2911/AB XXIV. GP
Eingelangt am 28.10.2009
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BM für Unterricht, Kunst und Kultur
Anfragebeantwortung
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Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur
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Frau Präsidentin des Nationalrates Mag. Barbara Prammer Parlament 1017 Wien
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Geschäftszahl: |
BMUKK-10.000/0280-III/4a/2009 |
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Wien, 27. Oktober 2009
Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 3042/J-NR/2009 betreffend Analphabetismus in Österreich, die die Abg. Gerhard Huber, Kolleginnen und Kollegen am 18. September 2009 an mich richteten, wird wie folgt beantwortet:
Zu Fragen 1 bis 3:
Für Österreich stehen derzeit keine authentischen bzw. repräsentativen statistischen Daten über Analphabetismus zur Verfügung, daher auch nicht über einzelne Subpopulationen (wie z. B. die Bevölkerung einzelner Bundesländer oder Personen verschiedener Muttersprache). Derzeit laufen Arbeiten zur Beteiligung Österreichs an der von der OECD geplanten Datenerhebung PIAAC (Programme for the International Assesment of Adult Competencies) über Kompetenzen Erwachsene. Mit der Verfügbarkeit von Daten aus der PIAAC-Erhebung kann ab Herbst 2013 gerechnet werden.
Zu Fragen 4 und 6:
Eine fundierte Basisbildung ist Voraussetzung für ein selbstbestimmtes, eigenverantwortliches Leben und ist eine wesentliche Grundlage, um in einer immer komplexer werdenden Gesellschaft und einer sich ständig verändernden Arbeitswelt zurechtzukommen.
Das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur hat daher im Bereich der Basisbildung/Alphabetisierung einen besonderen Schwerpunkt gesetzt, mit dem Ziel, die Öffentlichkeit für die Problematik der Illiteralität in Österreich zu sensibilisieren und die Grundlagen für ein flächendeckendes, qualitätsgesichertes Angebot zur Basisbildung in Österreich sicherzustellen.
Wichtige Grundlagen wurden im Rahmen der Entwicklungspartnerschaft „In.Bewegung. Basisbildungs- und Alphabetisierungsnetzwerk“ erarbeitet, das seit 1. Jänner 2005 unterstützt wird und das evaluierte Modelle für die Basisbildungsarbeit, Qualitätsstandards für Angebote, eine funktionierende, qualitativ hochwertige Vernetzungsstruktur der Anbieter sowie ein Webportal bereitstellt. Für Interessierte steht das Alpha-Telefon kostenlos zur Verfügung, das neben anonymer Beratung auch Informationen über Angebote bietet. Zur Ausbildung der Lehrenden in der Basisbildung werden vom Bundesinstitut für Erwachsenenbildung St. Wolfgang seit 2003 entsprechende Lehrgänge angeboten.
Angebote zur Basisbildung wurden im Vorfeld zu Vorbereitungsangeboten zum Hauptschulabschluss im Rahmen des ESF-Ziel-3-Programmes (2000-2006) von der Abteilung Erwachsenenbildung des Ressorts finanziell unterstützt.
Seit September 2007 wird ein umfassendes Förderprogramm im Rahmen des Operationellen Programms Beschäftigung (ESF), des Phasing-Out-Programms und auf nationaler Basis realisiert, um in jedem Bundesland entsprechende Angebote zur Basisbildung sicherzustellen. Damit wurde ein erster wichtiger Schritt zu einem flächendeckenden Angebot gesetzt. Gleichzeitig werden im Rahmen dieses Förderprogramms neue Modelle entwickelt, um Betroffene noch besser zu erreichen und den Einstieg in Bildungsprozesse zu erleichtern. Wesentliches Ziel des Programms ist es, die Durchlässigkeit zwischen verschiedenen Bildungsebenen sowie zwischen Bildung und Beruf zu erhöhen. Daher werden weiterführende Angebote (Hauptschulabschluss) sowie Zugänge zu höherer Bildung (Berufsreifeprüfung) und Übergänge in den Beruf ebenfalls gefördert.
Um auf die Bildungsbedürfnisse von Migrantinnen und Migranten einzugehen, werden speziell auf die Zielgruppe zugeschnittene Maßnahmen im Bereich Basisbildung gefördert. Im Februar 2008 wurde das Projektnetzwerk Lernzentren für Migrantinnen und Migranten gestartet mit den Schwerpunkten Stärkung der Lern- und Handlungsfähigkeit, Planung und Coaching der Berufs- und Bildungswege, Anknüpfen an vorhandene Qualifikationen und Ressourcen der Zielgruppe und Entwicklung eines Curriculums zur politischen Bildung unter Berücksichtigung der Handlungskompetenz und politischen Partizipation von Migrantinnen und Migranten.
Ein weiteres Projektnetzwerk MIKA (Migration - Kompetenz – Alphabetisierung) hat die Arbeit mit November 2008 aufgenommen. Schwerpunkte sind ua. die Entwicklung österreichweiter Ausbildungsangebote für Trainerinnen und Trainer im Bereich Alphabetisierung, Basisbildung und Zweitspracherwerb für Migrantinnen und Migranten, individuelle mehrsprachige Bildungsberatung, die Migrantinnen und Migranten bei der Darstellung ihrer Kompetenzen und bei der Anerkennung im Herkunftsland erworbener Qualifikationen unterstützt, die Entwicklung von Instrumenten zur Dokumentation, Bewertung und Anerkennung von Kompetenzen und Angebote zur politischen Bildung.
Das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur stellt im Rahmen der ESF-Programme (Operationelles Programm Beschäftigung, Phasing Out) und national finanzierter Projekte rund EUR 30 Mio. für Basisbildung, Hauptschulabschluss und Berufsreifeprüfung für den Zeitraum 1. September 2007 bis 31. August 2010 zur Verfügung. Rund EUR 12 Mio. entfallen auf den Bereich Basisbildung/Alphabetisierung.
Insgesamt 17 Projektnetzwerke bzw. Entwicklungspartnerschaften mit 50 verschiedenen Institutionen der Erwachsenenbildung als Projektpartner nehmen derzeit an dem Programm teil. Die Zahl der Teilnahmen an den Kursangeboten zur Basisbildung betrug im Jahr 2008 3.000.
Zu Fragen 5 und 11:
Im Regierungsübereinkommen werden ausreichende Angebote zur Basisbildung, insbesondere für Menschen mit Migrationshintergrund, als wesentliche Voraussetzung für die Realisierung des lebensbegleitenden Lernens angeführt.
Zu Frage 7:
Nein.
Zu Fragen 8 und 9:
Die Projekte mit Schwerpunkt Sensibilisierung der Öffentlichkeit, Vernetzung der Anbieter, Erarbeitung neuer Modelle sowie Verfahren zur Kompetenzanerkennung werden weitergeführt und ausgebaut. Zur Sicherstellung eines flächendeckenden Angebotes in Österreich erstellt derzeit eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur, der Bundesländer, der Sozialpartner, von Erwachsenenbildungseinrichtungen und von Forschungseinrichtungen die Grundlagen für ein Nationales Förderprogramm, in welchem Basisbildung/Alphabetisierung neben der Vorbereitung auf den Hauptschulabschluss und die Berufsreifeprüfung einen der Schwerpunkte bildet. Der Start dieses Programms ist für 2011 geplant.
Zu Frage 10:
Im Rahmen des Phasing-Out-Programmes Burgenland (ESF) hat das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur gemeinsam mit dem Land Burgenland die Basisbildung/Alphabetisierung im Bildungsbereich zu einen Schwerpunktthema gemacht. Von September 2007 bis August 2010 finanzieren Bund und Land Burgenland gemeinsam Sensibilisierungsmaßnahmen und Angebote zur Basisbildung im Burgenland.
Ein zwischen dem Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur und den Bundesländern abgestimmtes Fördermodell zur Finanzierung der Basisbildung (neben Hauptschulabschluss und Berufsreifeprüfung) wird derzeit im Rahmen einer Arbeitsgruppe entwickelt (siehe auch die Beantwortung der Frage 9).
Die Bundesministerin:
Dr. Claudia Schmied eh.