3128/AB XXIV. GP
Eingelangt am 26.11.2009
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BM für Verkehr, Innovation und Technologie
Anfragebeantwortung
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An die Präsidentin des Nationalrats Mag.a Barbara PRAMMER Parlament 1017 W i e n
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Wien, am . November 2009
Die Abgeordneten zum Nationalrat Dr. Moser, Freundinnen und Freunde haben am 28. September 2009 unter der Nr. 3137/J an mich eine schriftliche parlamentarische Anfrage betreffend „Natürlich nichts gewusst“ von ÖBB-Skandalen gerichtet.
Diese Anfrage beantworte ich wie folgt:
Zu den Fragen 1 bis 6:
Ø Wer hat das BMVIT in der ÖBB-Aufsichtsratssitzung am 26.5.2008 als Staatskommissär/in vertreten?
Ø Was wurde dem Verkehrsminister a) über diese Sitzung, b) über die Befassung des Aufsichtsrats in dieser Sitzung zum Thema Datenschutz und gesetzwidrige Krankendatenerfassung etc. berichtet?
Ø Falls nichts im Sinne von Frage 2 a) berichtet wurde – warum nicht?
Ø Falls nichts im Sinne von Frage 2 b) berichtet wurde – warum nicht?
Ø Falls doch etwas berichtet wurde – wie kommt es, dass Werner Faymann dennoch „natürlich nicht informiert,“ wurde, wie er im ORF-Mittagsjournal am 22.9.2009 angab?
Ø Wie erklären Sie, dass Sie – wie am 17.9.2009 gegenüber der APA angegeben – zum Thema Datenschutz und gesetzwidrige Krankendaten-Erfassung „natürlich nichts gewusst“ haben, obwohl die Staatskommissäre, die Zuständigen im Kabinett und der Aufsichtsratspräsident nach wie vor dieselben wie im Mai 2008 sind, das Thema rechtlich und politisch wohl brisant genug für ständige Beobachtung ist, der Vorsitzende der ÖBB-Personalvertretung prominenter Politiker Ihrer Partei ist und überdies die aktuelle Berichterstattung von Medien – vgl. z.B. FORMAT – keinen Zweifel daran lässt, dass ÖBB-Aufsichtsratsvorsitzender Pöchhacker und ÖBB-Chef Klugar die BMVIT-Spitze informiert hatten?
Herr Sektionschef Mag. Dr. Gürtlich vertrat das BMVIT in der außerordentlichen Sitzung des Aufsichtsrates der ÖBB– Holding AG am 26. Mai 2008.
Grundsätzlich ist hinsichtlich der Funktion eines Staatskommissärs anzumerken, dass dieser gemäß §13 Eisenbahngesetz idgF als vom BMVIT entsandter Vertreter das Recht hat, an den Sitzungen des Aufsichtsrates teilzunehmen. Während den Mitgliedern des Aufsichtsrates die Kontroll- und Genehmigungsbefugnisse über wichtige Entscheidungen in der laufenden Geschäftsgebarung des Unternehmens obliegen und sie hiezu stimmberechtigt sind, ist der zusätzlich zu den Sitzungen des Aufsichtsrates entsandte Staatskommissär ein Organ der Aufsicht, das aus Sicht der besonderen Interessen des Bundes dem BMVIT zu berichten hat.
Diese Interessen sind schwerpunktmäßig die der bereitgestellten finanziellen Bundesmittel und die der eisenbahnbehördlichen Aufsicht über die Sicherheit und Ordnung auf den Eisenbahnen. Darüber hat die als Staatskommissär/in entsandte Person zusammenfassend zu berichten.
Im Lichte von §13 Eisenbahngesetz idgF gab es also aus Sicht des Staatskommissärs nichts Berichtenswertes.
Zu den Fragen 7 und 8:
Ø Wie viele Aufsichtsratssitzungen der ÖBB und ihrer Teilfirmen fanden a) 2005, b) 2006, c) 2007, d) 2008 und e) im Jahr 2009 bis zur Beantwortung dieser Anfrage im einzelnen statt?
Ø An welchen Aufsichtsratssitzungen der ÖBB und ihrer Teilfirmen in den Jahren a) 2005, b) 2006, c) 2007, d) 2008 und e) im Jahr 2009 bis zur Beantwortung dieser Anfrage nahmen welche Staatskommissäre teil?
Folgende Aufsichtsratssitzungen der „ÖBB und ihrer Teilfirmen“ fanden im gefragten Zeitraum statt:
ÖBB-Holding AG
2005:
7. AR; 16.3.2005: Karl-Johann Hartig
8. AR; 28.4.2008: Gerhard Gürtlich bis 11.57 Uhr, danach Karl-Johann Hartig
9./10. AR; 16.6.2005: Karl-Johann Hartig
11. AR; 1.9.2005: Karl-Johann Hartig
12. AR; 20.10.2005: Karl-Johann Hartig
13. AR; 15.12.2005: Karl-Johann Hartig
ao.AR; 15.11.2005: Karl-Johann Hartig
2006:
14. AR; 25.4.2006: Karl-Johann Hartig
15. AR; 20.6.2006: Gerhard Gürtlich
16. AR; 19.9.2006: Karl-Johann Hartig
17. AR; 12.12.2006: Karl-Johann Hartig
ao.AR; 9.2.2006: Karl-Johann Hartig
ao.AR; 12.10.2006: Karl-Johann Hartig
ao.AR; 30.11.2006: Karl-Johann Hartig
2007:
18. AR; 13.4.2007: Karl-Johann Hartig
19. AR; 14.5.2007: Karl-Johann Hartig
20. AR; 18.9.2007: Gerhard Gürtlich
21. AR; 11.12.2007: Gerhard Gürtlich
ao.AR; 26.6.2007: Karl-Johann Hartig
ao.AR; 15.10.2007: Gerhard Gürtlich
ao.AR; 24.10.2007: Gerhard Gürtlich
ao.AR; 16.11.2007: Gerhard Gürtlich
ao.AR; 5.12.2007: Gerhard Gürtlich
2008:
22. AR; 26.2.2008: ---
23. AR; 22.4.2008: Gerhard Gürtlich
24. AR; 1.7.2008: Gerhard Gürtlich
25. AR; 14.10.2008: Gerhard Gürtlich
26. AR; 10.12.2008: Gerhard Gürtlich
ao.AR; 31.3.2008: Gerhard Gürtlich
ao.AR; 26.5.2008: Gerhard Gürtlich
ao.AR; 29.7.2008: Gerhard Gürtlich
ao.AR; 14.8.2008: Georg Parrer
ao.AR; 23.10.2008: Gerhard Gürtlich
2009:
27. AR; 3.03.2009: Gerhard Gürtlich
28. AR; 28.04.2009: Gerhard Gürtlich
29. AR; 16.06.2009: ---
30. AR; 22.09.2009: Gerhard Gürtlich
ao.AR; 29.07.2009: Gerhard Gürtlich
ÖBB-Infrastruktur Betrieb AG
2005:
3. AR; 10.3.2005: Gerhard Gürtlich
4. AR; 9.06.2005: Gerhard Gürtlich
5. AR; 25.8.2005: Gerhard Gürtlich
6. AR; 13.10.2005: Gerhard Gürtlich
7. AR; 7.12.2005: Gerhard Gürtlich
2006:
8. AR; 20.4.2006: Georg Parrer
9. AR; 14.6.2006: Gerhard Gürtlich
10. AR; 13.9.2006: Gerhard Gürtlich
11. AR; 5.12.2006: Gerhard Gürtlich
ao.AR; 24.2.2006: Gerhard Gürtlich
ao.AR; 12.10.2006: Georg Parrer
2007:
12. AR; 15.3.2007: Gerhard Gürtlich
13. AR; 10.5.2007: Gerhard Gürtlich
14. AR; 14.9.2007: Georg Parrer
15. AR; 6.12.2007: Gerhard Gürtlich
ao.AR; 23.1.2007: ---
ao.AR; 20.6.2007: Georg Parrer
2008:
16. AR; 10.3.2008: Gerhard Gürtlich
17. AR; 21.4.2008: Gerhard Gürtlich
18. AR; 26.6.2008: Gerhard Gürtlich
19. AR; 9.10.2008: Gerhard Gürtlich
20. AR; 9.12.2008: Gerhard Gürtlich
2009:
21. AR; 26.2.2009: ---
22. AR; 23.4.2009: Gerhard Gürtlich
23. AR; 10.6.2009: ---
24. AR; 17.9.2009: Gerhard Gürtlich
ao.AR; 27.4.2009: Gerhard Gürtlich
ao.AR; 28.7.2009: Georg Parrer
ÖBB-Infrastruktur Bau AG:
2005:
1. AR; 16.3.2005: Georg Parrer
2. AR; 9.6.2005: Georg Parrer
3. AR; 25.8.2005: Georg Parrer
4. AR; 13.10.2005: Georg Parrer
5. AR; 7.12.2005: Georg Parrer
2006:
6. AR; 20.4.2006: Georg Parrer
7. AR; 14.6.2006: Georg Parrer
8. AR; 13.9.2006: Georg Parrer
9. AR; 6.12.2006: Georg Parrer
ao.AR; 16.2.2006: Georg Parrer
2007:
10. AR; 15.3.2007: Georg Parrer
11. AR; 10.5.2007: Karl-Johann Hartig
12. AR; 13.9.2007: Georg Parrer
13. AR; 6.12.2007: Georg Parrer
ao.AR; 27.3.2007: Georg Parrer
ao.AR; 13.4.2007: Georg Parrer
ao.AR; 20.6.2007: Georg Parrer
ao.AR; 24.10.2007: Georg Parrer
2008:
14. AR; 25.2.2008: Georg Parrer
15. AR; 21.4.2008: ---
16. AR; 26.6.2008: Georg Parrer
17. AR; 9.10.2008: Georg Parrer
18. AR; 9.12.2008: Georg Parrer
ao.AR; 1.7.2008: Gerhard Gürtlich
ao.AR; 10.7.2008: Georg Parrer
ao.AR; 13.10.2008: Georg Parrer
ao.AR; 4.11.2008: ---
2009:
19. AR; 26.2.2009: ---
20. AR; 23.4.2009: Gerhard Gürtlich
21. AR; 10.6.2009: ---
22. AR; 17.9.2009: Georg Parrer
ao.AR; 22.1.2009: Georg Parrer
ao.AR; 26.3.2009: Georg Parrer
ao.AR; 27.4.2009: Gerhard Gürtlich
ao.AR; 28.7.2009: Georg Parrer
Zu Frage 9:
Ø Wie viel wurde an Sitzungsgeldern in den Jahren a) 2005, b) 2006, c) 2007, d) 2008 und e) im Jahr 2009 bis zur Beantwortung dieser Anfrage an BMVIT-Staatskommissäre ausgezahlt?
Zu Ihren einleitenden Anmerkungen möchte ich feststellen, dass an Staatskommissäre bei den ÖBB keine Sitzungsgelder ausbezahlt werden.
Insgesamt wurde für die Tätigkeit aller Staatskommissäre in Eisenbahnverkehrsunternehmen in den Jahren 2005 bis 2008 ein Vergütungsbetrag in der Höhe von € 6.589,70 pro Jahr, für das laufende Jahr 2009 bis dato € 2.136,58 ausbezahlt.
Zu den Fragen 10 und 11:
Ø Wie erklären Sie – angesichts der offensichtlich geringen Wirksamkeit der Tätigkeit von Staatskommissären, die durch die Unwissenheit bzw. Uninformiertheit von VerkehrsministerInnen über zentrale rechtlich und politisch brisante Inhalte der Aufsichtsratssitzungen dokumentiert ist – dass ausgerechnet dieses Wirken von Staatskommissären und die Festlegung ihrer Sitzungsgelder (!) im derzeit aktuellen Entwurf für einen SPÖ-ÖVP-Initiativantrag für eine Novelle des Eisenbahngesetzes ganz zuoberst Thema und somit offenbar eine große politische Priorität Ihrerseits bzw. Ihres Hauses ist?
Ø Werden Sie das Staatskommissärs-Wesen im BMVIT weiter pflegen – wenn ja, warum und zu wessen Nutzen?
Ich halte es für zweckmäßig, dass die Aufsicht und die Berichterstattung durch Personen, die als Staatskommissär/innen im Bereich der Bundesbahnen und einiger wichtiger Privatbahnen entsandt sind, weiterhin regelmäßig wahrgenommen wird. Die Regelung über die Vergütungsbeträge für diese Tätigkeit soll nicht verändert, sondern mit den Regelungen für Privatbahnen vereinheitlicht werden.
Angesichts dessen, dass der Bund gerade in der laufenden Regierungsperiode erhöhte Mittel zum Ausbau der Eisenbahnen bereitstellt, und angesichts dessen, dass gerade bei der schrittweisen Marktöffnung im Eisenbahnbereich besonderes Augenmerk auf die gesamthafte Wahrung der Sicherheit und Ordnung zu richten ist, ist ein weiterer Einsatz von Personen als Staatskommissär/innen gerechtfertigt und zweckmäßig.