25:
Die unter anderem für Elementarpädagogik, Grundschule und Bildungsanstalten für Kindergartenpädagogik zuständige Abteilung des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur koordiniert diese genannten Prozesse mit den anderen Fachabteilungen des Ministeriums, der Schulaufsicht und den Lesenetzwerken unter Einbindung von Expertinnen und Experten.
Zu Frage 26:
Ein vergleichbares Gremium wird thematisch weitergeführt, Kontakte finden anlassbezogen statt, besonders auch im Zusammenhang mit umfassender Sprachförderung.
Zu Frage 27:
Die genannte Stelle besteht weiter, ist jedoch hinsichtlich der Leitung an der Pädagogischen Hochschule Wien verortet und wurde inhaltlich auf die „Übergänge“ von Kindergarten in Schule und von Grundschule in die Sekundarstufe I ausgeweitet. Die Koordinationsstelle Lesen (KsL) arbeitet im Auftrag des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur als bundesweites Netzwerk mit Expertinnen und Experten aus der Lehrerbildung an Pädagogischen Hochschulen und mit Vertreterinnen und Vertretern aus der Praxis und der Schulaufsicht und ist vernetzt mit anderen Leseinstitutionen. Mit der Entwicklung bzw. Unterstützung einer nachhaltigen Lesekultur im Rahmen der Fortbildung leistet sie wesentliche Beiträge zur Leseförderung und führt jährlich ein Symposium durch.
Zu Fragen 28 und 29:
Alle Schularten sind im Projekt Literacy des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur integriert, Grundschulen und Hauptschulen/Neue Mittelschulen werden zusätzlich durch die Koordinationsstelle Lesen (KsL) betreut. Derzeit wird an der Umsetzung der Lesefördermaßnahmen im Bereich der gesamten Sekundarstufe gearbeitet.
Zu Frage 30:
Österreich beteiligt sich an internationalen Assessments und Leistungsvergleichen, im Zuge derer unter anderem auch die Lesekompetenz von Schülerinnen und Schülern bzw. der erwachsenen Bevölkerung, gemessen wird. Im Detail handelt es sich um
- Studien der OECD PISA 2009, PISA 2012 und PISA 2015 (OECD – Programme for International Student Assessment)
- Studie der IEA PIRLS 2011 (IEA – Progress in Reading Literacy Study) und
- Studie der OECD PIAAC (OECD – Programme for International Assessment of Adult Competencies).
Was das Bundesinstitut für Bildungsforschung, Innovation und Entwicklung des österreichischen Schulwesens (BIFIE) im Kontext Lesekompetenz bzw. auch Sprachkompetenz anbelangt so wird hingewiesen auf:
- Nationaler Bildungsbericht, insbesondere 2012 (Lesekompetenz, Leseunterricht und Leseförderung im österreichischen Schulsystem)
- Evaluation der Schuleingangsstufe (noch nicht abgeschlossen)
- BIFIE-Report 1 & 2/2009: Evaluation des Projekts „Frühe sprachliche Förderung im Kindergarten“
- BIFIE-Report 5/2010: Evaluation des Projekts „Frühe sprachliche Förderung im Kindergarten“
- BIFIE-Report 8/2011: Begleitende Evaluation des Projekts „Frühe sprachliche Förderung im Kindergarten“
- Frühkindliche Sprachstandsfeststellung – Konzept und Ergebnisse der systematischen Beobachtung im Kindergarten (2009), Breit, Simone (Hrsg.)
Ferner wurden im Rahmen der Language Education Policy (LEPP) Initiative des Europarats als Ergebnisse dieses mehrjährigen Entwicklungsprozesses eine Analyse der Sprachensituation in Österreich in Form eines Länderberichts (http://www.coe.int/t/dg4/linguistic/Source/Austria_CountryReport_final_DE.pdf) sowie Empfehlungen in Form eines Länderprofils (http://www.oesz.at/download/publikationen/Themenreihe_4.pdf) erstellt (Länderbericht Sprach- und Sprachunterrichtspolitik in Österreich: Ist-Stand und Schwerpunkte, Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur, Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung und Österreichisches Sprachen-Kompetenz-Zentrum, 2008; Sprach- und Sprachunterrichtspolitik in Österreich. Länderprofil, Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur, Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung und Österreichisches Sprachen-Kompetenz-Zentrum, 2009).
Das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur hat weiters den Österreichischen Buchklub der Jugend im Bereich Family Literacy mit einer Bestandsaufnahme nationaler und internationaler Projekte beauftragt (http://www.lesepartnerinnen.at/Materialien/Bestandsaufnahme-Family-Literacy/Bestandsaufnahme-Family-Literacy.pdf).
Die Universität Wien wurde mit der Studie „Sprachstandsfeststellungsverfahren. Marion Döll/ Inci Dirim“ und die Private Pädagogische Hochschule der Diözese Linz, Institut Forschung und Entwicklung mit dem „Evaluierungsbericht: Kriteriengeleitete Individualisierung des Leselernprozesses (KIL) Ute Vogl, Clemens Seyfried, Linz 2011“ beauftragt.
Für den berufsbildenden Bereich ist auf das Forschungsprojekt „Didaktisches Coaching“ zusammen mit der Universität Graz (Germanistik, Dr. Schmölzer-Eibinger) zum Thema Sprache und Lernen im Fachunterricht (Didaktische Konzepte zur Sprachförderung) hinzuweisen.
Die Bundesministerin:
Dr. Claudia Schmied eh.