296/AB XXIV. GP

Eingelangt am 23.01.2009
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Bundeskanzler

Anfragebeantwortung

Die Abgeordneten zum Nationalrat Darmann, Kolleginnen und Kollegen haben am 25. November 2008 unter der Nr. 232/J an mich eine schriftliche parlamentarische Anfrage betreffend Bewegung und Sport als Kosten reduzierende Faktoren gerichtet.

Diese Anfrage beantworte ich wie folgt:

Zu Frage 1:

Ø      Sind Ihnen die eingangs erwähnten Studien von Prof. Dr. Othmar Weiß bzw. von Dr. Christian Helmenstein bekannt?

Beide Studien sind bekannt. Die Studie von Dr. Helmenstein wurde vom Bundes-kanzleramt in Auftrag gegeben und auf der Homepage veröffentlicht.

Zu Frage 2:

Ø      Wurden von Ihnen oder von Seiten Ihres Ressorts deren Ergebnisse bzw. gleich-wertige Erkenntnisse anderer Studien bei der Gestaltung sportpolitischer Vorga-ben berücksichtigt?

a.   Wenn ja,

i.      in welchem Ausmaß erfolgte die Berücksichtigung?

ii.     welche Experten wurden beigezogen?

iii.    welche Ergebnisse wurden angestrebt?

iv.    welche Ergebnisse wurden tatsächlich erreicht?

b.   Wenn nein, warum nicht?

 

Die Kenntnis über den enormen volkswirtschaftlichen Nutzen, der durch diese Stu-dien belegt wird, war Ausgangspunkt der im Bereich des Breiten- und Gesundheits-sports gesetzten Bundes-Sportfördermaßnahmen.

Im Bundes-Sportförderungsgesetz 2005 sind unter § 10 Absatz 1 Ziffer 5c Besonde-re Bundessportförderungsmittel für bundesweite Bewegungsinitiativen vorgesehen. Diese Ergänzung des Bundes-Sportförderungsgesetzes 2005 erfolgte vor dem Hin-tergrund der oben angeführten Studien. Ab dem Jahr 2008 werden aufgrund des §10 Absatz 4 des Bundes-Sportförderungsgesetzes 2005 Förderungsmittel für Be-wegungsinitiativen in Kindergarten und Volksschule bereitgestellt.

In die Umsetzung wurde die Österreichische Bundes-Sportorganisation mit den Dachverbänden ASKÖ, ASVÖ und SPORTUNION einbezogen. Je nach spezifischer Maßnahme werden Experten aus den betroffenen Bereichen zugezogen.

Die Zielsetzung der Bewegungsinitiativen geht grundsätzlich in zwei Richtungen; ei-nerseits in einer Stärkung der Leistungsfähigkeit des organisierten Sports im Bereich der gesundheitsorientierten Bewegungsangebote und andererseits in einer besseren Sichtbarmachung der bereits bestehenden Angebote des Sports, um diesen als Dienstleister im Gesundheitssystem zu positionieren.

Derzeit sind 3600 qualitätsgeprüfte Bewegungsangebote unter http://www.fitfueroesterreich.at im Internet abrufbar. Diese österreichweite Flächende-ckung zeigt das Potential einer Zusammenarbeit mit den Sportvereinen auf. Das Netzwerk von 30 "Fit für Österreich"-Koordinatorinnen und Koordinatoren stellt zuderr sicher, dass bundesweite Aktivitäten auch regional nach bestimmten Vorgaben einheit-lich umgesetzt werden; dies ist ein wesentliches Element für allfällige Partner.

Die Qualitätsentwicklung soll weiters durch die Ausarbeitung eines Curriculums zur Ausbildung zum Bewegungsmanager" vorangetrieben werden. Sie ergänzt die be-stehenden Ausbildungen im sportfachlichen Bereich (Übungsleiter, Lehr-wart/lnstruktor, Trainer) beziehungsweise im Sportmanagement (BSO-Sportmanager, Sportmanager I und II), indem sportfachliche mit gesundheitsfördern-den Kenntnissen verbunden werden.


Zu Frage 3:

Ø      Wie hoch schätzen Sie die Kosten sparenden Potentiale von Bewegung und
Sport für den Gesundheitsbereich ein?

Gemäß den Ergebnissen der Studie von Prof. Dr. Othmar Weiß ist unter Anderem der volkswirtschaftliche Nutzen der Sportausübung (vermiedene Krankheitskosten) mit 567 Mio. Euro zu beziffern, während sich die Kosten auf 302 Mio. Euro belaufen.

Der sich daraus ergebende Saldo liegt bei 265 Mio. Euro. Das Potential liegt aber noch weit höher. Würde nur die Hälfte der sportfernen Menschen mehr Sport treiben, könnte ein Nutzen- beziehungsweise Einsparungseffekt von 836 Mio. Euro erreicht werden.

Zu Frage 4:

Ø    Gibt es von Ihnen oder von Seiten Ihres Ressorts Überlegungen, diese Potentiale
zu nutzen?

a.   Wenn ja,

i.   welcher Art sind diese Überlegungen ?

ii. werden dazu externe Experten aus anderen Fachbereichen wie etwa der

Krankenkassen und Sozialversicherungen herangezogen?
iii.   bestehen in diesem Zusammenhang Kooperationen mit anderen Ressorts?
iv.   werden Erkenntnisse aus der privatwirtschaftlichen Praxis miteinbezogen?

b.   Wenn nein, warum nicht?

Zum Einen werden in der Initiative Fit für Österreich" die Bemühungen des Ressorts zu Bewegungsinitiativen zusammengefasst, zum Anderen hat das Bundeskanzleramt Bundessportfördermittel für eine Initiative für mehr Bewegung in Kindergärten und Volksschulen bereitgestellt, die Bewegungsmangel bereits bei den Kindern bekämp-fen soll.

Vernetzung und Zusammenarbeit mit anderen Bereichen ist einer der Grundsätze der Initiative Fit für Österreich", was auch in der Unterzeichnung der Fit für Öster-reich-Charta dokumentiert ist, die u.a. von den Leiterinnen und Leitern folgender Einrichtungen unterzeichnet wurde:

Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur,
Bundesministerium für Gesundheit, Familie und Jugend,

Bundesministerium für Finanzen,

Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie,

Bundesministerium für Soziales und Konsumentenschutz ,

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft,

Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger,

Wirtschaftskammer Österreich,

Österreichischer Gewerkschaftsbund.

In die Initiative fließen alle Erkenntnisse ein, die mehr Bewegung für die Menschen in Österreich unterstützen können. Diese umfasst internationale Grundlagen der Welt-gesundheitsorganisation. Ebenso werden beispielsweise von der EU in Zusammen-arbeit mit der Nahrungsmittelindustrie Überlegungen zur Bekämpfung des Überge-wichts erarbeitet.

Zu Frage 5:

Ø    Können Sie sich die Aufnahme von präventiven Bewegungs- und Sportangeboten
in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen vorstellen?

a.    Wenn ja, wie kann eine solche Praxis aussehen?

b.    Wenn nein, warum nicht?

Diesbezüglich gibt es verschiedene Beispiele einer Zusammenarbeit zwischen Kran-kenkassen und Sportorganisationen. In Wien wurde in einem Pilotversuch in zwei Bezirken zur Prävention des metabolischen Syndroms PatientInnen mit einem erhöh-ten Risiko, an metabolischem Syndrom zu erkranken, sportliche Aktivität über Ärzte verordnet und durch die Wiener Gebietskrankenkasse gefördert. Das Projekt wird derzeit evaluiert, um über eine weitere Umsetzung entscheiden zu können. In Salz-burg gibt es Kooperationen im Bereich der Bewegung von Lehrlingen.

Zu Frage 6:

Ø       Hat es in dieser Frage Kontakte zu den Kassen bzw. Sozialversicherungsträgern
gegeben?

a.   Wenn ja,

i.   wann erfolgte diese?

ii.  auf welcher Ebene wurden die Gespräche durchgeführt?

iii. welche Ergebnisse erbrachten die Gespräche?

b.   Wenn nein, warum nicht?

Mit dem Hauptverband der Sozialversicherungsträger gibt es einen regelmäßigen Austausch. Der Vorsitzende Dr. Erich Laminger war auch beim Fit für Österreich"-Forum 2008 Gast und hat ein Statement über die Zusammenarbeit gegeben.

Zur Weiterentwicklung des Projektansatzes in Wien finden laufend Gespräche zwi-schen der Geschäftsführung von Fit für Österreich" und der zuständigen Stelle in der Wiener Gebietskrankenkasse statt. Ziel ist die Ausarbeitung der Grundlagen für eine Wien-weite Umsetzung des Pilotprojektes.

Zu Frage 7:

Ø       Halten Sie eine ressortübergreifende Zusammenarbeit hinsichtlich der Förderung
von Bewegung und Sport zur Reduktion der Krankheitskosten für sinnvoll?

a.    Wenn ja,

i.     mit welchen Ressorts können Sie sich eine solche Zusammenarbeit vorstel-len?

ii.    wie kann eine solche Zusammenarbeit aussehen?

iii.   wären Sie bereit, dafür von Seiten Ihres Ressorts finanzielle Mittel zur Ver-fügung zu stellen?

Die Fit für Österreich"-Charta macht deutlich, dass die Förderung von Bewegung in den verschiedensten gesellschaftlichen Bereichen und Ressorts Thema sein muss. Naheliegend sind dabei die Bereiche Schule und Gesundheit. Aber auch verkehrsor-ganisatorische Maßnahmen können beispielsweise Bewegung fördern oder hem-men. Schließlich ist die Steuerung von Verhalten über finanzpolitische Instrumente nicht zu vernachlässigen.

Eine enge Kooperation ist jedenfalls mit allen in der Beantwortung zur Frage 4 ge-nannten Bundesministerien erstrebenswert. Eine Zusammenarbeit kann von infor-mellem Austausch über die Kooperation in Projektbereichen bis hin zur gegenseiti-gen Einbindung bei den wesentlichen Themenstellungen gehen. Ziel aller Kooperati-onsmaßnahmen soll die Nutzung von Synergien mit dem gemeinsamen Ziel von Mehr Bewegung" sein.

Zu Frage 8:

Ø          Unterhält Ihre Bewegungsinitiative Fit für Österreich" Kooperationen mit anderen
Institutionen?

a.    Wenn ja, welche Ergebnisse erbrachten diese Kooperationen bzw. werden
diese weitergef
ührt?

b.    Wenn nein, warum nicht?

 

Fit für Österreich" arbeitet in mehreren Projekten mit Bundesländern zusammen und hat eine enge Kooperation mit dem Fonds Gesundes Österreich als konkrete Strate-gie festgeschrieben. Die äußert sich einerseits in der gemeinsamen Finanzierung von Projekten der bewegungsorientierten Gesundheitsförderung, anderseits in einer Partnerschaft für die Herz-Kreislauf-Kampagne des Fonds Gesundes Österreich in den nächsten beiden Jahren. Weiters ist "Fit für Österreich" verantwortlicher Partner für den Bewegungsbereich im Modellprojekt zur Herz-Kreislaufgesundheit des Fonds Gesundes Österreich, das gemeinsam mit dem Verein Gesundheitsland Kärnten" und der Kärntner Gebietskrankenkasse umgesetzt wird.

Die Kooperationen sind zum Großteil noch im Laufen und bilden mit den daraus ge-wonnenen Erfahrungen die Grundlage für die weitere Umsetzung. Der organisierte Sport wird verstärkt als kompetenter Partner im Bereich der gesundheitsorientierten Bewegungsförderung wahrgenommen und akzeptiert. Die Nachfrage nach Koopera-tionen unter Einbindung des organisierten Sports ist deutlich angestiegen. Laufende Kooperationen werden fortgeführt und in bestimmten Fällen ausgebaut.

Zu Frage 9:

Ø       Halten Sie die derzeitigen Initiativen Ihres Ressorts zur Nutzung der Kosten spa-renden Effekte von Bewegung und Sport für ausreichend?

a.  Wenn ja, wie begründen Sie diese Beurteilung?

b.  Wenn nein, welche weiteren Möglichkeiten sehen Sie, um die Kosten sparen
den Potentiale von Bewegung und Sport f
ür die österreichische Gesellschaft zu
nutzen?

Initiativen sind nur mit einem schrittweisen Strukturaufbau sparsam und nachhaltig umsetzbar. Dieser hat in den letzten Jahren stattgefunden, weswegen im letzten Jahr mit der Initiative für mehr Bewegung in Kindergärten und Schulen zusätzliche Mittel bereitgestellt wurden, um mehr Menschen mit Bewegung zu erreichen.

Mittelfristiges Ziel ist, von den Kindern ausgehend alle Altersgruppen zielgerichtet anzusprechen und so mehr Bewegung für alle Österreicherinnen und Österreicher zu erreichen.

 

Zu Frage 10:

Ø    Können Sie sich unter Berücksichtigung bereits bestehender Selbstbehalte, Zu-zahlungen und Kostenbeteiligungen ein Bonussystem" in der Krankenversiche-rung, d.h. tarifbezogene Vorteile für einen gesunden Lebensstil", vorstellen?

a.    Wenn ja, wie müsste eine solche Gesundheitsversicherung" aussehen?

b.    Wenn nein, warum nicht?

Diese Frage betrifft keinen Gegenstand der Vollziehung des Bundeskanzleramtes.