1951/AB XXIV. GP

Eingelangt am 02.07.2009
Dieser Text wurde elektronisch übermittelt. Abweichungen vom Original sind möglich.

BM für Unterricht, Kunst und Kultur

Anfragebeantwortung

 

Bundesministerium für

Unterricht, Kunst und Kultur

 

 

 

Frau

Präsidentin des Nationalrates

Mag. Barbara Prammer

Parlament

1017 Wien

 

Geschäftszahl:

BMUKK-10.000/0159-III/4a/2009

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wien, 1. Juli 2009

 

 

Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 1945/J-NR/2009 betreffend Konsequenzen aus den in Österreich durchgeführten PIRLS-Studien, die die Abg. Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen am 6. Mai 2009 an mich richteten, wird wie folgt beantwortet:

 

Zu Fragen 1 und 2:

Die Ergebnisse internationaler Assessment-Studien sind selbstverständlich in die Beratungen der Expertinnen- und Expertenkommission eingezogen worden.

 

Zu Frage 3:

Die Kosten zur Durchführung eines PIRLS-Zyklus an österreichischen Schulen liegen bei ca. 1,2 Mio. EUR.

 

Zu Fragen 4 und 5:

Es wurden seit der ersten PIRLS-Studie in Österreich keine begleitenden Längsschnitt-Studien durchgeführt. Es sind mir nicht alle Begründungen für die damalige Entscheidung einer Nichtdurchführung bekannt, jedenfalls sind solche sehr ressourcenintensive Longitudinalstudien kein Bestandteil des internationalen Assessment-Projektes, und meinen Informationen nach wurde auch kein Projektantrag für eine entsprechende nationale Zusatzstudie gestellt.

 


Zu Fragen 6 bis 8:

Die Konsequenzen der Ergebnisse internationaler Assessment-Studien, daher auch der PIRLS-Studie, bestehen in den verschiedenen Reforminitiativen zur Weiterentwicklung des österreichischen Schulsystems. Diese Studien liefern keine bestimmten Handlungsanweisungen bzw. „Rezepte“, sondern haben die Wissensbasis über die Stärken und Schwächen der österreichischen Schulen wesentlich erweitert. Auf der Grundlage dieses durch den internationalen Vergleich erweiterten Wissens lassen sich Reformen gezielt und effektiv planen und durchführen. Im Sinne einer Intensivierung der Maßnahmen zur Leseförderung wurde beispielsweise im September 2008 eine „Koordinationsstelle für Lesen und Schulbibliotheken“ eingerichtet, die an der Entwicklung von nachhaltigen Konzepten für den Unterricht arbeitet. Im Rahmen der Lehrerinnenfort- und Lehrerinnenweiterbildung für Grundschullehrkräfte etwa wurden seit 2006 als Symposien Multiplikatorinnen- und Multiplikatorenveranstaltungen zu den Themen „Sachtexte bearbeiten und verstehen“, PI Salzburg; „Wo geht´s hier (z)um Lesen?“ Trends, Entwicklungen und Modelle zur aktuellen Lesedidaktik, bifeb Strobl; „Lirum larum Löffelstiel“ Sprache als Basis für den Leselernprozess, bifeb Strobl; „Auf den Anfang kommt es an“ Lesesozialisation: Fakten – Fragen – Impulse, bifeb Strobl durchgeführt. Daher, als eine wertvolle Wissensgrundlage über unser Schulsystem im Sinn faktenbasierter Reformarbeit, halte ich die Teilnahme an Assessment-Studien, wie PIRLS, für notwendig.

 

Zu Frage 9:

Die Tests der PIRLS-Studie beruhen auf definierten Kompetenzbereichen, die jene Kompetenzen im Bereich der Lesefähigkeiten enthalten, die international von Expertinnen und Experten als wesentlich für die entsprechende Schulstufe erachtet werden. Die nationale Verträglichkeit der Tests wird durch die Einbeziehung nationaler Expertinnen- und Expertengruppen sichergestellt. Sowohl bei der Erstellung der Frameworks werden die Rückmeldungen nationaler Expertinnen und Experten berücksichtigt, als auch bei der Entwicklung der Testaufgaben (Items). Bei Letztem können erstens national erstellte Items in den Itempool eingebracht werden. Zweitens werde alle Items des Itempools (in der Regel zweimal – vor dem Feld- und vor dem Haupttest) jedem Teilnehmerland zur Begutachtung vorgelegt. Teil dieses Begutachtungsprozesses ist die Expertinnen- und Experteneinschätzung, in wie weit die durch ein Item getesteten Kompetenzen Teil des nationalen Lehrplans sind.

 

Zu Frage 10:

Österreichische Schülerinnen und Schüler werden im Wesentlichen durch den Schulunterricht auf die Testung im Rahmen der PIRLS-Studie vorbereitet. In Fällen anderer Länder, wo das Schuleintrittsalter von den in Österreich üblichen sechs Jahren abweicht oder wo sich Repetentinnen- und Repetentenquoten von den österreichischen unterscheiden, kann sich daher unter Umständen eine längere oder kürzere Zeitdauer bis zu einer Teilnahme an den Tests im Rahmen der PIRLS-Studie ergeben. Die gezielte Vorbereitung auf einen einzelnen Test ist schwer möglich und würde Derartiges dem Sinn des PIRLS-Projektes widersprechen. Aus didaktischer Sicht wäre das exakt das zu vermeidende „teaching to the test“. Finnland hat im Übrigen an der PIRLS 2006-Studie nicht teilgenommen.

 

 

Die Bundesministerin:

Dr. Claudia Schmied eh.