298/AB XXIV. GP

Eingelangt am 23.01.2009
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BM für Inneres

Anfragebeantwortung

 

 

           

 

Frau

Präsidentin des Nationalrates

Mag. Barbara Prammer

Parlament

1017 Wien     

           

 

                                                                                                                     

              

 

Die Abgeordneten zum Nationalrat Ablinger, Genossinnen und Genossen haben am          25. November 2008 unter der Zahl 230/J an mich eine schriftliche parlamentarische Anfrage betreffend „Schubhaftzahlen“ gerichtet.

 

Diese Anfrage beantworte ich nach den mir vorliegenden Informationen wie folgt:

 

Zu den Fragen 1 bis 3:

Einleitend ist zu bemerken, dass die Entwicklung der Schubhaft in den Jahren 2005 bis 2007 nur bedingt vergleichbar ist. So galt im Jahr 2005 noch das Fremdengesetz 1997, während mit 1.1.2006 das Fremdenpolizeigesetz 2005 in Kraft getreten ist, das unter anderem durch die Änderung des Schubhaftregimes in Bezug auf die Schubhaftdauer und die Aufnahme fremdenpolizeilicher Anschlussnormen nach asylrechtlichen Entscheidungen doch eine deutlich andere Ausgangsposition geschaffen hat.

 

Was die einzelnen angesprochenen Gründe betrifft, ist weiters festzuhalten, dass diese das fremdenpolizeiliche Verfahren und nicht den mit der Schubhaft verbundenen Sicherungszweck betreffen. Derartige Statistiken – Verfahren in Verbindung mit Schubhaft - werden allerdings nicht geführt.

 

Die Entwicklung der Schubhaft lässt sich aber aus den folgenden, nach EU-Vorgaben gestalteten, Statistiken ableiten. Eine nähere Aufschlüsselung im angefragten Detaillierungsgrad ist mangels statistischer Aufzeichnungen nicht möglich.

 

Im Jahre 2004 wurden insgesamt 9.041 Schubhaften verhängt. Im Zeitraum 1.8.2004 (Start der statistischen Erfassung) bis 31.12.2004 wurden davon 347 Schubhaften gem. § 34b AsylG verhängt, welche sich wie folgt verteilten:

·         § 34b/1/1 AsylG (ungerechtfertigtes Entfernen):    99

·         § 34b/1/2 AsylG (Ausweisungsentscheidung):     185

·         § 34b/1/3 AsylG (Folgeantrag):                               63

 

Im Jahre 2005 wurden insgesamt 7.463 Schubhaften verhängt, davon 662 Schubhaften gem. § 34b AsylG, welche sich wie folgt verteilten:

·         § 34b/1/1 AsylG (ungerechtfertigtes Entfernen):   181

·         § 34b/1/2 AsylG (Ausweisungsentscheidung):      403

·         § 34b/1/3 AsylG (Folgeantrag):                                78

 

Im Jahre 2006 wurden insgesamt 8.694 Schubhaften verhängt, davon 2.700 Schubhaften gem. § 76 Abs. 2 FPG, welche sich wie folgt verteilten:

·         § 76/2/1 FPG (durchsetzbare Ausweisung gem. §10 AsylG):    312

·         § 76/2/2 FPG (eingeleitetes AW-Verfahren gem. AsylG):          799

·         § 76/2/3 FPG (AW oder AV bereits vor Stellung Asylantrag):     259

·         § 76/2/4 FPG (Unzuständigkeit Österreich – Dublin II)             1.330

 

Im Jahre 2007 wurden insgesamt 6.960 Schubhaften verhängt, davon 1.636 Schubhaften gem. § 76 Abs. 2 FPG, welche sich wie folgt verteilten:

·         § 76/2/1 FPG (durchsetzbare Ausweisung gem. §10 AsylG):   305

·         § 76/2/2 FPG (eingeleitetes AW-Verfahren gem. AsylG):         375

·         § 76/2/3 FPG (AW oder AV bereits vor Stellung Asylantrag):    177

·         § 76/2/4 FPG (Unzuständigkeit Österreich – Dublin II)               779


Insgesamt ergeben sich folgende Schubhaftzahlen:

 

1991: 10.796

1992: 11.908

1993: 12.902

1994: 14.675

1995: 15.070

1996: 14.718

1997: 15.837

1998: 15.092

1999: 15.027

 

2000: 14.329

2001: 17.306

2002: 11.816

2003: 11.173

2004:   9.041

2005:   7.463

2006:   8.694

2007:   6.960

2008:   5.398

 

 

Zu Frage 4:

Eine derartige Statistik wurde bis zu der im Jahr 2008 erfolgten Inbetriebnahme der elektronischen Anhaltedatei nicht geführt. Eine Auswertung nach Nationalitäten für das Jahr 2008 ergibt folgendes Bild:

1.          Serbien

2.          Rumänien

3.          Russische Föderation

4.          Georgien

5.          Nigeria

6.          Moldau

7.          Indien

8.          Türkei

9.          Kosovo

10.      Slowakei

 

Zu Frage 5:

Festzuhalten ist, dass entsprechend den Vorgaben der Europäischen Union nach Nationalitäten getrennte Statistiken lediglich über erfolgte Ab- und Zurückschiebungen gemeinsam geführt werden. Diese zeigen für die Jahre 1995 bis 2008 folgendes Bild:

 

1995

 

1996

 

1997

1.

Rumänien

 

1.

Rumänien

 

1.

Rumänien

2.

Jugoslawien

 

2.

Jugoslawien

 

2.

Polen

3.

Polen

 

3.

Polen

 

3.

Jugoslawien

4.

Türkei

 

4.

Türkei

 

4.

Ungarn

5.

Mazedonien

 

5.

Ungarn

 

5.

Bulgarien

6.

Ungarn

 

6.

Slowakei

 

6.

Türkei

7.

Slowakei

 

7.

Mazedonien

 

7.

Slowakei

8.

Bosnien-Herzegowina

 

8.

Tschechien

 

8.

Mazedonien

9.

Kroatien

 

9.

Bulgarien

 

9.

Tschechien

10.

Tschechien

 

10.

Kroatien

 

10.

Kroatien

 

1998

 

 

1999

 

 

2000

1.

Rumänien

 

1.

Rumänien

 

1.

Rumänien

2.

Jugoslawien

 

2.

Jugoslawien

 

2.

Jugoslawien

3.

Polen

 

3.

Polen

 

3.

Polen

4.

Ungarn

 

4.

Slowakei

 

4.

Moldau

5.

Slowakei

 

5.

Ungarn

 

5.

Slowakei

6.

Mazedonien

 

6.

China - Volksrepublik

 

6.

Ukraine

7.

Türkei

 

7.

Mazedonien

 

7.

China - Volksrepublik

8.

Tschechien

 

8.

Tschechien

 

8.

Ungarn

9.

Bulgarien

 

9.

Irak

 

9.

Irak

10.

Bosnien-Herzegowina

 

10.

Moldau

 

10.

Türkei

 

2001

 

 

2002

 

 

2003

1.

Rumänien

 

1.

Rumänien

 

1.

Rumänien

2.

Polen

 

2.

Jugoslawien

 

2.

Polen

3.

Jugoslawien

 

3.

Polen

 

3.

Jugoslawien

4.

Moldau

 

4.

Irak

 

4.

Moldau

5.

Ukraine

 

5.

Bulgarien

 

5.

Russische Föderation

6.

Irak

 

6.

Moldau

 

6.

Bulgarien

7.

Bulgarien

 

7.

Ukraine

 

7.

Slowakei

8.

Slowakei

 

8.

Slowakei

 

8.

Indien

9.

Türkei

 

9.

China - Volksrepublik

 

9.

China - Volksrepublik

10.

Ungarn

 

10.

Ungarn

 

10.

Ukraine

 

2004

 

2005

 

2006

1.

Rumänien

 

1.

Rumänien

 

1.

Rumänien

2.

Russische Föderation

 

2.

Jugoslawien

 

2.

Serbien u. Montenegro

3.

Moldau

 

3.

Moldau

 

3.

Ukraine

4.

Jugoslawien

 

4.

Ukraine

 

4.

Moldau, Republik

5.

Ukraine

 

5.

Bulgarien

 

5.

Ungarn

6.

Bulgarien

 

6.

Ungarn

 

6.

Bulgarien

7.

Indien

 

7.

Polen

 

7.

Georgien

8.

Georgien

 

8.

Slowakei

 

8.

Slowakei

9.

Polen

 

9.

Russische Föderation

 

9.

Polen

10.

Türkei

 

10.

Georgien

 

10.

Türkei

 

2007

 

2008  

 

 

 

1.

Serbien

 

1.

Serbien

 

 

 

2.

Rumänien

 

2.

Rumänien

 

 

 

3.

Ukraine

 

3.

Irak

 

 

 

4.

Moldau, Republik

 

4.

Slowakei

 

 

 

5.

Ungarn

 

5.

Ungarn

 

 

 

6.

Irak

 

6.

Polen

 

 

 

7.

Slowakische Republik

 

7.

Moldau, Republik

 

 

 

8.

Polen

 

8.

Afghanistan

 

 

 

9.

Türkei

 

9.

Marokko

 

 

 

10.

Georgien

 

10.

Türkei

 

 

 

 

Zu Frage 6:

Statistisch belegte Aussagen sind erst seit der im Jahr 2008 erfolgten Einführung der elektronischen Anhaltedatei möglich. Demnach beträgt die durchschnittliche Schubhaftdauer 24,53 Tage. Im Jahr 2008 haben sich 305 Fremde länger als 90 Tage in Schubhaft befunden.

 

Zu Frage 7:

Derartige Statistiken werden nicht geführt.

 

Zu Frage 8:

Im Jahre 2005 befanden sich 171 Minderjährige in Schubhaft.

Im Jahre 2006 befanden sich 185 Minderjährige in Schubhaft.

Im Jahre 2007 befanden sich 163 Minderjährige in Schubhaft.

 

Die Altersfeststellung obliegt der jeweiligen verfahrensführenden Fremdenpolizeibehörde.

 

Zu Frage 9:

Schubhäftlinge waren in folgenden Polizeianhaltezentren untergebracht:

 

2005

2006

2007

PAZ Bludenz              238

PAZ Eisenstadt 1       389

PAZ Eisenstadt 2       186

PAZ Graz                    553

PAZ Leoben                169

PAZ Innsbruck            499

PAZ Klagenfurt           505

PAZ Villach                 314

PAZ Linz                     709

PAZ Steyr                     45

PAZ Wels                   204

PAZ Salzburg             905

PAZ Schwechat         130

PAZ St. Pölten            301

PAZ Wr. Neustadt      171

PAZ Wien                2.790

 

Gesamt:                   8.108

PAZ Bludenz              186

PAZ Eisenstadt 1       316

PAZ Eisenstadt 2       148

PAZ Graz                    712

PAZ Leoben                217

PAZ Innsbruck            412

PAZ Klagenfurt           449

PAZ Villach                 233

PAZ Linz                     666

PAZ Steyr                    67

PAZ Wels                   256

PAZ Salzburg          1.126

PAZ Schwechat         180

PAZ St. Pölten            269

PAZ Wr. Neustadt      205

PAZ Wien                3.920

 

Gesamt:                   9.362

PAZ Bludenz              166

PAZ Eisenstadt 1       190

PAZ Eisenstadt 2       159

PAZ Graz                    426

PAZ Leoben                226

PAZ Innsbruck            394

PAZ Klagenfurt           206

PAZ Villach                 150

PAZ Linz                     623

PAZ Steyr                    64

PAZ Wels                   200

PAZ Salzburg             721

PAZ Schwechat         192

PAZ St. Pölten            291

PAZ Wr. Neustadt      219

PAZ Wien                3.386

 

Gesamt:                   7.613

 

 

Zu Frage 10:

Der Schubhaftvollzug erfolgt ausschließlich in den Polizeianhaltezentren.