2396/AB XXIV. GP

Eingelangt am 29.07.2009
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BM für Unterricht, Kunst und Kultur

Anfragebeantwortung

Bundesministerium für

Unterricht, Kunst und Kultur

 

 

 

Frau

Präsidentin des Nationalrates

Mag. Barbara Prammer

Parlament

1017 Wien

 

Geschäftszahl:

BMUKK-10.000/0199-III/4a/2009

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wien, 28. Juli 2009

 

 

 

Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 2334/J-NR/2009 betreffend Zwangsverheiratung, die die Abg. Mag. Alev Korun, Kolleginnen und Kollegen am 2. Juni 2009 an mich richteten, wird wie folgt beantwortet:

 

Zu Frage 1:

In den Jahren 2005/2006 hat es zum Thema „Traditionsbedingte Gewalt gegen Frauen“, insbesondere auch gegen Zwangsheirat, verschiedene Aktivitäten gegeben, in die unter anderem auch das Ressort eingebunden war. In diesem Zusammenhang wurde zur Bewusstseinsbildung ein eigener Internet-Folder für die Homepage des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur erstellt, der neben der beabsichtigten Thematisierung und Sensibilisierung auch Hinweise zu Beratungsstellen und Literaturtipps enthält (http://www.bmukk.gv.at/medienpool/13107/fl_zwangsheirat.pdf).

 

Eine umfangreiche Materialien- und Linksammlung zum Thema „Frauenrechte“ findet sich auf der Plattform „Politische Bildung“

(http://www.politischebildung.schule.at/index.php?modul=themen&show_no_archiv=1&top_id=1634), darunter auch explizites Unterrichtsmaterial zum Thema „Zwangsheirat“, das allen Schulen sowie Lehrkräften zur Verfügung steht und abgerufen werden kann. Weitere Informationen zu diesem Thema finden sich auf dem seit März 2007 bestehenden Portal „Gender + Bildung“, das zwischen 10.000 und 14.000 Zugriffe pro Monat verzeichnen kann (http://www.gender.schule.at/index.php?TITEL=Gender+++Bildung&artikel=1&kthid=10585).

 

In einer im Vorjahr fertig gestellten Umfrage in vier Bundesländern (Landesschulräte, Mädchenberatungsstellen, Beratungsstellen für Migrantinnen und Migranten) wurde das Thema „Zwangsehe“ ebenfalls mitberücksichtigt. Es ist beabsichtigt, die Ergebnisse einem breiteren Kreis zugänglich zu machen.

 

Weiters sind in diesem Jahr zwei Studien des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur („Zusammen Leben Lernen in der Schule. Schüler/innen mit Migrationshintergrund in Österreich“ und „Gelebte Schulpartnerschaft: Für eine Kultur der Begegnung in der Schule. Interkulturelle Eltern-Lehrer/innen-Kooperation“) abgeschlossen worden. Auch hier wird auf Zwangsehen Bezug genommen. Eine Verbreitung der Ergebnisse ist geplant.

 

Zu Fragen 2 bis 4 sowie 6:

Der Verein Orient Express (in Wien) hat seit 2006 an Schulen Workshops zur Information und Sensibilisierung bezüglich des Themas „Zwangsverheiratung“ durchgeführt. Dieser Verein ist der einzige in ganz Österreich, der sich fast ausschließlich mit der genannten Thematik auseinandersetzt und nicht nur informiert bzw. sensibilisiert, sondern auch konkrete Hilfestellung für Betroffene bietet. Entsprechende Berichte liegen vor:

 

-     2006 (EUR 5.000;00):

      14 Workshops an Pflichtschulen, höheren berufsbildenden Schulen und Berufsschulen; 351 direkt erreichte Schülerinnen.

 

-     2007 (EUR 10.000,00):

      20 Workshops an Pflichtschulen, berufsbildenden Schulen und Berufsschulen; 406 direkt erreichte Schülerinnen.

      12 Workshops mit Frauen/Müttern; 134 Personen erreicht.

      13 Workshops für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren; 377 Personen erreicht.

 

-     2008 (EUR 20.000,00):

      40 Workshops an Schulen (hauptsächlich an Kooperativen Mittelschulen); 799 Schülerinnen und auch Schüler erreicht.

      12 Workshops für Mütter und Töchter; 132 Frauen erreicht.

      3 Workshops für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren; 79 Personen erreicht.

 

-     2009 (EUR 15.000,00):

      Der diesbezügliche Bericht wird Ende Dezember 2009 vorliegen.

 

Zu Fragen 5, 7 und 8:

Die „Gendertage“ – eine gemeinsame Initiative des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur in Kooperation mit dem Bundeskanzleramt (Frauen) und dem Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz – fanden 2008 anlässlich des europäischen Jahres des interkulturellen Dialogs zum Thema Migration und Gender statt. Ziel dieser Aktionstage war es, die genderspezifischen Aspekte der Migration im Schulbereich zum Thema zu machen, aktuelle Studien vorzustellen und unterstützende Materialien für den Unterricht anzubieten. Dazu bietet das Web-Portal „Gender + Bildung“ (www.gender.schule.at) themenspezifische Materialien, wie z. B. konkrete Anregungen für den Unterricht, Hintergrundtexte und Informationen über die Aktivitäten der beteiligten Ministerien.

 

Vom 2. bis 3. Dezember 2008 fand zur Fortbildung für Lehrerinnen und Lehrer und zum Austausch zwischen Forschung und Praxis der 2. österreichweite Gender Day in Wien statt. Anlässlich des europäischen Jahres des interkulturellen Dialogs lag auch hier der Schwerpunkt auf Migration und Gender. 160 Lehrkräfte nahmen daran teil. Die Dokumentation ist unter www.bmukk.gv.at/schulen/unterricht/ba/gb_mat_veranst_links.xml abrufbar.

 

Zu Frage 9:

Für den Bereich der Aus- und Fortbildung an den Pädagogischen Hochschulen ist darauf hinzuweisen, dass das Rahmencurriculum für die Pädagogischen Hochschulen
(Hochschul-Curriculaverordnung) in den allgemeinen Bildungszielen (§ 3) unter anderem deutliche Verweise auf die Herstellung „internationaler, europäischer und interkultureller Bezüge“ enthält, welches somit eine verbindliche Grundlage für die Curricula der einzelnen Pädagogischen Hochschulen darstellt.

 

 

 

Die Bundesministerin:

Dr. Claudia Schmied eh.