15446/AB XXIV. GP
Eingelangt am 19.11.2013
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BM für Inneres
Anfragebeantwortung
Frau
Präsidentin des Nationalrates
Mag.a Barbara Prammer
Parlament
1017 Wien
GZ: BMI-LR2220/0852-III/3/a/2013
Wien, am . November 2013
Der Abgeordnete zum Nationalrat Mag. Johann Maier, Genossinnen und Genossen haben am 19. September 2013 unter der Zahl 15987/J an mich eine schriftliche parlamentarische Anfrage betreffend „Sicherheit von Reisepässen - Zahlen für das Jahr 2012“ gerichtet.
Diese Anfrage beantworte ich nach den mir vorliegenden Informationen wie folgt:
Zu Frage 1:
Das
Niveau hinsichtlich Sicherheit gegen Verfälschungen bzw.
Totalfälschungen ist inner-
halb der EU-Mitgliedstaaten vergleichbar. Im Jahr 2012 wurden die meisten
Fälschungen von Reisepässen aus den EU-Mitgliedstaaten Slowenien,
Großbritannien, Frankreich, Bulgarien, Tschechische Republik,
Österreich, Italien, Griechenland, Slowakei, Schweden, Litauen, Belgien,
Rumänien, Finnland, Spanien und Dänemark entdeckt.
Aktuell auftretende Fälschungen sind mit jenen der letzten Jahre vergleichbar. Verstärkt konnten qualitativ hochwertige 122 Stück „teilweise Totalfälschungen“ durch Auswechslung der gesamten Datenseite, 47 Stück „Totalfälschungen“ des gesamten Dokumentes sowie 41 Stück „Verfälschungen durch Lichtbildauswechslungen“ festgestellt werden.
Zu Frage 2:
Das Sicherheitsniveau von Reisepässen, die von Drittstaaten ausgegeben werden, ist mit dem von den EU-Mitgliedstaaten ausgegebenen weitgehend vergleichbar.
Zu Frage 3:
Bei den meisten im Jahr 2012 in Österreich entdeckten Fälschungen von Reisepässen aus Drittstaaten handelt es sich um Reisepässe aus Sri Lanka, Pakistan, Nigeria, Türkei, Kroatien, China, Indien, Somalia, Irak und Bangladesch.
Aktuell
auftretende Fälschungen beziehen sich verstärkt auf qualitativ
hochwertige 29 Stück „teilweise Totalfälschungen“ durch
Auswechslung der gesamten Datenseite, 17 Stück „Ver-
fälschungen durch Lichtbildauswechslungen“ sowie 15 Stück
„Totalfälschungen“ des gesamten Dokumentes.
Zu Frage 4:
Die
häufigste Form von „Fälschungen“ bei Reisepässen ist
das Anfertigen von „teilweisen Totalfälschungen durch die
Auswechslung der gesamten Datenseite“, das Anfertigen von
„Gesamt-Totalfälschungen“ sowie „Verfälschungen
durch einen Tausch des Lichtbildes“. Zusätzlich lassen sich in
niedriger Anzahl weitere Verfälschungsarten – wie z. B. Aus-
stellungen gestohlener Blankodokumente, Abänderungen von Dateneintragungen
oder die Entfernung einzelner Buchseiten - feststellen.
In Österreich wurden im Jahr 2012 ca. 320 gefälschte Reisepässe festgestellt. Im Übrigen wird auf die Beantwortung der Fragen 1 und 3 verwiesen.
Zu den Fragen 5 und 6:
Im
Jahr 2012 wurden in Österreich 13 gefälschte österreichische
Reisepässe den öster-
reichischen Behörden zur Kenntnis gebracht.
Es werden keine Aufzeichnungen geführt, die Aufschluss darüber geben, in welchen Ländern gefälschte österreichische Reisepässe entdeckt wurden.
Zu den Fragen 7 und 8:
Im Jahr 2012 wurden im Bundeskriminalamt und in den Landeskriminalämtern in Österreich elf nicht autorisiert ausgestellte Reisepässe (Blankofälschungen) untersucht. Dabei handelte es sich um zwei Reisepässe aus Kroatien und jeweils einen Reisepass aus Österreich, Großbritannien, Italien, Griechenland, Deutschland, Mazedonien, Bangladesch, Pakistan bzw. Nigeria.
Aus anderen EU-Mitgliedstaaten liegen dazu keine Erkenntnisse vor.
Zu Frage 9:
|
Feststellung gefälschter oder verfälschter nichtösterreichischer Pässe bei fremden- oder sicherheitsbehördlichen Kontrollen im Jahr 2012 |
|
|
Afghanistan |
5 |
|
Ägypten |
3 |
|
Albanien |
1 |
|
Algerien |
2 |
|
Bangladesch |
4 |
|
Belgien |
15 |
|
Bosnien und Herzegowina |
1 |
|
Bulgarien |
11 |
|
China |
6 |
|
Dänemark |
5 |
|
Deutschland |
4 |
|
Estland |
1 |
|
Finnland |
3 |
|
Frankreich |
32 |
|
Ghana |
5 |
|
Griechenland |
5 |
|
Großbritannien und Nordirland |
30 |
|
Honduras |
1 |
|
Indien |
5 |
|
Irak |
1 |
|
Iran |
6 |
|
Italien |
18 |
|
Japan |
4 |
|
Jemen |
1 |
|
Kosovo |
2 |
|
Kroatien |
1 |
|
Lettland |
4 |
|
Litauen |
5 |
|
Malaysia |
2 |
|
Mongolei |
1 |
|
Niederlande |
3 |
|
Nigeria |
9 |
|
Norwegen |
1 |
|
Pakistan |
9 |
|
Polen |
1 |
|
Portugal |
1 |
|
Rumänien |
7 |
|
Russische Föderation |
2 |
|
Schweden |
16 |
|
Senegal |
1 |
|
Serbien |
4 |
|
Singapur |
3 |
|
Slowakei |
5 |
|
Slowenien |
26 |
|
Spanien |
5 |
|
Syrien |
3 |
|
Tschechische Republik |
9 |
|
Türkei |
10 |
|
Ungarn |
4 |
Zu den Fragen 10 bis 14:
Derartige Statistiken werden nicht geführt.
Zu Frage 15:
Im Jahre 2012 wurden 665 Fälle von Fälschungen von Reisedokumenten und 243 Fälle von Fälschungen von Einreise- bzw. Aufenthaltstitel zur Anzeige gebracht.
|
Ermittelte Tatverdächtige im Jahr 2012 |
Fälschung von |
Fälschung von |
|
Tatverdächtige gesamt |
573 |
265 |
|
Österreichische Staatsbürger |
20 |
5 |
|
Fremde Staatsangehörige |
553 |
260 |
|
Afghanistan |
33 |
11 |
|
Ägypten |
12 |
5 |
|
Albanien |
18 |
4 |
|
Algerien |
10 |
1 |
|
Argentinien |
- |
- |
|
Armenien |
2 |
2 |
|
Aserbaidschan |
- |
2 |
|
Bangladesch |
6 |
2 |
|
Belarus |
3 |
- |
|
Belgien |
1 |
- |
|
Bosnien-Herzegowina |
8 |
1 |
|
Brasilien |
- |
2 |
|
Bulgarien |
3 |
- |
|
China |
5 |
4 |
|
Cote d'Ivoire |
5 |
4 |
|
Deutschland |
8 |
- |
|
Eritrea |
1 |
- |
|
Gambia |
1 |
- |
|
Georgien |
20 |
2 |
|
Ghana |
2 |
1 |
|
Großbritannien |
2 |
- |
|
Guinea |
1 |
- |
|
Indien |
10 |
9 |
|
Irak |
13 |
2 |
|
Iran |
52 |
45 |
|
Israel |
1 |
- |
|
Italien |
6 |
- |
|
Jemen |
- |
1 |
|
Jordanien |
- |
2 |
|
Kamerun |
- |
2 |
|
Kolumbien |
1 |
1 |
|
Kongo |
- |
- |
|
Kongo - Demokratische Republik |
1 |
- |
|
Kosovo |
13 |
12 |
|
Kroatien |
3 |
- |
|
Libanon |
- |
1 |
|
Liberia |
4 |
3 |
|
Litauen |
2 |
- |
|
Marokko |
7 |
2 |
|
Mazedonien |
6 |
- |
|
Moldau |
13 |
- |
|
Mongolei |
- |
3 |
|
Montenegro |
1 |
- |
|
Nepal |
2 |
1 |
|
Nigeria |
31 |
14 |
|
Pakistan |
27 |
10 |
|
Polen |
3 |
2 |
|
Portugal |
- |
- |
|
Rumänien |
21 |
6 |
|
Russische Föderation |
11 |
1 |
|
Schweiz |
1 |
- |
|
Senegal |
1 |
- |
|
Serbien |
79 |
64 |
|
Sierra Leone |
3 |
1 |
|
Slowakei |
4 |
- |
|
Slowenien |
4 |
1 |
|
Somalia |
17 |
7 |
|
Sonstige Staatsangehörigkeit |
7 |
1 |
|
Sri Lanka |
7 |
9 |
|
Staatenlos |
4 |
1 |
|
Südafrika |
- |
1 |
|
Sudan |
2 |
1 |
|
Syrien |
17 |
3 |
|
Tschechische Republik |
3 |
- |
|
Tunesien |
4 |
2 |
|
Türkei |
13 |
9 |
|
Ukraine |
9 |
1 |
|
Ungarn |
6 |
- |
|
Ungeklärte Staatsangehörigkeit |
3 |
- |
|
Vietnam |
- |
1 |
Zu Frage 16:
Biometrische
Erkennungsverfahren werden in keinem Mitgliedstaat flächendeckend ein-
gesetzt. Artikel 7 der EU-Verordnung Nr. 562/2006 (Schengener Grenzkodex) legt
fest, dass beim Überschreiten der Außengrenze alle Personen einer
Mindestkontrolle unterzogen werden, welche die Feststellung ihrer
Identität anhand der vorgelegten oder vorgezeigten Reisedokumente
ermöglicht. Bulgarien, Estland, Deutschland, Finnland, Frankreich, Nieder-
lande, Portugal, Spanien, Tschechien und das Vereinigte Königreich haben
System zur biometrischen Identitäts- bzw. Grenzkontrolle an einigen
Flughäfen im Einsatz. In Belgien, Irland und Österreich (im Rahmen
des KIRAS-Projektes „Future Border Control“ am Flughafen
Wien-Schwechat) gibt es ein diesbezügliches Pilotprojekt.
Zu den Fragen 17 bis 20:
Die
Ende Juni 2009 in Kraft getretene Verordnung (EG) Nr. 444/2009 des
Europäischen Parlaments und des Rates vom 28.5.2009 zur Änderung der
Verordnung (EG) Nr. 2252/2009 des Rates über Normen für
Sicherheitsmerkmale und biometrische Daten in von den Mitgliedstaaten
ausgestellten Pässen und Reisedokumenten, welche die Erleichterung der
Grenzkontrolle bezweckt, sieht vor, dass biometrische Daten in Pässen und
Reise-
dokumenten nur verwendet werden, um die Authentizität des Passes oder
Reisedokuments zu prüfen und die Identität des Inhabers durch direkt
verfügbare abgleichbare Merkmale zu überprüfen, wenn die Vorlage
eines Passes oder Reisedokuments gesetzlich vorgeschrieben ist. Die
Zusammenführung von Daten aus verschiedenen Systemen und Kontexten oder
die Schaffung einer zentralen europäischen Passdatei stehen derzeit nicht
in Diskussion.
Zu Frage 21:
Durch den Einsatz der österreichischen Dokumentenberater im Ausland wurden im Jahre 2012 aufgrund der von den eingesetzten Dokumentenberatern abgegebenen Empfehlungen durch das Personal der Fluglinien insgesamt 1.597 Passagiere von Flügen nach Österreich aufgrund gefälschter Reisedokumente bzw. Nichteinhaltung der Einreisebestimmungen ausgeschlossen. Im Zuge der Tätigkeiten der Dokumentenberater wurden insgesamt 350 ge- und verfälschte Reisedokumente bzw. falsche Visa aufgedeckt.
Durch die von den Dokumentenberatern durchgeführten Schulungen für Personal von Einwanderungs- und Exekutivbehörden in den von illegaler Migration auf dem Luftweg betroffenen Ausgangsstaaten, konnte eine ausgezeichnete bilaterale Zusammenarbeit etabliert und das Niveau der dortigen Dokumentenkontrollen wesentlich gesteigert werden. Insgesamt konnte durch diese Maßnahme ein sehr deutlicher Erfolg gegen die illegale Migration auf dem Luftweg erzielt werden.
Zu Frage 22:
Aus urkundentechnischer Sicht wurden bislang keine Probleme bei in- und ausländischen Hochsicherheitspässen festgestellt.
Zu Frage 23:
Die Datenträger der österreichischen Sicherheitspässe mit Chip, welche im Zeitraum von 16. Juni 2006 bis einschließlich 29.März 2009 ausgestellt wurden, verfügen zusätzlich zu den verpflichtenden Sicherheitsmerkmalen über einen Kopierschutzmechanismus (Active Autentication), wodurch kopierte Daten eindeutig als Fälschungsversuch erkannt werden können. Weiters wird das nachträgliche Speichern von Daten auf einem Reisepassdatenträger durch einen unumkehrbaren Schreibschutz verhindert. Bei österreichischen Hochsicherheitspässen mit Fingerabdruck, welche seit 30. März 2009 ausgestellt werden, wird die so genannte "Chip Authentication" eingesetzt, welche überdies eine stärkere Verschlüsselung des Datenverkehrs ermöglicht.
Zu Frage 24:
Im Jahr 2012 ablaufende Reisepässe:
|
Burgenland |
16.962 |
|
Kärnten |
35.957 |
|
Niederösterreich |
96.631 |
|
Oberösterreich |
82.593 |
|
Salzburg |
38.200 |
|
Steiermark |
71.816 |
|
Tirol |
49.245 |
|
Vorarlberg |
26.330 |
|
Wien |
126.632 |
|
Gesamt: |
544.366 |
Im Jahr 2012 wurden 814.902 gewöhnliche Reisepässe (Kinderpässe mit eingerechnet) neu ausgestellt.
Anzahl der bis zum Stichtag 31.12.2012 ausgestellten gewöhnlichen Reisepässe mit Chip:
|
Burgenland |
145.169 |
|
Kärnten |
290.844 |
|
Niederösterreich |
902.775 |
|
Oberösterreich |
787.991 |
|
Salzburg |
282.575 |
|
Steiermark |
652.991 |
|
Tirol |
373.981 |
|
Vorarlberg |
203.069 |
|
Wien |
849.573 |
|
Gesamt |
4.488.968 |
Anzahl der bis zum Stichtag 31.12.2012 ausgestellten Kinderpässe mit Chip:
|
Burgenland |
21.340 |
|
Kärnten |
44.587 |
|
Niederösterreich |
132.217 |
|
Oberösterreich |
121.701 |
|
Salzburg |
48.005 |
|
Steiermark |
91.269 |
|
Tirol |
68.178 |
|
Vorarlberg |
40.450 |
|
Wien |
134.182 |
|
Gesamt |
701.929 |
Zu Frage 25:
Nach den derzeit vorliegenden Zahlen sind im Jahr 2012 129 Reisepässe während der RSb-Zustellung auf dem Postweg in Verlust geraten. Solche Reisepässe werden europaweit zur Fahndung ausgeschrieben. Der am Postweg in Verlust geratene Reisepass wird dem Bürger kostenfrei ersetzt.
Zu Frage 26:
208
Zu Frage 27:
Es ist richtig, dass ein Exekutivbediensteter am Flughafen Wien-Schwechat gegen Bezahlung fingierte Einreise- und Ausreisestempel angebracht hat. Der Exekutivbedienstete wurde wegen des Verbrechens nach § 302 StGB zu einer rechtskräftigen Freiheitsstrafe von 2 Jahren verurteilt, wodurch die Rechtsfolge des Amtsverlustes eintrat.
Zu Frage 28:
In den Jahren 2010 bis 2012 waren – mit Ausnahme des in der Beantwortung zu Frage 27 angeführten Falles – keine Mitarbeiter des Innenressorts und der Polizei an der Manipulation von Pässen oder anderen Einreisedokumenten sowie Aufenthaltstitel beteiligt und wurden disziplinarrechtlich oder strafrechtlich verfolgt.